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Archiv "Weltärztebund: Entspannte Arbeitssitzung" (03.12.2004)

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fürs Alter bilden, um sich später not- wendige Hilfe einkaufen zu können, meinte Spahn. Auch Bahr plädierte dafür, stärker privat vorzusorgen und mehr Spielräume im Gesundheitswesen zuzulassen. Wenn es sich beispielsweise Versicherungsunternehmen zutrauten, mit Nichtrauchertarifen Geld zu ver- dienen, solle man sie daran doch nicht hindern.

Schilling meinte, es gehe auch anders.

Die Sozialversicherungssysteme seien doch gestaltbar, wenn man sie denn erhalten wolle. Wieso solle man in Zu- kunft nicht länger als bis 65 arbeiten oder durch kluge Prävention dafür sorgen, länger gesund zu bleiben? „Ein Fünftel unserer Bevölkerung spart nichts“, ergänzte Schilling. Wie sollten Bürger mit so wenig Geld Kapital bilden? In den Debatten um Eigen- verantwortung und neue Finanzie- rungssysteme geht es nach Auffassung von Nahles im Kern darum, ob man an den Wert und Sinn kollektiver Siche- rungssysteme glaube oder ob man über- zeugt sei, damit sei es vorbei und man müsse privat vorsorgen. Sie glaube nicht, dass Sozialstaatlichkeit in Zu- kunft keine Basis mehr finde, erklärte

Nahles. Sabine Rieser

P O L I T I K

Deutsches ÄrzteblattJg. 101Heft 493. Dezember 2004 AA3309

S

intflutartige Regenfälle, ein nächt- liches Erdbeben der Stärke 5,8 auf der Richter-Skala und ein Taifun – Naturgewalten begleiteten die 55. Ge- neralversammlung des Weltärztebun- des (WMA) in Tokio. Der Verlauf der Veranstaltung gestaltete sich dagegen eher entspannt. Auch der bisher um- strittene Artikel 30 der Deklaration von Helsinki, der die Fortsetzung der Be- handlung von Patienten nach Durch- führung von Studien regelt, stand auf der Tagesordnung. Diesmal gab der Passus keinen Anlass zur Irritation. Die von der Arbeitsgruppe dazu vorab er- arbeitete Klarstellung wurde ohne weitere Diskussion angenommen.

Die anderen in den Vorstandssit- zungen vorbereiteten Dokumente wie die „Erklärung zum Verhält- nis von Ärzten und Wirtschafts- unternehmen“, die

„Erklärung über Was- ser und Gesundheit“

sowie die „Richtlinien für den Fall be- waffneter Konflikte“ wurden ebenfalls gebilligt.

„Übergewicht“ und „Zugang zur medizinischen Versorgung“ sind dage- gen zwei besonders aktuelle Themen.

Zwei international zusammengesetzte Arbeitsgruppen werden unter Mitwir- kung der Bundesärztekammer Doku- mente zu beiden Schwerpunkten erstel- len, die dann in den nächsten Vor- standssitzungen diskutiert werden.

Von einem Ereignis, das bereits im September 2004 zahlreiche Journalisten angelockt hatte, wurde im Ethik-Aus- schuss berichtet: In Zusammenarbeit

mit der Norwegischen Ärzteorganisati- on hat der Weltärztebund einen Online- Kurs für Ärzte im Strafvollzug erarbei- tet. Der Kurs besteht aus zwölf Kapiteln mit Themen wie Psychische Störungen, Hungerstreik oder Folterung. In jedem Kapitel finden sich je nach Thema Defi- nition, Zielsetzung, Unterrichtslektion oder Therapievorschläge beziehungs- weise Leitlinien. Hinweise auf inter- nationale Mitteilungen zu Menschen- rechten, medizinischer Ethik und internationalen Menschenrechtsgeset- zen vervollständigen die Module, die mit einer cme-bewerteten Online-Prü- fung abschließen. Der Kurs kann unter http://lupin-nma.net absolviert werden.

Neuer Generalsekretär

Die diesjährige wissenschaftliche Ta- gung setzte sich mit „Medizinischer Technologie“ und ihrem Wechselspiel mit ärztlicher Ethik auseinander. Fazit:

Der elektronische Fortschritt ruft eine Datenexplosion hervor, die eine regel- mäßige Anpassung der Daten- schutzbestimmungen erfordert.

Der Weltärztebund wird auch in den nächsten Jahren dieses Thema weiter erörtern.

Kontinuierlich begleiten wird den Weltärztebund in Zukunft ein weiteres sehr ehrgeiziges Projekt: Alle De- klarationen, Erklärungen und Entschließungen sollen ab 2004 nach maximal zehn Jahren auf Aktualität und Relevanz geprüft und gegebenen- falls geändert oder archiviert werden.

Als erster Schritt wurde für die ältesten Dokumente bereits eine Kategorisie- rung vorgenommen nach Umfang der notwendigen Veränderungen. Die Ak- tualisierung soll nun in Arbeitsgruppen fortgesetzt werden.

Herausragendes Ereignis für die Bun- desärztekammer war die einstimmige Wahl von Dr. med. Otmar Kloiber zum Generalsekretär des Weltärztebundes.

Kloiber tritt damit die Nachfolge des Südafrikaners Dr. Delon Human an, der seit 1997 als WMA-Generalsekretär am- tiert. Kloiber wird seine Arbeit am Sitz des Weltärztebundes im französischen Ferney-Voltaire Anfang nächsten Jahres antreten. Dr. med. Susann Katelhön Die Verlautbarungen des Weltärztebundes können in

deutscher Übersetzung bei der Bundesärztekammer, Auslandsdienst, Herbert-Lewin-Platz 1 (Wegelystraße), 10623 Berlin, angefordert werden.

Weltärztebund

Entspannte Arbeitssitzung

In Tokio wurde ein Online-Kurs für Ärzte vorgestellt,

die im Strafvollzug arbeiten.

Reform-Gerüst

Der NAV-Virchow-Bund hat seine Reformvorstel- lungen zum Gesundheitswesen in einem „Gerüst für ein neues zukunftsfähiges und generationenge- rechtes Gesundheitssystem“ zusammengefasst.

Darin wird unter anderem vorgeschlagen:

>Die Pflichtversicherung wird durch eine Pflicht zur Versicherung ersetzt. Sie beinhaltet eine umfassende medizinische Grundversorgung.

Das Leistungsspekturm wird vom Gesetzgeber festgesetzt und überwacht. GKV und PKV kon- kurrieren.

>Die einheitliche Grundsicherung wird über eine Versichertenprämie pro Einwohner finanziert.

>Der Arbeitgeberanteil daran wird begrenzt und mit dem Lohn ausgezahlt.

>Die kostenlose Mitversicherung von Kindern und Ehegatten entfällt. Deren Beiträge ließen sich aus Steuermitteln subventionieren.

>Ein Kapitaldeckungsverfahren garantiert die notwendigen Altersrückstellungen.

>Außerhalb der Grundversorgung findet ein Wettbewerb um unterschiedliche Leistungs- pakete statt.

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Referenzen

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