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Archiv "Neue Länder: Fast 90 Prozent in eigener Praxis" (15.05.1992)

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Niedergelassene Kassenärzte in den neuen Bundesländern

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Dez. Mrz.

'90 '91

Jun. Sep. Dez. Mrz.

'91 '91 '91 '92

Guelle: Statistik der KBV Grafik: KBV

sparsameren Verordnungsverhalten angeregt werden (dies wird auch vom Sachverständigenrat für die Konzertierte Aktion propagiert).

Als Kostendämpfungs- und Transparenzinstrument wird auch die Krankenversicherungskarte, die den Krankenschein ersetzen soll, eingestuft. Die Karte soll spätestens 1994 bundesweit eingeführt werden, nachdem die Vertragspartner seit 1989 mehr als drei Jahre ins Land ge- hen ließen. Falls Vereinbarungen nicht rechtzeitig zustande kämen, sollten die Krankenkassen verpflich- tet werden, Leistungsabrechnungen zu verweigern.

Bei der Qualitätssicherung soll ebenso ein rigoroser Kurs gefahren werden. Richtlinien, die nicht bis zum 30. Juni 1993 von der Selbstver- waltung in Kraft gesetzt sind, sollen dann einseitig von den Krankenkas- sen dekretiert werden.

Drosselung

bei Kassenärzten

Das CSU-Papier empfiehlt auch eine Prüfung der Begrenzung des Angebots von Kassenärzten. Unab- hängig von der bereits eingeleiteten vertieften Prüfung der verfassungs- rechtlichen Frage einer Beschrän- kung der Zulassung sollten die in den Paragraphen 99 ff SGB V veran- kerten Vorschriften über die kassen- ärztliche Bedarfsplanung weiterent- wickelt werden. Langfristig propa- giert die CSU ein Verhältnis von Pri- märärzten zu Fachärzten von 60 : 40 und mittelfristig von 50 : 50. Dies lie- fe faktisch über eine längere Zeit auf eine Zulassungssperre für Gebiets-/

Fachärzte hinaus.

Um dies zu kompensieren, sollte allerdings eine Beschäftigung von dauerhaft angestellten Arzten bei niedergelassenen Arzten ermöglicht werden (angestellter Praxisarzt). Die Länder werden aufgefordert zu prü- fen, ob ein obligatorisches Praktikum vor Beginn des Medizinstudiums statt der Praxisphase am Ende des Studiums eingeführt werden sollte.

Die derzeitige Zuzahlungsrege- lung, durch die die Festbetragsmedi- kamente freigestellt werden, sei den Versicherten kaum zu vermitteln, heißt es in dem Papier. Deshalb wird

(im Gleichklang zu Forderungen aus Kreisen der Pharma-Industrie) fol- gende Lösung ventiliert: Lebensnot- wendige Arzneimittel sollten nicht mit Zuzahlung belastet werden; Arz- neimittel gegen geringfügige Ge- sundheitsstörungen und unwirt- schaftliche Arzneimittel sollten von den Versicherten direkt bezahlt wer- den. Für die verbleibenden Arznei- mittel wird eine 15prozentige Zuzah- lung (unter Berücksichtigung einer Sozialklausel) vorgeschlagen.

Darüber hinaus soll sich die Pharma-Industrie (wie bereits früher schon) zu einem zweijährigen Preis- stopp verpflichten und den Werbe- aufwand einschränken. Festbeträge sollen leichter und schneller be- stimmt werden. Das betrifft Arznei- mittel mit vergleichbaren Wirkstof- fen und Wirkungen. Die Kassen sol- len auch ermächtigt werden, Festbe- träge für Arzneimittel vorzuschrei- ben, für die es keine konkurrieren- den Mittel gibt.

Das duale System der Kranken- hausfinanzierung soll insoweit aufge- lockert und auf Monistik umgestellt werden, als kurzfristige Anlagegüter über den Pflegesatz finanziert wer- den. Im Gegenzug sollten die Länder verpflichtet werden, aus den erspar- ten KHG-Mitteln Akutbetten in Re- ha- und Pflegebetten umzustruktu- rieren. Darüber hinaus soll der ta- gesgleiche Pflegesatz im operativen Bereich durch Sonderentgelte abge- löst werden. Daneben sollen Abtei- lungs- und Basis-Pflegesätze (FDP- Petitum) vereinbart werden. Auch in Krankenhäusern sollen analog zur Kassenarztpraxis leistungsbezogene Wirtschaftlichkeitsprüfungen durch- gesetzt werden. Außerdem soll das Kündigungsrecht der Krankenkassen verstärkt werden. Chefärzte sollen durch Bonus-Malus-Regelungen zu- mindest im Bereich der Wahlleistun- gen mehr in die wirtschaftliche Pflicht genommen werden. Durch die Neufassung des § 122 SGB V (Großgeräte), vorstationäre Diagno- stik und nachstationäre Behandlung, vermehrte Tageschirurgie und durch krankenhausentlastende Einrichtun- gen soll das Verzahnungs- und Spar- problem im ambulant-stationären Sektor rigoroser als bisher angegan- gen werden. Dr. Harald Clade

Neue Länder:

Fast 90 Prozent in eigener Praxis

Die Struktur der ambulanten kassenäiztlichen Versorgung in den neuen Ländern hat sich innerhalb von nur fünf Quartalen grundlegend gewandelt. Die neuesten Niederlas- sungszahlen bestätigen: Der Trend zur eigenen Praxis hält an, Ende März dieses Jahres hatten sich insge- samt 15 142 Ärztinnen und Ärzte niedergelassen. Inzwischen stellen

die niedergelassenen Kassenärzte ei- nen Anteil von 89 Prozent an der ge- samten ambulanten Versorgung der neuen Länder — die Einrichtungen sind nur noch mit 11 Prozent vertre- ten.

In absoluten Zahlen ausge- drückt gab es zu Beginn des zweiten Quartals 1992 noch 439 von ur- sprünglich mehr als 2000 ambulan- ten Einrichtungen. Davon beschäf- tigten 48 Polikliniken jeweils mehr als zehn Ärzte. Ein großer Teil der Einrichtungen (zu denen auch Staatspraxen gezählt werden) sind sozusagen Ein-Mann-Einrichtungen:

183 an der Zahl. Die größeren Ein- richtungen finden sich hauptsächlich in Berlin sowie in den Ländern Bran- denburg und Sachsen.

Dt. Ärztebl. 89, Heft 20, 15. Mai 1992 (23) A1-1823

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Ambulant tätige Ärzte in den neuen Bundesländern

131.12.1989 2% Niedergelassen In sonstigen Einrichtungen

In Staatspraxen

In Ambulatorien

1.4.1992

In Einrichtungen nach § 311, SGB V

Quelle: Monatsmeldungen der neuen Küren für die Abschlagszahlungen und Institut für Medizinische Statistik und Datenverarbeitung, Berlin

Die größte Gruppe unter den angestellten Ärzten in der ambulan- ten Versorgung stellen Allgemein- ärzte und Praktische Ärzte mit 666 Kollegen. Ihnen folgen die Interni- sten (281) und die Kinderärzte (224).

Ende März waren insgesamt 1 933 Ärzte an Einrichtungen tätig.

Die Umwandlung der ambulan- ten Versorgung in den neuen Län- dern ging trotz ihrer rasanten Ge- schwindigkeit nahezu reibungslos vonstatten — eine Entwicklung, die Dr. Ulrich Oesingmann, Vorsitzen- der der Kassenärztlichen Bundesver- einigung (KBV), als eindrucksvollen Beweis für die Innovationsfähigkeit und Leistungsfähigkeit der freiberuf- lich organisierten Versorgungsstruk-

tur wertete. Zu Versorgungsengpäs- sen, so Oesingmann, sei es in keiner Phase der Umwandlung gekommen, was eindeutig für die Leistungsfähig- keit der Selbstverwaltung spreche.

Kontroverse Diskussionen gibt es allerdings nach wie vor zu der Ein- bindung von Krankenhausfachambu- lanzen. Diese Einrichtungen klagen über eine mangelnde Bereitschaft der Kassenärztlichen Vereinigun- gen, sie zur Teilnahme an der Ver- sorgung zu ermächtigen. Die KVen wiederum verweisen auf den Bedarf, der zuvor nachgewiesen werden muß. Auf der Vertreterversammlung der KBV in Köln stand dieses The- ma unter anderen auf der Tagesord- nung. JM

Qualitätssicherung

Die Vorwürfe kamen wie aus heiterem Himmel über die Zahnärz- te: Zehn Prozent der Kollegen, so der medienträchtig plazierte Fron- talangriff des Bundesverbandes der Betriebskrankenkassen (BKK), ar- beiten in fast allen zahnmedizini- schen Bereichen mangelhaft. Auf ei- ner Pressekonferenz in Bonn berich- tete BKK-Geschäftsführer Wolfgang Schmeinck über eine Studie seines Kassenverbandes zur „Qualität und Wirtschaftlichkeit in der zahnmedi- zinischen Versorgung". Die Ergeb- nisse, führte Schmeinck aus, seien zum Teil „bedenklich".

Die Kritik der Betriebskranken- kassen an der zahnärztlichen Versor- gung richtet sich im wesentlichen auf die angeblich mangelnde Qualität bei Zahnfüllungen, Wurzelbehand- lungen und Zahnersatz. Die Studie, angelegt auf einen Zeitraum von sie- ben Jahren und gestützt auf die Ab- rechnungsdaten von rund 17 600 Versicherten, kommt zu dem Ergeb- nis: Mindestens 350 Millionen Mark ließen sich bei besserer Qualität der zahnärztlichen Leistungen jährlich einsparen. So werde bei jeder vierten Zahnfüllung im Laufe von drei Jah- ren eine Folgebehandlung notwen- dig, und bis zu 30 Prozent der wur- zelbehandelten Zähne müßten den- noch innerhalb von zwei Jahren ge- zogen werden.

Besonders viele Mängel stellten die Betriebskrankenkassen nach ei- genen Angaben beim Zahnersatz fest. Rund 60 Prozent der Zahnärzte würden Zahnersatz eingliedern, oh- ne vorher zu prüfen, ob die Nachbar- zähne, an denen der Zahnersatz be- festigt wird, noch gesund sind. Beim herausnehmbaren Zahnersatz müs- sen nach der BKK-Studie innerhalb von fünf Jahren 12 Prozent der Teil- prothesen wieder erneuert werden.

Als Konsequenz aus der Studie strebt der Bundesverband der Be- triebskrankenkassen Beratungsge- spräche mit den „unterdurchschnitt-

lich gut" arbeitenden Zahnärzten an.

Außerdem will der Kassenverband die Erkenntnisse der Untersuchung nutzen, um ein Informationssystem für zahnärztliche Leistungen zu ent- wickeln. Damit soll den einzelnen Betriebskrankenkassen eine Hilfe- stellung bei der Prüfung, Genehmi- gung und Abrechnung von Heil- und Kostenplänen sowie bei der Wirt- schaftlichkeitsprüfung an die Hand gegeben werden.

„Starker Tobak"

Ausgesprochen verärgert hat die Kassenzahnärztliche Bundesvereini- gung (KZBV) auf den Vorstoß der Betriebskrankenkassen reagiert. Die Studie und die damit verbundene Kritik an der Qualität zahnärztlicher Leistungen sei „starker Tobak", heißt es bei der KZBV.

Zwei wesentliche Aspekte zur Beurteilung der Qualität — die In- frastruktur der Zahnarztpraxen und vor allem das Verhalten der jeweili- gen Patienten — seien bei der BKK- Studie völlig außer acht gelassen worden. Über den dauerhaften Er- folg einer zahnärztlichen Behand- lung entschieden die Patienten durch ihre Einstellung zur Mund- pflege maßgeblich mit. Den weiteren Vorwürfen des BKK hält die Kassen- zahnärztliche Bundesvereinigung Fragen entgegen: Wie lange müssen Zahnfüllungen halten? Wer kann aus fachlicher Sicht Garantien auf Wurzelbehandlungen geben? Kurz- um: Die Vorwürfe seien in dieser Form nicht haltbar.

Übrigens hat ein Beraterstab der KZBV zeitweise an der Studie mit- gewirkt. Die damalige Absprache war, am Ende der Studie gemeinsam die Ergebnisse vorzustellen. Den Al- leingang der Betriebskrankenkassen interpretiert die Zahnärzteschaft sinngemäß so: Es paßte wohl gerade in die politische Landschaft. JM

Betriebskrankenkassen attackieren die Zahnärzte

A1 -1824 (24) Dt. Ärztebl. 89, Heft 20, 15. Mai 1992

Referenzen

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