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Archiv "Abwehr von Arzneimittelrisiken, Stufe II: Vitamin-K-haltige Arzneimittel Konakion® für Neugeborene, Injektionslösung" (21.12.1992)

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UNDESARZTEKAMIWE

Arzneimittelkommission der Deutschen Ärzteschaft

Abwehr von Arzneimittelrisiken, Stufe II

Vitamin-K-haltige Arzneimittel

Konakion® für Neugeborene, Injektionslösung

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT BEKANNTMACHUNGEN

Das Bundesgesundheitsamt (BGA) hat mit Datum vom 23. November 1992 im Rahmen einer schriftlichen Anhö- rung nach dem Stufenplan II dem be- troffenen pharmazeutischen Unterneh- mer bekanntgegeben, daß auf Basis der vorliegenden Unterlagen und Erkennt- nisse es für erforderlich gehalten wird, die Fach- und Gebrauchsinformation für o. g. Arzneimittel wie folgt zu än- dern bzw. zu ergänzen:

„Der Abschnitt Anwendungsgebiete ist wie folgt zu formulieren:

‚Therapie von Vitamin-K-Mangel- blutungen bei Neugeborenen und Säuglingen, sowie Prävention von Vit- amin-K-Mangelzuständen bei Neuge- borenen und Säuglingen mit schweren Erkrankungen, bei denen eine sichere orale Vitamin-K-Aufnahme oder eine ausreichende Resorption von Vitamin K im Magen-Darm-Trakt nicht möglich ist.'

Der Abschnitt Nebenwirkungen ist wie folgt zu ergänzen:

,Die Analyse einer epidemiologi- schen Studie — durchgeführt zur Über- prüfung der These einer Assoziation zwischen Vitamin-K-Gabe und Krebs im Kindesalter — läßt die Möglichkeit erkennen, daß eine Beziehung zwi- schen parenteraler — nicht aber oraler — Gabe von Vitamin K und dem Auftre- ten von Krebs im Kindesalter besteht.

Über den kausalen Zusammenhang kann jedoch aufgrund der o. g. Studie keine Aussage getroffen werden.'

Begründung des BGA

Dem Bundesgesundheitsamt liegt die Veröffentlichung einer epidemiolo- gischen Studie von J. Golding et al. (1) vor, aus der hervorgeht, daß eine Asso- ziation zwischen parenteraler Vitamin- K-Gabe und Krebs im Kindesalter be- steht. Danach wäre das Krebsrisiko bei parenteraler Gabe um den Faktor 1,97 (95% Konfidenzintervall 1,3 bis 3) hö- her als bei Kindern, die entweder keine oder eine orale Vitamin-K-Prophylaxe erhielten.

Für die Risikobeurteilung zur Kan- zerogenität ist es von erheblicher Be- deutung, inwieweit möglicherweise Veränderungen (Mutationen) des Erb-

materials (DNS) von Zellen in ursäch- lichen Zusammenhang mit der krebser- regenden Wirkung gebracht werden können. Es ist bekannt, daß die über- wiegende Mehrzahl krebserregender Stoffe derartige Mutationen induzie- ren. Vitamin K ist diesbezüglich nur sehr unzureichend untersucht. Die Un- tersuchungen von Israels (2) geben je- doch Hinweise auf einen möglichen Zusammenhang. Die dort berichteten erhöhten Raten an Schwesterchro- matidaustauschen in menschlichen Lymphozyten in-vitro können als Hin- weise auf eine mutagene Wirkung in- terpretiert werden. Entsprechende in- vivo-Untersuchungen verliefen zwar negativ (3), können die vorliegenden Hinweise jedoch aufgrund der geringen Stichprobe und der nicht berücksichtig- ten anderen Einflußfaktoren (z. B.

Rauchen) nicht entkräften.

Es besteht derzeit kein Zweifel, daß die Vitamin-K-Prophylaxe einen wirk- samen Schutz vor der schwerwiegen- den Blutungskomplikation des späten Morbus haemorrhagicus neonatorum (-late HDN) darstellt (4, 5). Die Häu- figkeit dieser Erkrankung wird auf- grund von Daten aus der Bundesrepu- blik mit 7,2 pro Hunderttausend Ge- burten geschätzt (davon 50% ZNS-Blu- tungen, etwa 20% Todesfälle [6]).

Aus vorliegenden epidemiologi- schen Daten ist ersichtlich, daß die le- bensbedrohlichen Vitamin-K-Mangel- blutungen bei jungen Säuglingen durch eine mehrmalige orale oder durch eine einmalige parenterale Vitamin-K-Ga- be zu verhindern sind (6, 7, 8).

In der augenblicklichen Situation sind der nachgewiesene Protektionsef- fekt der parenteralen Vitamin-K-Pro- phylaxe und die potentiellen Risiken sorgsam abzuwägen:

Es muß somit — unabhängig von den vorliegenden Einwänden gegen die Er- gebnisse der Studie (11) und von noch zu erwartenden Untersuchungen zur Überprüfung der durch o. g. Studien belegten Assoziation — eine erneute Abwägung von Nutzen und Risiko der parenteralen Applikation des Vitamin K erfolgen.

In Anbetracht der Schwere der sich

aus den Studienergebnissen darstellen- den Beziehung und unter Berücksichti- gung der vorhandenen und risikoärme- ren Alternative, nämlich der oralen Vitamin-K-Gabe, dürfen gesunde Neu- geborene dem o. g. möglichen Risiko nicht mehr ausgesetzt werden.

Die parenterale Gabe kann somit nur noch zur Anwendung bei Neugebo- renen und Säuglingen empfohlen wer- den, bei denen die enterale Aufnahme oder Resorption von Vitamin K nicht gewährleistet ist. Für die Routine-Pro- phylaxe bietet sich die wiederholte ora- le Vitamin-K-Gabe an (9). Nach japa- nischen Untersuchungen bietet sie ei- nen wirksamen Schutz vor Vitamin-K- Mangelblutungen (10)."

Literatur:

1. Golding J., Greenwood R., Birmingham K., Mott, M., Childhood cancer, intramuscular vita- min K and pethidine given during labour, BMJ 1992, 305: 341-346

2. Israels et al., Pedriatic Research 1987; 22 3. Cornelissen et al., Pedriatic Research 1991; 30 4. Sutor AH, Intramusculäres Vitamin K und Kan-

zerogenität: in press

5. v. Kries, R., Neonatal vitamin K prophylaxis for all, BMJ 1991; 303: 1083-1084

6. v. Kries, R., Göbel, U., Vitamin K prophylaxis and vitamin K deficiericy bleeding (VKDB) in early infancy (HDN), Acta Pediatr. Scand: in press

7. Göbel U., v. Kries, R., Vitamin K prophylaxis and late onset hemorrhagic disease of the newborn in west germany during 1988. In: Suzuki, Hathaway WE, Bonner J, Sutor AH

Perinatal thrombosis and hemostasis Springer 1991; 231-238

8. Mc Ninch AW, Tripp, J. H., Haemorrhagic dis- ease of the newborn in the British Isles: a two year prospective study, BMJ 1991; 303:

1105-1109

9. Sutor AH, Göbel, U., v. Kries, R., Künzer, W., Landbeck, G., Vitamin-K-Prophylaxe. Stellung- nahme der Teilnehmer am 2. Freiburger Vit- amin-K-Symposium und der GTH-Arbeitsgrup- pe Hämostasologie im Kindes- und Jugendalter, Päd. Prax. 1989, 38: 625-628

10. Hanawa, Y., Vitamin K deficiency in infancy: the Japanese experience Acta Paediatr. Japan. 1992;

34: 107-116

11. Hull, D., Vitamin K and childhood cancer, The risk of haemorrhagic disease is certain, that of cancer is not, BMJ 1992; 305: 326-327

Hinweis:

Die Arzneimittelkommission der Deutschen Ärzteschaft möchte Sie da- rauf aufmerksam machen, daß in einer der nächsten Ausgaben des Deutschen Ärzteblattes eine Stellungnahme der Ernährungskommission der Deutschen Gesellschaft für Kinderheilkunde zur

„Vitamin-K-Prophylaxe bei Neugebore- nen" in einer gemeinsamen Bekannt- machung mit der Arzneimittelkom- mission der Deutschen Ärzteschaft ver- öffentlicht wird. Darüber hinaus wird in der gleichen Ausgabe eine Publika- tion zu diesem Thema erscheinen.

Arzneimittelkommission der Deut- schen Ärzteschaft, Aachener Straße 233-237, W-5000 Köln 41, Tel: 02 21/

40 04/5 20, Fax: 02 21/40 04/5 39.

Dt. Ärztebl. 89, Heft 51/52, 21. Dezember 1992 (65) A1-4389

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