Wird Aspirin verboten?
Die Novel- lierung des Arzneimit- telrechts soll Über- sicht in un-
seren Arzneimittelmarkt bringen.
„Wir schlucken alles. Sieben von zehn Patienten schlucken Pillen." — Während früher die in der Apotheke abgegebenen Heilmittel meist harmlos waren, sind viele der modernen Arznei- mittel „biologische Atombom- ben". Aussagen — zu hören (und illustriert) — in einem Film- beitrag von Klaus Rentsch im NDR-Fernsehen, in dem auf die Problematik moderner Arznei- mittel eingegangen wurde (der etwas provokatorische Titel:
„Wird Aspirin verboten?" dieses Beitrags im Rahmen des Maga- zins „Prisma"). Dazu Staats- sekretär Prof. Walters: Die Prü- fungsbestimmungen vor Einfüh- rung neuer Arzneimittel sollen nicht die Entwicklung neuer wirksamer Substanzen blockie- ren. Es sollen aber keine Versu- che an Menschen gemacht wer- den, ohne daß nach eingehen- der Belehrung ein schriftliches Einverständnis der Probanden vorliegt. Eine Umfrage habe
eine auffällige Bereitschaft der befragten Patienten zur Mitar- beit ergeben. Trotz aller Vor- sicht werde man bei wirksamen Medikamenten immer mit Ne- benwirkungen rechnen müssen.
Fazit des Beitrages: Forderung nach einer zentralen Prüfungs- stelle in der Bundesrepublik ähnlich der FDA in den USA.
Die thematische Frage, ob Aspi- rin verboten wird: In Holland of- fenbar ja, nachdem dort die Un- wirksamkeit dieses alten „Haus- mittels" angeblich festgestellt worden sei.
Die weiteren Beiträge des Ma- gazins: In Togo will man die traditionellen, meist mündlich überlieferten Therapiemethoden der Medizinmänner der moder- nen Wissenschaft nutzbar ma- chen — Ultraschallfotografie und Computer als Hilfsmittel von chirurgisch-orthopädischen Techniken. Beide Beiträge sehr
informativ, der aus Togo läßt vermuten, daß die Medizinmän- ner zumindest die Reporter nicht unbeeindruckt gelassen haben. vP
NDR
Die Information:
Bericht und Meinung
HÖRFUNK UND FERNSEHEN
Sonntag, 16. Juni
10.30 Die sinkende Lebenserwar- tung und ihre Ursachen Süddeutscher Rundfunk/
Südwestfunk, 2. Programm
Prof. Dr. Hans Schaefer, Hei- delberg
10.45 ARD-Ratgeber: Gesundheit Erstes Fernsehen
Die heutigen Themen: 1. Die Ernährung des Jugendlichen; 2. Zur Fußballwelt- meisterschaft: Masseur Erich Deuser; 3.
Service-Antworten auf Zuschauerfra- gen.
11.00 Legasthenie — Ursache und Behandlung
Süddeutscher Rundfunk, 3. Programm
Die heutigen Themen: 7. Persönlich- keitsmerkmale von Legasthenikern (Dipl.-Psychologe Hans-Martin Müller- Wolf); 8. Prinzipien der Förderung von Legasthenikern (Dr. Renate Valtin)
12.30 Öffnung der Hochschule: ein amerikanisches Modell Hessischer Rundfunk , 2. Programm /
Bildungsfragen der Gegenwart Otto Peters
18.00 Gespenster, Geister und Ge- lehrte — Theorien und Expe- rimente aus der Parapsycho- logie
Bayerischer Rundfunk, 2. Programm
Udo Reiter und Ulrich Wagner-Grey
18.30 Natur im Streß — Aus der Reihe: Problem Fortschritt Norddeutsches Fernsehen Kaum ein Staat geht so verschwende- risch mit seinen natürlichen Rohstoffre- serven um wie die USA, mit Energie, Sauerstoff und Wasser. Erst in jüngster Zeit hat man begonnen, die komplizier- ten natürlichen Lebensgemeinschaften zu erforschen. Heute läßt sich die Ar- beit der Ökologen aus einer modernen Umweltplanung nicht mehr wegdenken.
19.15 Der soziale Tod — Aus der Reihe: Das dritte Leben (5)
— Gerontologie, die Wissen-
schaft vom Alter
Norddeutsches Fernsehen Der abschließende Beitrag der Sende- reihe faßt die Ergebnisse der Analyse zusammen und entwirft ein realisierba- res Gegenmodell eines menschenwür- digen Alters.
Montag, 17. Juni
18.30 Psycho-Drama (2)
Norddeutsches Fernsehen Florian Barckhausen und Friedrich Zimmermann
18.30 Legasthenie — Ursache und Behandlung
Studiowelle Saar
19.30 Wenn die Tochter studieren will — Aus der Reihe: Die Neun — Soziale Wirklich- keit in Europa
Zweites Fernsehen Lothar Seehaus
Gewährleistet ein erfolgreich abge- schlossenes Studium der Tochter an- schließend eine entsprechende Berufs- stellung; gilt ihr Examen auch in den anderen Ländern der EG, falls sie im eigenen Land keine geeignete Beschäf-
1754 Heft 24 vom 13. Juni 1974 DEUTSCHES ÄRZTEBLATT
Protest-Resolution
Die Vertreterversammlung der Kassenärztlichen Vereinigung Nord-Württemberg hat jetzt mit Nachdruck gegen die Dif- famierung der ärztlichen Pra- xis und des ärztlichen Beru- fes durch die Sendung „Der Arzt und das Geld" von Klaus Goldinger protestiert, die in den dritten Program- men mehrerer Rundfunkan- stalten (siehe auch die Re- zension auf Seite 1756) lief, so auch im Süddeutschen Rundfunk. Wörtlich heißt es:
„Die unqualifizierten Vorwür- fe und die Behauptung, daß betrügerische Manipulatio- nen mit Krankenscheinen üb- lich seien, entbehren jegli- cher sachlicher Grundlage.
Unrichtig ist weiter, daß kei- ne Kontrollmöglichkeit für die Abrechnung des Kassen- arztes bestünde, denn die Krankenkassen erhalten von jedem einzelnen Behand- lungsfall genaue rechneri- sche Unterlagen in Form des Krankenscheines. Ein sorg- fältig ausgebautes Prüfsy- stem der Kassenärztlichen Vereinigungen mit verschie- denen Instanzen bis zu den Sozialgerichten wacht über die Einhaltung sämtlicher vertraglichen und gesetzli- chen Bestimmungen und über die Korrektheit der Ab- rechnungen." Die Vertreter- versammlung der Kassen- ärztlichen Vereinigung Nord- Württemberg forderte in ei- nem Fernschreiben an den Intendanten des Senders eine Gegendarstellung „im gleichen Umfange, zur glei- chen Zeit und im gleichen Programm". DÄ-BW
Sender Freies Berlin, 1. Programm
Dieter Dietrich
Das dritte Leben
„Geropro- phylaxe"
heißt die in der letzten Folge der Sendereihe
des WDR-Fernsehens „Das drit- te Leben" (mit dem Untertitel
„Der soziale Tod") vorgeschla- gene Lösung, damit allen Mit- bürgern ein menschenwürdiges Alter zuteil werden wird.
„Schnell fertig ist die Jugend mit dem ‚Alter' / Das schwer sich handhabt, wie des Messers Schneide / Mit ihrem heißen Kopf nimmt sie keck / Der Dinge Maß, die nur sich selber richten / Wer nicht vertrieben sein will, muß vertreiben; / Da herrscht der Streit und nur die
‚Jugend' siegt."
So könnte man den Ausspruch Wallensteins auf unsere „Ju- gendgesellschaft" abwandeln.
Jugend, das bedeutet Leistungs- fähigkeit, Erfolg, soziales Anse- hen; Alter, das bedeutet Ge- brechlichkeit, Siechtum, sozia- ler Tod. Die Folge: Alle — so- wohl das Individuum als auch die Gesellschaft — wollen im- mer nur jung sein und verdrän- gen das Altwerden und das Al- ter. Das Motiv — so glaubt Prof.
Dr. A. Mitscherlich — ist in der Angst vor dem Siechtum zu su- chen, das länger und bedrohli- cher erscheint, seit das dritte Leben durch medizinische Fort- schritte so enorm prolongiert wird. Erst wenn diese Angst überwunden wird und wenn das Alter und die Probleme des Al- ters — zum Beispiel mit Hilfe der Geroprophylaxe — schon von Jugend an akzeptiert wer- den, wird sich der einzelne zu seinem Alter bekennen können.
Erst dann wird die Gesellschaft die so dringend benötigten für die Bedürfnisse der alten Men- schen konzipierten Einrichtun- gen schaffen können. MK
Die Information:
Bericht und Meinung
tigung findet? Die Sendung will diese Fragen beantworten und bringt drei Beispiele: junge Mädchen aus Deutsch- land, Frankreich und England. Da ist zum Beispiel Ulrike, die deutsche Arzt- tochter, die Medizin studieren möchte, jedoch fürchtet, ein „Opfer" des Nume- rus clausus zu werden.
Dienstag, 18. Juni
19.15 Sind modische Schuhe ge- fährlich und gesundheits- schädlich? — Aus der Reihe:
Die Sprechstunde — Rat- schläge für die Gesundheit Bayerisches Fernsehen 20.15 Biotechnik — Streiflichter mo-
derner Biologie
3. Zukunft für Körperbehin- derte: Ersatzteile von der Drehbank
Welche Hilfe von der biomedizinischen Technik bereits heute und in Zukunft für Patienten, die unter schmerzhaften Veränderungen der Hüft-, Knie-, Fuß-, Schulter-, Ellenbogen-, Hand- und Fin- gergelenke leiden, zu erwarten ist, do- kumentieren Filmaufnahmen über den Ersatz von Kniegelenken.
20.30 Zukunft für Körperbehinder- te: Ersatzteile von der Dreh- bank
Westdeutsches Fernsehen Karl Franken und
Theo Romahn
Der Verschleiß von Gelenken kann für viele Menschen das Alter zur Qual ma- chen. Welche Hilfe von der biomedizi- nischen Technik bereits heute und in der Zukunft für Patienten, die unter schmerzhaften Veränderungen der Hüft-, Knie-, Fuß-, Schulter-, Ellenbo- gen-, Hand- und Fingergelenke leiden, zu erwarten ist, dokumentieren Filmauf- nahmen über den Ersatz von Kniege- lenken.
21.35 Zwei Pfennig gegen Krebs
—Bericht über das Ergebnis der Aktion „Kampf dem Krebs"
Norddeutscher Rundfunk, 2. Programm
Herbert Fricke
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Mittwoch, 19. Juni
18.15 Forschung warnt vor Fern- Tourismus
DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Heft 24 vom 13.Juni 1974 1755
Aufgewärmtes
„Sag mir, wo die Ideen sind, wo sind sie geblie- ben?"
fragte sich der erstaunte Zu- schauer nach der Sendung
„Der Arzt und das Geld"
(WDR am 30. Mai, zuvor schon im SDR). War er bis- her von den Anhängern der
„Gesundheitsreformer" im Kölner Funkhaus die zumin- dest halbwegs gekonnte Prä- sentation immer neuer Refor- mer oder wenigstens alter Reformer mit neuen Visionen auf dem Gebiet der Gesund- heitspolitik, zumindest aber neuer Vorwürfe gegen die je- weiligen Repräsentanten der Ärzteschaft gewohnt, mußte er nun mit der Fernsehmon- tage von Klaus Goldinger — einer Übernahme vom Nord- deutschen Fernsehen — ein Beispiel dümmlicher Einfalls- losigkeit erleben. Dem Zu- schauer erging es wie dem Gast, der Irish Coffee be- stellt und aufgewärmten alten Kaffee serviert bekommt: Die meisten der inzwischen be- kannten „Reformer" durften ihre Vorstellungen und Vor- würfe gegen die „ausbeuten- den Unternehmerärzte" und ihre „geldgierigen" Ehefrau-
en diese angestaubten La- denhüter, aufs neue zu Mark- te tragen. Schon vor Mona- ten aufgestellte, teils verzerr- te und teils schlicht unwahre Behauptungen über die ärzt- liche Fortbildung sowie die angeblichen Affären ehemali- ger Repräsentanten der deut- schen Ärzteschaft wurden wieder aufgewärmt. Zudem zeugten die Bruchstücke aus Interviews und Reden von Dr.
Muschallik und Prof. Sewe- ring, die vor fast einem Jahr aufgenommen wurden, nicht gerade für die Aktualität des Berichtes (aber auf Aktualität kam es wohl auch gar nicht an...). Alles in allem ein peinlicher Niveauverlust; oder um sich dem derzeit gän- gigen politischen Stil anzu- passen: mieses Schmieren- theater.
Haben es die mit Gesund- heitspolitik befaßten Redak- teure im WDR (und anders- wo) nötig, auf schlechte Pro- duktionen anderer Sender zurückgreifen zu müssen? — Bleibt nur zu hoffen, daß die mit Sicherheit aus Köln (oder anderwärts) zu erwartenden neuen Angriffe gegen die Ärzteschaft sich wenigstens auf einem angemesseneren Niveau abspielen werden. MK Die Information:
Bericht und Meinung
HÖRFUNK UND FERNSEHEN
18.30 Faseraugen suchen Magen- krebs — Aus der Reihe: Be- trifft: Gesundheit
Norddeutsches Fernsehen Hans-Peter Klinke
In diesem Beitrag wird eine Gastrosko- pie gezeigt, die hinsichtlich ihrer dia- gnostischen Treffsicherheit der rönt- genologischen Untersuchung gleich- wertig ist und sich als ergänzende Me- thode zum röntgenologischen Befund versteht.
21.30 Schrei, auch wenn du nicht kannst — Bericht über eine psychosomatische Klinik Sender Freies Berlin, 1. Programm
Dr. Gisela Richter
Donnerstag, 20. Juni
16.00 Heilung nach Noten — Me- thoden der Musiktherapie RIAS, 2. Programm Gerd Klaass
16.20 Ich erwarte ein Kind (2) — Einflüsse während der Schwangerschaft Erstes Fernsehen / Das Podium
In dieser Sendung können Studiogäste Fragen an die Experten richten.
17.30 Rostock — Modell eines so- zialistischen Krankenhauses
— Aus der Reihe: For- schungsberichte aus der DDR
Deutschlandfunk Karl-Heinz Wenzel
20.15 Wissenschaft und Forschung in Israel — Aus der Reihe:
Bilder aus der Wissenschaft Erstes Fernsehen
Hans Lechleitner und Helmut Engelhardt
In reportageartigen Berichten soll an Hand von gezielten Einzelbeispielen ein Bild davon vermittelt werden, wie unter den besonderen Bedingungen dieses Landes Wissenschaft und Forschung betrieben werden.
21.00 Legasthenie — Ursache und Behandlung
Südwestfunk, 3. Programm
Samstag, 22. Juni
15.05 Theorie und Praxis des Psy- chodramas — Szenenspiel und Rollenwechsel
Sender Freies Berlin, 2. Programm
Wolfgang Stiebler
Im Klinikum in Steglitz wird Psychodra- ma als Gruppentherapie bei psychoso- matischen Erkrankungen verordnet. Pa- tienten und Therapeutinnen berichten
über ihre Erfahrungen mit dieser Form der Gruppentherapie.
18.05 Science in the Air — 50 Jah- re Wissenschaft im deut- schen Rundfunk
Süddeutscher Rundfunk, 2. Programm
22.00 Psychotherapie-Woche in Lindau
Norddeutscher Rundfunk, 3. Programm
Rosvita Krausz
1756 Heft 24 vom 13. Juni 1974 DEUTSCHES ÄRZTEBLATT