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Archiv "UMWELTPOLITIK: Chance vertan" (06.01.1992)

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Academic year: 2022

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EINKOMMEN

Zu dem Beitrag „Billige Pole- mik und Stimmungsmache" in Heft 48/1991, in dem auf die Aussage von Dr. Sabine Bergmann-Pohl (CDU) im Deutschen Bundestag eingegangen wurde, daß westdeut- sche Arzte etwa viermal so viel wie abhängig beschäftigte Arbeitneh- mer verdienen:

Unerträglich

. . . Es ist mir unverständ- lich, wieso selbst von so quali- fizierter offizieller Seite nicht darauf hingewiesen wird, daß bereits jeder Lehrling ab dem 16. Lebensjahr ein Einkom- men bezieht, während ein Arzt bis zur Niederlassung in der Regel als Allgemeinarzt 30 und als Gebietsarzt minde- stens 35 Jahre alt ist. Wenn man das Gehalt eines Fachar- beiters für diese Jahre zusam- menzählt und bedenkt, wie wenig Steuern dann fällig werden und welche Renten- ansprüche damit erworben werden, empfinde ich es un- erträglich, wenn von der offi- ziellen Seite unserer Vertre- ter her diese Gesichtspunkte völlig unter den Tisch fallen.

Zumindest die in der Regel zehn Jahre Studienzeit und die längere Schulausbildung sind doch ohne jedes finan- zielle Entgelt.

Auch wird überhaupt nicht darauf hingewiesen, daß der Arzt in unserer heutigen Zeit der sozialen Sicherung der sogenannten Schwäche- ren das volle unternehmeri- sche und teilweise sogar so- ziale Risiko für diese trägt.

Ich wäre dankbar, wenn diese Gesichtspunkte den zu- ständigen Damen und Herren von KBV und BÄK zur Kenntnis gebracht würden.

Eine offizielle Antwort und Stellungnahme würde mich natürlich noch mehr freuen und interessieren.

Dr. med. Peter-Christian Fink, Westcellertorstraße 15 A, W-3100 Celle

Beschämend

Die Bandagen im Kampf um die steigenden Kosten im Gesundheitswesen werden

wieder härter geschnürt. Die nächste Runde zur Kosten- dämpfung ist eingeläutet. Das Krankenhaus kommt, wenn man den Verlautbarungen glauben darf, ein weiteres Mal nahezu ungeschoren da- von. Den niedergelassenen Kollegen wird hingegen mit dem Knüppel gedroht. Geset- ze statt Selbstverwaltung sol- len die Honorare steuern nach dem Motto: Die Ge- sundheit, c'est moi!

. . . Beschämend daran ist, daß eine ärztliche Kollegin, nämlich Frau Dr. med. Sabi- ne Bergmann-Pohl, Staatsse- kretärin im Gesundheitsmini- sterium, hierfür verantwort- lich zeichnet. Sie hat in einem Staat gelebt, der die Nieder- lassung der Arzte zum Scha- den der Patienten durch fi- nanzielle Benachteiligung verhindert hat. Hat Frau Bergmann-Pohl das verges- sen? Weiß sie wirklich nicht, daß Praxisgründungen in der gesamten deutschen Repu- blik zunehmend zu einem fi- nanziellen Risiko werden?

Die niederlassungswilligen Kollegen bekommen es tag- täglich bei den Bankern zu spüren. Diese Herren trauen der Botschaft vom überpro- portionalen Verdienst der niedergelassenen Ärzte nicht.

Sie werden wissen, warum!

Wer die Debatte über die Explosion der Kosten im Ge- sundheitswesen führt, der sollte sich nicht hinter Pole- mik verschanzen. Was die Spatzen von den Dächern pfeifen, weiß eben jeder, auch der geschorene Patient: Die Gesundheitsreform hätte auf dem Papier Erfolg haben können, aber die unwiderleg- bare Macht des Faktischen zeigt, daß sie gescheitert ist.

Die Wirkung von gesetz- geberischen Maßnahmen in einem komplexen System wie dem Gesundheitswesen läßt sich nicht vorausberechnen wie das Drehmoment eines Motors. Wer die Freiheit und Leistungsfähigkeit dieses Sy- stems erhalten will, der darf seine Leistungserbringer nicht erpressen. Die ausrei- chende Bezahlung der ärztli- chen Leistung ist die Pflicht

einer Gesellschaft, die sich für ihr Wohlergehen der Heilkunst der Ärzte bedient.

Mediziner sind, so zeigen es Umfragen immer wieder, hoch angesehen in der Bevöl- kerung. Sie sind kompetent in Fragen der Gesundheit und können die Patienten leicht davon überzeugen, daß die Gesundheit ein Vielfaches von dem wert ist, was dafür tatsächlich bezahlt wird.

Ob den Krankenkassen die angedrohte Beschränkung der Selbstverwaltung paßt, ist noch nicht ausgemacht. Wer will denn ausschließen, daß Ärzte und Krankenkassen nicht auch endlich einmal an einem Strang ziehen könn- ten? Wenn die verhärteten Fronten so in Bewegung gera- ten, es wäre sicher nicht schon wieder zum Schaden der Patienten.

Dr. med. Robert Fuhr- mans, Alter Markt 12, W-5350 Euskirchen

Und die Diäten...

Hat sich Frau Dr. Berg- mann-Pohl bei der erneuten kräftigen Diätenerhöhung überlegt, daß sie damit min- destens das 60fache dessen kassiert, was eine Frau ver- dient, die den Mist wieder be- seitigt, den erste produziert (ohne die Rentenansprü- che!)?

Dr. med. Frank-E. Skrotz- ki, Westring 24, W-4408 Dül- men

UMWELTPOLITIK Zu dem Beitrag „Insektizide:

Wissenschaft ist als Frühwarnsy- stem ausgeschaltet" von Prof. Dr.

Helmuth Müller-Mohnssen in Heft 42/1991:

Schutzpflicht wahrnehmen

Der Autor führt anschau- lich aus, daß im Gegensatz zu Arzneimitteln, die erst bei Nachweis ihrer Wirkung und Unschädlichkeit vermarktet werden dürfen, Umweltche- mikalien — wie hier Pyrethro- ide in der Landwirtschaft — bis zum Beweis ihrer Schäd-

lichkeit eingesetzt werden dürfen. Hierdurch wird das Vorsorgeprinzip ad absur- dum geführt. Wenn darüber hinaus aber nicht nur die in- teressengebundene industri- elle Forschung, sondern auch die staatliche Umweltfor- schung auf die Negierung be- kannter Vergiftungsfälle ab- zielt und „gezielte Ausschal- tung der Weitergabe wissen- schaftlicher Information" be- treibt, ist es erschreckend.

Daß die Politik in diesem Lande sehr geneigt ist, den verschiedenen Interessen- gruppen nach dem Mund zu reden, dürfte bekannt sein.

Daß aber „der Konflikt zwi- schen dem Wohlstandsinter- esse der Industriegesellschaft und den biologischen Grund- bedürfnissen derselben Ge- sellschaft" auf dem Rücken ihrer — auch zukünftigen — In- dividuen ausgetragen wird, ist zu verurteilen. Der Staat hat nämlich nach dem Grundge- setz eine Schutzpflicht für den Bürger . . .

Oberfeldarzt Dr. Koch, Wehrbereichshygieniker, Nürnberger Straße 184, W-7000 Stuttgart 50

Chance vertan

Das Thema „Pyrethroide"

ist von umweltmedizinischem Interesse. Eine toxikologische Besprechung im Ärzteblatt ist gerechtfertigt, weil die übli- chen Handbücher, außer dem Hinweis auf geringe Toxizität, diese Stoffgruppe weitgehend ignorieren. Von einem kriti- schen Artikel erwarte ich eine umfassende toxikologische Analyse unter Verwendung aller verfügbaren Informatio- nen. Leider basieren Herrn Müller-Mohnssens Urteile im wesentlichen auf eigenen In- vitro-Untersuchungen, litera- risch untermalt mit medizin- historischen Vergleichen und unprüfbaren Feststellungen.

Er hat die Chance vertan, die Leser des Ärzteblattes umfas- send zu informieren.

Prof. Michael Schwenk, Abteilung Allgemeine Phar- makologie, MHH, W-3000 Hannover 61

A1-12 (12) Dt. Ärztebl. 89, Heft 1/2, 6. Januar 1992

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