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Archiv "Bündner kunsthistorische Spezialitäten: Auf dem Wege nach Davos" (28.02.1980)

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Bündner kunsthistorische Spezialitäten

Auf dem Wege nach Davos

Ute B. Veigel und Jörg G. Veigel

Wer auf dem Wege nach Davos ein ten, der wird mit dem Gefühl ankom- paarmal anhält, nicht länger als man men, schon tagelang Trott und Streß braucht, um sich die Füße zu vertre- hinter sich gelassen zu haben.

Abbildung 1: Schloß und Stadt Werdenberg

Zahlreiche Teilnehmer der In- ternationalen Fortbildungs- kongresse der Bundesärzte- kammer in Davos kommen be- reits seit vielen Jahren dort- hin. Aus den Anstrengungen der ärztlichen Alltagsarbeit heraus wird der Kongreßort zumeist auf direktem und schnellstem Wege angefah- ren. Der Lernerfolg der ersten Tage ist deshalb geringer, weil Körper und Geist noch nicht entspannt sind. Die Autoren — selbst regelmäßige Teilneh- mer beim Fortbildungskon- greß in Davos — wollen dazu anregen, den Alltag bereits auf dem Wege nach Davos zu vergessen durch Abschalten schon auf der Anfahrt, durch Sichöffnen schon unterwegs.

Werdenberg

Wer auf der E 61 ungefähr 50 Kilo- meter den Bodensee mit Bregenz und Rorschach im Norden hinter sich gelassen hat, wird am Ortsein- gang von Buchs das Schloß rechter Hand und den kleinen See nicht son- derlich achten, so schnell sind sie vorbei. Doch es lohnt sich, notfalls zurückzufahren, zu Schloß und Städtchen Werdenberg (vgl. Abbil- dung 1, links).

Die 35 Häuser umfassende Stadt am Seeufer und den Hang hinauf ist die einzig erhaltene mittelalterliche Kleinstadt der Ostschweiz. Die Holz- bauten überwiegen. Sie sind durch eine der größten Aktionen eidgenös- sischer Denkmalpflege in den ur- sprünglichen Zustand versetzt wor- den (bei Modernisierung im Inne- ren). Jedes Haus ist unverwechsel- bar, oft reich verziert, zum Teil mit Spruchbändern bemalt. Am soge- nannten Doktorhaus gleich ein- gangs findet sich der Spruch, den Abbildung 2 wiedergibt. Das Schloß ist nach wechselvoller Geschichte durch Schenkung seit 1956 im Be- sitz des Kantons St. Gallen. Leider sind die schönen Räume und Ein- richtungen erst ab April zugänglich.>

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Abbildung 2: Das sogenannte Doktorhaus in Werdenberg

Abbildung 3:

Reichverzierter Kachelofen im Ratssaal in Malans Sargans

Nach weiteren 16 Kilometern südli- cher Fahrt treffen sich bei Sargans die Verkehrswege vom Bodensee und von Zürich. Auch das Schloß Sargans mit seinem Heimatmuseum ist erst ab 1. April geöffnet. Doch allein der Anblick des weithin sicht- baren, wuchtigen Wohnturmes vor der Kulisse des Berges Gonzen ist eindrucksvoll.

Bad Ragaz

Wer etwas weniger Zeit übrig hat, dem sei der Weg über Bad Ragaz nach Pfäfers hinauf empfohlen. Bad Ragaz, früher weltberühmtes Ther- malbad, wirkt heute doch etwas matt. An die vergangenen Tage mit Kaisern und Königen und Gästen wie Rilke und Viktor Hugo, •Moltke und Fontane erinnern als blecherner Nachklang nur ein paar ausländi- sche Straßenkreuzer vor dem

„Grand Hotel".

Taminaschlucht

Gleich am Ortsende von Ragaz geht ein Fußweg die Taminaschlucht hin- auf. Auch wer nicht eineinhalb Stun- den zu dem grandiosen Naturschau- spiel der wasserkaskadenspeienden Taminaquelle, diesem schreckener- regenden Naturbrunnen, hinaufge- hen mag, wird von den unzähligen Wasserfällen beeindruckt, die zu beiden Seiten des Waldweges teils hunderte von Metern herabstürzen, teils wie zarte Sprühnebel herunter- kommen, sich im tosenden Bache sammelnd.

Pfäfers

In wenigen Fahrminuten erreicht man, am Wartenstein vorbei, die frü- here Abtei Pfäfers. Das Benedikti- nerkloster bestand von etwa 740 n.

Chr. bis ins vorige Jahrhundert. Loh- nend wird der kleine Umweg durch die schöne Abteikirche aus dem Ba- rock, eine der frühesten dieser Epo- che in der Schweiz. Zunächst nimmt der strenge Schwarzweißkontrast

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Heft 9 vom

28. Februar

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Abbildung 4: Jenaz im Prättigau mit dunklem Fußboden und dunklen Altären bei weißem Kirchenraum ge- fangen. Goldornamente lösen all- mählich die Spannung. Langsam er- kennt man die konstruktive Raffines- se mit ihrem schwebenden Gesamt- eindruck. Eine ganz außerordentli- che Kirche in ihrer harmonischen Herbheit. Man kann die Straße tal- wärts weiterfahren und kommt kurz vor Landquart auf die Hauptstraße zurück.

Eindrucksvolle Fresken

Wer zeitiger am Tage da ist, dem sei von Buchs aus der Weg über Luzien- steig zu den Bündner Herrschaften empfohlen.

Luziensteig

Kurz vor Sargans gelangt man in Se- velen über die Rheinbrücke zur süd- lichsten Gemeinde des Fürstentums Liechtenstein, Balzers. Bald ist man auf dem Weg zur Luziensteig im Wald umgeben von Festungsanla- gen und militärischen Bollwerken.

Gerade hier, zum Zwergstaat hin, er- wartet man sie nicht, und so wirken sie doppelt unangenehm und be- drückend zugleich. Nach dem zwei- ten Torbogen oben auf der Höhe ist

im Gasthaus der Eindruck dann rasch verwischt, wenn man im Ein- gang Gewehre und Feldgeschirr säuberlich aufgereiht findet, derweil die wehrübenden SChweizer Man- nen fröhlich Brotzeit halten.

Die freundlichen Wirtsleute geben gern den Schlüssel zum Kirchlein St.

Luzius. Es lohnt die kleine Mühe! In reizvollem spätgotischen Gewölbe fand man bei Renovierungen Fres- ken. Von diesen beeindruckt ein

„jüngstes Gericht" an der Nordwand in seiner naiven Düsternis.

Maienfeld

Bergab mit weitem Blick auf die Rheinebene, hinüber nach Bad Ra- gaz und zur Abteikirche Pfäfers er- reicht man Maienfeld, die städtisch- ste der Bündner Herrschaften, die schon zur Römerzeit ein wichtiger Verkehrsplatz war.

Ein einziger Abschnitt Geschichte ist notwendig zum Namensverständ- nis. Im 14. Jahrhundert entstanden drei Bünde: der Gotteshausbund, der Zehntgerichtsbund und der Graue Bund — wovon der Name

„Graubünden" herrührt. Diese wa- ren selbständig und in diesen wie- derum die Gemeinden. Dieses Auto-

nomiegefühl ist auch heute noch stark ausgeprägt. Erst 1803 vereinig- ten sich die Bünde zu einem Kanton.

Die Drei Bünde hatten aber 1509 die

„Herrschaft Maienfeld" und 1536 die

„Herrschaft Aspromont" mit Malans und Jenins gekauft.

Man beließ jedoch Malans und Maienfeld die vollberechtigte Mit- gliedschaft im Zehntgerichtsbund, so daß die Bürger das Recht auf die paradoxe Anrede hatten: „Mitregie- rende Herren respektive Unterta- nen" (nach Zürcher).

Maienfeld wird geprägt vom Mitein- ander von herrschaftlichen Anwesen und Bürgerhäusern. Es wird als Do- minante beherrscht von der Stadt- burg Schloß Brandis. Heute befindet sich dort ein Turm-Restaurant. Die Rathausfassade ist mit einer Ge- schichtsszene bunt bemalt. Der er- ste Stock beherbergt eine schöne Ratsstube, holzvertäfelt, mit Kachel- ofen. Um den „Städtliplatz" herum stehen die schönsten Häuser. Eine Freitreppe führt zur besichtigens- werten Kirche.

Jenins

Durch Rebhänge führt der Weg wei- ter über Jenins (alte Kelter aus dem 15. Jahrhundert, sogenannte „Trot- te" in der Mundart „Torggel") nach Malans.

Hier in dieser Landschaft fand Jo- hanna Spyri die Anregung zu ihrer immer noch jungen „Heidi" (was zum großen Kummer der Maienfel- der von St. Moritz weltweit vermark- tet wird, weil Filmleuten die Kulisse dort gewaltiger erschien).

Malans

Auch hier in Malans wieder ein glückliches Miteinander von Herren- sitzen und Winzerhäusern. Malans empfiehlt sich besonders zum Ver- weilen. Im unscheinbaren Rathaus gleich hinter dem Eingang ist ein wunderschöner, jederzeit offener Ratssaal, mit Holz vertäfelt, reich ge- schnitzt und bemalt. Auf einem

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Abbildung 5: Sgraffitobemalung am Haus Gujan in Fideris schönen Kachelofen originelle In-

schriften (Abbildung 3). Der Text dort:

Ein herd schaffen Ohne Hirt Von dem Wolff Zu rißen Wirt Nimmer kann ein gmein bestehen Die mit obren nit versehen.

Auch die Kirche sieht von außen be- scheiden aus, überrascht aber schon in einer Vorhalle mit reichen Marmorepitaphien. Innen spätgoti- sches Kreuzgewölbe mit viel Licht durch später eingebaute Fenster.

Bemerkenswert noch ein geäderter roter Marmortaufstein.

Kenner sagen, dies sei das Sinnbild bündnerischen Wesens, daß es sich in reicher Vielfalt erst bei persönli- cher Beziehung erschließe! Doch in Malans lädt auch das schönste Gast- haus dieses beschriebenen Reise- weges zum Verweilen ein, die „Kro- ne". Sie ist ein prächtiger Bau aus dem 17. Jahrhundert mit französi- schem Mansarddach. Die Gaststu- ben befinden sich in verschiedenen Stockwerksebenen, doch miteinan- der verbunden. Behagliche Holz- wände und Schiefertische prägen die stilvolle Einrichtung. Doch dies alles ist nur Hintergrund für eine gu- te Küche und die große Freundlich- keit der Besitzerfamilie. Sollte an ei- nem Donnerstag die „Krone" ge- schlossen haben, so empfehlen sich die Vesperkarte und die vorzügli- chen Weine der Familie Donatsch im

„Ochsen". — Hinter Malans kommt man auf die Straße, die von Land- quart her durchs Prättigau nach Da- vos führt.

Durch das Prättigau

Für viele erfahrene Davos-Fahrer be- ginnt das Feriengefühl nach dem Verlassen der Autobahnen erst hin- ter der ersten Engstelle des Land- wassertales, wo die Felsen gerade noch Platz für die Straße neben dem Bachbett lassen (die „Chlus"), wenn sich das Tal zum Vorderprättigau er- weitert.

Doch auch auf den restlichen 40 Ki- lometern gibt es zahlreich Schönes zu sehen, lädt vieles zur kurzen Rast.

Abbildung 6: Gut erhaltene Fresken in der

Grüsch

In Grüsch windet sich die Straße in engen Kurven durchs Dorf. Es lohnt anzuhalten, wo man ohnedies nicht schnell weiterkommt. Eindrucksvoll

Kirche zu Fideris Fotos (6): Veigel

sind für den kurz nur Verweilenden weniger die typischen landwirt- schaftlichen „Strickbauten" als die drei großen Salishäuser, das „Hohe Haus", das Haus von Ott (oder „Ro- sengarten") und das „Pfrundhaus"

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ZUR GESCHICHTE DER MEDIZIN FRAGMENTE

Hygiene in Hellas

In der Götterwelt Griechenlands werden Heilkunde und Gesund- heitserziehung durch eigene Göt- terpersönlichkeiten repräsen- tiert, die ihrem Wesen nach ganz verschieden sind.

Asklepios, der Gott der Heilkunst, ist männlichen Geschlechts und ähnelt dem Göttervater selbst oh- ne freilich dessen triebhafte und leidenschaftliche Züge. Hygieia dagegen ist eine mädchenhafte Gestalt von tänzerischer Anmut.

Hygieia ist zunächst eine völlig selbständige göttliche Personifi- kation der Idee „Gesundheit".

Erst in späterer Zeit wird sie als Tochter, gelegentlich auch als Gemahlin des Asklepios bezeich- net. Der Zusammenhang von Ge- sundheitserziehung und Heil- kunst wird in der Entwicklungs- geschichte der griechischen Göt- terwelt damit erst relativ spät her- gestellt.

In den überlieferten Zeugnissen griechischer Vergangenheit erin- nert mehr an Gesundheitserzie- hung und LeibesertüChtigung als an Beruf und Berufung des Asklepios. Nicht zuletzt durch die

griechischen Vasenbilder sind wir über alle Arten der Leibes- übungen der klassischen Epoche Griechenlands anschaulich infor- miert. Diese um 490 bis 480 v. Chr. datierte attische Amphora stellt die Reinigung des Sportlers am Wasserbecken nach den Lei- besübungen dar.

Attische Amphora aus dem Jahr 480 v. Chr. Foto: Antikenabteilung der Staatlichen Museen des Preußischen Kulturbesitzes in Berlin, Inventar Nr.

V. I. 4560

— alles einst prachtvolle Herrensitze derer von Salis. Zugänglich ist allein das vierte große Haus, die „Krone".

Unter einem Kreuzgewölbe läßt sich in ansprechender Umgebung Grau- bünden die fällige Reverenz erwei- sen bei einem Bündner Teller oder Bündner Speck, gerollt mit den Fin- gern gegessen, natürlich mit einem Herrschäftler Wein dazu. Der Gang zum Händewaschen sollte zu einem Umsehen im Haus genützt werden.

Da staunt man über abenteuerliche Winkel und Umbauten aus verschie-

denen Zeiten, wobei das selbstver- ständliche Miteinander besticht.

Jenaz

Bei Jenaz empfiehlt sich ein kleiner Abstecher (Abbildung 4). Durchs Un- terdorf, das nicht viel bietet, geht es hinauf zum Oberdorf. Wenn die Stra- ßen schneefrei sind, sollte man we- nigstens durch die sehr steilen Gas- sen fahren, eindrucksvoller ist der kurze Gang zu Fuß. Charaktervolle Prättigauer Häuser mit reicher Be-

malung und Spruchzier stehen dort eng beieinander.

Fideris

Nur wenige Kilometer talaufwärts geht es beim Spanplattenwerk und dem Hotel „Au" rechts ein schmales kurvenreiches Sträßchen nach Fide- ris hinauf. Früher war es ein weit bekanntes Bad, das vor Davos er- blüht war und erst im Zweiten Welt- krieg völlig einging! Wunderschöne alte Häuser, teilweise mit Sgraffito- bemalung, sind Zeichen früheren Reichtums. Besonders das Haus Gu- jan (heute „Konsum") (Abbildung 5) und das Hotel „Platz" sind bemer- kenswert. Am schönsten aber ist das Haus Valär, die Poststation. Die alte Posthalterin zeigt bereitwillig die überreiche Täferstube aus dem Jah- re 1644 mit Ofenwinkel und handge- schnitztem Buffet. Andere Räume sind aus der Rokkokozeit stilecht er- halten. Hierher lohnt ein Umweg al- lemal! Auch ein Gang zur reformier- ten Kirche lohnt mit gut erhaltenen

Fresken im gotischen Gewölbe (Ab- bildung 6).

Klosters

Ein letzter Halt sei in Klosters einge- legt. Der Blick in die Kirche findet dort eine warme Kassettenholzdek- ke und einen prächtigen Gewölbe- chor. Der Name Klosters rührt übri- gens von einem früheren Prämon- stratenserkloster her, was offen- sichtlich niemand mehr zu wissen scheint!

Auf den letzten Kilometern vollends hinauf nach Davos mag der Spruch von einem Grabstein in Küblis nach- schwingen:

„Wanderer, ich war, was du bist, Du wirst, was ich bin, bete!"

Gerade nach soviel Reichtum und Schönheit und Vielfalt, wie sie das Rheintal, die Bündner Herrschaften und das Prättigau zu bieten haben.

Anschrift der Verfasser:

Dres. med. Ute B. und Jörg G. Veigel Mooshütterweg 2

2942 Jever

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