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Archiv "Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft: Kritisch und unabhängig" (26.12.2011)

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Deutsches Ärzteblatt

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Jg. 108

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Heft 51–52

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26. Dezember 2011 A 2753 ARZNEIMITTELKOMMISSION DER DEUTSCHEN ÄRZTESCHAFT

Kritisch und unabhängig

Auf der Mitgliederversammlung der AkdÄ diskutierten die Arzneimittel- experten über neue Aufgaben der Kommission infolge des

AMNOG und die zunehmende Pharmakologisierung der Medizin.

K

napp ein Jahr nach Inkraft - treten des Arzneimittelmarkt- neuordnungsgesetzes (AMNOG) zeigt sich allmählich dessen Wir- kung. Zwar wurden noch keine Prei- se für neue Arzneimittel von den Herstellern und dem GKV-Spitzen- verband ausgehandelt. Doch die Vorbereitungen für diese Verhand- lungen laufen auf Hochtouren. Für drei Wirkstoffe hat das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) im Auf- trag des Gemeinsamen Bundesaus- schusses (G-BA) mittlerweile eine frühe Nutzenbewertung vorgelegt;

für einen Wirkstoff, Ticagrelor, hat sich nun auch der G-BA positioniert.

Bevor die Direktverhandlungen be- ginnen, haben jedoch medizinische und pharmazeutische Sachverständi- ge die Möglichkeit, Stellungnahmen sowohl zu den Dossiers der Herstel- ler als auch zur Nutzenbewertung des IQWiG abzugeben – allen voran die Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft (AkdÄ). Al- lerdings bleibt ihr dafür nur ein Zeit- fenster von drei Wochen.

„Das ist eine einmalige Chance, die Position der Ärzteschaft deutlich zu machen“, sagte der Vorsitzende der AkdÄ, Prof. Dr. med. Wolf-Die- ter Ludwig, auf der diesjährigen Mitgliederversammlung der Kom- mission Anfang Dezember in Berlin.

„Aber die Voraussetzung dafür ist, dass wir uns intensiv mit den Dos- siers und der frühen Nutzenbewer- tung beschäftigen.“ Ludwig geht da- von aus, dass von der AkdÄ pro Jahr etwa 30 bis 40 Stellungnahmen ver- fasst werden müssten. Für die AkdÄ, für deren Expertise neben den wis- senschaftlichen Mitarbeitern in der Geschäftsstelle vor allem die ehren- amtlichen Mitglieder sorgen, sei dies sehr schwierig. „Nur auf ehrenamtli- cher Basis werden wir das nicht schaffen“, sagte Ludwig.

Sehr zufrieden war der AkdÄ- Vorsitzende mit den Therapiesym- posien, die die AkdÄ in diesem Jahr in Hamburg, Magdeburg, Weimar und Dortmund veranstaltet hatte.

„Wir sind glücklich, dass die Sym- posien wieder besser angenommen

werden“, so Ludwig. Das liege auch daran, dass sie von den Lan- desärztekammern und den Kassen- ärztlichen Vereinigungen stärker beworben worden seien. Besonders erfreulich sei die Zahl der kriti- schen Zuhörer gewesen, die im Ver- gleich zu den vergangenen Jahren deutlich zugenommen habe. „Kriti- sche, unabhängige Arzneimittelin- formationen werden wieder sehr ge- schätzt, und die Diskussionen auf den Symposien sind auf hohem Ni- veau verlaufen“, resümierte Ludwig.

Kurz vor der Mitgliederversamm- lung der AkdÄ hat das Bundesge- sundheitsministerium einen Refe- rentenentwurf zur 16. Novelle des Arzneimittelgesetzes (AMG) veröf- fentlicht. Darin werden Patienten

ausdrücklich aufgefordert, „jeden Verdachtsfall einer Nebenwirkung“

ihrer Arzneimittel zu melden. Bis- lang fiel dies nur Ärzten und ande- ren Angehörigen von Gesundheits- berufen zu. „Das wäre eine gute Er- gänzung“, sagte die stellvertretende Vorsitzende der AkdÄ, Prof. Dr.

med. Ursula Gundert-Rémy. Positiv bewertete Gundert-Rémy zudem, dass der Begriff der Nebenwirkun- gen mit der AMG-Novelle weiter gefasst werden soll. So sollen künf- tig nicht nur Nebenwirkungen, die bei bestimmungsgemäßem Ge- brauch der Arzneimittel auftreten, sondern auch Medikationsfehler ge- meldet werden. Ludwig bedauert in diesem Zusammenhang, dass der Referentenentwurf die berufsrecht- lich verankerte Verpflichtung für Ärzte, Nebenwirkungen auch an die AkdÄ zu melden, nicht erwähnt.

Ein Schlaglicht auf die zuneh- mende Pharmakologisierung der Medizin warf der Sprecher der erst im vergangenen Jahr gegründeten Arbeitsgruppe Onkologie, Priv.- Doz. Dr. med. Sebastian Fetscher.

Gerade in der Onkologie seien Arz- neimittel sehr teuer, und häufig müssten junge Ärzte bereits ein Budget in Millionenhöhe verant- worten. „Das sind vielfach Ärzte, die ihre Informationen über die Wirksamkeit und Nebenwirkungen der äußerst kostspieligen und oft auch sehr gefährlichen Arzneimit- tel, die sie verordnen, weitgehend von der Pharmaindustrie erhalten“, sagte Fetscher. Sowohl im Medizin- studium als auch in der fachärztli- chen Weiterbildung würden sie viel zu wenig auf diesen wichtigen und im Fall der Onkologie zentralen Teil ihrer Arbeit vorbereitet. Fet- scher: „Wir müssen uns daher fra- gen, wie wir junge Mediziner aus- bilden können, die dem Idealbild eines kritisch urteilenden Arztes entsprechen und damit der Heraus- forderung gerecht werden, mit einer zunehmend komplexen, riskanten und im Verhältnis zum Effekt viel- fach unverhältnismäßig teuren Aus- wahl von onkologischen Wirkstof- fen rational und im besten Interes- se, insbesondere der Patienten, um-

zugehen.“

Falk Osterloh

Kritische Arzneimittelinformationen werden wieder sehr geschätzt.

Wolf-Dieter Ludwig, Vorsitzender der AkdÄ

Foto: dpa

P O L I T I K

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