NEBENTÄTIGKEITEN
Zum Kommentar von Dr. Ha- rald Ciade: „Beamtete Klinikchefs sollen vierfach zur Kasse gebeten werden", in Heft 6/1987, Seite A 257 ff.:
Aufregung — worüber?
Worüber . . . regt sich ei- gentlich Ihr Kommentator so auf? Doch nicht darüber, daß die betroffenen Kliniker ihrer Nebentätigkeit in aller Regel während ihrer bezahlten Dienststunden nachgehen.
Doch nicht darüber, daß diese Kollegen die besteinge- richteten Privatbehandlungs- räume mit dem höchstqualifi- zierten Personal der ganzen Abteilung beanspruchen.
Doch nicht darüber, daß dies mit größter Selbstver- ständlichkeit und ohne das geringste „unternehmeri- sche" Risiko eines Freiberuf- lers geschieht.
Doch nicht darüber, daß für uns niedergelassenen Ärzte die Praxiskosten 53 Prozent der Einnahmen, in personal- und apparateinten- siven Disziplinen wie dem von mir vertretenen Fachbe- reich leicht über 60 Prozent, betragen.
Und doch wohl gar nicht über die mangelnde steuerli- che Diskriminierung, wie sie niedergelassenen Kollegen hinsichtlich ihrer Versor- gungsabgaben zuteil wird.
Oder?
Dr. med. Dr. med. dent.
Günther Uhlig, Windaustra- ße 12, 7800 Freiburg i. Br.
FORTBILDUNG
Zu dem Artikel von Prof. Dr.
med. Martin Kaltenbach et al.:
„Neuer Weg der Wissensvermitt- lung: Kardiologische Fortbildung im Krankenhaus für die Praxis", in Heft 3/1987:
Zu Lasten von Patienten und Stiftungen
Prof. Dr. Kaltenbach kre- ierte den neuen Modus mit Hinweis darauf, daß die „Ef- fizienz" bisheriger Modalitä- ten mangelhaft sei, ohne je- doch die abstellbaren Mängel
im Detail zu erwähnen.
Durch eine Vielzahl immer wiederkehrender Fehler er- lahmte das Interesse zwar ex- pressis verbis, doch kaum merklich der Teilnehmerzahl nach. Es sei erlaubt, einige der Hauptfehler aufzuzeigen:
1. Ungenügender Stimmauf- wand bei gut besetztem Hör- saal, 2. unzureichende Arti- kulation der gesprochenen Worte, 3. Sprechrichtung überwiegend zur Projektions- wand statt zum Auditorium, 4. nur symbolische Mikro- phonbenutzung durch Spre- chen über dieses hinweg oder an ihm vorbei statt in es hin- ein, 5. zu geringe oder nicht anhaltende Berücksichtigung der Protestrufe aus den hinte- ren Reihen „Lauter!", 6.
schnellsprechende Referen- ten als „Silbenschlucker"
usw. usw. Die Zufriedenstel- lung des Auditoriums setzt in vorgenannter Hinsicht eine wohlwollende aktive Zusatz- leistung der Referenten vor- aus, der aber auch die Opfer- bereitschaft der Teilnehmer nach arbeitsreichem Tag ge- genübersteht. Verärgerung, nachlassendes Interesse und/
oder Renitenz sind durch Ab- stellung besagter Fehler rasch reversibel.
Was bedeutet nun der
„Neue Weg" der Wissens- vermittlung? 1. Eine Woche Praxis-Abwesenheit, 2. Ein- nahmen-Ausfall, 3. Kosten für An- und Rückfahrt, Un- terkunft, Verpflegung (von Prof. Dr. K. nicht erwähnt), Teilnahme auf Kosten von Stiftungen ca. 500 DM je Woche und Person, 4. stres- sierende Teilnehmer-Bela- stung durch mindestens 10stündige Beschäftigung auf Kosten physiologischer Be- dürfnisse, Rhythmen und Er- holungspausen (und das aus- gerechnet bei Ärzten), 5.
kaum noch vertretbare Zu- mutungen an die zu untersu- chenden Patienten, die ohne- hin durch den Stationsbe- trieb, durch Chefarzt, Ober- arzt, Assistenten, Azubi, Stu- denten u. a. sattsam bean- sprucht werden (und dies Woche für Woche), 6. evt.
Schockierung oder Ängsti-
gung der Patienten mit psy- chischen Folgewirkungen und somit verungünstigten Heilbedingungen, 7. mögli- cherweise Zustimmung der Patienten aus Angst vor Ab- lehnung. Hieran gemessen dürften die Leser am „Neuen Weg" weniger interessiert sein als an einer vordergrün- digen, aber grundsätzlichen und tatsächlichen Abstellung AIDS
Zu den Themen Aufklärung und Prophylaxe:
Weltfremde Moral
Die Gazetten sind über- voll mit sogenannter AIDS- Aufklärung. An Risikogrup- pen rangieren nach den Ho- mosexuellen und den Prosti- tuierten die Fixer an dritter Stelle, wenn sie Drogensprit- zen gemeinsam benutzen.
Die sterilen Einmalkanülen sind in jeder Apotheke frei verkäuflich. 100 Stück kosten 15,— DM — eine also 15 Pfen- nige. Das gehört wohl mit zur
„Aufklärung", steht aber nirgends drin.
Die Sorge, damit das Fi- xertum zu fördern, mündet in einer weltfremden Moral.
Die Fixer würden nicht eine Spritze mehr machen, wenn
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der ... Mängel bei der bis- lang gewohnten Fortbil- dungsweise. Fazit: Korrek- turbedürftiges Gutes wurde durch Fragwürdiges bis Schlechteres ersetzt: „Neuer Weg" als Fortbildung für gut- situierte Ärzte zu Lasten von Patienten und Stiftungen.
Dr. med. Heinz Stienen, Apenrader Straße 12, 2000 Hamburg 70
die Freiverkäuflichkeit pro- pagiert wird — allerdings auch keine Injektion weni- ger; als es ihrem pathologi- schen Bedürfnis entspricht.
Der Schwarzpreis für die Drogen ist bekannt. Dem- gegenüber sind jene 0,15 DM noch nicht einmal Re- chenpfennige.
Dr. med. Eberhard Schaetzing, Am Hochwald 17, 8130 Starnberg
Zum Editorial von Prof. Dr.
med. W. Stille „AIDS — Die der- zeitige Bedrohung. Folgerungen und Konsequenzen" in Heft 6/1987:
Gefahr durch
Sittlichkeitsverbrecher
Diese Seuche bringt noch eine zusätzliche Gefahr mit sich. Sie geht von der gar nicht so kleinen Personen- gruppe aus, die ihren Sexual- trieb nicht unter Kontrolle halten kann oder will. Sie ist besonders rücksichtslos und deshalb nicht auf den Schutz der Opfer bedacht. In Zu- kunft muß eine vergewaltigte Frau nicht nur ihr seelisches Trauma überwinden. Zusätz- lich wird sie nicht selten auch noch mit Aids infiziert wer- den. Das gleiche gilt für Kin- der, die einem Sittlichkeits- verbrecher in die Hände ge- fallen sind. Und mancher Neurotiker wird „Rache an der Gesellschaft" nehmen, indem er möglichst viele Partner bewußt ansteckt, um seine Krankheit weiterzuge- ben.
Dr. med. Elfriede Hus- stedt, Gallenkamp 11, 4400 Münster
• Fortsetzung Seite 782 A-776 (8) Dt. Ärztebl. 84 , Heft 13, 26. März 1987