• Keine Ergebnisse gefunden

Archiv "Frage der Woche an . . . Dr. med. Theodor Windhorst, Präsident der Ärztekammer Westfalen Lippe" (11.04.2014)

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Archiv "Frage der Woche an . . . Dr. med. Theodor Windhorst, Präsident der Ärztekammer Westfalen Lippe" (11.04.2014)"

Copied!
1
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

zeit das größte Potenzial zur Kos- tenreduktion dar, so Brehm.

Wieder greift die Vorbildfunk - tion des Arztes: Wenn dieser eigene Fehler als Lernchancen definiert, färbt dies auf die Mitarbeiter ab.

Der Arzt, der die Überzeugung vor- lebt, dass Weiterentwicklungen im- mer mit Rückschlägen einhergehen, gewinnt auf Mitarbeiterseite An- hänger. Es gibt die treffende Sen- tenz, Fehler seien notwendige Schritte auf dem Weg zum Ziel. Da- mit dies keine Floskel bleibt, dürfen sie nicht sanktioniert werden. Sie müssen ja nicht gleich Anlass zum Lob sein – aber jeder muss begrei- fen, dass niemandem im Team ein Fehler mit Absicht unterläuft.

Willen zur Verbesserung institutionalisieren

Das Ziel lautet: Kein Fehler ohne konkreten Verbesserungsvorschlag!

Wenn ein Fehler als Symptom defi- niert wird, dessen Ursachen das Team auf die Spur kommen will, um es in Zukunft besser zu machen, entsteht eine Atmosphäre, in der nicht der Fehler, sondern der kon- struktive Verbesserungsvorschlag

in den Fokus rückt. So können alle Beteiligte die Einstellung aufbauen, aus Fehlern lernen zu dürfen.

Hilfreich ist es, den Willen zur Verbesserung zu institutionalisie- ren. Was heißt das? Entscheidend ist es, in der Mitarbeitersitzung im- mer wieder Fragen zu stellen wie:

„Befinden wir uns noch auf dem richtigen Weg? Wo liegen Verbesse- rungspotenziale brach? Welche Pa- tientenäußerungen bieten Hinweise auf solche Verbesserungspotenzia- le? Haben Sie, Frau/Herr Mitarbei- ter, konkrete Vorschläge bezüglich Ihres Verantwortungsbereiches?“

Vielleicht ist es hilfreich, ein

„Verbesserungstagebuch“ zu eta - blieren, in dem jeder seine Vor- schläge notiert. Oder jeder führt selbst solch ein Buch und trägt seine

„besten Verbesserungsvorschläge“

in der Teamsitzung vor.

Letztendlich drehen sich die Ver- besserungsaktivitäten darum, die Patientenorientierung zu erhöhen.

Brehm erläutert: „Darum sollten Beschwerden, die der Patient äu- ßert, nicht als Nörgelei beiseitege- schoben, sondern ernsthaft darauf- hin geprüft werden, ob sie beden-

kenswerte Hinweise auf Bereiche liefern, in denen sich das Team ver- bessern kann. Beteiligte liefern we- gen ihrer Vorbehaltlosigkeit nicht selten wichtige Lösungen.“

Dazu gehört eine gewisse Selbst- reflexionskompetenz. Gemeint ist die Bereitschaft, ernsthaft über an- dere Meinungen nachzudenken und diese in die eigene Entscheidungs- findung zu integrieren. Das ist nicht immer leicht. Denn die andere An- sicht stellt ja immer die persönliche Einstellung und Überzeugung in- frage oder relativiert sie zumindest.

Ärzte, die bereit und fähig sind, eine andere Wahrnehmungsbrille als die eigene aufzusetzen, sind in der Lage, unvoreingenommen zu prüfen, ob es neben der eigenen An- sicht Alternativen gibt. Und klar ist:

Wer das eigene Vorgehen infrage stellt, muntert die Schwestern, Pfle- ger und Mitarbeiter auf, dies eben- falls zu leisten. Das ist oft der erste Schritt zu einer Verbesserung – und zu einem Verbesserungsklima, das sich in der gesamten Klinik oder

Praxis ausbreitet.

Patric P. Kutscher MasterClass Education, Zellertal

Das Parlament der westfälisch-lippischen Ärzteschaft hat sich einstimmig dafür ausgesprochen, die Anfang der 90er Jahre abgesenkte Zahl von Studienplätzen für Humanmedizin zumindest wieder auf das Niveau vor der Absenkung zu erhöhen. Außerdem sollen die Auswahlkriterien geän- dert und an die Erfordernisse der Patientenversorgung angepasst werden.

Warum sollte die Zahl der Medizinstudenten steigen?

Windhorst: Wir haben heute weniger Medizinstudienplätze als noch Mitte der 90er Jahre. Im geteilten Deutschland gab es mit 12 000 Plät- zen mehr Studienplätze als in dem ungeteilten Land mit nun 9 000. Die- se künstliche Verknappung ist der wesentliche Grund für den Ärzteman- gel. Wir müssen über höhere Zugangsmengen sprechen, aber auch über geänderte Zugangsbedingungen und Reformen der Studiengänge.

Bei der Vergabe von Studienplätzen sollte man den Merkmalen soziale Kompetenz und Engagement im medizinischen Bereich einen höheren Stellenwert geben als bisher. In Zeiten des drohenden und im ländlichen Bereich schon existierenden Ärztemangels führt die Vergabe von Studi- enplätzen nur über die Abiturnote dazu, dass viele am Arztberuf interes- sierte junge Menschen keinen Studienplatz erhalten. Die Abiturnote hat als Instrument zur Auswahl der Studierenden an Aussagekraft verloren.

Die Zahl der Abiturienten steigt. Etwa 1 700 Abiturienten kamen 2013 in Nordrhein-West- falen auf einen Notenschnitt von 1,0. Das waren dreimal so viele wie noch vor sechs Jahren, so dass selbst Studienplatzbewerber mit solchen Spitzennoten abgewiesen wer- den. Das aktuelle Zulassungssystem muss durch andere Kriterien, etwa weitere medizi- nische, pflegerische oder soziale Qualifikatio-

nen, ergänzt werden. Geeignete Instrumente zur Auswahl der Medizin- studenten sollten in Zusammenarbeit mit den Ärztekammern entwickelt werden.

Die Politik muss endlich handeln. Wir brauchen mehr Studienplätze für Mediziner und bessere Arbeitsbedingungen. Die Kassen müssen aufhören, die Ärzteschaft zu diffamieren und so ein ganzes Berufsbild schlechtzureden. Die Politik scheut die Ausgaben für genügend Medizin- studienplätze, beklagt sich aber dann, dass immer weniger Haus- und Fachärzte auf dem Land tätig sind. Das ist bigott. Wir sollten uns viel mehr um unseren ärztlichen Nachwuchs kümmern und ihn besser auf sein späteres Wirken am Patienten vorbereiten. Ol

FRAGE DER WOCHE AN . . .

Dr. med. Theodor Windhorst, Präsident der Ärztekammer Westfalen Lippe

4 Deutsches Ärzteblatt I Heft 15 I 11. April 2014

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

„nicht fest Angestellte“ dahinge- hend ausgelegt, dass es sich nicht um selbstständige Honorarärzte handeln kann, sondern dass „nicht fest Angestellte“ eben doch Ange-

Verbleibt das Arbeitsverhältnis aufgrund eines frist- gerecht ausgeübten Widerspruchs beim bisherigen Arbeitgeber und bestehen beim bisherigen Betriebs- inhaber keine

In Alltagssituationen, im Berufs- umfeld, aber auch in Berufungs- kommissionen kommt immer wie- der die Frage auf: „Ja, ist das denn auch ein guter Chirurg?“ Nicht - chirurgen

Für eine hochwertige Behandlung und humane Betreuung kranker Menschen sind höchstqualifizierte Ärztinnen und Ärzte, aber auch höchstqualifizierte Angehörige anderer

Vor 15 bis 20 Jahren war bei einer ganz normalen Bandscheiben- operation mit einem Krankenhausaufenthalt von etwa zwei Wochen zu rechnen, heute werden die Patienten nach drei

Eine gute Personalentwicklung, eine Unternehmensleitung, die sich ernsthaft mit dem Thema Führung auseinandersetzt und eine Unterneh- menskultur vorlebt, die geprägt ist von

Wirtschaftliche Mitverantwortung der Leitenden Ärzte bedeutet dar - über hinaus, dass diese im Rahmen des ärztlich Notwendigen zu zweck- mäßigem, wirtschaftlichem und sparsamem

abgewandert sind, weil sie sich hier unter den gegebenen Rahmenbe- dingungen nicht mehr wohlfühlen. Die so entstandenen Lücken können nicht ausreichend durch Zuwanderung aus