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Archiv "Wartezeiten: Scheinheilig" (17.10.2008)

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A2221 gen ist die zeitliche Belastung auch der Fachärzte deutlich angestiegen und musste zwangsläufig zu einer Zunahme der Wartezeiten führen. Es ist nur allzu verständlich, wenn dann bei der Terminvergabe der wirtschaft- lich günstigere Patient Vorrang er- hält. Dabei muss ich festhalten, dass ich kein einziges Beispiel kenne, wo eine ärztlich notwendige Untersu- chung nach Kontaktaufnahme mit dem Fachkollegen nicht umgehend vorgezogen worden ist . . .

Dr. med. Thomas Hausen,Grafenstraße 52, 45239 Essen

Scheinheilig

Die Diskussion über eine „Zweiklas- senmedizin“ in Deutschland und der entrüstete Aufschrei der Medien uni- sono mit unseren Gesundheitspoliti- kern sind an Bigotterie wohl kaum noch zu überbieten. Seit Jahren tun unsere zuständigen Gesundheitspoli- tiker alles, um medizinische Leis- tungen transparent, planbar und be- rechenbar zu machen; dies alles natürlich, um Kosten zu senken.

Dieses Diktat der Ökonomie über die Medizin mit all seinen Auswüch- sen wird nicht nur in der Ärzteschaft seit Längerem beklagt, sondern auch im Ausland verwundert registriert.

So z. B. in Australien, wo sich die Erfinder des DRG-Systems nur noch kopfschüttelnd über die deutsche Gründlichkeit wundern, mit der die- ses System jetzt als Allheilmittel für eine Reform im Gesundheitswesen gesehen wird, nachdem es eigentlich nur für die Schaffung von Transpa- renz, jedoch nicht für die Steuerung und Reglementierung von Leistun- gen entwickelt worden war. Warum wundern sich jetzt dieselben Politi- ker, die mit ihren Maßnahmen vor allem die niedergelassenen Ärzte, aber auch die Krankenhäuser wis- sentlich in eine Situation gebracht haben, in der sie ihre Leistungen planen und budgetieren müssen, dar- über, dass dem so ist? Warum schrei- en jetzt alle so entrüstet auf: „Das haben wir nicht gewollt“? Natürlich ist es gewollt, wenn bei gedeckeltem Budget Leistungen vom einem Quartal ins nächste geschoben wer- den, wenn kein Notfall vorliegt.

Natürlich würde diese Praktik been-

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A2222 Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 105⏐⏐Heft 42⏐⏐17. Oktober 2008

B R I E F E

erwarten. In dieser Abhängigkeit werden sie nun ausgenutzt . . .

Dr. med. Karl-Rüdiger Hagelberg, Alte Rabenstraße 14, 20148 Hamburg

WEITERBILDUNG

Die fachgebundene Psychotherapie ist eine neue Zusatzbe- zeichnung (DÄ 30/

2008: „Mehr Möglich- keiten“ von Michael Linden et al.).

In großer Sorge

. . . Ich kann im Gegensatz zu den Verfassern des Artikels keine

„höchst interessante Erweiterung der Psychotherapieoptionen“ wahr- nehmen, sondern bin in großer Sor- ge, dass zumindest die tiefenpsy- chologisch orientierten Psychothe- rapieansätze auf diese Weise auf der Strecke bleiben. Natürlich spricht nichts dagegen, wenn sich soma- tisch orientierte Mediziner in ihrem Fachgebiet spezifisch psychothera- peutisch weiterbilden; dies hat je- doch nichts mit der psychotherapeu- tischen Tätigkeit des heute beste- henden ärztlichen Zusatztitels Psy- chotherapie zu tun. Warum dieser in der Qualität gegenüber einem psy- chiatrischen Kollegen, der im Rah- men seiner Facharztausbildung Psy- chiatrie keine längere Psychothera- pieweiterbildung erhalten hat, noch zurückgestuft werden muss, bleibt mir unklar. Ebenfalls macht es kei- nen Sinn, eine weitere Minderquali- fikation (nur halbe Ausbildungsan- forderungen) dieses fachgebunde- nen Psychotherapeuten einzuführen.

Dass es nicht nur um eine zusätzli- che Qualifikation von Somatikern geht, sondern dass den bisher ärztli- chen psychotherapie-qualifizierten Zusatztitelinhabern künftige beruf- liche Arbeitsmöglichkeiten auf diese Weise verwehrt werden, ist meines Erachtens offensichtlich. Nun befin- det man sich wieder mitten im Ver- teilungskampf der Lobbygruppen (Psychiater, Psychotherapeuten, Psychosomatiker usw.) und läuft Gefahr zu übersehen, dass die fach- bezogene Psychotherapie das bishe- rige Grundverständnis von psycho-

therapeutischer Arbeit infrage stellt . . . Wohin geht denn künftig der Patient mit einem psychogenen Schwindel? Zum neurologischen Psychotherapeuten? Zum HNO- Psychotherapeuten? Zum internisti- schen Psychotherapeuten? Oder nicht am Ende doch lieber zum Heilpraktiker, der sich bemüht, ihn in Gesamtpersönlichkeit und soma- tischer Krankheit zu erfassen, auch wenn es dort an der psychothera- peutischen Fachkompetenz fehlen könnte.

Dr. med. Jan Peter Theurich,LWL-Klinik Gütersloh, Hermann-Simon-Straße 7, 33334 Gütersloh

REHABILITATION

Evidenzbasierte Standards werden immer wichtiger, aber auch die indivi- duelle Therapiege- staltung (DÄ 28–29/

2008: „Medizinische Rehabilitation: Mehr Qualität durch Leitli- nien und Fallgruppen“ von Leonie von Manteuffel).

Schielen auf den Tagessatz

Vielen Dank für den Artikel über die Qualitätssteuerung in der Rehabilita- tion durch die DRV. Hier ist sicher ein Umdenken dringend erforderlich.

Die angeregten Werkzeuge (Rehabili- tandenbefragung, Visitationen, Peer- Review etc.) können alle hilfreich sein, wenn die Belegungssteuerung sich dann wirklich nach der Qualität richtet und nicht ganz anderen Inter- essen untergeordnet wird, nämlich dem Tagessatz der Einrichtungen . . . Besonders Erfahrungen mit einer re- gionalen Rentenversicherungsstelle kommen mir da in den Sinn. Geneh- migte Rehaanträge führen reflexar- tig – ohne Berücksichtigung von Empfehlungen des Arztes oder der Wünsche des Antragstellers – zur Einweisung in eine der zwei (eige- nen?) Kliniken. Nachdem drei Pati- enten hintereinander aus diesen Kli- niken zurückgekommen sind, ohne eine einzige krankengymnastische Einzelbehandlung (die selbstver- ständlich teurer ist als jede Gruppen- behandlung) erhalten zu haben, habe det werden, wenn es keine Budget-

deckelung mehr gäbe, und zwar un- abhängig davon, ob der jeweilige Patient gesetzlich versichert ist oder ein Selbstzahler. Wer hier so tut, als sei das nicht vorhersehbar gewesen, sagt wissentlich die Unwahrheit oder ist nicht mehr in der Lage, die Konsequenzen und die Tragweite seiner Entscheidungen zu übersehen und somit nicht geeignet, eine vor- ausschauende Gesundheitspolitik und Reform im Gesundheitswesen zu gestalten . . .

Priv.-Doz. Dr. med. Dirk W. Sommerfeldt, Abteilung für Kinder- und Jugendtraumatologie, Altonaer Kinderkrankenhaus, Bleickenallee 38, 22763 Hamburg

IGELN

Individuelle Gesund- heitsleistungen ent- wickeln sich zu ei- ner zusätzlichen Ein- nahmequelle für Ärzte (DÄ 36/2008:

„Selbstzahlerleis- tungen: ,Igeln‘ bringt Ärzten mehr als ei- ne Milliarde“ von Samir Rabbata).

Unethisch

. . . So wie das „Igeln“ indes gedacht und immer systematischer installiert ist und entsprechend oft gehandhabt wird, bleibt es trotz aller Beschwich- tigung unethisch. Dort, wo Verkaufs- gespräche oder Verkaufswerbungen in den Praxen parallel oder sogar vor den Behandlungen stattfinden und nicht als (früher schon immer übli- che) „ultima ratio“ einer Behandlung oder als initialer Patientenwunsch, besteht zumindest der dringende Ver- dacht, dass es primär um das Bedürf- nis des Arztes (nach Verdienst) und nicht wirklich um das Bedürfnis der Patienten geht. Dann aber ist eine ethische Grenze überschritten. Der Arzt wirbt und handelt als Kaufmann mit einer anderen Ethik als als Medi- ziner. Das Hinterlistige dabei ist, dass die Patienten diesen Übergang oft gar nicht durchschauen. Die Behauptung, dass das Arzt-Patienten-Vertrauens- verhältnis unter dem „Igeln“ nicht leidet, ist deshalb der Gipfel einer verlogenen Augenwischerei. Patien- ten stellen sich doch ohnehin schwer- lich gegen den, von dem sie Heilung

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