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Archiv "Krankenhäuser: Wie Führung Motivation zerstört" (05.04.2013)

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Deutsches Ärzteblatt

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Jg. 110

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Heft 14

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5. April 2013 A 667 habe ich den Berichten meiner Pa-

tientinnen entnommen, die dadurch bei ihrer Krankenhausbehandlung Schwierigkeiten hatten. Dieser Lernprozess dauert sicher länger als das Erlernen der Sprache und ist auch kaum in Kursen möglich. Das macht eine Überfremdung auch problematisch.

Außerdem finde ich es schon seit mehreren Jahren eine Ungeheuer- lichkeit, dass die deutsche Politik sich die Verschwendung leistet, Me- diziner auf Kosten von uns Steuer- zahlern auszubilden und sie dann durch schlechte Arbeitsbedingun- gen aus dem Land zu graulen. Das rufschädigende Verhalten der Me- dien in Bezug auf unsere Berufs- gruppe tut ein Übriges.

Dr. med. Sabine Becke, 31535 Neustadt

Die Ursachen werden ignoriert

Ihr Artikel beschreibt deutlich die Kurzsichtigkeit der Politik und die Zielsetzung der Wirtschaftslenkung im Krankenhaus. Anstatt zu fragen,

wie man deutsche Ärzte motivieren kann, Beruf und Land nicht den Rü- cken zu kehren, wird lieber das Per- sonalloch blitzartig und notdürftig gestopft.

Krankenhaus-Betriebswirte suchen im Ausland nach verzweifelten Ärz- ten, die dringend auf Geld und Wei- terbildung angewiesen sind und be- reit sind, auch bei unangenehmen Arbeitsbedingungen einzuspringen.

Für ihre Anwerbung und Vorberei- tung werden Zigtausende Euro bereitgestellt und die zum Teil schwierige Einarbeitung den ohne- hin überlasteten deutschen Kolle- gen aufgebürdet.

Das ist schön für die Krankenhaus- verwaltung, die freitags um 12 Uhr den Hammer fallen lässt und sich ins Wochenende verabschiedet. Die rumänisch-griechisch-russische Er- satzmannschaft wird die Notauf- nahme am Wochenende schon ir- gendwie schaukeln und die Bröt- chen verdienen.

Fragt sich denn keiner, wie es sein kann, dass Studienplätze für Medi- zin extrem begehrt sind und am

Ende dann die jungen Kollegen, die ausdauernd bis zum Examen gelernt haben, entnervt aufgeben und die Flucht antreten? Die Ursa- chen des Ärztemangels werden lie- ber ignoriert: Ewig lange Weiter- bildungsdauern, schlechtes Teaching , unsägliche Arbeitszeiten – all das wird lieber so belassen und den ausländischen Kollegen in Not aufgebürdet. Früher konnte man die deutschen Ärzte nötigen, jetzt kann man es mit den Auslän- dern machen. Denn war früher für die jungen Kollegen noch die Aus- sicht auf eine gut gehende Praxis ein ausreichender Motivator, die Plackerei zu überstehen, so exis- tiert diese Perspektive heute kaum noch.

Welche Folgen diese Entwicklung für unsere ganze Gesellschaft, die Qualität des Gesundheitswesens und auch der Forschung haben wird, will im Moment niemand dis- kutieren. Den Kopf in den Sand zu stecken und Löcher zu stopfen ist ja auch so viel einfacher.

Stephan G. Kamm, 35398 Gießen

KR ANKENH Ä US ER

Die Herausforderung heißt: Wie hält man qualifizierte Mitar- beiter? (DÄ 4/2013:

„Personalmanage- ment im Kranken- haus: Der Nach- wuchs wartet nicht“ von Johanna Protschka)

Wie Führung Motivation zerstört

„Eine Personalabteilung, die sich lediglich um Zahlen, Stellenpläne und rechtliche Belange kümmere, werde den Anforderungen von heu- te nicht mehr gerecht“, so der Leiter des Personalmanagements einer Klinik. Solche und ähnliche Sprü- che, verbunden mit einem für viel Geld aufwendig entwickelten Leit- bild, hört und liest man allenthalben.

Doch die Wirklichkeit sieht völlig anders aus. Mit Einführung der DRGs hat die Politik eine Entwick- lung in Gang gesetzt, die nur in die

Katastrophe führen kann. Patienten werden zu Kunden und Ärzte zu Leistungserbringern degradiert. Es zählen nur noch finanziell lukrative Patienten. Meist defizitäre Einrich- tungen, wie zum Beispiel Kinder- kliniken, bleiben jetzt schon oft auf der Strecke oder werden auf ein nicht mehr vertretbares Maß zusam- mengeschrumpft.

Waren früher die Chefärzte die

„Herrscher“ und haben zum Teil dementsprechend auch ihre nachge- ordneten Mitarbeiter behandelt, ha- ben sich bedingt durch den Kosten- druck die Verhältnisse völlig verän- dert. So wie früher die Chefärzte mit ihren Mitarbeitern umgegangen sind, gehen heute die Verwaltungs- leiter mit den Chefärzten um. Meist zählt nur noch die Steigerung der Leistung um jeden Preis. Die Frage, ob die Behandlung medizinisch sinnvoll ist, hat hinter den Wirt- schaftlichkeitsüberlegungen zu- rückzutreten. Den Klinikleitern werden in aufwendigen Führungs- workshops Zielvorgaben gemacht,

die oft nicht verhandelbar sind, und dieser Druck wird dann an das ärzt- liche und das pflegerische Personal weitergereicht.

Man gewinnt auch zunehmend den Eindruck, dass diejenigen Kranken- hausmanager, die neben einem ab- geschlossenen Medizinstudium auch noch ein entsprechendes wirt- schaftliches Studium absolviert ha- ben, und von denen man eigentlich Verständnis erwarten sollte, den größten Druck ausüben und am un- verschämtesten gegenüber den Krankenhausmitarbeitern auftreten.

Noch nie habe ich so viele unzufrie- dene Krankenhausmitarbeiter im ärztlichen Bereich aus allen Ebenen erlebt, wie in den letzten eineinhalb Jahren. Immer mehr denken ans vorzeitige Aufhören oder die Ab- wanderung.

Gerade hier in Mainz konnten und können wir in den letzten Jahren er- leben, wie Führung durch das Ma- nagement ärztliche Motivation, aber auch ärztliches Ethos kaputtmacht.

Einsichtsfähigkeit in diese Proble- D

h q b

„ m h wuchswartet nicht“

B R I E F E

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A 668 Deutsches Ärzteblatt

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5. April 2013 matik besteht nach meiner Erfah-

rung bei den Managementverant- wortlichen meist nicht. Gleiches gilt für die Politik. Nachdem die Medizin dem Geld folgt, kann ei- nem vor der Entwicklung in den nächsten Jahren nur angst und ban- ge werden. Dass man im Bereich des Personalmanagements bereit ist, hier wirklich und effektiv um- zudenken, halte ich persönlich für ein Gerücht.

Dr. Jürgen Hoffart, Hauptgeschäftsführer der Landesärztekammer Rheinland-Pfalz, 55116 Mainz

tem profitorientierter Krankenkas- sen und Pharmafirmen.

Die Korruption liegt auf deren Seite und ist Systemkorruption. Warum?

Kartellbildung, geheime Preisab- sprachen, willkürliche Preisgestal- tung bestimmen das Bild.

Wie jedes Kind weiß, könnten in der Bundesrepublik . . . Milliarden Euro pro Jahr eingespart werden, würden bei uns holländische Arz- neimittelpreise praktiziert werden – siehe Arzneimittelreport des Jahres 2012.

Diese führen zu Unwirtschaftlich- keit und vor allem einer unerträgli- chen Missbrauchssituation für alle Ärzte und Versicherten, unter der wir Ärzte gezwungen sind, unter existenziellem Risiko und für ein Schandgeld die Patienten kaputtzu- sparen, damit sowohl Pharmaindus- trie als auch gesetzliche Kranken- kassen Abermilliarden für sich auf die Seite schaffen können – was sie, wie bekannt, mit großem Erfolg tun.

Der größte Skandal hierbei ist, dass in Deutschland den politisch Verant- wortlichen die maximale Freiheit der bürokratisierten Gesundheitsfunktio- näre und der großindustriellen Phar- mabranche alles, die Freiheit des Arztes, seine Patientin nach Leitlinie bestmöglich ohne Rücksichtnahme auf die habgierigen Interessen Drit- ter, Vierter und Fünfter zu behandeln, einen feuchten Kehricht wert ist . . . Antikorruptionsgesetze gegen nie- dergelassene Verschreiber bei gede- ckelten Budgets sind Volksverdum- mung und vorsätzliche Rufschädi- gung. Schluss mit dem deutschen Arzneikostenregressterror! Schluss mit Ärzte- und Patientenmissbrauch für den Milliardenreibach von Phar- maindustrie und Krankenkassen!

Gegen diese brauchen wir Antikor- ruptionsgesetze, nicht gegen die niedergelassenen Mediziner.

Dr. med. Uwe Blaettner, 86152 Augsburg

KASSEN Ä RZTE

Politiker streiten über die Korrupti- onsbekämpfung im Gesundheitswesen (DÄ 3/2013: „Vor- würfe gegen Ärzte:

Jenseits der Schlag- zeilen“ von Heinz Stüwe und „Kassen- ärzte: Streit im Kampf gegen Korrup - tion“ von Heike Korzilius).

Systemkorruption

Der Arztberuf soll auf allen Ebenen beschädigt werden . . .

Nicht wir sind die Korrupten, son- dern unser SGB V-gesteuertes Sys-

SS

P ü o G ( w J zeilen“von HeinzSt

S PRAC HE

Kritische Anmerkun- gen eines ehemali- gen Verfassungs- richters zum Begriff

„Patientengut“ (DÄ 48/2012: „Randno- tiz: Das Patienten- gut“ von Ernst Gottfried Mahrenholz).

Krankengut

Ich bin sehr froh, dass dieses leidi- ge Wort einmal benannt und kom- mentiert wird. Es könnte auch

„Krankengut“ oder, noch schlim- mer „Krankenmaterial“ heißen! Vo- kabeln, die uns während des ganzen Berufslebens begleiten und wohl kaum je hinterfragt werden. Wie re- den wir eigentlich mit unseren Pa- tienten oder über sie? Muss da nun erst ein Jurist kommen und uns die Leviten lesen? Wir sollten uns schämen. Worte wie diese standen am Anfang schlimmster Entwick- lungen in der Vergangenheit. Ich selbst, am Ende meiner beruflichen Tätigkeit, denke zurück: Damals, im Studium, gab es unter den Leh- renden kaum jemanden, den ich mir zum Vorbild hätte nehmen wollen.

Anatomie hatten wir gelernt aus dem „Voss-Herrlinger“. Von der Vergangenheit beider Autoren wussten wir nichts.

Dr. med. Andreas Rutz, 35457 Lollar

Positiv gemeint

. . . Ich denke, dass weiß Gott ande- re Dinge als dieser alteingefahrene Begriff die Behandlung, Betreuung

S PRAC HE

K g g r

„ 4 t gut“von ErnstGottfr

und Versorgung unserer Bevölke- rung in Gefahr bringen und über die Prof. Mahrenholz als zweifellos hochintelligenter und sozialkompe- tenter Zeitgenosse Sinnvolleres und Weltbewegenderes sagen könnte . . . Dass ihm als Jurist der Begriff, aus der alltäglichen medizinisch-wis- senschaftlichen Arbeit stammend, fremd ist, ist zunächst einmal nor- mal – aber wenn wir Mediziner je- den uns fremden Begriff aus der Ju- risterei derartig bösartig zerpflü- cken würden, wie der Autor es in der Rubrik „Randnotiz“ (aber im- merhin an recht herausgehobener Stelle des DÄ!) tut, was würde dann aus der ohnehin gelegentlich mühsamen Kooperation unserer Fächer werden? Ein „Gut“ – egal welcher Natur – bedeutet auf jeden Fall erst einmal etwas Positives, aus dem man Nutzen in vielerlei Hinsicht ziehen kann – in diesem Fall hinsichtlich wissenschaftlicher Erkenntnisse, die Verbesserungen der Behandlung zur Folge haben können . . .

Dr. med. Thomas Landes, 06463 Reinstedt

Die Redaktion veröffentlicht keine ihr anonym zugehenden Zuschriften, auch keine Briefe mit fingierten Adressen. Alle Leserbriefe werden vielmehr mit vollem Namen und Orts - angabe gebracht. Nur in besonderen Fällen können Briefe ohne Namensnennung publiziert werden – aber nur dann, wenn der Redaktion bekannt ist, wer geschrieben hat.

ANONYM

B R I E F E

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