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Archiv "Initiative am Göttinger Universitätsklinikum: „Hier konnten wir lachen und weinen“" (09.10.1998)

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ehr als 1 500 Eltern haben bisher in dem vor zehn Jah- ren eröffneten Elternhaus der Göttinger Universitätsklinik ge- lebt, die meisten für wenige Wochen, einige bis zu einem Jahr. In dem Ge- bäude können die Eltern, die ihre Kinder bei den zum Teil monatelang dauernden Behandlungen nicht allein lassen wollen, umsonst wohnen. Au- ßerdem bekommen sie hochqualifi- zierte familienbegleitende Hilfe.

Ein Stück Ersatz-Zuhause

„Dieses Haus ist wirklich wie ei- ne Zuflucht, und es hat dazu beigetra- gen, daß Carsten bis zum Schluß so le- benslustig war“, hat eine Familie an die „Elternhilfe für das krebskranke Kind Göttingen“ geschrieben. Das El- ternhaus sei ein Stück Ersatz-Zuhau-

se gewesen, in dem Carsten „mit sei- nen Geschwistern und seinem Freund noch einmal unbelastet spielen konn- te“. Die Elternhilfe, die das Haus un- ter großer Anteilnahme der Bevölke- rung weitgehend durch Spenden fi- nanziert und im Juni 1988 eingeweiht hat, habe schon viele derartige Briefe dankbarer Familien bekommen, sagte der Vorsitzende Otfried Gehricke.

Für viele sei das Elternhaus „ein Zu- fluchtsort, an dem wir die Zerrissen- heit unserer Familien vergessen konn- ten. Hier waren wir als ganze Familie zusammen. Hier konnten wir lachen und weinen; es war stets jemand da, der die Sorgen und den Schmerz mit uns teilte.“

Fast alle Eltern empfinden das zweigeschossige Haus schon rein bau- lich als angenehmen Kontrast zum gi- gantischen Klinikum gleich nebenan.

Sie fühle sich geborgen, sagt zum Bei- spiel Simone Seemann aus Detmold,

die bereits seit Dezember 1997 in einem der elf Einzelzimmer wohnt.

Ihre Tochter leidet an einer schweren Fehlbildung des Kiefers und wird seit ihrer Geburt in Göttingen versorgt.

Rein theoretisch könne sie auch in ei- nem Hotel wohnen, um täglich bei ihrem Kind zu sein, sagt die Mutter.

„Doch wer kann das bezahlen?“ Ei- nem Hotel soll das Elternhaus im übrigen nicht gleichen. „Jeder ist für seine eigene Versorgung zuständig“, sagt Otfried Gericke. Jeder müsse auch sein Zimmer selbst aufräumen und reinigen.

Urlaub von der Station

Als besonders wichtig habe sich das Elternhaus auch für die kranken Kinder selbst erwiesen, sagt Gericke.

Sie dürfen in Absprache mit den Ärzten stundenweise „Urlaub von der Station“ machen und „nach den schlimmen Wochen mit Operation, Chemotherapie oder Bestrahlung und den oft belastenden Nebenwirkun- gen“ im Elternhaus Stunden unbela- steten Spiels erleben. Das Gebäude, das in den vergangenen Jahren bereits zweimal erweitert wurde, ist dafür be- stens ausgestattet.

Eltern, die mit ihren Kindern nicht nur aus Hessen, Thüringen, Nordrhein-Westfalen und in Spezial- fällen auch aus anderen Bundeslän- dern nach Göttingen kommen, neh- men das Elternhaus immer besser an.

„Eigentlich müßten wir schon wie- der anbauen“, sagt Otfried Gericke.

Denn die 31 Betten des Hauses sind nahezu ständig belegt. Bezahlt wer- den die Mitarbeiter des Elternhauses vom Trägerverein und damit größten- teils aus Spendengeldern. Zwei Drit- tel des jährlichen Etats werden aus Spenden finanziert, den kleineren Rest steuern die Krankenkassen bei.

Um das Elternhaus langfristig von Spenden unabhängig zu machen und um sein Bestehen auf Dauer zu si- chern, hat der Elternverein eine Stif- tung gegründet. „Was wir brauchen“, sagt Vorstandsmitglied Henning Grahlmann, „sind rund fünf Millionen Mark.“ Informationen: Elternhaus Göttingen, Am Papenberg 9, 37075 Göttingen. Matthias Brunnert/pid A-2530 (38) Deutsches Ärzteblatt 95,Heft 41, 9. Oktober 1998

T H E M E N D E R Z E I T BERICHTE

Initiative am Göttinger Universitätsklinikum

„Hier konnten wir lachen und weinen“

Eine damals bundesweit beispiellose Einrichtung

wurde vor zehn Jahren in Göttingen eröffnet – ein Haus für die Eltern schwerkranker Kinder.

M

Das Elternhaus empfinden die Bewohner baulich als angenehmen Kontrast zum gigantischen Universitäts-

klinikum. Foto: pid

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