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Archiv "Ärztliche Führung: Ärzte sind keine Untergebenen" (02.05.2008)

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kirchlichen Feiertagen im Familien- kreis doubeln kann?) und konzeptio- nellem Handeln (Wie muss ich mei- ne Urlaubstage legen, damit der Ef- fekt bezüglich der Teilnahmefre- quenz an Geburtstagen und Schul- veranstaltungen der Kinder optimal ist?) geprägt. Sein komplexes Orga- nisationsverständnis kam dramatisch zum Tragen, als er es an einem ein- zigen freien Tag schaffte, zehn enge Studienfreunde einzeln zu besuchen und ein ausführliches Kriseninter- ventionsgespräch mit ihnen zu führen. Dann kam der große Tag.

Unser Medikus wollte Chefarzt werden und las eine entsprechende Stellenanzeige. Aber, oh Schreck, was musste er lesen? Sozial- und Führungskompetenz waren ebenso gefragt wie die Fähigkeit, seine künftigen Mitarbeiter als wichtigstes Kapital anzusehen. Er sollte sie durch gute Führungskultur unterstüt- zen, motivieren und zu Hochleistun- gen anspornen, um die Qualität der erbrachten Dienstleistung zu opti- mieren. Wer hätte ihn das je gelehrt?

Was war noch bisher das wichtigste Kapital in seinem Leben? Da kam eine gute Fee in weißem Gewand.

Sie lud ihn zu einem Führungssemi- nar ein, in dem er all das an Sozial- und Führungskompetenz erlernen sollte, was er in den letzten 40 Jah- ren versäumt hatte – und so geschah es auch! Und wenn der Medikus nicht gestorben ist, so lebt er auch heute noch glücklich und zufrieden als gütiger Chefarzt (m/w) inter pa- res. Meine Tochter würde dazu sa- gen: „Mama, und wovon träumst du nachts?“

Dr. med. Susanne Stemmer-vom Steeg, An der Rodung 3, 53894 Mechernich

Unter Bundesbrüdern

Die „soft skills“ erwirbt man sich während eines Studiums auf einer deutschen Universität auch, wenn man in einer Studentenverbindung einen Posten übernimmt (chargiert wird), Durchsetzungsvermögen ent- wickeln muss und sich im guten Ton mit den Bundesbrüdern/-schwestern übt. Viele berufserfahrene „alte Her- ren“ und philistrierte Damen sehen den Anfang ihres beruflichen Erfolgs in den geschützten ersten verant-

wortlichen Schritten in ihrer Verbin- dung.

Dr. Peter Edelmann,Joachim-Ringelnatz-Straße 13, 27476 Cuxhaven

Selbstkritik ist vonnöten

Mit dem von der BÄK entwickelten Curriculum „Ärztliche Führung“ soll in das bundesrepublikanische Chef- arztsystem ein neuer Stil etabliert wer- den. Der späte Versuch ist hoch löb- lich, Ärzten in Leitungsfunktion

„wichtige Kompetenzen in Personal- führung, Organisationsentwicklung, Zielsetzung und Umgang mit Ziel- konflikten“ zu vermitteln. Denn im Gegensatz zu Herrn Prof. Hahns Auf- fassung ist das bestehende Chefarzt- system durchaus für die problemati- sche Aus- und Weiterbildungssituati- on vieler Jungärzte verantwortlich, z. B. wenn der Internist bis über das Ende seiner Ausbildung hinaus gehin- dert wird, seine Intensivzeit im Zeit- rahmen zu absolvieren, wenn der Chirurg erst über seine Ausbildungs- zeit hinaus wesentliche OP-Katalogs- zahlen erreichen kann: ein Phänomen, das durchaus die Bezeichnung Aus- beutung durch Macht verdient. Nur aus einem Hierarchiedenken, das

„deutlicher als beim Militär“ ausge- prägt ist, kann der Gedanke entstehen, eine Klinik ohne Hierarchien sei nicht möglich . . . Nichtsdestotrotz kann der Schritt der BÄK Veränderungen in verkrustete Strukturen bringen. Rich- tig ist: Medizinische Kompetenz al- lein genügt nicht. Leider erweitert das Curriculum aber die Kompetenzen nur auf quasilogistischer Ebene, fügt also der nach außen gerichteten medi- zinischen Kompetenz eine zweite, nach außen gerichtete Kompetenz hinzu. „Ärzte sollten zu Gestaltern der eigenen Arbeitsbedingungen werden, anstatt sie nur zu erleiden“ schreiben Flintrop/Gerst folgerichtig. Solange aber noch der Gedanke lebt: „Für mich als Führungskraft sind meine Mitarbeiter das wichtigste Kapital“, solange gärt noch alter Wein in neuen Schläuchen! Offensichtlich ist es ent- weder noch ein zu heißes Eisen, noch zu früh oder wird noch nicht erkannt, dass viele fatale Verhältnisse inner- halb des Führungssystems im intra- personalen Bereich angesiedelt sind.

So vermisse ich die Entwicklung ei-

nes Curriculums, in dem Wert gelegt wird auf die Fähigkeit zur Introspekti- on, zur Selbstkritik, auf die Bereit- schaft zur Selbsterkenntnis verbunden mit dem Willen zur Veränderung durch Selbsterziehung. Hier nämlich scheint mir die Krux des heutigen Führungsstils beheimatet und belastet das Klima und die inneren Stimmun- gen im zwischenmenschlichen Be- gegnungsraum in unseren Kliniken (wie auch im ambulanten Bereich): in einem Klima von Übertragung und Gegenübertragung, Defizitkultivie- rung und Anerkennungsbedürfnissen, Handlungszwängen und Minderwer- tigkeitskonflikten. Bleibt zu hoffen, dass die Inauguration eines neuen Stils weitere, intimere Versuche für künftige Veränderungen initiiert und sich entwickeln lässt.

Dr. med. Matthias Komp,Annabergstraße 19, 73230 Kirchheim unter Teck

Ärzte sind keine Untergebenen

. . . Wir sind alle Ärzte mit mehr und weniger Erfahrung und Ausbildung, aber das gibt keinem von uns das Recht, den anderen als seinen „Unter- gebenen“ zu betrachten (was nicht heißt, dass Anweisungen nicht ausge- führt werden, aber auch nicht bedeu- tet, dass die Meinung des Assistenz- arztes als anmaßende Kritik gewertet wird . . .). Der Ansatz zu Veränderun- gen muss im Denken und im Handeln von Chefärzten und Oberärzten lie- gen. Die nachrückende Generation bringt da bereits langsam Verände- rungen mit, hilfreich ist aber auch ein

„gewisser Druck“ von außen. Der Fortgang von deutschen Ärzten ins Ausland mag zwar mit ein Grund dafür sein, aber eher der geringste.

Der Grund liegt ganz woanders, aber darum geht es hier nicht. Das Curri- culum ist mit Sicherheit eine prima Idee, aber sollte auch für die in der Ausbildung schon fortgeschrittenen Assistenzärzte zugelassen sein (auch ohne großen Führungsanspruch), da- mit auch diese einen besseren Ein- blick in die Strukturen um sich herum erlangen und ihre Arbeit effektiver gestalten können und nicht weiter als unwissende „Hamster im Rad“ wei- terlaufen . . .

Tom J. Lohmann,Achillesstraße 23, 13125 Berlin

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B R I E F E

ARZNEIMITTEL

Die Pharmaindustrie beklagt eine Unter- versorgung mit Me- dikamenten (DÄ 9/2008: „Hersteller warnen vor Unter- versorgung“).

Überversorgung ist teurer

Nicht die Unterversorgung, sondern die Überversorgung verursacht Mil- liardenschäden! Der Artikel sugge- riert, überspitzt gesagt, dass die Pati- enten die teuersten sind, die keine Medikamente einnehmen, wenn be- hauptet wird, die Unterversorgung von Patienten verursache Milliarden- schäden. Diese Aussage, die nicht einmal im Konjunktiv steht, stützt sich auf ein vom Verband Forschen- der Arzneimittelhersteller selbst in Auftrag gegebenes Gutachten . . . Die Beispiele sind hanebüchen: So verursache die medikamentöse Un- terversorgung bei Depression 17,9 Milliarden Euro pro Jahr. Große Me- taanalysen dagegen stellen den Wert einer medikamentösen antidepressi- ven Therapie dagegen überhaupt in- frage, von „lebensgefährlichen Pla- cebos“ ist die Rede (Arznei-Tele- gramm 2005; 36: 45). Therapien bei Hepatitis C, einem weiteren Beispiel, sind ebenfalls höchst umstritten.

Schon jetzt ist die Vielzahl der Inter- aktionen gleichzeitig angewandter Arzneien völlig unbekannt, und ein Gutteil der ärztlichen Tätigkeit be- schränkt sich auf die Behandlung von Arzneimittelnebenwirkungen.

Eine Katastrophe und Marktrücknah- me jagt die andere, Desinformation und Profitgier bestimmen den Alltag.

Im Blitz-Arznei-Telegramm vom 7.

März 2008 ist zu lesen, dass Verun- reinigungen in Heparin-Chargen, die die Firma Baxter in den USA ver- treibt, bei rund 800 Patienten zu oft schwerwiegenden allergischen Reak- tionen geführt haben, 46 Todesfälle werden dem Heparin angelastet, mindestens 19 seit Januar 2008. So kann man sich mit jeder Arznei mög- licherweise Nebenwirkungen ein- handeln: In Deutschland in minde- stens 300 000 Fällen pro Jahr, wie das Bundesministerium für Arznei-

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mittel und Medizinprodukte bestätig- te; jährlich werden 16 000 bis 25 000 Todesfälle durch Neben- und Wech- selwirkungen verursacht. (Süddeut- sche Zeitung vom 7. November 2007). An Medikamenten sterben al- so weit mehr Menschen als an Ver- kehrsunfällen und Suiziden zusam- men . . .

Dr. med Stephan Heinrich Nolte, Alter Kirchhainer Weg 5, 35039 Marburg

GKV

Zusatzversicherun- gen anzubieten ist nicht Aufgabe der Krankenkassen (DÄ 11/2008: „Wahltari- fe: Die Grenze über- schritten“ von Jens Flintrop).

Nur die Rosinen

ŒZunächst stellt sich die Frage, wie die PKV mit angeblich 20 Prozent Umsatzanteil für Arztpraxen existen- ziell sein soll. Da es in Deutschland rund zehn Prozent Privatversicherte gibt, wäre bei Abschaffung der PKV eine Einbuße von höchstens zehn Prozent des Umsatzes zu erwarten, da diese Patienten sich dann als ge- setzlich Versicherte beim Arzt vor- stellen müssten (von Zusatzversiche- rungen noch abgesehen). Die Punkt- werte würden aber steigen, da das neue ehemals private Patientenkol- lektiv wesentlich gesünder ist und daher die Ausgaben der GKV sinken.

Letztlich würde sich der Wegfall der PKV keinesfalls existenziell auf die Arztpraxen auswirken.

Die gesetzlichen Kassen dürfen dank der Gesundheitsreform bald Wahltarife anbieten. So können sie

„Kunden“ endlich mehr als nur „But- ter-und-Brot“-Leistung bieten und den Ärzten so zusätzliche Honorare zahlen. Durch Tarife mit Selbstbehalt blieben auch jüngere und gesündere Patienten in der GKV, was die Finan- zierung für Mitglieder und Steuer- zahler entlasten würde.

. . . Woher kommt die Furcht vor Veränderung? Glauben Sie, die vol- len Futtertröge der PKV stünden aus Nächstenliebe für uns Ärzte bereit?

Die hohen GOÄ-Sätze gibt es von

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B R I E F E

der PKV quasi als Schmerzensgeld für die Gewissensbisse, die der Arzt sich (hoffentlich) einhandelt, wenn er PKV-Patienten bevorzugt. Aber wenn künftig auch GKV-Kunden Chefarzt und Einzelzimmer buchen, fehlt der PKV ein wichtiges Argu- ment für ihre Policen . . . Dass die private Versicherungsbranche jetzt auf Gedeih und Verderb für die Ex- klusivität der Wahltarife auf die Bar- rikaden geht und auch den Basistarif loswerden will, ist daher nur logisch.

Man will nur die Rosinen aus dem Kuchen, aber die auch ganz alleine.

Ohne den ganzen Exklusivitäts-Ho- kuspokus wäre die heutige PKV nämlich keinen Pfifferling mehr wert:

Sie müsste anfangen, ordentlich zu wirtschaften und ihren Mitgliedern mehr bieten als den heutigen Parasi- tismus . . .

Stephan Guevara Kamm,35398 Gießen

KLINISCHE STUDIEN

Ergebnisse einer Metaanalyse zu den neueren Antidepres- siva widersprechen der Bewertung durch Behörden (DÄ 10/2008: „Diskussi- on um die Wirksamkeit von Antidepressi- va“).

Unethisch

Der entscheidende Punkt für die bis- herige Überschätzung der neuen An- tidepressiva ist meines Erachtens die Tatsache, dass Pharmafirmen negativ verlaufende Untersuchungen im All- gemeinen nicht veröffentlichen. Hier stellt sich die Frage, nach welchen Kriterien die Ethikkommissionen Studien zulassen. Ich finde es in höchstem Maß unverantwortlich und vor allem auch unethisch, dass Studi- en zugelassen werden, bei denen die Firmen entscheiden können, ob Stu- dien veröffentlicht werden oder nicht. Hier werden systematisch alle Versuchspersonen betrogen, die ihre eigene Gesundheit aufs Spiel setzen, weil sie den Ethikkommissionen ver- trauen und fälschlicherweise glau- ben, der Wissenschaft zu dienen, während genau dies durch die einsei- tige Auswahl der Veröffentlichungen

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durch die Pharmaindustrie systema- tisch unterlaufen wird . . .

Dr. med. Ulrich Köhrle,Richard-Wagner-Straße 1, 77694 Kehl

KINDSTÖTUNGEN

Wolfgang Böhmer (CDU) sieht eine Ur- sache im Abtrei- bungsrecht der DDR (DÄ 11/2008: „Vor- wiegend Mutmaßun- gen“ von Norbert Jachertz).

Wahrheit tut weh

Der Ministerpräsident von Sachsen- Anhalt, Wolfgang Böhmer, früher Chefarzt für Gynäkologie in Witten- berg, wird wegen seiner Bewertung eines neunfachen Kindesmordes in Brieskow-Finkenheerd im Bundes- land Brandenburg als „leichtfertige- ren Einstellung zum werdenden Le- ben in den neuen Ländern“ in der Öf- fentlichkeit massiv, vor allem von feministischer Seite angegriffen . . . Bei einem Besuch in Eisenhütten- stadt/Oder 1996 konnte ich keine Kirche entdecken; auf meine ent- sprechenden Fragen an mehrere Frauen dort wurde mir sinngemäß gesagt: „Die gibt es hier nicht, die brauchen wir auch nicht.“ – Fazit:

Wahrheit tut immer weh!

Prof. Dr. med. Gert Jacobi,Blücherstraße 9, 63739 Aschaffenburg/Main

Empörung berechtigt

Die Empörung in Sachsen-Anhalt zu Wolfgang Böhmers Äußerungen, dass das ehemalige DDR-Abtrei- bungsrecht auch dazu führe, dass Ab- treibungen jetzt Bestandteil der Le- bensplanung der Frauen in den neuen Bundesländern sei, war zu Recht massiv. Denn Böhmer ist ja nicht nur Politiker, sondern er war in der DDR Arzt und Hochschullehrer. Man hätte also differenzierte Aussagen erwarten dürfen. Aber wahrscheinlich domi- nierte jetzt doch die Seele des Politi- kers Böhmer. Und wenn Politiker aus den neuen Bundesländern am Ende ihrer Weisheit angelangt sind, ist es meistens üblich, auftretende Proble- me auf die DDR-Vergangenheit zu

fokussieren. Das ist ein „Totschlag- argument“ und erspart eigenes Nach- denken und die Problemlösung!

Wenn Böhmer recht hätte und Abtrei- bungen jetzt zur Lebensplanung gehören sollten, dann wäre er besser beraten gewesen, sich über die Situa- tion vieler Frauen in der Jetztzeit zu informieren, anstatt die Retrospektive zu bevorzugen. Vielleicht hätte er dann aktuelle Gründe gefunden, die Frauen zur Abtreibung bis hin zur Kindstötung bringen: sinkende Net- toeinnahmen, Arbeitslosigkeit, sozia- ler Abstieg, Zukunftsangst, Selbst- finanzierung der Pille usw. Ich möchte nicht ausschließen, dass hin und wieder auch persönliche Be- quemlichkeit im Spiel sein kann – wen wundert das aber, wenn Deutschland fortwährend als „Spaß- gesellschaft“ apostrophiert wird . . . Wieso vergleicht Norbert Jachertz Sachsen-Anhalt (265 Abtreibungen je 1 000 Geburten) nur mit Bayern (129) und Baden-Württemberg (142)? 2003 lag der Mittelwert in den alten Bundesländern bei 250 (Ten- denz fallend). Es wäre fair gewesen, auch den höchsten Wert in den alten Bundesländern zu nennen. In Ge- samtberlin lag der Wert übrigens bei etwa 380. Es wäre kaum zu widerle- gen, wenn jemand behaupten würde, dass das daran liegen könnte, dass Berlin Regierungssitz ist . . . Interes- sant ist vielleicht der Hinweis, dass in der DDR anteilmäßig mehr Kinder geboren und aufgezogen wurden als in der damaligen BRD – trotz (oder wegen?) des offeneren Abtreibungs- rechts. Vielleicht hat der sich nach der Vereinigung in den neuen Bun- desländern durchsetzende Wertewan- del einen größeren Einfluss auf das heutige Leben als die oft geschmähte DDR-Sozialisation?

Prof. Dr. Frank P. Meyer,Magdeburger Straße 29, 39167 Groß Rodensleben

Die Redaktion veröffentlicht keine ihr anonym zugehenden Zuschriften, auch keine Briefe mit fingierten Adressen. Alle Leserbriefe werden vielmehr mit vollem Namen und voller Anschrift gebracht. Nur in besonderen Fällen können Briefe ohne Namensnennung publiziert werden – aber nur dann, wenn der Redaktion bekannt ist, wer geschrieben hat.

ANONYM

DATENBANK ORPHANET

Portal zu seltenen Krankheiten

Orphanet, das Europäische Infor- mationssystem für seltene Krank- heiten und „Orphan Drugs“ (Medi- kamente für seltene Krankheiten), hat eine neue Version seiner Website gestartet (www.orpha.net). Durch die Überarbeitung ist ein Portal ent- standen, das die Anforderungen der unterschiedlichen Benutzergruppen berücksichtigt: Ein Drittel sind Pa- tienten und ihre Angehörigen, zwei Drittel sind Ärzte, Wissenschaftler,

Lehrer und Studierende. Verfügbar sind eine Enzyklopädie seltener Krankheiten und „Orphan Drugs“

sowie ein Verzeichnis von Leis- tungsangeboten in 35 Ländern, mit Informationen über Fachkliniken, klinische Speziallabors, Forschungs- projekte und Patientenorganisatio- nen. Die Website ermöglicht auch die Suche nach Krankheiten anhand von Symptomen. Für Patienten gibt es den „Treffen-Sie-einen-Patien- ten“-Service und die Möglichkeit, sich zur Teilnahme an klinischen Forschungsprojekten anzumelden.

Nach den internationalen Standards der AAA-Klassifikation für Behin- derte können das Portal auch Men- schen mit Sehstörungen und körper- lichen Einschränkungen in vollem Umfang benutzen.

Sämtliche bei Orphanet verfüg- baren Dienste sind auf der Home- page gelistet und in fünf Sprachen – Deutsch, Englisch, Französisch, Ita- lienisch und Spanisch – zugänglich.

Eine portugiesische Fassung wird www.orpha.net

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vorbereitet. Neuen Besuchern der Website erleichtert ein verständli- cher Führer die Orientierung.

Die Orphanet-Datenbank wurde angereichert mit Informationen über die Epidemiologie der Krankheiten (Prävalenz in der europäischen Be- völkerung; Erkrankungsalter), über die Art ihrer Vererbung und, wenn möglich, über verwandte Gene. Die- se Daten benötigen Forschung und Industrie für Entwicklung neuer Therapien für seltene Krankheiten.

Für alle Krankheiten in der Da- tenbank sind die medizinischen und wissenschaftlichen Klassifikationen angegeben, sodass auch allgemei- ne Suchbegriffe verwendet werden können.

Die Informationen über klinische Speziallabors wurden durch Angaben über das Qualitätsmanagement der Einrichtungen ergänzt, damit sich in ganz Europa verbesserte Qualitäts- standards durchsetzen. Gesammelt und validiert wurden diese Informa- tionen durch das „EuroGenTest“- Konsortium, ein Kompetenznetz- werk, das von der Generaldirektion Forschung der Europäischen Kom- mission finanziert wird (www.euro gentest.org).

Neu in der Liste der „Orphan Drugs“ sind Angaben über den aktuellen Stand der Entwicklung einzelner Medikamente, von ihrer Kennzeichnung als „Orphan“-Pro- dukt durch die EMEA bis zur Markt- zulassung in Europa. Die Kenn- zeichnung als „Orphan Drug“ wird in der Regel zu Beginn der klini- schen Entwicklung erteilt. So infor- miert die Liste auch über laufende klinische Studien und gibt an, für welche seltenen Krankheiten die Substanzen indiziert sind. Die Da- tenbank enthält zurzeit unter ande- rem Informationen über 5 200 Krank- heiten, 1 233 klinische Spezial- und rund 2 000 Forschungslabors sowie knapp 3 100 Fachkliniken. Darüber hinaus können 521 Medikamente mit Indikation für eine seltene Krankheit recherchiert werden.

Orphanet wird vom Institut na- tional de la santé et de la recherche médicale (INSERM) mit Sitz in Paris betreut und vom französischen Ge- sundheitsministerium und der Euro- päischen Kommission gefördert. EB

PSYCHOONKOLOGEN

Neue Adressdatenbank

Krebspatienten und Angehörige fin- den unter www.krebsinformations dienst.de Adressen niedergelassener Psychotherapeuten, die eine zertifi- zierte Weiterbildung in der psycho- sozialen Unterstützung von Tumor- kranken (WPO-Zertifikat) absol- viert haben. Der Krebsinformati- onsdienst des Deutschen Krebsfor- schungszentrums hat gemeinsam mit der Arbeitsgemeinschaft für Psychoonkologie in der Deutschen Krebsgesellschaft und der Deut- schen Arbeitsgemeinschaft für Psy- chosoziale Onkologie e.V. entspre- chende Angebote für die Datenbank recherchiert.

Der Krebsinformationsdienst nennt Ratsuchenden schon seit vielen Jah- ren das Angebot der regionalen psy- chosozialen Krebsberatungsstellen.

Schwieriger war die Suche nach Psychotherapeuten, die sich mit den besonderen Anliegen Krebskranker auskennen. Wer keinen Internetzu- gang hat, kann die Adressen auch zwischen 8.00 und 20.00 Uhr telefo- nisch unter der Rufnummer 08 00/

4 20 30 40 erfragen. PB

INTERNETPLATTFORM

Infos für Ärztenetze

Eine Kommunikations- und Infor- mationsplattform für die fast 400 Ärztenetze in Deutschland betreibt der NAV-Virchow-Bund. Auf der Internetseite www.deutsche-aerzte netze.de können sich interessierte Ärzte und Betreiber von Ärztenet- zen über Gründung und Betrieb von Netzverbünden informieren sowie Nachrichten und Veranstal- tungshinweise abrufen. Im geschlos- senen Nutzerbereich stehen Infor- mationen über Vertragsgestaltung, Vertragsmuster und eine Anleitung zu Vertragsverhandlungen zur Ver- fügung. In Diskussionsforen kön- nen sich Vorstände und Geschäfts- führer von Netzen austauschen.

Darüber hinaus ist eine Datenbank mit den Adressen und Ansprech- partnern nahezu sämtlicher Ärzte-

netze verfügbar. EB

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