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Archiv "Standpunkt: Sterbehilfe" (15.04.2005)

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A1084 Deutsches ÄrzteblattJg. 102Heft 1515. April 2005

S T A T U S

K

napp 46 Prozent der Ärz- te befürchten, dass trotz Dokumentation und Arztbriefen „wichtige Infor- mationen“ über Patienten nicht beim niedergelassenen Kollegen beziehungsweise im Krankenhaus ankommen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie zur Kommunikation zwischen Krankenhausärzten und niedergelassenen Ärzten.

In Kooperation mit dem Bera- tungsunternehmen JOMEC GmbH, Berlin, wurden 60 Ärzte, die in einem Branden- burger Kreiskrankenhaus der Grundversorgung arbeiten oder ihre Patienten dorthin einweisen, ausführlich befragt.

Beim Sprung über die Sek- torengrenze gehen demnach wichtige Informationen verlo- ren.Besonders die Klinikärzte sind überzeugt, nicht alle not- wendigen medizinischen In- formationen zu erhalten.Der Aussage, die Überweisungs- schreiben enthielten „alle not- wendigen Informationen“, konnten nur 17 Prozent der Krankenhausärzte „eher zu- stimmen“, 39 Prozent lehnten sie ab, 44 Prozent zeigten sich unentschieden. Die Qualität der Informationen, die die Kli- nikärzte an den Niedergelas- senen übermitteln, ist der Be- fragung zufolge besser: 46 Pro- zent der Niedergelassenen stimmten dem „eher“ und 35 Prozent „völlig“ zu.

Auch betreffend die Infor- mationen zur sozialen Lage

der Patienten, zu ihrer Famili- ensituation oder psychischen Problemen fühlten sich fast alle Krankenhausärzte (95 Prozent) schlecht durch die Überweisungsschreiben der Niedergelassenen informiert.

Von den niedergelassenen Ärzten bemängelten hinge- gen nur 38 Prozent, dass in den Arztbriefen des Klinik- arztes diese Hintergrundin- formationen zu oft fehlten.

„Aus den Augen, aus dem Sinn“ könnten die Kranken- hausärzte denken, wenn ihre Patienten das Krankenhaus verlassen haben und wieder vom niedergelassenen Kolle- gen behandelt werden. Dem ist jedoch offensichtlich nicht so. Befragt nach ihrem Kennt- nisstand dazu, was mit „ihren“

Patienten nach der Entlas- sung geschieht, gaben 78 Prozent der Krankenhausärz-

te an, sie erführen

„zu wenig“ darüber.

Von den niedergelas- senen Ärzten zeig- ten sich hingegen im- merhin 56 Prozent zu- frieden mit den In- formationen darüber, wie es ihren Patienten im Krankenhaus ergeht.

Dass die niedergelasse- nen Ärzte zufriedener sind, ist kein Zufall: Kön- nen sie doch über den Arztbrief mittelbar die Qua- lität ihrer im Vorfeld gestell- ten Diagnosen oder Behand- lungsmaßnahmen abschätzen.

Für die Klinikärzte gibt es kein Instrument, das ihnen die langfristigen Wirkungen ihrer Arbeit vermittelt.Ihnen fehlt somit das Feedback.

Offensichtlich mangelt es an Informationskanälen von den niedergelassenen Kolle- gen hin zu den Kranken- hausärzten. Doch wie lassen sich solche Kanäle etablieren, und wie lassen sich vorhande- ne Kanäle stärken?

Zwar halten 48 Prozent al- ler Ärzte elektronische Syste- me für „ziemlich nützlich“

zum Austausch von Patien- tendaten. 62 Prozent aller Ärzte befürchten aber auch, dass wichtige Informationen auf elektronischem Wege ver- loren gehen könnten – wegen der damit einhergehenden Standardisierung. Auch die herkömmlichen schriftlichen Kommunikationsformen wei- sen demnach Schwächen auf:

46 Prozent aller Ärzte stim- men der Aussage eher zu, dass es „sensible Informationen

gibt, die mit Arztbriefen oder Überweisungsschreiben nur schwer zu übermitteln sind“.

Die Alternative klingt ba- nal: 98 Prozent aller Ärzte ist ein Telefongespräch lieber als eine E-Mail oder ein Brief, so- fern eine Dokumentation nicht zwingend ist. Erstaun- lich: 79 Prozent aller Ärzte stimmten der Aussage „völlig“

oder „eher“ zu, dass man für ein kurzes Telefongespräch mit Kollegen immer Zeit habe.

Der Kollegenkontakt über Te- lefon vereint mehrere Vorteile:

Er bietet die Möglichkeit, schnell Kritik zu äußern und aufzunehmen, er vermeidet Missverständnisse, es lassen sich auch sensible Informatio- nen einfach und effizient wei- tergeben, und das „kommuni- kative“, persönliche und ko- operative Handeln wird be- tont. Alle befragten Ärzte zeigten sich denn auch über- zeugt, dass durch eine bessere Kommunikation die Zusam- menarbeit zwischen den Ärz- ten verbessert werden könnte.

Wenn Informationen ver- loren gehen, erwachsen dar- aus Qualitätseinbußen oder sogar Gefahren für die Pati- enten.Zudem drohen Ineffi- zienzen und ein schlechtes Arbeitsklima. Profiteure ei- ner Verbesserung der Kom- munikation wären demnach nicht nur die Ärzte, sondern auch das Krankenhaus und die Arztpraxis, die Pflegekräf- te und vor allem die Patien- ten. Mit ein, zwei Telefonaten mehr am Tag wäre ein Anfang gemacht. Johannes Strotbek Dr. med. Hans-Peter Schlaudt

Es gehört nicht zum Arztberuf, den Tod herbeizuführen. Wir als Ärzte wollen den Tod zulassen, ihn aber nicht zuteilen.

Der Patient hat das Recht zu sterben. Er hat aber nicht das Recht, getötet zu werden. Schon gar nicht von Ärzten.

Schwerkranke Menschen werden so beglei- tet, dass ihr Sterben für sie erträglich wird.

Wir erleben es immer wieder, dass die Leu-

te dankbar sind, wenn sie diese Zeit noch erleben können, die Zuwendung und Liebe ihrer Angehörigen, die Möglich- keit, sich zu verabschieden, so lange, bis der Tod natürlich eintritt. Für mich gibt es zwischen Beihilfe zum Suizid und aktiver Sterbehilfe keinen Unterschied. Nach meiner Auf- fassung besteht Hilfe darin, dass man einen Menschen mit Suizidwunsch von dieser Überlegung abbringt. Nicht, dass

man ihm hilft, seinen Wunsch zu vollenden. Es ist unnatür- lich, dass ein Mensch sterben will. Das Normale ist, dass ein Mensch leben will. Natürlich gibt es Fälle von todkranken Menschen, bei denen man Mitleid und Verständnis hat, wenn diese nicht mehr weiterleben wol- len. Aber wer im Grundsatz nachgibt, ris- kiert einen Bewusstseinswandel. Wenn man ein bestimmtes Alter erreicht hat und pflegebedürftig ist, wenn man für die Gesellschaft teuer und für Angehöri- ge eine Last wird, dann würde es künftig heißen: Hör mal, hier gibt es doch einen Ausweg, da gibt es doch dieses Me- dikament. Da entsteht Druck auf alte, kranke Menschen, wie jetzt in Holland mit einer sehr liberalen Sterbehilfe zu sehen ist. Prof. Dr. med. Jörg-Dietrich Hoppe

Sterbehilfe

S T A N D P U N K T

Sprung über die Sektorengrenze

Wichtige Informationen gehen verloren

Fotos:B ilderBox

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