P O L I T I K KOMMENTAR
D
er Ausgabe A (für niederge- lassene Ärzte) dieses Deut- schen Ärzteblattes (Heft 5) liegt erstmalig eine Therapie- empfehlung der Arzneimittelkom- mission der deutschen Ärzteschaft, hier zur Behandlung von Fettstoff- wechselstörungen, bei1). Weitere Empfehlungen zur Therapie wichti- ger Erkrankungen in der Praxis des niedergelassenen Arztes werden fol- gen. Die Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft betrachte- te es schon immer als eine ihrer urei- gensten Aufgaben, Information und Wegweisung zu einer rationalen The- rapie zu geben. Mit der zunehmen- den Informationsfülle über vermeint- liche und tatsächliche innovative Vorteile von Arzneimitteln oder The- rapieprinzipien, durch die ständige Präsentation der Ergebnisse neuester Untersuchungen, zum Beispiel kli- nischer Studien, und bei der Vielzahl therapeutischer Empfehlungen ver- schiedenster Provenienz wird die Orientierung des niedergelassenen Arztes sehr erschwert, da er einfach nicht die Zeit hat, jede Studie im Ori- ginal dahingehend zu prüfen, welche der propagierten Behandlungsmög- lichkeiten wirklich wissenschaftlich belegt sind.Information und Entscheidungshilfe In dieser schwierigen Situation Information und Entscheidungshilfe zu bieten, auch unter Berücksichti- gung kassenärztlich reglementieren- der Vorgaben, ist Aufgabe der „The- rapieempfehlungen“ der Arzneimit- telkommission. Der Hinweis in Nr. 14 der Arzneimittel-Richtlinien des Bundesausschusses der Ärzte und Krankenkassen, insbesondere die Therapieempfehlungen der Arznei- mittelkommission „zu berücksichti- gen“, als auch der zum Beispiel in ei- nem Positionspapier der Landesärz- tekammer Sachsen artikulierte Wunsch nach „wissenschaftlich be- gründeten Therapieempfehlungen,
die in Zusammenarbeit von Ärzten mit Pharmakologen erarbeitet wer- den sollten“, unterstreichen die Bedeutung dieser Empfehlungen.
Ausdrücklich sei hier ihr Empfeh- lungscharakter betont. Die Therapie- empfehlungen sind keine starren Standards, sondern Orientierungshil-
fen im Sinne von „Handlungskorrido- ren“, von denen in begründeten Fäl- len abgewichen werden kann und muß!
Die einzelnen Themen werden im Rahmen eines Konsensusverfah- rens von Experten verschiedener Fachgebiete unter Einbeziehung ei- nes Panels niedergelassener Kolle- gen, bestehend insbesondere aus All- gemeinmedizinern, und in Abstim- mung mit wissenschaftlichen Fachge- sellschaften erstellt. Diesem Verfah- ren kommt die interdisziplinäre
Struktur der Arzneimittelkommissi- on entgegen.
Alle Therapieempfehlungen der Arzneimittelkommission unterliegen einem gleichen Gliederungsschema und gleicher graphischer Gestaltung.
In der vorliegenden Ausführlichkeit wird nicht nur dargestellt, was, son- dern auch warum wir et- was empfehlen. Neben der Beschreibung des thera- peutischen Stellenwertes der verschiedenen Wirk- stoffe kann auch auf die Problematik bestimmter Therapiemöglichkeiten, wie zum Beispiel Kombi- nationsbehandlung mit Li- pidsenkern oder Indikati- onsstellung zu weiter- führenden therapeutischen Verfahren (Lipidaphere- se), eingegangen werden.
Die zusätzlich beigefügte Kurzfassung („Handlungs- leitlinie“) nimmt in ihrer Gestaltung auf die Thera- pieempfehlung Bezug. Sie soll der raschen Verfügbar- keit und Repetition wichti- ger Inhalte der Therapie- empfehlung am Praxis- schreibtisch dienen.
Mit den vorliegenden Empfehlungen haben wir versucht, den gegenwärti- gen Stand der Therapie auf dem Gebiet der Fettstoffwechsel- störungen als Orientierungshilfe für die Praxis zusammenzufassen. Da wir uns bewußt sind, daß der beste Prüf- stein und Motor für die Verbesserung derartiger Empfehlungen ihre Be- währung in der ärztlichen Tätigkeit darstellt, sind wir für Anregungen und Kritik dankbar.
Prof. Dr. med. Bruno Müller- Oerlinghausen, Vorsitzender der Arz- neimittelkommission der deutschen Ärzteschaft
A-225 Deutsches Ärzteblatt 93,Heft 5, 2. Februar 1996 (17)
Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft
Erstmals
Therapieempfehlungen
Titelblatt „Empfehlungen zur Therapie von Fettstoffwechsel- störungen“ der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft
1) Ärzte, die nicht die Ausgabe A erhalten, können die Therapieempfehlung anfordern bei: Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft, Geschäftsstelle, Postfach 41 01 25, 50861 Köln, Telefon 02 21/40 04-5 14.