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Archiv "Wartezeiten: Ein Stachel gelockert" (06.05.2011)

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Deutsches Ärzteblatt

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Jg. 108

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Heft 18

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6. Mai 2011 A 1013

Das Leser-Forum

Beiträge im Deutschen Ärzteblatt sollen zur Diskussion anregen. Deshalb freut sich die Redaktion über jeden Leserbrief. Wir müssen aus der Vielzahl der Zuschriften aber auswählen und uns Kürzungen vorbehalten. Leserbriefe geben die Meinung des Autors, nicht die der Redaktion wieder. E-Mails richten Sie bitte an leserbriefe@aerzteblatt.de, Briefe an das Deutsche Ärzteblatt, Ottostraße 12, 50859 Köln.

KOMMUNIK A TION

Ärzte sollten Unsi- cherheiten richtig einschätzen und dem Patienten ver- ständlich erklären können (DÄ 11/

2011: „Risikokom- munikation: Nutzen und Risiken richtig verstehen“ und DÄ 9/2011: „Risiken und Unsicherheiten richtig verstehen lernen“ von Odette Wegwarth und Gerd Gigerenzer).

Lob

Ein großes Lob für den Artikel und vor allem für die Initiative, diese folgenreichen Wissensdefizite vie- ler klinisch tätiger Ärzte zumindest etwas zu vermindern.

Dr. Bernhard Lache, 94032 Passau

Für die Praxis ungeeignet

Die Ursache für mangelhafte Risi- kokommunikation und fehlendes Verständnis von statistischen Anga- ben liegt nicht in einer fehlenden Ausbildung, einer vernachlässigten Weiter- und Fortbildung unserer Berufsgruppe oder darin, dass „Ärz- te . . . Probleme mit Zahlen“ haben.

Vielmehr ist die Ursache darin zu sehen, dass diejenigen, die als Au- toren tätig sind, auch die Verpflich- tung haben, ihre Ergebnisse so zu präsentieren, dass damit gearbeitet werden kann.

Sie wollen auch keine Angaben Ih- res Autoherstellers darüber, mit wie viel Newtonmeter Drehmoment das Lenkrad Ihres Wagens bewegt wer- den muss; Sie wollen nur ein leicht- gängiges, aber stabiles Steuerrad.

Es ist schlicht unmöglich für den Arzt, dem Patienten zu erklären, dass hier in Europa der positive

O U

Ä c e d s k 2 munikation: Nutzenu

Schnelltest ELISA bei HIV oder der positive GT-10-Test etwas anderes bedeutet als zum Beispiel in Nige- ria! Unabhängig davon weiß jeder, dass nirgendwo so viel getunt wird wie bei Statistiken und . . . dass sie im Einzelfall nichts helfen.

Das „Schicksal“ des individuellen Patienten kann durch keine Statistik beschrieben werden.

Die Frage ist, was fangen wir in der Praxis mit den vielen – oft unsauber erhobenen – statistischen Werten so mancher wissenschaftlichen Arbeit an?!

Dr. med. Gerald Strohe, Obermedizinalrat, Arzt für öffentliches Gesundheitswesen, Landratsamt Karls- ruhe, 76137 Karlsruhe

Arriba kann helfen

Die von den Autoren beschriebenen Kommunikationsprobleme bei der Darstellung von Risiken, aber auch von Therapieeffekten, können unter anderem durch geeignete optische Darstellungen verringert werden.

Eine solche – mehrfach preisge- krönte – Grundlage für das Arzt-Pa- tienten-Gespräch bietet „arriba“ als Papier- und elektronische Version.

Neben den klassischen Tools zu Herz-Kreislauf-Risiken werden der- zeit auch solche zum Prostatakrebs- Screening entwickelt. Das Pro- gramm ist kostenlos herunterladbar unter www.arriba-hausarzt.de.

Dr. med. Uwe Popert, 34119 Kassel

W A RTEZEITEN

Ärzte, die Privatpa- tienten schneller ei- nen Termin geben, sollen nach dem Willen der SPD Geldbußen zahlen oder ihre Zulassung verlieren (DÄ 7/2011: „Kritik an SPD- Vorschlag“ von Arne Hillienhof).

Disqualifiziert

Der Artikel zur Kritik an dem von der SPD formulierten Vorschlag, Ärzte zu bestrafen, die Privatpa- tienten bevorzugen, endet mit ei- nem Paukenschlag. Nämlich mit ei- nem Zitat von Werner Baumgärtner, dem Vorsitzenden des Medi-Ver- bundes, in dem dieser seine persön- liche Inkompetenz offenbart: „Wer- den demnächst auch die Deutsche Bahn und die Lufthansa für die un- terschiedliche Betreuung von Fahr- gästen der ersten und zweiten Klas- se mit hohen Strafen belegt?“ Man

mag von dem Vorschlag der SPD halten, was man möchte, wer aller- dings Gesundheitsfürsorge, also die Erfüllung eines Menschenrechts, mit der Fahrt bei einem Verkehrs- dienstleister oder noch besser mit einem Urlaubsflug vergleicht, der disqualifiziert sich für die weitere Teilnahme am Gestaltungsprozess des Gesundheitswesens. Man könn- te somit ebenfalls mit einem Zitat schließen, allerdings diesmal von einem Menschen, der sich wohl et- was gründlicher Gedanken darüber machte, was er sagte: „Of all forms of inequality, injustice in health care is the most shocking and in - humane“ – Martin Luther King, Junior .

Johannes Milloth, 69123 Heidelberg

Ein Stachel gelockert

Natürlich ist der Vorschlag der SPD-Fraktion töricht, über irgend- welche Kontrollanrufe eine Bevor- zugung von Privatpatienten heraus- Ä

t n s W G o verlieren (DÄ 7/2011

B R I E F E

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6. Mai 2011 zufinden und dann die entspre-

chend auffälligen Vertragsärzte zu kantern. Auf der anderen Seite sind das laute Geschrei und die Wagen- burgmentalität von KBV über Hart- mannbund bis zu einem Medi- Bund überwältigend und zeigen, dass da wohl ein Stachel gelockert wurde. Das Phänomen der Bevor- zugung von Privatpatienten ist al- lerdings längst in der Bevölkerung angekommen und gehört da offen- bar zur allgemeinen Lebenserfah- rung.

Die pauschalierte Entgeltung der Vertragsärzte hat den Privatpatien- ten zur letzten, noch selbst steuer- baren Einnahmeoption gemacht.

Letztlich ist die im Mittel über der Inflationsrate liegende jährliche Beitragsanpassung der privaten Krankenkassen ein Ausdruck nicht nur einer älter werdenden Privat- klientel, sondern auch einer Zunah- me an absoluter Leistungserbrin- gung an Privatpatienten . . . Der Privatpatient selbst ist sich sei- nes Status durchaus bewusst, und wer kennt nicht berüchtigte Sätze

wie „Mein Mann ist Privatpatient“

oder „Wir sind aber privat versi- chert“, mit denen eine bestimmte Anspruchshaltung vertreten wird, der man sich ungern verschließt.

Insofern ist es äußerst weltfremd davon auszugehen, dass Privatpa- tienten, aber auch sogenannte poli- tische oder sozialmedizinische VIP- Patienten, die keineswegs privat versichert sind, egalisiert behandelt werden. Dabei muss die Behand- lung dieser Patienten gar nicht mal besser sein, was sie ja auch ethisch und sachlich nicht sein darf. Sie wird aber oftmals deutlich umfang- reicher ausfallen, was letztlich auch die Kostensteigerung in der PKV miterklären dürfte.

Prof. Dr. med. Ulrich Hake, 55130 Mainz

Grotesk

Dass die Wartezeiten angesichts Personalmangels/Übertechnisierung in der Medizin, vermischt mit An- spruchshaltung/Zeitnot der Patien- ten, zwangsläufig zunehmen, müss- ten eigentlich auch „Gesundheitsex-

perten“ der SPD kapieren. Ärztliche Tätigkeit ist keine Fließbandarbeit oder Robotik, die sich zeitlich vor - ausberechnen lässt. Würden die von Herrn Lauterbach vorgeschla- genen Geldstrafen oder der bis zweijährige Entzug der RVO-Kas- senzulassung groteske Realität, gä- be es noch mehr auswandernde oder praxisferne Berufszweige wählende Jungärzte. Zwangsmaß- nahmen verschärfen nur den Ärzte- mangel und machen den humanitä- ren Beruf vollends unattraktiv. Im sozialistisch regierten Schweden vor 50 Jahren erlebte ich aufgrund weitgehend entprivatisierter Staats- medizin oft monatelange Wartezei- ten für „Normalpatienten“ (außer bei Notfällen und Geburtshilfe).

Entsprechend stieg der Grenzver- kehr mit Dänemark. Heutzutage muss ich auch bei uns als Privatver- sicherter trotz pünktlicher Termin- vereinbarung mit stundenlanger Wartezeit rechnen, weil ich die Si- tuation kenne . . .

Prof. em. Dr. med. Otto Paul Hornstein, 91080 Uttenreuth

KONFLIKTE

Ein adäquater Um- gang mit Interessen- konflikten sollte selbstverständlicher Teil des ärztlichen Berufsethos sein (DÄ 6/2011: „Interessen- konflikte in der Medizin: Mit Transparenz Vertrauen stärken“ von Klaus Lieb et al.).

Typisch deutsch

Die geplanten beziehungsweise vor- geschlagenen Verfahrensanweisun- gen mögen inhaltlich korrekt sein, dennoch geschieht hier wieder et- was typisch Deutsches. Die Gründ- lichkeit und Vollständigkeit mit der jedes Detail, das heißt jede Zuwen- dung, möglicher Konflikt, Verbin- dung etc., offengelegt werden soll, ist nach meiner Meinung unsinnig, und es erfolgt die typisch deutsche Überreglementierung, um es jedem recht zu machen . . .

Andere Länder, zum Beispiel USA (Beispiel siehe: Mahle et al. Circula-

tion 2009; 120[5]: 447–58) gehen damit pragmatischer um und nennen Zahlen. Dort gelten als bedeutsamer significant conflict of interest, wenn eine Person Zuwendungen in Höhe von 10 000 US-Dollar pro Jahr (zwölf Monate) erhält oder mehr als fünf Prozent des Jahreseinkommens, mehr als fünf Prozent an einem Un- ternehmen in Form von Anteilen oder Aktien beziehungsweise deren Gegenwert besitzt.

Praktisch bedeutet dies eine meines Erachtens sinnvolle Einteilung. Der genannte Wert ist sicherlich zu dis- kutieren, dennoch fanden die Insti- tutionen den Mut zur Festlegung.

Wie soll man verfahren, wenn man zum Beispiel als Gruppe auf einem Kongress von einer Firma X zum Essen eingeladen wird (Wert ca. 50 Euro), wenn eine Veranstaltung in der eigenen Klinik durch Industrie besucht und durch Standmiete indi- rekt finanziert wird (Wert ca. 1 000 Euro)? . . . Kurz, wo ist die Grenze?

Daher sollten dringend in Anleh- nung an das Beispiel der USA Maß

und Zahl auch in diese Bewertun- gen einfließen und ein Cut-off point benannt werden, bevor eine Gene- ralisierung erfolgt.

Priv.-Doz. Dr. Nikolaus A. Haas,

Herz- und Diabeteszentrum Nordrhein-Westfalen, 32545 Bad Oeynhausen

O

E g k s T B 6 konflikte inder Medi

VIT AMIN D

Ob ein Mangel an Vitamin D die Ent- stehung chronischer Krankheiten be- günstigt, ist bislang nicht erwiesen (DÄ 9/2011: „Wenig har- te Fakten zur Prävention chronischer Krankheiten“ von Dorothee Hahne).

Mangel ist nicht selten

Der Artikel läuft Gefahr, grundle- gend missverständliche Aussagen zu verbreiten.

Erstens sind in Deutschland Man- gelzustände von unter 10 ng/ml kei- ne Seltenheit. Zweitens wird nicht

O V s K g n 9 te Fakten zur Präven

B R I E F E

Referenzen

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oder „Wir sind aber privat versi- chert“, mit denen eine bestimmte Anspruchshaltung vertreten wird, der man sich ungern verschließt.. Insofern ist es äußerst weltfremd

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