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Archiv "Bündner kunsthistorische Spezialitäten" (18.06.1982)

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Academic year: 2022

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Abbildung 1: „Strickbau" in Monstein Spektrum der Woche

Aufsätze Notizen FEUILLETON

Bündner

kunsthistorische Spezialitäten

Sehenswertes nahe bei Davos

Ute B. Veigel und Jörg G. Veigel

Davos bietet den Teilnehmern der Internationalen Fortbildungskon- gresse funktionsgerechte Vor- tragsräume mit perfekter Technik an. Doch erst das Besondere an Davos macht für die Fortbildungs- beflissenen auch die Inhalte der Fortbildung zu besonderen Inhal- ten. Für die einen sind es die viel- fältigen Möglichkeiten des Natur- erlebens in Schnee, Berg und Eis.

Für nicht wenige sind es die über- aus reiche Vergangenheit in ihren kunstvollen Zeugnissen. Im DEUT- SCHEN ÄRZTEBLATT, Heft 9/1980, wurden in einem ersten Teil der

„Bündner kunsthistorischen Spe- zialitäten" die Schönheiten am Weg nach Davos beschrieben. In einem weiteren Teil werden Anre-

gungen zum Selbsterfahren in der Umgebung von Davos gegeben.

Monstein

Zum Einstimmen mag ein kurzer Ausflug nach Monstein reizen.

Von Davos führt die Straße über Frauenkirch in Richtung Tiefenca- stel. Hinter dem ersten Straßen- tunnel dieser sehr gut befahrbaren und jeweils rasch vom Schnee ge-

räumten Straße geht es in steilem Weg hinauf. Hier findet man ein dörfliches Ensemble, das vielfach in der Tradition der alten Strick- bauten bis in die jüngste Zeit hin- ein weitergebaut wurde (1). Strick- bauten heißen die Korn- und Heu- speicher, weil sie ohne einen Na- gel Stamm auf Stamm wie ge- strickt konstruiert sind. Die älte- sten dieser auf Stelzen stehenden, flachbedachten und steinplatten-

Abbildung 2 (links): Schmiedeeiserner Riegel an der Kirchentür. — Abbildung 3 (rechts): Orgelprospekt in der Kirche zu Wiesen

74 Heft 24 vom 18. Juni 1982 79. Jahrgang DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Ausgabe A/13

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Abbildung 4: Luziuskapelle in Schmitten

Abbildung 5: Ruine Belfort

Spektrum der Woche Aufsätze • Notizen Bündner kunsthistorische Spezialitäten

beschwerten „Chooräspycher"

sind viele hundert Jahre alt. Wer sie einmal im Auge hat, findet sie oft auf dem folgenden Weg.

Wiesen

Ist die Neugierde geweckt, fährt man an der Abzweigung Monstein vorbei. Vorbei auch am Bergbau- museum Schmelzboden, denn das ist nur ab Juni mittwochs von 14.00-16.00 Uhr und samstags von 16.00-18.00 Uhr geöffnet. Nach dem 2,8 km langen Land-Wasser- Tunnel lohnt ein erstes Aussteigen in Wiesen, wo man auf der nicht mehr so breit ausgebauten Straße direkt auf die Kirche zufährt. Die Decke der Kirche ist flach. Sie ist fast fröhlich mit Wappen bemalt, die Leisten mit bunten Mustern.

Nach dem auffallend schmalen Schiff ein Chor mit kräftigem Netz- gewölbe. In diesem Chor ein fast zierlich schwebender Orgelpro- spekt (3). Sehenswert ist auch der schöne schmiedeeiserne Riegel an der Kassettenkirchentür aus Ar- venholz (2).

Schmitten

Auf der Weiterfahrt sieht man lan- ge schon vor dem Ort Schmitten die weiße Kirche und eine Kapelle auf einem Hügel. Von der sehr en- gen Ortsdurchfahrt geht es ziem- lich in der Mitte scharf links einen Weg hinauf zum Kirchberg, vorbei an backofenhäuschenähnlichen Stationskapellchen, vom Berg selbst hat man einen herrlichen Blick ins Albulatal.

In der Allerheiligenkirche gefällt ein schön gestalteter Puttenfries, der das Weinlaubrankenmuster vom rechten Seitenaltar aufnimmt.

Die ansprechenden Barockbilder sind erst 1968/69 wieder freigelegt worden. Imponierend ist die kleine Luziuskapelle. Der Chor ist mit Fresken ausgemalt. Im Zentrum der Apsis Christus in der Mandor- la. Um ihn sind die Evangelisten- symbole gruppiert. Darunter die Jünger mit ihren Emblemen, samt

St. Luzius als König und Johannes dem Täufer (4). An der Nordwand verblassen die Fresken, aber man erkennt in der oberen Reihe deut- lich Adam und Eva im Paradies, Sündenfall, Vertreibung und dar- unter Verkündigung, Geburt und Anbetung der Weisen aus dem Morgenland.

Das Dorf läßt deutlich Engadiner Einschlag erkennen; es beher- bergt schön bemalte Häuser.

Alveneu

Die Straße führt nach Alveneu, ei- nem terrassenförmig am Hang lie- genden Dorf.

Auch hier eine reich stukkierte Barockkirche mit einem Hochaltar der späten Gotik (möglicherweise Ulmer Schule). Im Zentrum Maria mit Heiligen, Anbetung der Hirten und Anbetung der Könige. Das Chorgestühl ist mit fröhlicher Bau- Ausgabe A/B DEUTSCHES ÄRZTEBLATT 79. Jahrgang Heft 24 vom 18. Juni 1982 75

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Spektrum der Woche Aufsätze Notizen

Bündner kunsthistorische Spezialitäten

Die Kirche in Mi- stail. Abbildung 6 (oben links):

der „Feiertags- christus", Abbil- dung 7 (oben rechts):

das Beinhaus

Abbildung 8 (links): St. Peter

ernmalerei verziert. Die späteren Deckengemälde stören eher et- was.

Bei einem kurzen Bummel durchs Dorf finden sich reizvoll bemalte Häuser in unterschiedlichen Tech- niken.

Ruine Belfort

Hinter Alveneu lohnt ein Abste- cher zur Ruine Belfort, einer der schönsten Burgruinen von Grau- bünden. Man fährt an der gro- ßen Straßenkreuzung Richtung Brienz, Lenz, Lenzerheide weiter.

Selbst als Ruine ist dieser Ritter- horst eindrucksvoll. Man sieht noch fast 500 Jahre nach der Brandschatzung 1499 in großer Höhe Verputzreste, darunter die Löcher in den Mauern, in welche die Balken eingelassen waren, die die Geschoßdecken trugen (5).

Der Blick geht aus immer neuen Durchbrüchen hinaus ins Tal und:

hinüber zu den Rätischen Alpen.>

76 Heft 24 vom 18. Juni 1982 79. Jahrgang DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Ausgabe A/B

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Abbildung 9: Fresken in der Kirche zu Salouf Fotos (9): F. Münger

Spektrum der Woche Aufsätze • Notizen Bündner kunsthistorische Spezialitäten

Mistail

Weiter geht es nach Tiefencastel.

Die letzten Kilometer sind schlecht zu fahren, denn die Straße hat sehr gelitten. In nächster Nähe liegt eine Kostbarkeit über dem Al- bulatal so verborgen, daß vermu- tet wird, daß sie wegen dieser ab- geschiedenen Lage so unbescha- det die Zeiten überdauert hat: das tausendjährige Mistail.

Der Einstieg ist auch heute noch schwierig zu finden. Ehe die Hauptstraße nach Thusis über die Bahnlinie führt, geht eine schmale Straße geradeaus. Von dieser führt ein Fußweg zunächst entlang der Bahnlinie und dann höher.

Fast unvermittelt ist sie dann da, die karolingische Kirche mit ihren charakteristischen drei Apsiden (8). Weiß gekalkt, mit schlankem Turm. Die um 800 n. Chr. erbaute Kirche wurde sechs Jahre lang re- stauriert und erst 1979 neu ge- weiht, St. Peter zu Mistail.

In der mittleren der Apsiden sind Fresken aus dem 14. Jahrhundert erhalten. Anbetung der Könige und der Drachenkampf des St. Ge- org, darüber die Evangelisten und ihre Symbole um Christus in der Mandorla, darunter die Jünger.

Eindrucksvoller an der linken Sei- tenwand ein fast fünf Meter ho- hes Christopherusbild, älter, fast plump, auf das Wesentliche redu- ziert, mit vergleichsweise winzi- gem Christuskind. Von gleicher Hand neben weiteren ein Fresko eines „Feiertagschristus", der mit bäuerlichem und handwerklichem Gerät umgeben die Überzeugung wiedergibt, daß jeder, der den Sonntag nicht heiligt, mitschuldig wird an den Leiden des Herrn (6).

An einer der Außenmauern ein Beinhaus, Mahnung der Vergäng- lichkeit (7).

Oberhalbstein

Wir machen noch einen Abstecher ins Oberhalbstein nach Mon, Stierva, Salouf und zurück über Riom, hinunter nach Tiefencastel,

dann auf gleichem Weg über die inzwischen vertrauten Orte Alve- neu, Schmitten, Wiesen retour nach Davos.

Stierva

Hinauf also auf steiler Straße nach Mon. Die Kirche liegt schön. Wei- ter auf sehr enger Landstraße nach Stierva. Unterwegs immer wieder wunderschöne Blicke zum Lenzer Horn und zum Aroser Rot- horn hinüber. Die Pfarrkirche St.

Magdalena zu Stierva wird gleich fünffach gerühmt: wegen ihrer La- ge, der Nachbarschaft zum Burg- turm, dem schönsten Gewölbe- himmel Graubündens (10), dem prächtigsten gotischen Hochaltar und wegen des kunstvollen Taber- nakels. Wahrlich ein Kleinod in der Abgeschiedenheit!

Im Dorf fallen Schinken zum Trocknen an den Fenstern und rä- toromanische Hausinschriften auf.

Salouf

Man muß zurück nach Mon und von dort weiter nach Salouf. Die Kirche St. Georg liegt etwas außer-

halb, ehe man den Ort erreicht.

Die Schlüssel bekommt man im Haus mit dem Türmchen, in wel- chem der Pfarrer wohnt. Hier lohnt sich ein letzter großer Halt vor der Rückkehr. Erbaut wurde die Kir- che von einem Bamberger Meister 1498 bis 1501. Sie wirkt im Inneren gedrungen und groß zugleich. Sie ist zentriert auf einen filigranen Al- tar Ulmer Schule. An den Wänden Reste freigelegter Fresken, die bisher nicht beschriebene Ver- wandschaft zu den Fresken der Kirche in Igis aufweisen (9).

Selbst in abgelegenen bäuerli- chen Gemeinden rund um Davos hat sich der Zeitgeist in der Gestal- tung der Kirchen und wehrhaften Bauten manifestiert. Das gab und gibt diesen Gebirgsdörfern etwas Weltläufiges. Ihre Kirchen strahlen bis ins Heute hinein etwas vom Zeitlosen eines festen Glaubens aus, Zeichen einer in der herben Umgebung deutlicher leuchten- den immerwährenden Hoffnung!

Anschrift der Verfasser:

Dres. med. Ute B. und Jörg G. Veigel

Mooshütterweg 2 2942 Jever

Ausgabe KB DEUTSCHES ÄRZTEBLATT 79. Jahrgang Heft 24 vom 18. Juni 1982 77

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