Die Information:
Bericht und Meinung
AUS DEN BUNDESLÄNDERN
NORDRHEIN-WESTFALEN
Ärztekammer warnt vor Krankenhausschließungen
Die Ärztekammer Westfalen-Lippe hat die Landesregierung erneut aufgefordert, an dem Entwurf des Landeskrankenhausbedarfsplanes die von der Ärztekammer mehr- fach vorgeschlagenen Korrektu- ren vorzunehmen.
Die Verwirklichung des jetzigen Entwurfes, nach dem etliche Kran- kenhäuser geschlossen werden würden, würde nach Meinung der Ärztekammer nicht nur die ange- strebte bürgernahe Versorgung der Bevölkerung im Krankenhaus, sondern auch die ambulante ärzt- liche Betreuung, insbesondere auf dem Lande, gefährden.
Der Präsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, Dr. Wilhelm Bal- dus, erklärte dazu, die Tendenz des Landesministeriums für Ar- beit, Gesundheit und Soziales zur Zentralisierung im Krankenhaus sei eindeutig überzogen. Nach An- sicht der Ärztekammer entspricht der bisherige Entwurf für den Be- darfsplan auch nicht genügend dem Konzept einer gemeindena- hen psychiatrischen und kinder- psychiatrischen Versorgung.
In den Krankenhaus-Zielplankon- ferenzen hatte die Ärztekammer Westfalen-Lippe wiederholt eine Liste von Krankenhäusern und Krankenhausabteilungen vorge- legt, die nicht zuletzt aus Gründen der Kostenersparnis erhalten wer- den sollten. Es ging dabei vorran- gig um Krankenhäuser in Gelsen- kirchen-Buer, Rhede, Harsewinkel und Schwelm sowie um orthopä- dische und augenärztliche Abtei- lungen in Recklinghausen-Süd und im Kreis Paderborn.
Die Ärztekammer Westfalen-Lippe hält schließlich auch das bisher angewandte, rein theoretische Trendberechnungsverfahren für die Fortschreibung des Kranken- hausbedarfsplanes für falsch.
Statt dessen sollte die effektive durchschnittliche Bettennutzung sowie die Leistungsfähigkeit der Krankenhäuser für die Planung entscheidend sein. ÄP-WL
BERLIN
Krankenhausärzte:
„24 Stunden sind genug"
Die aus regelmäßiger Arbeitszeit und Bereitschaftsdienst bestehen- de ununterbrochene Arbeitslei- stung eines Krankenhausarztes soll künftig nicht mehr als 24 Stun- den betragen. Dies forderten etwa 120 Assistenzärzte auf einer Ver- sammlung im Klinikum Charlot- tenburg. Zu der Veranstaltung hat- te der Marburger Bund Landesver- band Berlin in Zusammenarbeit mit einem „Gesundheitsladen"
und Mitgliedern des Bundes ge- werkschaftlicher Ärzte in der ÖTV eingeladen. Mit ihrer Forderung wandten sich die Ärzte gegen die derzeit zulässige Praxis, nach der die zusammenhängende Arbeits- leistung 32 Stunden betragen kann, wenn auf eine regelmäßige Arbeitszeit von acht Stunden ein Bereitschaftsdienst von sechzehn Stunden folgt und sich hieran wie- derum eine regelmäßige Arbeits- zeit von acht Stunden anschließt.
Außerdem forderten die Ärzte eine Begrenzung der Zahl der Bereit- schaftsdienste von jetzt bis zu acht im Monat auf einen pro Woche.
Die Versammlung appellierte an den Gesetzgeber, das Arbeitszeit- recht diesen Forderungen anzu- passen. Außerdem wurden die Ge- werkschaften aufgefordert, die ta- rifvertraglichen Regelungen über den Bereitschaftsdienst zum nächstzulässigen Zeitpunkt, dem 30. September 1980, zu kündigen.
Die gegen die jetzige Regelung und Praxis des Bereitschaftsdien- stes gerichteten Arbeitsgerichts- prozesse sollen, so hieß es, in der Öffentlichkeit bewußtseinsbildend wirken und die angestrebten ge- setzlichen und tarifvertraglichen Regelungen vorbereiten helfen. JK
AUS EUROPA
GROSSBRITANNIEN
Die Briten bleiben im Weltärztebund
Auf Beschluß der diesjährigen Vertreterversammlung in Liver- pool bleibt die British Medical As- sociation Mitglied im Weltärzte- bund. Damit wurde ein früherer Grundsatzbeschluß ebenso ver- worfen wie eine entsprechende Empfehlung des Vorstandes. Der Vorstandsvorsitzende, Sir James Cameron, hatte auf den Mitglieds- beitrag von 18 000 Pfund im Jahr verwiesen, der sich durch die neue Satzung der WMA auf 28 900 Pfund erhöhen würde. Andere Redner rechneten jedoch vor, dies seien nur 50 Pence pro BMA-Mit- glied; die BMA dürfe nicht als eine Organisation „selbstsüchtiger Kirchturmpolitiker" dastehen, sondern müsse weiterhin zu dem weltweiten Diskussionsforum über ethische und berufliche Standards beitragen, das sie selbst mitge- schaffen habe. Man müßte auch die Auswirkungen eines etwaigen Austritts aus dem Weltärztebund auf die BMA-Gruppen in Übersee und auf die Ärzteorganisationen der anderen, vor allem der kleine- ren Commonwealth-Länder be- rücksichtigen. Ebenfalls beschlos- sen wurde dann die Fortsetzung der Mitgliedschaft in der Com- monwealth Medicial Association.
An Stelle von Sir James Cameron wurde der Chirurg A. H. Grabham für die nächsten drei Jahre zum Chairman of Council gewählt.
Neuer Generalsekretär der BMA — als Nachfolger des in den Ruhe- stand tretenden Dr. Elston Grey- Turner — wurde sein bisheriger Er- ster Stellvertreter, der Jurist Dr.
John Havard.
Das Amt des Präsidenten der Bri- tish Medical Association ist für die Jahre 1979/80 erstmalig einer Frau übertragen worden, Dame Jose- phine Barnes. Die Vertreterver- sammlung in Liverpool hat den Prinzen von Wales zum Ehrenmit- glied der BMA gewählt. gb
2948 Heft 45 vom 8. November 1979 DEUTSCHES ÄRZTEBLATT