Deutsches Ärzteblatt
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Jg. 109|
Heft 21|
25. Mai 2012 A 1071 gesellschaft und dem DeutschenPflegerat das internetbasierte Kran- kenhaus-CIRS-Netz Deutschland gestartet (www.kh-cirs.de), in das Krankenhäuser ihre überregional relevanten Fälle berichten können.
Ziel ist es, wichtige Gefahrenquellen zu ermitteln und diese Informatio- nen bei Bedarf rasch zu verbreiten.
Inzwischen sei unter dem Dach von CIRSmedical.de ein Konglomerat von fast 400 Krankenhäusern ver- sammelt, berichtete Thomeczek. Die Auswertungen der Berichte geben wertvolle Anregungen für das klini- sche Risikomanagement.
Thomeczek verwies darüber hin - aus auf eine Befragung zum klini- schen Risikomanagement, die das Institut für Patientensicherheit der Universität Bonn im Jahr 2010 durchgeführt hatte und deren Ab- schlussbericht kürzlich veröffent- licht wurde. Die Umfrage hatte un- ter anderem ergeben, dass 27 Pro- zent der befragten Krankenhäuser bereits ein klinisches Risikoma - nagement etabliert haben, 25 Pro- zent Fortbildungen zu diesem The- ma anbieten und 44 Prozent lokale und überregionale CIRS nutzen (Datenbasis: 1 815 Krankenhäuser, Rücklauf: 487 Häuser). „Wir wis- sen allerdings nichts über die Kran- kenhäuser, die nicht geantwortet haben“, schränkte Thomeczek ein.
Modell einer Stiftung
Wie in den vergangenen Jahren be- fasste sich die Jahrestagung auch mit die Finanzierung und dem weiteren Ausbau der Infrastruktur des APS.
Derzeit beruht die Arbeit hauptsäch- lich auf dem ehrenamtlichen Engage- ment der unterschiedlichen Beteilig- ten. Aus Sicht des geschäftsführen- den Vorstands reicht dies für eine weitere Professionalisierung der Vereinsarbeit auf Dauer nicht aus.
„Wir brauchen eine substanzielle Förderung für Patientensicherheit“, forderte Prof. Dr. med. Hartmut Sie- bert, Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie und Stellvertretender Vorsitzender des APS. Er regte daher das Modell ei- ner Stiftung für Patientensicherheit an, die zumindest die Basisfinanzie- rung sicherstellen könnte.
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Heike E. Krüger-Brand
FREIE ÄRZTESCHAFT
Für das duale System
Der Ärzteverband will keine Bürgerversicherung, sondern bei der GKV und PKV bleiben. Er plädiert für Kostenerstattung und Bürokratieabbau in den Praxen.
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ut eine Woche vor Beginn des 115. Deutschen Ärzteta- ges in Nürnberg sprach sich der Prä- sident der Freien Ärzteschaft, Mar- tin Grauduszus, für den Erhalt der privaten Krankenversicherung aus.Die von der SPD seit Jahren ge - forderte Bürgerversicherung werde
kaum ohne Zusatzversicherungen auskommen und fördere damit gera- dezu die Zweiklassenmedizin, argu- mentierte Grauduszus beim „Ärzte- tag der Basis“, der ebenfalls in Nürnberg stattfand. Der Präsident des Ärzteverbandes zeigte sich er- freut darüber, dass erstmals das Ple- num des Deutschen Ärztetages ei- nen Leitantrag (zu den Anforderun- gen an eine Krankenversicherung in der Zukunft) ausformulieren solle – für Grauduszus „ein beachtliches Stück Basisdemokratie“.
Mit Blick auf die anstehende Fi- nanzierungsdiskussion der gesetzli- chen Krankenversicherung (GKV) forderte der Präsident der Freien Ärzteschaft: „Es muss Schluss sein mit dem Märchen von der Rundum- versorgungsidylle.“ Die Freie Ärzte- schaft wolle das direkte Vertragsver- hältnis zwischen Arzt und Patient.
Hier könne eine sozial abgefederte Kostenerstattung hilfreich sein. Zu- wendung, Zuhören und Dasein für den Patienten erfordere Zeit, und die habe nur ein Arzt, der frei von wirt-
schaftlichen Zwängen seinem Be- ruf nachgehen könne.
Grauduszus appellierte an die Versammlung: „Lassen wir deshalb nicht nach im Kampf für den Erhalt unserer Freiberuflichkeit!“ So will die Freie Ärztechaft mit einer Reihe von Forderungen die Diskussion und
die Beschlussfassung beim Deut- schen Ärztetag bereichern. Zum ei- nen solle der Ärztetag den Begriff der Sicherstellung diskutieren und neu definieren. Sie solle auf die Not- fallversorgung beschränkt werden.
Zum anderen fordert der Ärztever- band eine gesetzliche Klarstellung, dass die Vertragsärzte keine Amts- träger oder Beauftragte der Kranken- kassen seien.
Die Versammlung griff zudem Grauduszus’ Forderung nach dem Erhalt des dualen Systems in der Krankenversicherung auf. Jedoch müssten sowohl die private Kran- kenversicherung (PKV) als auch die GKV Korrekturen erfahren. Schließ- lich setzt sich die Freie Ärzteschaft für den Bürokratieabbau im Gesund- heitswesen ein. Arztpraxen müssten dringend von Verwaltungsaufgaben entlastet werden – so auch beim sogenannten Versicherten-Stammda- ten-Management. Das sei keine ärzt- liche Tätigkeit, sondern Aufgabe der
Krankenkassen.
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Josef Maus Martin Grau-
duszus (Mitte) kämpft für den Erhalt der Frei- beruflicheit. Die Freie Ärzteschaft tagte eine Woche vor Beginn des Ärztetages in Nürnberg.
Foto: Susanne Mies