A2870 Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 104⏐⏐Heft 42⏐⏐19. Oktober 2007
B R I E F E
HAUSÄRZTETAG
Der neue Vorsitzen- de und sein Stellver- treter wollen einen konfliktbereiten Ver- band (DÄ 39/2007:
„30. Deutscher Hausärztetag: ,Die Zukunft liegt nicht im KV-System‘“ von Sabine Rieser).
Danke
Danke, dass auch mal (und das sehr fair!) über die Hausärzte berichtet wurde und in einem anderen Artikel zumindest verbal – wenn sonst schon seitens der Ärztekammer nicht viel an Widerstand und Protest erfolgt – über die schwindende Würde der Kassenärzte, die mehr und mehr zu Handlangern der Krankenkassen und Politik werden.
Ralph Thiel,Frankenforster Straße 21, 51427 Bergisch Gladbach
INTERVIEW
Die Psychoanalyti- kerin Margarete Mit- scherlich-Nielsen über die vaterlose Gesellschaft (DÄ 30/2007: „Jeder muss lernen, seine Vorurteile zu durchschauen“ von Christof Goddemeier).
Chance vertan
Eigentlich war ich hocherfreut, dass die Redaktion den 90. Geburtstag von Frau Mitscherlich-Nielsen zum Anlass genommen hat, ein Inter- view mit ihr zu bringen. Über die Fragen von Herrn Goddemeier war ich jedoch ziemlich entsetzt. Hat es eine Frau vom Rang von Frau Mit-
scherlich-Nielsen denn wirklich nicht besser verdient, als selbst fast 30 Jahre nach dem Tod ihres bedeu- tenden Mannes immer noch auf die Rolle der Gattin dieses bedeutenden Mannes reduziert zu werden? Fast alle Fragen bezogen sich direkt oder indirekt auf seine Publikationen oder Gedanken. Dass diese Frau ei- gene Gedanken hatte und hat und ei- ne eigenständige Wissenschaftlerin von hohem Rang ist, wurde in dem Interview überhaupt nicht deutlich.
Leider ist die Medizin immer noch eine konservative, männerorientier- te Fachrichtung, das wurde hier wieder deutlich, und die Chance, ei- ne großartige alte Frau um ihrer selbst Willen zu würdigen, wurde vertan.
Dr. med. Dipl.-Psych. Ursula Rahe, Robert-Blum-Straße 10, 68199 Mannheim
Mehr als fragwürdig
Frau Mitscherlich-Nielsens Anmer- kung „ . . . nachdem aus der Kultur- nation Deutschland eine Verbrecher- nation geworden war“ ist mehr als fragwürdig. Die Deutschen waren immer eine Kulturnation, sogar in den Jahren 1933 bis 1945. Verbre- cherisch war die damalige Regierung und der zahlenmäßig unbedeutende Anteil der Bevölkerung, der die Na- zidiktatur unterstützt hat. Jedes Volk – ohne Ausnahme! – hat seine gewis- se Verbrecherquote, dies kann aber nicht bedeuten, dass man das Recht hat, diese Quote mit der eigentlichen Nation zu verwechseln. Niemand hat das Recht, eine Nation in ihrer Ge- samtheit, ob es die eigene ist oder nicht, in die Mülltonne der Ge- schichte zu werfen. War/ist das russi- sche Volk eine Verbrechernation, weil während der stalinistischen Dik- tatur Zigmillionen Bürger der So-
wjetunion umgebracht wurden? Oder all die Völker aus Osteuropa, die jahrzehntelang die gleiche Diktatur miterleben mussten, waren das alle Verbrechernationen? Wie wäre es, wenn Frau Mitscherlich-Nielsen zunächst einmal lernt, ihre eigenen
„Vorurteile zu durchschauen“?
Dr. med. Erwin Schuleri,Altstadtstraße 26, 97422 Schweinfurt
ZULASSUNGSRÜCKGABE
Das Bundessozial- gericht setzt Ärzten und Zahnärzten ho- he Hürden (DÄ 31–
32/2007: „Spiel mit hohem Einsatz“ von Samir Rabbata).
Gegen Berufsverbote
Es geht bei der Zulassungsrückgabe nicht um einen einfachen Ausstieg.
Es geht darum, die hochstehende medizinische Versorgung der Men- schen in diesem Land zu erhalten und nicht zum Facharzt für unterlas- sene Hilfeleistung zu werden. Der Wille des Gesetzgebers (der von uns gewählten Parlamentarier !?) ist schon deutlich, die Gesundheitskos- ten weiter zu reduzieren, wie es be- reits gelungen ist. Nur sind Berufs- verbot und Ausgrenzung grundge- setzwidrig. Das Gerede unserer Stan- desvertreter ist da nicht viel besser, hat doch eine miserable Standespoli- tik erst zu dieser Notwendigkeit ge- führt, über Selbstständigkeit nachzu- denken. Die Angst, die Kliniken würden die ambulante Versorgung übernehmen, halte ich für unbegrün- det. Sie haben mit der stationären Versorgung genug zu tun.
Dr. med. Karl-Heinz Linder,Alte Hünxer Straße 8, 46562 Voerde