Pünktlich Feierabend machen.
Da scheiden sich die Geister. Wer kümmert sich um den Patienten, der kurz vor Feierabend eingelie- fert wird? Wer macht Überstunden, und wer zieht seinen Kittel aus?
An dieser Stelle prallen die Werte der verschiedenen Generationen aufeinander und erhitzen die Ge- müter. Generation Y traut sich was.
Nach Hause gehen und das Kind von der Kita abholen. Sie signali- siert: Ich habe ein Leben neben der Arbeit, und das ist mir wichtig.
Und kollidiert mit der Generation X (geboren 1966 bis 1985), die sich karriereorientiert dem Klinik - alltag stellt, und die es innerlich mit dem Wunsch „Ich will eine gu- te Mutter oder ein guter Vater sein“
zerreißt.
Krankenhausteams arbeiten ge- nerationsübergreifend. Eine gute Basis für gegenseitiges Verständnis – auch wenn es sich vielerorts erst einmal erarbeitet werden muss.
Welche Besonderheiten sollten Führungskräfte anderer Generatio- nen im Umgang mit den jungen Ärzten beachten?
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Mehr Überzeugungsarbeit leisten und Inhalte gut begründen●
Trotz Zeitdruck: sich austau- schen, verbindlich kommunizierenund ihren Weiterbildungshunger nicht als Belastung interpretieren
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In Vorgänge einbinden und Aufgaben delegieren●
Ihre Verbesserungsvorschläge hören, aufnehmen, und wenn sie gut sind, umsetzen●
Motivation durch Förderung:Welche ihrer Stärken kann man nut- zen und entwickeln?
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Klare Vorgaben, Orientierung und Struktur geben●
Nicht unterfordern●
Abwechslung und Herausfor- derungen schaffen●
Visionäre Ziele formulieren●
Regelmäßiges Feedback●
Vermitteln, dass Selbstkritik die eigene Entwicklung fördern kann●
Leistung anerkennen und lo- ben●
Achtung: In ihrer Werteskala steht Kompetenz höher als Erfah- rung oder Alter●
Verständnis für ihre Haltung„Es gibt ein Leben neben der Ar- beit“ haben.
Aber: Sind die Forderungen so überraschend? Kommen die Erwar- tungen nicht allen Generationen zu- gute? Liegen im „verwöhnten“ Ver- halten der jungen Arbeitnehmer vielleicht Chancen des Umden-
kens? Kann die Generation Y auf- grund ihres demografischen Vor- teils endlich Forderungen nach Ver- änderungen im Berufsalltag durch- setzen, die sich die vorhergehenden Generationen versagt haben? Ein Leben zu leben, in dem Familie, Freunde und Freizeit denselben Stellenwert haben? Das Gefühl zu haben, ich kann etwas verändern?
Meine Arbeit macht mir Spaß?
Die Integration verschiedener Generationen funktioniert nur dann, wenn Jüngere und Ältere Verständ- nis füreinander entwickeln. Ge- meinsamkeiten und Unterschiede erkennen. Einander zuhören. Res- pektvoll miteinander umgehen.
Voneinander lernen wollen. Hilf- reich für den Nachwuchs: Die Re- aktionen von älteren Mitarbeitern verstehen – was treibt welche Ge- neration auf die Palme? Und war - um? Es hilft allen Beteiligten, ihre Bedürfnisse offen auszusprechen.
Die eigenen Haltungen zu überprü- fen. Lebt man sie so, wie man es sich ursprünglich vorgenommen hat? Und sich die Frage zu stellen:
Ist mein Wertesystem noch zeitge- mäß? Oder kann es eine Verände-
rung vertragen?
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Seit geraumer Zeit ist die Delegation ärztlicher Leistungen ein Thema, das Politik, Ärzteschaft, die Angehörigen der nichtärztlichen Berufs - gruppen im Gesundheitswesen und Patienten beschäftigt. Meistens sind sich die einzelnen Akteure uneinig, wie die Entlastung der Ärztinnen und Ärzte künftig auszusehen hat.
Was sind die Probleme bei der Delegation ärztlicher Leistungen, und wie sollte der Schlüssel zur Arztentlastung aussehen?
Kaplan: Die Ärztinnen und Ärzte befinden sich bei der Problematik „In- teraktion mit den Fachberufen“ in der Diskussion zwischen großzügiger Auslegung und grundsätzlicher Abwehr. Ziel muss es sein, hin zu einer konstruktiven, verantwortungsbewussten, mitunter kritischen Zusam- menarbeit zu kommen. Die Berufsgruppen im Gesundheitswesen müs- sen die Arbeitsfelder gemeinsam definieren und die Schnittstellen darle- gen, um dann pragmatisch und induktiv Kooperation und Interaktion zu leben. Der Facharztstatus darf dabei selbstverständlich im Interesse der Patientensicherheit nicht infrage gestellt werden.
In der manchmal recht emotional geführten Debatte werden gleich mehrere Phänomene vermischt, die jedoch differenziert betrachtet werden müssen. Dabei geht es zum Beispiel um die Akademisierung der Gesundheitsberu- fe, was per se nichts mit Delegation oder Sub-
stitution zu tun hat. Ein weiterer Aspekt betrifft die Arztentlastung von nichtärztlichen Tätigkeiten. Hier muss unbedingt aufgeräumt werden.
Denn es gibt eine Reihe von Tätigkeiten, die sowohl Ärzte als auch an- dere medizinische Fachberufe verantwortlich übernehmen können.
Die Debatten über die Ausweitung der Übernahme ärztlicher Leistungen sind im Wesentlichen auf zwei Hauptgründe zurückzuführen: Eine verstärk- te ökonomische Ausrichtung des Gesundheitswesens und eine zunehmen- de Verknappung der „Ressource Arzt“. Daraus resultiert die bereits fakti- sche und für die Zukunft von verschiedenen Seiten noch weiter geforderte neue Arbeitsverteilung zwischen den Gesundheitsberufen. Geklärt werden muss, wo man die Grenzen bei dieser Arbeitsverteilung setzt. Ol
FRAGE DER WOCHE AN . . .
Dr. med. Max Kaplan, Präsident der Bayerischen Landesärztekammer
Birgit Schürmann Schürmann-Coaching, Berlin