fig beobachtet (Abbildung 7). Diese Erkrankung ist nur ein Glied in der lnfektionskette: Mütterliche vaginale Candida-Besiedlung in der Gravidi- tät- Übertragung von Candida albi- cans auf das Neugeborene - Darm- besiedlung beim Neugeborenen - Ausbreitung der Erreger im Windel- bereich. Die mütterliche Vagina ist allerdings nicht die einzige Infek- tionsquelle für das Neugeborene.
Die Übertragung durch Pflegeperso- nen (hauptsächlich aus dem Reser- voir Mundhöhle) ist ebenfalls mög- lich.
Auch beim Erwachsenen nehmen Candida-Mykosen oft ihren Ausgang von den Reservoiren Mundhöhle und Darm. Perleches in den Mund- winkeln, intertriginöse Candida-My- kosen im lnguinai-Giutäai-Bereich, Candida-Vulvavaginitis sind typi- sche Beispiele.
Klinisches Bild
ln intertriginösen Bereichen Rötung, Schuppung oder Nässen, bei Säug- lingen oft ausgesprochen trockene (psoriasiforme Herde). Typisch sind schlaffe Pusteln und ringförmige (colleretteartige) Schuppenbildung aus zerstörten Pusteln. Bei der inter- digitalen intertriginösen Candida- Mykose (fast immer zwischen 3. und 4. Finger) ist die Mazeration kenn- zeichnend. Auf die genitalen und Schleimhautcandidasen wird in die- sem Beitrag nicht eingegangen.
Erregernachweis
Pilzkulturen lassen einen raschen Erregernachweis zu. Schon nach wenigen Tagen wachsen Hefekolo- nien. Die genauere Differenzierung- wünschenswert, da auch apathoge- ne Hefearten auf der Haut vorkom- men - benötigt wesentlich kürzere Zeit als die Dermatophytendiagno- stik.
Therapie
Polyen-Antibiotika sind nach wie vor hervorragend wirksam gegen die
Candida-Mykosen der Haut (Nysta- tin, Amphotericin B, Natamycin).
Auch die Breitspektrumantimykotika aus der Gruppe der lmidazole haben sich sehr bewährt (Ciotrimazol, Mi- conazol, Econazol). Besondere the- rapeutische Probleme verursacht die chronische Candida-Paronychie.
Hier ist eine Kombinationsbehand- lung mit Antimykotika, lokalen Korti- kosteroiden, durchblutungsfördern- den Maßnahmen und möglichst weitgehender Ausschaltung von Ar- beiten im naßkalten Milieu erforder- lich.
Prädisponierende Faktoren bestim- men bei allen Candida-Mykosen weit stärker als bei anderen Myko- sen die Entstehung und den Verlauf der Mykose. Die Zahl dieser Fakto- ren ist groß und reicht von lokalen äußeren Einflüssen (zum Beispiel Luftabschluß unter Windelhosen, Okklusivverbänden) über lokale in- nerlich bedingte Ursachen (zum Bei- spiel periphere Durchblutungsstö- rungen, adipöse Faltenbildung) bis zu Allgemeinerkrankungen wie Dia- betes mellitus, Eisenmangel, mali- gnen Tumorerkrankungen. Daher ist in der Behandlung der Candidamy- kosen die Ermittlung und Beseiti- gung dieser Faktoren wichtiger Be- standteil neben der Anwendung der Anti mykotika.
Literatur
Korting, G. W.: Therapie der Hautkrankheiten, Schattauer Stuttgart 1967
Anschrift der Verfasser:
Professor Dr. med. Wolf Meinhof
Privatdozent Dr. med.
Heinrich Krause Abteilung Dermatologie Medizinische Fakultät der Rheinisch-Westfälischen
Technischen Hochschule Aachen Goethestraße 27-29
5100 Aachen
Ztrr Fortbildung Aktuelle Medizin FÜR SIE GELESEN
Prostataadenom operativ heilen
Das Wachstum des das Prostataade- nom bildenden pariurethralen Drü- sengewebes beginnt bereits mit dem 50. Lebensjahr, so daß 70 bis 80 Pro- zent aller Männer nach dem 60. Le- bensjahr ein mehr oder weniger aus- geprägtes Prostataadenom aufwei- sen. Das Adenom ist jedoch keine Erkrankung per se, sondern nur in einem Drittel der Fälle behandlungs- bedürftig; erst dann wird der Ade- nomträger zum Adenompatienten.
Wie Prof. Dr. R. Nagel aus der Urolo- gischen Klinik und Poliklinik der Freien Universität Berlin im Klinikum Charlottenburg betont, ist die rektal zu tastende Größe des Adenoms für die Beurteilung der infravesikalen Obstruktion nur von untergeordne- ter Bedeutung. Denn weniger aus- geprägt tastbare, fibrotische Adeno- me mit Veränderung von Form und Kaliber der Harnröhre sind für die Umkehr eines Adenomträgers in ei- nen Adenomkranken wesentlicher.
Die Patienten mit Prostataadenom lassen sich therapiebezogen in drei Kategorien eingruppieren:
0
Adenomträger mit nur minimalen subjektiven Beschwerden,8
Adenomkranker des Stadiums 1-1110
Der inoperable PatientKlar definiert ist die Operationsindi- kation:
...,. Restharn über 50 ml
+
subjekti- ve Beschwerden...,. Restharn unter 50 ml
+
chroni- scher Infekt...,. Einmaliger akuter Harnverhalt ...,. Blutung
...,. Starke subjektive Beschwerden.
Demgegenüber ist der "therapeuti- sche Erfolg" im Handel befindlicher Medikamente auf pflanzlicher Basis nur sehr unregelmäßig, so daß auch unter einer sogenannten "Besse- rung" diesen Präparaten wahr- scheinlich nur ein Placeboeffekt zu- kommt. Nagel zitiert Sigel, der ein- mal treffend formulierte, daß sich in die medikamentöse Therapie der
DEUTSCHES ARZTEBLATT
Heft 49 vom 7. Dezember 1978 2961Zur Fortbildung Aktuelle Medizin FÜR SIE GELESEN
Prostataadenome „partielle Hilfe, Unbewiesenes, schwer Objektivier- bares und Wunschdenken" mischt.
Den Schwerpunkt legt der Autor auf die transurethrale Elektroresektion beziehungsweise die transvesikale oder retropubische Adenomnuklea- tion. Auch durch die Kryoprostatek- tomie ist noch die Behandlung ab- solut inoperabler Patienten möglich.
Eindeutig Stellung wird bezogen zum Stellenwert der hormonellen Therapie. Da über die Kausalgenese der Prostataadenomentstehung noch nichts Verläßliches bekannt ist, fehlt der Hormonbehandlung bisher jede fundierte Basis. Insbe- sondere Östrogene sind außerdem mit einer hohen Rate von Komplika- tionen behaftet. Die Erfahrungen mit Gestagenen sind noch lückenhaft.
Jede konservativ-medikamentöse Therapie birgt die Gefahr, den Pa- tienten unnötigerweise an die Gren- ze der Operabilität zu bringen. Ngl
Nagel, R.: Therapeutisches Konzept beim Pro- stataadenom; Medizinische Welt 29 (1978) 1194-1198
Morbus Crohn bei Ehegatten
Die These, daß es sich beim Morbus Crohn um eine „Infektionskrank- heit" handelt, hat in der jüngsten Zeit durch eine Reihe bakteriologi- scher und virologischer Untersu- chungen eine weitere Stützung er- fahren. Eine wiederholt mitgeteilte familiäre Häufung läßt sich ebenfalls am ehesten durch ein infektiöses Agens erklären. Die Autoren berich- ten über ein Ehepaar, bei dem beide Teile nach über 30jähriger Ehe an einem Morbus Crohn des Verdau- ungstrakts erkrankten. Die Diagnose wurde bei dem Mann 1970, bei der Frau 1974 gestellt, die Diagnose wurde in beiden Fällen operativ ge- sichert.
Whorwell, P. J., Eade, 0. E., Hossenbocus, A., Bamforth, J.: Crohn's disease in a husband and wife; Lancet 2 (1978) 186-187, Southampton University Hospitals
Serumlipoproteine und Adipositas
Bereits bei mäßig ausgeprägter Adi- positas sind sehr häufig die Serum- triglyzeride erhöht, wohingegen ei- ne Hypercholesterinämie sehr viel seltener mit Übergewicht korreliert.
Übergewichtige „Gesunde" haben neben erhöhten Triglyzeriden auch höhere VLDL (Beta-)Cholesterin so- wie signifikant niedrigere HDL (Al- pha-)Cholesterinspiegel. Es liegt bei ihnen also eine Verschiebung zu un- gunsten der HDL-Fraktion vor. Be- kanntlich muß nach neueren Unter- suchungen davon ausgegangen werden, daß dem HDL eine deutlich protektive Wirkung in der Arterio- skleroseentstehung zukommt. Bis dato ist die Penetranz des (Risiko-) Faktors Adipositas für die Arterio- skleroseentstehung aufgrund epide- miologischer Untersuchungen nicht völlig klar. Die erniedrigten HDL- Cholesterinkonzentrationen könn- ten eine Erklärung für die Hypothese sein, die besagt, daß die Adipositas zumindest als Risikofaktor 2. Ord- nung gewertet werden müsse.
Bemerkenswert und seit längerer Zeit bekannt ist die Tatsache, daß nach Jejuno-ilealen Shunt-Opera- tionen bei extrem Übergewichtigen der Serumcholesterinspiegel um ca.
35 Prozent gesenkt werden kann, wohingegen die Serumtriglyzeride post operationem nahezu gleiche Konzentrationen aufweisen (1). Man muß also davon ausgehen, daß die postoperative „Malabsorption" das gesamte Lipoproteinmuster verän- dert.
Eine schwedische Arbeitsgruppe (2) verfolgte jetzt erneut die Lipopro- tein konzentrationen bei 31 stark übergewichtigen Patienten sowohl vor als auch nach einer Jejuno-ilea- len Bypass-Operation (über einen Zeitraum von 55 Monaten post ope- rationem). Bei 27 Patienten lag prä- operativ ein Typ IV einer Hyperlipo- proteinämie vor. Postoperativ kam es bei allen Patienten im Verlauf des Untersuchungszeitraumes zu einer Normalisierung des Lipoproteinmu- sters. Die Autoren dieser Studie
konnten zeigen, daß das Gesamt- cholesterin um 45 Prozent gesenkt werden konnte. Im Gegensatz zur oben zitierten Untersuchung regi- strierten sie Senkungen des Serum- triglyzeridspiegels um 53 Prozent.
Diese Daten unterstreichen den Wert dieser operativen Maßnahme für die Prävention degenerativer ar- teriosklerotischer Gefäßerkrankun- gen und demonstrieren die eminen- te Bedeutung einer quantitativen Li- poproteinanalyse. Dem
Buchwald, H.; Moore, R. B.; Frantz, I. D.; Jr &
Vareo, R. L.: Clinical experience with partial ileal bypass in treatment of the hyper- lipidaemics, In: Proceedings of the Second Symposium an Atherosclerosis, p. 464, Sprin- ger Verlag, New York 1970 — Rössner, S.; Hall- berg, D.: Serum Lipoproteins in Massive Obesi- ty Acta Med. Scand. 204 (1978) 103-110; From the Department of I nternal Medicine, Karolins- ka Hospital, the Department of Surgery, Serafimerlasarettet, and King Gustav V Re- search Institute, Stockholm, Sweden.
Bessere radiologische Gallensteindiagnostik
Bei 42 Patienten mit Symptomen ei- ner Erkrankung der Gallenwege wurde ein intravenöses Ausschei- dungscholangiogramm und eine re- trograde endoskopische Darstellung an verschiedenen Tagen durchge- führt und das Ergebnis , mit dem Operationsbefund korreliert. Eine fehlende Darstellbarkeit der Gallen- blase wurde als positiver Hinweis auf eine Cholezystolithiasis gewer- tet. Sowohl bei der Diagnostik von Gallenblasensteinen (p = 0,026) wie vor allem bei der Diagnose einer Choledocholithiasis (p = 0,002) er- wies sich die retrograde Auffüllung des Gallenganges der konventionel- len Röntgendarstellung überlegen.
Aus diesem Grund sollte bei Patien- ten mit einer eindeutigen klinischen Symptomatik, die auf eine Gallen- wegserkrankung hinweist, und mehrfach negativem koventionellen Cholangiogramm eine retrograde Darstellung angestrebt werden. R
Osnes, M., Gronseth, K., Larsen, S., Letveit, T., Lowe, P., Nordshus, T.: Comparison of endo- scopic retrograde and intravenous cholangio- graphy in diagnosis of biliary calculi; Lancet 2 (1978) 230; Departments of Gastroenterology, Radiology and Surgery (Dept. II), Ulleval Hospi- tal, Oslo 1, Norwegen.
DEUTSCHES ÄRZTEBLATT
2962 Heft 49 vom 7. Dezember 1978