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Archiv "Ethik-Kommissionen - Ausweg aus einem Dilemma" (26.09.1984)

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KURZBERICHTE

Bedingungen im AK Barmbek zu keiner ungewöhnlichen Erhöhung der Infektionsrate geführt haben."

Da die Hamburger Gesundheits- behörde jedoch der Auffassung ist, daß auch ein Eingriff, der unter einer Vielzahl geglückter Opera- tionen eine mißlungene Ausnah- me darstellt, für den Betroffenen ein Fall zuviel ist, will sie im Inter- esse der Patienten bei den in Han- nover anhängigen Schlichtungs- verfahren auf eine möglichst ra- sche und vollständige Abwicklung und Aufklärung drängen.

Derzeit werden noch rund 100 Schadensersatzansprüche von der Schlichtungsstelle für Arzt- pflichtfragen in Hannover auf ihre Berechtigung hin geprüft.

Hackethai

erneuert die Vorwürfe

Als ein "Gefälligkeitsgutachten für einen Kollegen" bezeichnete

die "Patienteninitiative AK Barm-

bek" inzwischen das Ergebnis dieser Untersuchung. Sie fordert deshalb die Bildung eines Unter- suchungsausschusses der Ham- burger Bürgerschaft, der die Ope- rationsweise von Professor Bern- beck und die Hygienesituation im Barmbeker Krankenhaus aufklä- ren soll. "Methodik und Unterla-

gen", so Kerstin Hagemann, Spre-

cherin der Patienteninitiative,

"waren für das Gutachten völlig

unzureichend." Die Experten hät- ten lediglich in die von den betrof- fenen Patienten formulierten Schadensvorwürfe Einsicht ge- nommen, nicht aber in die Kran- kenblätter, Röntgenbilder oder Operationsberichte, die zu einer umfassenderen Beurteilung hät- ten führen können.

ln ihrem Vorhaben, einen parla- mentarischen U ntersuchu ngsaus- schuß einzusetzen, werden die ehemaligen Patienten des AK Barmbek von Professor Julius Hackethai unterstützt. Auf einer Versammlung der Patienteninitia- tive sagte Hackethal: "ln den Or-

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

thopäd ien bundesdeutscher Kran- kenhäuser wird allgemein zu häu- fig operiert, Barmbek ist dabei aber die Spitze."

Auch die Infektionshäufigkeit in der Hamburger Klinik entspreche nicht der Regel: Die Infektions- quote sollte unter einem Prozent liegen, bei den Operationen von Professor Bernbeck habe sie aber 25 Prozent betragen.

Rüdiger Rapke/ptv

Ethik-Kommissionen - Ausweg aus

einem Dilemma

"Ethik-Kommissionen sehen sich

häufig großen Schwierigkeiten ausgesetzt. Denn allgemein aner- kannte mo ral isch-ph i losoph ische Grundsätze zur Beurteilung des medizinisch Machbaren fehlen noch. Deshalb ist eine Zusam- mensetzung der Ethik-Kommis- sionen aus Theologen, Philoso- phen und Juristen gerechtfertigt."

Diese Auffassung vertrat Profes- sor Dr. med. Heinz Losse in einem Referat beim Fortbildungskon- greß der Bundesärztekammer in Grado. Losse, Direktor der Medizi- nischen Poliklinik der Universität Münster und Programmgestalter der Grado-Herbst-Kongresse, er- läuterte auch, was Ethik-Kommis- sionen prüfen sollten. Am Beispiel der Arzneimittelprüfung stellte er folgende Kriterien für die Durch- führung eines geplanten Ver- suchs heraus:

~ Der Forscher muß für die Durchführung des Versuchs quali- fiziert sein.

~ Die Studie muß wissenschaft- lichen Kriterien standhalten (Vali- dität).

~ Das Risiko des Versuchs muß in einem angemessenen Verhältnis zum Nutzen für den Patienten oder die Heilkunde stehen.

~ Bei Langzeitstudien müssen Abbruchkriterien aufgestellt wer- den.

~ Der Patient muß sorgfältig über den Versuch aufgeklärt werden. Eine Behinderung der For- schungsarbeit durch Ethik-Kom- missionen sieht Professor Losse nicht. Es sei im Gegenteil anzu- nehmen, daß dem Forscher be- reits in der Planungsphase seines Vorhabens mit Rat und Tat zur Seite gestanden werde, so daß seine Arbeit eher erleichtert wer- de. Ethik-Kommissionen könnten zudem für Transparenz sorgen und zum Abbau des öffentlichen Mißtrauens beitragen. Sie könn- ten auch verhindern, daß staat- liche Kontrollmechanismen in Gang gesetzt würden.

Die Tätigkeit von Ethik-Kommis- sionen beruhe, so Professor Los-

se, auf dem grundsätzlichen Kon-

sens der meisten Völker, daß wis- senschaftliche Versuche zulässig seien, wenn sie

~ der Vermehrung wissenschaft- lich gesicherten Wissens,

~ der Vertiefung ärztlicher Er- kenntnis,

~ der Verbesserung medizini- scher Verfahren dienten und es keine anderen Mittel gäbe, um diese Ziele zu erreichen. Der Wert solcher Ziele für die Allgemein- heit werde so hoch eingeschätzt, daß dabei einzelnen Mitgliedern der Gemeinschaft zugemutet wer- de, sich aus freien Stücken zum Gegenstand wissenschaftlicher Untersuchungen machen zu las- sen. Auch wenn nicht auszu- schließen sei, daß das eigene Wohl dabei beeinträchtigt werde.

Die Forschung beziehungsweise der Versuch am Menschen weise, so Losse, auf ein Grunddilemma der modernen Medizin hin. Einer- seits widerspreche der Versuch am Menschen wegen des Risikos einer Schädigung der Verpflich- tung des Arztes, nicht zu schaden.

Andererseits sei es unethisch, ei- ne Therapie anzuwenden, deren Sicherheit' und Wirksamkeit nicht wissenschaftlich geprüft sei. SO 2784 (24) Heft 39 vom 26. September 1984 81. Jahrgang Ausgabe A

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