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Archiv "Integrierte Versorgung (II): Der Berg kommt zum Propheten" (09.09.2005)

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benen Patienten.Alle weiteren Abrech- nungen laufen über die Hausärztliche Vertragsgemeinschaft.

Finanziert wird das Angebot über die einprozentigen Abschläge bei den am- bulanten und stationären Honoraren der Regelversorgung. Sollte diese Re- gelung wie geplant 2006 auslaufen, will die AOK ihr Rückenprogramm den- noch weiterführen. Man könne Patien- ten nicht „anfixen“ und dann aufhören, sagte Hermann. Allerdings müsse auch analysiert werden, ob die Programme langfristig Verbesserungen bringen.

Eine genaue Evaluation der Pro- gramme hält der ehemalige Vorsitzende des Deutschen Hausärzteverbandes, Prof. Dr. med. Klaus-Dieter Kossow, für schwierig. Denn es fehlten Referenzstu- dien zur Regelversorgung. Dass es bei der hausärztlichen Versorgung Defizite gebe, sei unbestritten. Doch es gebe kei- ne repräsentativen Stichproben aus der Gesamtbevölkerung, mit deren Hilfe man die bislang nebulöse Kritik an der hausärztlichen Regelversorgung objek- tivierbar machen könne.

Dass es mitunter keiner Sportstudios bedarf, um Rückenbeschwerden zu lin- dern, hat Allgemeinmediziner Prof. Dr.

med. Peter Helmich in seiner berufli- chen Tätigkeit erfahren. Gemeinsam mit Prof. Dr. med. Ulrich Schwantes, Lehrstuhl für Allgemeinmedizin an der Berliner Charité, warb Helmich für ein gemeinsames IV-Konzept zur „psycho- sozial kompetenten Hausarztpraxis“.

Helmich sieht bei den Hausärzten Defi- zite in der Früherkennung psychosozia- ler Probleme. Somatisierungsstörungen

„als vergeblicher Lösungsversuch von Problemen“ würden oft zu spät erkannt.

Er plädierte deshalb für eine engere Zu- sammenarbeit von Hausärzten und Psy- chotherapeuten. Fünf Gesprächssitzun- gen beim Hausarzt seien sinnvoll. Erst dann werde entschieden, ob der Patient weitere zehn Sitzungen beim Hausarzt oder eine Therapie beim Psychothera- peuten benötigt.

Auch die Leistungserbringer könn- ten von dem Konzept profitieren, sagte Helmich. Denn mit Hausärzten und Psychotherapeuten träfen zwei völlig unterschiedliche Berufsgruppen aufein- ander. Sie könnten Vorurteile abbauen, voneinander lernen und Erfahrungen austauschen. Samir Rabbata, Sabine Rieser

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A2366 Deutsches ÄrzteblattJg. 102Heft 369. September 2005

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ollende Praxen überall da, wo der Haus- und Fachärztemangel zu- nimmt? Dem Vorschlag können nicht alle etwas abgewinnen. Sicher ist jedoch, dass Ärzte und Krankenkassen neue Wege gehen müssen, wenn Patien- ten in Eifel oder Uckermark weiterhin angemessen versorgt werden sollen.

Die Kassenärztliche Vereinigung (KV) Brandenburg hat deshalb Ende

2004 mit dem Kreiskrankenhaus Belzig eine Managementgesellschaft in der Rechtsform eines Vereins gemäß § 140 b SGB V gegründet, um sich an der Inte- grierten Versorgung zu beteiligen. Den Anfang machten Verträge zur Versor- gung von Diabetes-mellitus-Patienten mit der AOK Brandenburg und der Barmer. Projekte wie Schmerztherapie, Kinderrheumatologie und Behandlung adipöser Kinder sollen folgen.

Belzig, die Kreisstadt von Potsdam- Mittelmark, liegt in der hügeligen Wald- und Wiesenlandschaft des hohen Flä- ming. Für eine 75-jährige Diabetikerin vom Land sei es nicht leicht, optimal versorgt zu werden, erläutert der KV- Vorstandsvorsitzende Dr. med. Hans-

Joachim Helming. Sie müsse eigentlich regelmäßig zum Augenarzt nach Belzig, zum Kardiologen nach Brandenburg, zum Angiologen nach Potsdam. Doch ohne Auto ist das nahezu unmöglich.

Im Rahmen des IV-Projekts Diabe- tes können Hausärzte Patienten wie die alte Dame nun zu Konsiliarsprechstun- den und Schulungen in Räumen des Krankenhauses anmelden, wohin die niedergelassene Diabetologin aus dem Nachbarort kommt. In der Klinik ste- hen regelmäßig weitere niedergelasse- ne oder am Krankenhaus tätige fach- ärztliche Spezialisten zur Verfügung, aber auch Podologen. Ihre Arbeit ist durch Verträge mit dem Verein gere- gelt. „Der Berg kommt zum Prophe- ten“, sagt Helming. Nur so lasse sich ei- ne qualitativ hochwertige Versorgung bei sinkenden Arztzahlen sichern. Die Hausärzte beurteilten den neuen An- satz positiv: „Sie sind froh über jede Entlastung.“

Ambulant, stationär – und etwas Sinnvolles dazwischen

2006 soll alles noch besser laufen. Dann wird im Kreiskrankenhaus ein Medizi- nisches Versorgungszentrum fertig ge- stellt sein, das die KV als Dienstleister führt. Vier Ärzte interessieren sich für eine Anstellung, andere wollen koope- rieren und spezielle Sprechstunden ab- halten. Ziel ist der Aufbau einer polikli- nischen Einheit von ambulanter und stationärer Versorgung. Eine Blaupau- se für alle Landkreise sei das Belziger Modell nicht, betont der KV-Vorstand, aber eine Option: „Auch in Zukunft wird es noch eine ambulante und eine stationäre Versorgung geben, aber dazu ein gut funktionierendes Dazwischen.“

Dass die gesetzlichen Vorgaben für die Integrierte Versorgung eine Teilnahme von KVen gar nicht vorsehen, weiß Hel- ming. Er ist jedoch überzeugt, dass diese Restriktion bald wieder beseitigt wird.

Dafür müssten die KVen aber beweisen,

„dass sie strukturell positiv wirken und nicht mauern“. Dass die Integrationsver- träge mit Beteiligung der KV in Bran- denburg zustande kamen, liege daran,

„dass die Krankenkassen die Sinnhaftig- keit des Modells genauso erkennen wie das Ministerium“, sagt Helming. Rie

Integrierte Versorgung (II)

Der Berg kommt zum Propheten

KV Brandenburg: Projekt zur besseren Vernetzung initiiert

Dr. med. Hans-Joachim Helming: KVen müssen beweisen, dass sie nicht mauern.

Foto:Georg J.Lopata

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