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Archiv "Versandapotheken: Kooperation mit Handelsriesen" (25.06.2004)

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ie Welt der Apotheker wandelt sich. Teilten die bundesweit 21 300 Apotheken bislang relativ ein- trächtig den Arzneimittelmarkt unter- einander auf, so stellte die Gesundheits- reform Anfang des Jahres die Signale auf Veränderung. Seither ist der Ver- sandhandel mit Medikamenten ebenso erlaubt wie der beschränkte Mehrbesitz von Apotheken. Mit der zaghaften Libe- ralisierung drängen nun auch neue Mit- spieler auf den lukrativ erscheinenden Markt – immerhin wurden dort im ver- gangenen Jahr allein zulasten der Ge- setzlichen Krankenversicherung rund 22 Milliarden Euro umgesetzt.

Seit Anfang Juni kooperiert der Kar- stadt-Quelle-Konzern mit dem Online- versand mycare.de der Robert-Koch- Apotheke in Wittenberg. Wenige Tage später gab die Drogeriemarktkette dm ihre Zusammenarbeit mit der niederlän- dischen Internetapotheke Europa Apo- theek Venlo bekannt.Allerdings sind die Handelsriesen nur Partner der Apothe- ken, denn nach deutschem Recht dürfen sie keine eigenen Offizinen betreiben.

Hier gilt nach wie vor, dass nur ein Apo- theker eine öffentliche Apotheke besit- zen und betreiben darf (Fremd- besitzverbot).

Im Fall von Karstadt-Quelle und der Robert-Koch-Apotheke beinhaltet die Kooperation einen gemeinsamen Internetauftritt.

Über die Startseite des Internet- kaufhauses karstadt.de gelangt man per Mausklick auf die Seite der Internetapotheke mycare.de.

Dort läuft das Arzneiversandge- schäft wie gehabt: Der Kunde be- stellt rezeptfreie Arzneimittel di- rekt, rezeptpflichtige nach Vorla- ge der ärztlichen Verordnung.Ab- gerechnet wird über mycare.de.

Karstadt erhält nach Angaben

von Christian Buse, zuständig für das Versandgeschäft der Robert-Koch-Apo- theke, einen vertraglich vereinbarten Betrag für die Einbindung in das Kar- stadt-Internet-Portal. Als deutsche In- ternetapotheke ist mycare.de jedoch an die Arzneimittelpreisverordnung ge- bunden und kann ihren Kunden kei- ne Preisnachlässe bei verschreibungs- pflichtigen Arzneimitteln einräumen.

Auch die gesetzlich vorgeschriebenen Zuzahlungen werden erhoben. Dafür, so Buse, können die Kunden bei rezept- freien Medikamenten häufig bis zu 30 Prozent sparen.

Wie bei der Filmentwicklung

dm geht einen anderen Weg: In acht Testfilialen in Düsseldorf, Krefeld, Mön- chengladbach und Viersen können dm- Kunden Arzneimittel bestellen und dort 72 Stunden später abholen. Die Bestel- lung funktioniert im Wesentlichen wie bei der Filmentwicklung. Der Kunde füllt den in der Filiale ausliegenden Be- stellschein aus, steckt ihn, bei rezept- pflichtigen Arzneimitteln zusammen

mit dem Rezept, in eine Bestelltasche, die er in die Bestellbox einwirft. Gegen Vorlage seines Abholscheins und seines Personalausweises kann er nach drei Ta- gen das Paket mit den Medikamenten abholen. Die Frage ist, warum die Kun- den dieses Angebot nutzen sollten, wo sie doch aufgrund der hiesigen Apothe- kendichte auf dem Weg in die nächste dm-Filiale an einer Vielzahl von Apo- theken vorbeikommen dürften. Durch die Lieferung an die dm-Filiale könne die Europa Apotheek Venlo Versandko- sten sparen, erklärt deren Projektleiter Klaus Gritschneder. „Diese Kostener- sparnis geben wir an die Kunden weiter, die den Bestell- und Lieferweg über dm nutzen. Rund 200 ausgewählte rezept- freie Arzneimittel sind dadurch noch günstiger als über das Internet.“ Bei re- zeptpflichtigen Präparaten betrage die Ersparnis immer drei Prozent des Wa- renwertes – mindestens 2,50 Euro und maximal 15 Euro – pro Arzneimittel.

Neben den Kunden, die entweder Ko- stenerparnis, Service oder Anonymität von Versandapotheken schätzen, dürf- ten die Versandapotheken selbst vom enormen Bekanntheitsgrad ihrer großen Partner profitieren. „dm ist mit seinen fast 700 Filialen und mit mehr als 200 Millionen Kunden- kontakten pro Jahr der ideale Partner für die Europa Apotheek Venlo“, sagt Klaus Gritschneder.

Auch die Robert-Koch-Apotheke in Wittenberg dürfte von den rund 2,2 Millionen Besuchern profitie- ren, die das Internetkaufhaus kar- stadt.de nach eigenen Angaben monatlich zählt. „Wir verzeichnen einen Zugewinn an Neukunden“, erklärt Christian Buse gegenüber dem Deutschen Ärzteblatt. „Mit täglich rund 10 000 Besuchern auf unseren Internetseiten dürf- P O L I T I K

Deutsches ÄrzteblattJg. 101Heft 2625. Juni 2004 AA1855

Versandapotheken

Kooperation mit Handelsriesen

Der Handelskonzern Karstadt-Quelle und die Drogeriemarktkette dm dringen in den Arzneimittelmarkt vor. Noch sind sie nur Partner,

denn der Fremdbesitz von Apotheken ist verboten.

Abrechnungsbetrug

Noch keine neuen Erkenntnisse gibt es nach Auskunft der ABDA – Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände zu den Vorwürfen, Apotheker hätten massenhaft billige Medika- mente abgegeben und mit den Kassen teure Originalpräpara- te abgerechnet. Man warte auf Material vom Bundesgesund- heitsministerium und den Krankenkassen, um den Vorwürfen nachgehen zu können, hieß es. Man sei an einer lückenlosen Aufklärung interessiert, gehe aber nach wie vor davon aus, dass es sich um Einzelfälle handelt. Der in Arzneimittelfragen seitens der Gesetzlichen Krankenversicherung federführende Bundesverband der Betriebskrankenkassen will sich in der Angelegenheit nicht mehr äußern. Man habe alle verfügba- ren Informationen an die Staatsanwaltschaft weitergeleitet und diese ermittle jetzt, erklärte deren Sprecher Florian Lanz.

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ten wir darüber hinaus eines der größ- ten Endkundenportale in Deutschland sein.“ Damit sei man auch für Karstadt- Quelle ein interessanter Partner.

„Wir sind mit der bisherigen Reso- nanz unserer Kunden zufrieden“, sagt auch dm-Sprecher Herbert Arthen zum neuen Angebot des Drogeriemarktes.

„Wir erhalten viele Anrufe von Kun- den, die fragen, warum es den Arznei- bestell- und Lieferservice nicht auch in einer Filiale in ihrer Nähe gibt.“ Drei Monate haben sich die Partner Zeit ge- geben, dann wollen sie über eine bun- desweite Einführung des Angebots ent- scheiden. Pauschale Richtgrößen, nach denen sich eine Ausweitung richten soll, gebe es nicht. Über die finanziellen Konditionen der Kooperation schwei- gen die Partner ebenfalls. Weitergehen- de Pläne des Konzerns weist Arthen weit von sich. Auf die Frage, ob dm mit seinem Engagement langfristig auf den Fall des Fremdbesitzverbots setzt und nach dem Vorbild der britischen Droge- riemarktkette „Boots“ mit eigenen Apotheken in den dm-Filialen ins Arz- neimittelgeschäft einsteigen will, ent- gegnet er: „Das ist pure Spekulation.“

Apotheker bleiben gelassen

Die ABDA – Bundesvereinigung Deut- scher Apothekerverbände reagiert auf die neuen Vorstöße relativ gelassen. Im Falle von dm und Europa Apotheek Venlo prüfe man derzeit, ob die Einbin- dung einer Nicht-Apotheke in den Arz- neiversand rechtlich zulässig sei, erklärt ABDA-Sprecher Elmar Esser gegen- über dem Deutschen Ärzteblatt. Die Zusammenarbeit von Karstadt-Quelle und mycare.de hält er schlicht für einen Marketing-Gag. „Auch die Kunden ha- ben kaum Vorteile, wenn sie bei einem deutschen Versender bestellen“, so Es- ser. Die Änderung der Arneimittelpreis- verordnung im verschreibungspflichti- gen Segment mit der einheitlichen Ab- gabegebühr von 8,10 Euro habe dazu geführt, dass der Arzneiversand kaum noch Preisvorteile bieten könne. Oh- nehin bewege sich der Anteil der Kun- den, die den Arzneiversand nutzten, im Promillebereich. „Wir haben wirtschaft- lich keine Angst vor dem Versand“, gibt sich Esser optimistisch. Heike Korzilius

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A1856 Deutsches ÄrzteblattJg. 101Heft 2625. Juni 2004

KOMMENTAR

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ein formal ist alles in bester Ord- nung: Die Vertreterversammlung der Kassenärztlichen Bundesver- einigung (KBV) hat sich in einer Art Selbstentleibung von derzeit 110 De- legierten auf künftig 60 reduziert, und der Vorstand wird in der kommenden (sechsjährigen) Amtszeit nicht mehr aus neun ehrenamtlichen, sondern nur noch aus zwei hauptamtlichen Mitglie- dern bestehen. Professionalisierung und Verschlankung nennt dies der Ge- setzgeber, der den Kassenärzten mit dem GKV-Modernisierungsgesetz (GMG) ziemlich exakt vorgeschrie-

ben hat, wie sie sich künftig selbst zu verwalten haben.

Weil vor der Verabschiedung des Gesetzes immer wieder von der Ab- schaffung der Kassenärztlichen Verei- nigungen, vom Aufbrechen der „Kar- telle“, die Rede war, kann man der Po- litik bei der gesetzlich verordneten Strukturreform der ärztlichen Kör- perschaften nicht unbedingt die be- sten Absichten unterstellen. Fragt sich also, was die hauptamtlichen, schlan- ken Strukturen im Sinne der Politik bewirken sollen? Die Antwort ist ein- fach: mehr Verwaltung als Gestaltung und vor allen Dingen weniger Auf- müpfigkeit, weil die ungeliebte „Ba- sisdemokratie“ allenfalls noch partiell zum Tragen kommen kann.

Das politische Kalkül scheint inso- fern bereits aufzugehen, als die KBV- Vertreterversammlung nicht von der Möglichkeit Gebrauch gemacht hat, einen dreiköpfigen Vorstand zu instal- lieren. Obwohl die Befürworter einer solchen Lösung expressis verbis einen Verwaltungsfachmann für diese Posi- tion forderten, verengten die Dele- gierten den Blick auf die beiden großen Lager: die Hausärzte und die Fachärzte. Je ein Vertreter dieser bei-

den Gruppen sollte es sein, mehr nicht. Dahinter steht die Angst, dass eines der beiden Lager vielleicht die Oberhand gewinnen könnte.

Solches Denken führt in die falsche Richtung. Ein Vorstand, dessen Han- deln fast ausschließlich darauf gerich- tet ist, die Balance zwischen Haus- und Fachärzten zu wahren, hat den doppelten Tunnelblick. Ein solcher Vorstand dürfte dazu neigen, es dem jeweils zugeordneten Lager recht zu machen, ohne das große Ganze im Au- ge zu haben. Dies wäre fatal, weil er damit der Politik eindeutig in die Hän-

de spielte und damit ungewollt dem alten Grundsatz „teile und herrsche“

neuen Auftrieb gäbe: teile die Ärzte und herrsche von außen!

Was noch fehlt, um die Kassenärzte in ihrem Lagerdenken komplett zu paralysieren, wären verführerische Lockrufe. Nur, auch die gibt es schon.

Sie heißen Integrationsversorgung (mit Einzelverträgen), Medizinische Gesundheitszentren und hausarzt- zentrierte Versorgung. Mithilfe dieser neuen Versorgungs- und Vertragsfor- men kann man Hausärzte und Fachärzte nach Belieben gegeneinan- der ausspielen, wenn nur das Wohl der jeweiligen Gruppe gesehen wird.

Vielleicht kommt aber auch alles ganz anders. Vielleicht verstehen sich die neue Vertreterversammlung und der neue Vorstand mehr denn je als In- teressenvertretung aller Kassenärzte.

Wenn beide Gremien gemeinsame Strategien entwickeln, die Haus- und Fachärzte zusammenführen statt sie nur nebeneinander agieren zu lassen, wäre das eine Professionalisierung im Sinne der Kassenärzteschaft: ver- schlankt, gemeinsam und einheitlich.

Die Krankenkassen könnten sich dar- an die Zähne ausbeißen. Josef Maus

KBV-Organisationsreform

Doppelter Tunnelblick

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