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2 Glazialgeomorphologische Aufnahme der Gletscherzungenumgebungen

2.1 Die Gletscher im Unbekannten Tal

2.1.12 Zusammenschau der jüngeren Glazialgeschichte im Unbekannten Tal

Die Zungenenden des Mukut-Gletschers, der Hongde Himal I-III-Gletscher, des Hongde Himal V-Gletschers, seines Linken-Nachbargletschers sowie des Hongde Himal N-Gletschers enden in Vorfeldern, die allesamt umrahmt werden von 25 (Hongde Himal III-Gletscher) bis 70 m (Mukut-Gletscher) hohen vegetationslosen Randmoränenwällen, welche sich hinsichtlich der Lagebeziehung zur jeweiligen aktuellen Gletscherfront, bezüglich des Gesamterhaltungszustandes sowie der oxidationsverwitterungsbedingten Verfärbung der ihnen aufliegenden Komponenten gleichen (Abb. 3, Abb. 6, Abb. 8, Abb. 9, Abb. 15, Abb.

16, Abb. 18, Abb. 19, Abb. 22, Abb. 31 [jeweils mit 1 1 1 1 1 1 1 1 1 markiert]). Morphologisch wie farblich besteht eine augenscheinliche Zäsur zwischen jenen Gletschervorfeldern und dem sie umgebenden älteren Grundmoränenmaterial respektive älteren auswärtig lagernden Ufer- und Endmoränen (Abb. 21; -1 -1, Abb. 31; -1 -1 -1 -2

-2 -2 -3 -3). Diese gleichen Merkmale begründen die übereinstimmende Zuordnung zu einem initial am Mukut-Gletscher ausgewiesenen Stadium 1. Mit Ausnahme des Hongde Himal N-Gletschers (dieser wurde von KUHLE nicht beschrieben) wurden alle diese Randmoränen bereits von KUHLE (1982a, S.110 f und 1982b, Abb. 12) einem selben - nämlich dem Stadium VII (Jüngeres Dhaulagiri Stadium) - zugeordnet. In seiner später etablierten Gletscherchronologie Hochasiens stellt dieser Gletscherstand ein ältestes historisches Stadium dar (1700-400 vor 1950 AD; siehe Abb. 112) (KUHLE 1986a, S. 454 u.

2001, S. 125). Die Schneegrenzdepressionen zu Stadium 1 lagen im Unbekannten Tal zwischen 50 und 95 m.

Ein Stadium -1, zu dem mehrere Gletscher des Oberen Unbekannten Tals zusammenflossen und den Oberen Unbekannten Tal-Gletscher bildeten, wird durch eine rechte Randmoräne rekonstruierbar (Abb. 21; -1 -1, Abb. 31; -1). Die Schneegrenzdepression zu jenem Gletscherstand, der nach KUHLE (1982a, S. 110 u. 1982b, Abb.12) Stadium `VII (Mittleres Dhaulagiri Stadium) ist, welches in der Gletscherstandschronologie Hochasiens ein letztes neoglaziales Stadium (2000-1700 vor 1950 AD; siehe Abb. 112) darstellt (KUHLE 1986a, S.

454 u. 2001, S. 125), lag bei 141 m. Eine Stadium -1-Moräne wurde auch unterhalb der Stadium 1-Randmoränen des Hongde Himal V-Gletschers und seines Linken-Nachbargletschers gefunden (Abb. 31; -1 -1). Hier betrug die Schneegrenzdepression zu diesem Gletscherstand 214 m. Auch die Stadien -2 und -3 konnten hier rekonstruiert werden (Abb. 31; -2 -2 -2 -3 -3). Die zugehörigen Schneegrenzabsenkungen lagen bei 239 (Stadium -2) respektive 298 m (Stadium -3).

Durch die kombinierte Auswertung morphologischer Gletscherstandsindikatoren und 1974 sowie 1976 gemachter fotografischer Aufnahmen konnte für den Mukut- als auch die Hongde Himal III-, II- und V-Gletscher ein Gletscherstand um die Mitte der 1970er Jahre herum rekonstruiert werden. Wie auf den Fotos erkennbar wird, lag der damalige Gletscherrand im Zungenendbereich dort, wo sich heute Randmoränenwälle-/ leisten befinden (vgl. Abb. 4;  u.

Abb. 5;  mit Abb. 3; 4 4 4 / vgl. Abb. 17;  mit Abb. 14; 4 4 / vgl. Abb. 17; mit Abb.

16; 4 4 4 / vgl. Abb. 17; mit Abb. 19; 4 4), so dass für diese Gletscher ein Stadium im Sinne einer Zungenfrontstagnation für die Zeit um das jeweilige Aufnahmedatum herum belegt ist. Hinsichtlich ihrer Dimensionen, der Lagebeziehung zum aktuellen Gletscherende und zu den Moränenwällen des Stadiums 1 sowie bezüglich der dunklen Färbung (jene ist zurückzuführen auf die verhältnismäßig kurzzeitige subaerische Verwitterung) der oberflächlichen Komponenten analoge Wälle bzw. -leisten lagern auch den Zungen des Hongde Himal I- und des Hongde Himal N-Gletschers vor (Abb. 9; 4 4, Abb. 11; 4 4, Abb.

22; 444). Jene Gletscherstandsindikatoren wurden daher ebenfalls dem Stadium Mitte der 1970er Jahre (Stadium 4) zugeordnet. Im Fall des Hongde Himal I-Gletschers wird die Richtigkeit dieser Einordnung zusätzlich gestützt durch ein Foto EISELINS (1960, Abb. 37) (Abb. 12) aus dem Jahr 1960. Die Schneegrenzabsenkung zu dieser/diesem als Stadium 4 ausgewiesenen Frontstagnation/Vorstoß betrug bei den genannten Gletschern -15 bis 20 m.

In den Vorfeldern des Mukut-Gletschers, der Hongde Himal I-, III- und V-Gletscher sowie in dem des Hongde Himal N-Gletschers liegen Randmoränen vor, die zumeist als Leisten von den Innenhängen der Moränenwälle des Stadiums 1 abzweigen und die hinsichtlich der Konsolidierung und der oxidationsverwitterungsbedingten Verfärbung der oberflächlichen Geschiebe ähnlich in Erscheinung treten, wie die des Gletscherstandes 1 (Abb. 3; 2 22

2, Abb. 6; 2 2, Abb. 8; 2, Abb. 9; 2222, Abb. 15; 2, Abb. 22; 2 222 2). Sie wurden ihrer morphologischen Übereinstimmungen wegen, insbesondere aufgrund ihrer ähnlichen Lagebezüge zu den Stadium 1-Moränen, demselben Stadium 2 zugeordnet. Die rekonstruierten Schneegrenzdepressionen zu Stadium 2 betrugen an den genannten Gletschern 30 bis 85 m.

Nur der Mukut-Gletscher weist zwischen den Moränen des Gletscherstands 2 und denen des Stadiums 4 weitere Randmoränenwälle auf, die ein Stadium 3 belegen (Abb. 3; 3 3 3, Abb.

6; 3 33). Jene ähneln bezüglich Erhaltungszustand und verwitterungsbedingter Färbung eher denen des Stadiums 4 als den älteren Ufer- und Endmoränen der Gletscherstände 1 und 2. Die Schneegrenzdepression zu Stadium 3 betrug am Mukut-Gletscher 40 m.

Eine Ausnahmestellung bezüglich der Gletschervorfeldmorphologie stellt der Tukuche Yamkim Peak N-Gletscher dar. Die größten das Vorfeld begrenzenden Moränenwälle wurden hier als Stadium A (Schneegrenzdepression: 100 m) ausgewiesen (Abb. 31; A A, Abb. 36;

AAA, Abb. 37; A AA A). Auswärts bzw. teilweise überschüttet durch den rechten Uferwall des Gletscherstandes A belegt ein weiterer rechter Moränenwall ein Stadium -A (Abb. 37; -A -A) (Schneegrenzdepression: 121 m). Die Moränen des Stadiums A scheinen jedoch älter zu sein als die Ufer- und Endmoränenwälle, die bei den anderen Gletschern einem Gletscherstand 1 zugeordnet wurden. Bei KUHLE (1982a, S. 111 u 1982b, Abb. 12) repräsentieren die Stadium A-Moränen des Tukuche Yamkim Peak N-Gletschers Stadium

`VII (Älteres Dhaulagiri Stadium), das in seiner Gletscherstandschronologie ein letztes neoglaziales Stadium ist (2000-1700 vor 1950 AD [KUHLE 1986a, S. 454 u. 2001, S. 125]) (siehe Abb. 112). Ihnen liegen Schieferblöcke mit allseitigen Eisenmanganverwitterungsrinden auf und sie erscheinen postsedimentär stärker umgestaltet als die Randmoränen des Stadiums 1. Ebenfalls für ein gegenüber den Stadium 1-Moränen höheres Alter sprechen die auf ihnen gefundenen Landkartenflechtenvorkommen mit Thallidurchmessern bis zu 15,5 cm (siehe Kapitel 3.3.6), die wie sich nachfolgend zeigen wird, die größten Rhizocarpon Geograficumfunde im gesamten Arbeitsgebiet sind und die maximale Größe von auf Stadium 1-Moränen gefundenen Landkartenflechten um 12,5 cm übertreffen (siehe 2.2.1). Innerhalb des Tukuche Yamkim Peak N-Gletschervorfelds lassen sich weitere drei Stadien (B-D) rekonstruieren (Abb. 31; B C D D D, Abb. 36; B B C D

D, Abb. 37; B  B C D D). Auch sie können nicht ohne weiteres den an den anderen Gletschern vorgefundenen Gletscherständen zugeordnet werden. Die jüngsten Moränenwälle (Stadium D) waren - wie auf Abb. 12 bei KUHLE (1982b) ersichtlich - 1976 schon abgelegt.

Die moränenbedeckte Gletscheroberfläche war zum Zeitpunkt der Aufnahme gegenüber den Firstverläufen der Stadium D-Moränen bereits um einige Meter abgesenkt, weshalb KUHLE

(1982a, S. 111) auch in ein Stadium IX, angezeigt durch jene Wälle und ein rezentes Blockgletscherzungenende (X) unterscheidet. Dass sich das Vorfeld des Tukuche Yamkim Peak N-Gletschers, der ein Firnkesselgletscher mit mächtiger Obermoränenauflage im Zehrgebiet ist, sowohl bezüglich der in ihm rekonstruierbaren Stadien als auch durch ein wahrscheinlich höheres Alter der größten Moränenwälle von den Vorfeldern der übrigen im Unbekannten Tal untersuchten Gletscher unterscheidet, deutet daraufhin, dass sich hier die mächtige Obermoränenummantelung modifizierend auf das Gletscherzungenverhalten auswirkt. Am wahrscheinlichsten scheint mir, dass die Stadien D, C, B, A und -A mit den

Stadien 3, 2, 1, -1 und -2 (Stadium D = Stadium 3 usw.) ca. zeitlich gleich zu setzen sind. In den Karten 1 und 2 wurde diese Einschätzung berücksichtigt.

Das Obere Unbekannte Tal wird abgeschlossen durch ein zu Stadium -2 von einem Endmoränenwall (Abb. 18; -2, Abb. 31; rechte -2, Abb. 21; -2) abwärtig begrenzten Gletscherzungenbecken. KUHLE (1982a, S. 110 u. 1982b, Abb. 12) ordnet das Zungenbecken dem Stadium VI (Älteres Dhaulagiri Stadium) zu, einem in späteren Arbeiten zweiten neoglazialen Gletscherstand (4000-2000 vor 1950 AD; siehe Abb. 112) (KUHLE 1986a, S. 454 u. 2001, S. 125). Die Schneegrenzabsenkung des Oberen Unbekannten Tal-Gletschers zu diesem Stadium betrug 145 m.

Innerhalb des Zungenbeckens bzw. in einwärtiger Fortsetzung liegt eine dreistufige glazifluviale Terrassenlandschaft vor (Terrassenniveaus I-III) (Abb. 21; IIII II II III III, Abb. 31; I I II II III). Die Genese jener Terrassen ist auf die jeweilige verstärkte Aufschotterung durch die Schmelzwässer der im Talrund befindlichen Gletscher während drei Zungenvorstößen und den dazwischenliegenden sowie nachfolgenden Einschneidungen zurückzuführen. Das höchste und somit älteste Terrassenniveau weist sich, da es auch einwärtig der rekonstruierten Zungenfront des Stadiums -1 vorliegt (Abb. 31; I), jünger als selbiges aus. Teilweise sind die Terrassenoberflächen II und III überdeckt durch jüngste, von den an den Flanken des Oberen Unbekannten Tals liegenden Gletschern geschütteten glazifluvialen Schottern (Abb. 21; IV IV IV IV, Abb. 31; IV IV IV).