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Archiv "Medizingeschichte: Chance vertan" (30.01.2009)

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Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 106⏐⏐Heft 5⏐⏐30. Januar 2009 A189

M E D I E N

MEDIZINGESCHICHTE

Chance vertan

Den Satz muss man sich auf der Zun- ge zergehen lassen: „Zweifellos ster- ben auch heute noch Menschen durch Versagen der Ärzte oder durch noch fehlende wissenschaftliche Erkennt- nisse, aber gewiss seltener und kon- trollierter.“ Da fragt sich nicht nur der Medizinhistoriker, was der Patient heute davon hat, wenn er im Vergleich zu unseren Vorfahren vor knapp 200 Jahren „kontrollierter“

stirbt. Dass der medizinische Fortschritt für die Verlänge- rung der Lebenserwartung verantwortlich ist, gehört zu den vielen Legenden der Me- dizingeschichte, die auch Schiffter in seinem Werk über die „Romantische Medizin“

pflegt. Und was hätte man aus dem hier dargestellten Fallbeispiel samt Quellen (dem Briefwechsel zwischen Bettina und Achim von Arnim) alles machen können!

Doch stattdessen dilettiert der Au- tor fröhlich vor sich hin. Munter wer- den retrospektive Diagnosen gestellt, auch wenn die Informationen über ei- ne Erkrankung noch so spärlich sind.

Dabei hätte es schon genügt, histori- sche Krankheitsbezeichnungen richtig zu deuten. So spricht Bettina von Ar- nim, deren Krankheits- und Gesund- heitsverhalten hier mit den Vorstellun- gen der sogenannten „Romantischen Medizin“ in Verbindung gebracht wird, an einer Stelle von den „Gichtern der kleinen Kinder“. Schiffter sieht darin einen Hinweis auf epileptische Anfälle. Doch gemeint ist, wie auch die vielen Einträge in den damaligen Sterberegistern belegen, die Eclampsia symptomatica infantium – oder wie es in einer zeitgenössischen Quelle heißt:

„wenn die Kinder die unnatürlich Hitz überlauft und Bauchweh haben“. Und wenn man dann noch alle Arbeiten zur Geschichte der Homöopathie und der romantischen Medizin der letzten Jahrzehnte ignoriert, dann ist an das Diktum des verstorbenen Mainzer Me- dizinhistorikers Walter Artelt aus dem Jahr 1949 zu erinnern: „Derartige Pro- dukte nützen der Fachwissenschaft nicht nur nicht, sie erschweren ihr viel- mehr die Arbeit.“ Robert Jütte

Roland Schiffter:

„. . . ich habe immer klüger gehandelt . . . als die philisterhaften Ärzte . . .“Romantische Medizin im Alltag der Bettina von Arnim – und anderswo. Königshausen

& Neumann, Würzburg 2006, 180 Seiten, kartoniert, 18 Euro

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