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Archiv "Integrierte Versorgung: Der Teufel steckt im Detail" (19.11.1999)

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Academic year: 2022

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erschiedenes fiel auf bei die- sem Kongreß: Die Diskussion über Managed Health Care beschränkt sich in Deutsch- land vorerst auf vernetzte Arztpra- xen. Die US-amerikanischen Model- le, in der Regel profitorientiert, sind hierzulande zur Zeit nicht konsens- fähig. Erstaunlich war auch, daß die Ärztenetze, obwohl immer noch in der Erprobungsphase, in breiter Über- einstimmung als geeignetes Modell für die Zukunft der medizinischen Versorgung gehandelt wurden. Be- merkenswert war zudem, daß die Ge- sundheitsreform und die dort vorge- sehenen Bestimmungen zu integrier- ten Versorgungsformen in der Diskus- sion keine Rolle spielten. Böse Zun- gen könnten behaupten, daß für die meisten Teilnehmer der Gesetzent- wurf ohnehin schon bald vom Tisch ist. Andererseits sollte man allen Be- teiligten jedoch das Bemühen atte- stieren, über tagespolitische Ausein- andersetzungen hinaus zukunftswei- sende Konzepte zu erörtern.

Bisherige Erfahrungen müssen genutzt werden

Die bisher vorliegenden Erfah- rungen mit Praxisnetzen zeigen, daß zu Euphorie vorerst noch kein An- laß besteht. Für Dr. med. Michael C. Müller, der für die Unternehmens- beratung Roland Berger und Partner die Planungsphase für die Medizini- sche Qualitätsgemeinschaft München (MQM) begleitet hat, gibt es derzeit noch eine Reihe von Schwachstellen.

Diese werden sich erst allmählich im Zuge einer professionelleren Reali- sierung solcher Versorgungsformen abbauen lassen. Zentrale Probleme sieht er zur Zeit noch bei der Meßbar- keit der Ergebnisse von Praxisnetzen, und zwar sowohl in bezug auf den Ra- tionalisierungseffekt als auch in bezug auf die angestrebte Qualitätssteige- rung. Zudem stehe gegenwärtig bei der Vorbereitung und Durchführung eines Praxisnetzes noch die Diskussi- on über die Organisationsstruktur im Vordergrund, wohingegen inhaltliche Themen – zum Beispiel die Behand- lung bestimmter Krankheitsbilder – zu wenig berücksichtigt würden.

Auch eine zufriedenstellende EDV-

Vernetzung sei noch nicht erreicht, was nicht zuletzt auf die strengen Datenschutzbestimmungen zurück- zuführen sei. Müller betrachtet die ärztlichen Praxisnetze wie mittel- ständische Unternehmen, zu deren Führung mehr als die ärztliche Kern- kompetenz benötigt werde. Profes- sionelles Netzmanagement als eine freie Dienstleistung stellt für ihn ein zukunftsträchtiges Konzept dar. Die wesentliche Schwachstelle bestehen- der Modellprojekte könnte allerdings unter den herrschenden Bedingun- gen auch ein solcher Dienstleister nicht beseitigen. Diese Schwachstelle ist – und das wurde in vielen Re- debeiträgen deutlich – die fehlende oder unzureichende Kooperation zwischen dem ambulanten und dem stationären Bereich.

Die Grenzen des Systems seien per Gesetz zementiert, eine gesteuer- te medizinische Versorgung über alle Leistungsbereiche hinaus sei derzeit eine Utopie, führte Dr. med. Eckart Fiedler, Vorstandsvorsitzender der Barmer Ersatzkasse, aus. Die Über- windung der bestehenden Grenze sei ohne gesetzliche Neuregelungen nicht möglich. Allerdings könne die Realisierung integrierter Versor- gungsformen nicht von oben befoh- len werden. Die Barmer vertraue auf Initiativen von seiten der Ärzteschaft und sei bereit, Modellprojekte wei- terhin zu fördern. Dabei sollte nicht allein die Beseitigung von Unwirt- schaftlichkeiten im Vordergrund ste- hen, sondern diese Projekte sollten zur Erhöhung der Patienten-Zufrie- denheit beitragen. Als Sprecher der Patienten forderte Jürgen Matzat, Leiter der Kontaktstelle für Selbsthil- fegruppen in der Psychosomatischen Klinik in Gießen, bei der Evaluierung

von Modellprojekten ärztlicher Pra- xisnetze die Erfahrungen der Patien- ten einzubeziehen. Anderenfalls lau- fe man Gefahr, die ökonomischen Aspekte zu stark zu betonen.

Initiative ging von den Ärzten aus

Für Dr. med. Jürgen Bausch, den Vorsitzenden der Kassenärztli- chen Vereinigung Hessen, bedeuten vernetzte Arztpraxen ein wichtiges Element innerhalb der durch den Si- cherstellungsauftrag der Kassenärztli- chen Vereinigungen vorgegebenen Versorgungsstrukturen. Die Modell- versuche in Hessen hätten deutlich gemacht, daß die integrierten Versor- gungsformen zur medizinischen Qua- litätssicherung beitragen würden, auch weil damit ein innerärztlicher Dialog in Gang gesetzt werde. Bei einem Scheitern der Gesundheits- reform sollten die Netzstrukturen, de- ren bisherige Entwicklung durch In- itiativen von Ärzten getragen worden ist, in Abstimmung mit den Kranken- kassen weiterentwickelt werden.

Ein Gegenmodell zu den ärzt- lichen Praxisnetzen präsentierte Matthias Einwag, Referent bei der Deutschen Krankenhausgesellschaft.

Gerade wegen der rasant zuneh- menden Altersmorbidität sei das Krankenhaus das ideale integrierte Dienstleistungszentrum. Es biete ortsnahe und interdisziplinäre medi- zinische Rundumversorgung. Für die Realisierung sei allerdings eine Ge- setzesänderung nötig, die den Kran- kenhäusern ambulante Versorgungs- formen – fachärztliche Ambulanz, vor- und nachstationäre Behandlung – zugestehe. Dr. Thomas Gerst A-2965 Deutsches Ärzteblatt 96,Heft 46, 19. November 1999 (33)

T H E M E N D E R Z E I T BERICHTE

Integrierte Versorgung

Der Teufel steckt im Detail

Die Barmer Ersatzkasse hatte zu einem Kongreß über die Zukunft der integrierten Versorgung geladen, und

viele der an neuen Versorgungsformen beteiligten Experten nutzten die Gelegenheit zum Meinungsaustausch.

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