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3 Allgemeiner Teil

3.3 Zu den rekonstruierten Gletscherständen

3.3.1 Gletscherstadium 4 und seine Ursachen

An neun der untersuchten 25 Gletschern konnte über den Vergleich der Zungenfrontpositionen in den Jahren 2007 und 2008 mit der fotografisch festgehaltenen Situation Mitte bis Ende der 1970er Jahre bzw. 1980 belegt werden, dass ca. im Zeitraum von 1974 bis 1980 ein Gletscherstadium gezeitigt wurde. Heute vorliegende Laterofrontal- und Endmoränen markieren den damaligen Zungenrand (vgl. hierzu KUHLE 1982b, Abb. 12 [Abb.

5; ], FUJITA 2001, Fig. 2 u. NAKAWO, (S. 3 o. J.) [Abb. 4; ] mit Abb. 3; 4 4 u. Abb. 9;

rechte 4 4 / vgl. KUHLE 1982b, Abb. 12 [Abb. 17; ] mit Abb. 14; 4,4 u. Abb. 15; 4 / vgl. KUHLE 1982b, Abb. 12 [Abb. 17; ] mit Abb. 16 44 / vgl. KUHLE 1982b, Abb. 12 [Abb. 17; ] mit Abb. 19; 4 4 / vgl. KUHLE 1982b, Abb. 64 [Abb. 66; ] mit Abb. 64; 4

4 / vgl. KUHLE 1982b, Abb. 65 [Abb. 62;  ] u. RÖTHLISBERGER 1986, Abb. 98 [ ]

mit Abb. Abb. 60; 4 4 4 4 / vgl. KUHLE 1982b, Abb. 50 [Abb. 78; ] mit Abb. 73; 4 4, Abb. 75; 4 4 u. Abb. 76; 4 4/ vgl. KUHLE 1982b, Abb. 50 [Abb. 86; ] mit Abb. 85; 44 / vgl. KUHLE 1982b, Abb. 46 [Abb. 92; ] mit Abb. 89; 4 4 4 u. Abb. 91; 4 4). Die Fotografien belegen somit, dass sie zu einer Zeit gemacht wurden, in der es zum Aufbau dieser Randablagerungen kam, das heißt das Gletscherende entweder die maximale Ausdehnung während eines Vorstoßes erreicht hatte oder aber die Zungenfront während eines andauernden Rückzuges über stagnierte. Ähnlich frische Randmoränen, wie sie über Fotos für diese acht Gletscher als ca. von 1974 bis 1980 abgelagert erkannt werden konnten, lagern vor acht weiteren Gletschern ebenfalls unweit der aktuellen Eisfronten (siehe Abb. 9; 4 4, Abb.

11; 4 4, Abb. 22; 4 4 4, Abb. 44; 4 444 4, Abb. 45; 4 4, Abb. 53; 4, Abb. 56; 4

444, Abb. 58; 4 4, Abb. 74; 4 4). Diese wurden aufgrund ihrer Nähe zum aktuellen Gletscherrand sowie ihrer ähnlichen Größen und der Tatsache, dass sie ebenfalls kaum verwittert in Erscheinung treten, dem Stadium 4 (ca. 1974 bis 1980) zugeordnet. Für den Hongde Himal I-Gletscher belegt zudem ein Foto EISELINS (1960, Fig. 37), dass der Gletscher 1960 im Bereich der zu Stadium 4 rekonstruierten Eisrandlage endete (vgl. Abb. 12;  mit Abb. 9; 4 4 u. Abb. 11; 4 4). Im Fall des Linken-Nebengletschers des Hongde Himal V-Gletschers, der Tach Garbo-Gletscher (Hauptstrom und Flankeneis), des Shya Gang S-Gletschers sowie des Rechten-Nebengletschers des Jinian W-S-Gletschers konnten die Gletscherzungen nur aus großer Entfernung bzw. überhaupt nicht betrachtet werden, so dass hier unklar bleibt, ob entsprechende Moränenablagerungen den aktuellen Zungenfronten vorlagern. Wegen der starken Schuttüberfrachtung war am Tukuche Yamkim Peak N-Gletscher (Abb. 31; rechter Bildrand) sowie am W-lichen Khardung Khang N-N-Gletscher (Abb. 90) weder das aktuelle Gletscherzungenende noch ein Stadium 4 diagnostizierbar.

Keine morphologischen Indikatoren für ein Stadium 4 liegen in Eisrandnähe des Rechten-Nebengletschers des Mukut-Gletschers vor.

Es ist also belegt bzw. es kann wahrscheinlich gemacht werden, dass ca. im Zeitraum von 1974 bis 1980 (möglicherweise auch länger andauernd) eine Frontstagnation oder gar ein Vorstoß an 17 von 25 besuchten Gletschern auftrat. In neun Fällen ist dies fotografisch und mittels der heute vorliegenden Randmoränen nachgewiesen, an weiteren acht Gletschern wurden hinsichtlich des Lagebezugs zum aktuellen Eisrand, der Dimensionen sowie des geringen Verwitterungsgrades analoge Indikationen gefunden. Fünf Zungenfronten konnte sich zum Zweck der Formeninventarisierung nicht hinreichend genähert werden. An zwei stark obermoränenbedeckten Gletschern lässt sich Stadium 4 mittels Randmoränen nicht nachweisen und der Rechte-Nebengletscher des Mukut-Gletschers tanzt offenbar aus der Reihe. Zieht man die fünf Gletscher, deren Zungen des schwierigen Geländes wegen nur aus der Ferne oder gar nicht gesichtet wurden, ab, so kann festgehalten werden, dass für 17 von 20 Eisströmen ein Gletscherstadium 4 ca. im Zeitraum von 1974 bis 1980 belegt ist respektive wahrscheinlich gemacht werden kann.

Der Befund eines zu dieser Zeit in der Region stattgefundenen Gletscherstandes stimmt überein mit dem nach ZECH et al. (2001a) für ein ca. 1975 am nur 12 km E-lich des Khangsar Khang-Gletschers gelegenen Annapurna III N-Gletschers gezeitigten Stadiums und passt zu Angaben WANGS (1988, S. 516) für SW-Tibet. Letzterer gibt für den Ausschnitt von 27°10`-30°10` N/84°50`-91°30` E an, dass in den 1970er Jahren hier 90 % der kleineren Gletscher

Es stellt sich die Frage, welche Ursache jenen gleichzeitigen Gletschervorstößen/-zungenfrontstagnationen zugrunde lag. Verschiedene Proxy- sowie Klimamessdaten liegen für das letzte Jahrhundert aus Nepal bzw. Südtibet vor. Sie belegen übereinstimmend eine 1940/50 einsetzende Unterbrechung einer seit Anfang des 20. Jhr. anhaltenden Erwärmung.

Ab ca. 1970 stiegen die Temperaturen wieder an. Diese Phase (1940/50-1970) gleichbleibender respektive sogar geringfügig fallender Temperaturen (die maximale Abkühlung gegenüber der vor dieser Periode erreichten Temperatur betrug ca. 0,3° C [SHRESTHA et al. 1999, S. 2784]) fiel zusammen mit einer Periode geringerer Sonnenaktivität, die eine zwischenzeitliche Absenkung der ansonsten seit Beginn des 20. Jahrhunderts beständig ansteigenden Solarkonstante um 0,2-0,4 W/m² verursachte (SOLANKI et al. 2002, Fig. 11). Hinweise auf signifikante Niederschlagszunahmen in den Dekaden vor 1974 bis 1980 gibt es keine (SHRESTHA et al. 2000, Fig. 2). Da es in Hochlagen nahe der besuchten Gletscher jedoch keine dauerhaften Klimastationen gibt und Niederschlagsveränderungen räumlich variabler sind als Temperaturveränderungen, kann ein Einfluss verstärkter Niederschläge, der das rekonstruierte Stadium 4 möglicherweise mit zu verantworten hat, nicht gänzlich ausgeschlossen werden. Das lange Andauern der Erwärmung vor 1940/50 (seit Beginn des 20. Jhr.) macht unwahrscheinlich, dass Gletscherstadium 4 durch ein früheres Temperatursignal als das hier genannte verursacht wurde. Die besuchten Gletscher hätten dann „terminus response times“ (Zungenreaktionszeiten auf eine Massenbilanzänderung im Sinne von PATERSON 1969, S. 206) von über 60 Jahren, was für Hochgebirgsgletscher der vorgefundenen Größe, selbst unter der Annahme, dass die Zungenreaktionszeiten aufgrund der langsamen Fließgeschwindigkeiten der subkontinentalen Gletscher (FUJITA et al. [2001, S.

32] maßen am Mukut-Gletscher maximale Fließgeschwindigkeiten von 23-28 m/a) verlängert werden, nicht in Frage kommt (siehe hierzu PATERSON 1969, S. 59, OERLEMANS 2007). Es war also sehr wahrscheinlich die 1940/50 einsetzende und bis ca. 1970 anhaltende Erwärmungsunterbrechung mit einer maximalen Temperaturabnahme von ca. 0,3°C (siehe SHRESTHA et al. 1999), die einen Negativtrend bei den Massenbilanzen der Gletscher stoppte und als Ursache für Gletscherstand 4 gelten muss. Die ca. um 1970 einsetzende Erwärmung spiegelt sich in den Rückzugsbeträgen der Gletscher zwischen Stadium 4 und 2007/8 wider (Abb. 100). Wann diese Zungenrückverlegungen einsetzten ist nicht dokumentiert.

Die für Stadium 4 gemachte zeitliche Angabe 1974/80 ist nur ungefährer Art und geht aus den Aufnahmen NAKAWOS (S. 3, o. J.) (Abb. 4) und RÖTHLISBERGERS (1986, Abb. 98) (Abb. 63) von 1974 bzw. 1980 hervor, die im ersten Fall den heute über Stadium 4-Moränen nachweisbaren Zungenrand des Mukut-Gletschers zeigen und im zweiten Fall belegen, dass

der Khangsar Khang-Gletscher noch 1980 an einer rechten Randmoränenleiste anlag, die heute 20 m oberhalb der aktuellen Gletscheroberfläche verläuft. Beide Gletscher endeten - dokumentiert durch Aufnahmen KUHLES (1982b, Abb. 12 [Abb. 3] u. Abb. 64 [Abb. 62]) - auch 1976 (dokumentiert für den Mukut-Gletscher) bzw. 1977 (dokumentiert für den Khangsar Khang-Gletscher) an denselben Stellen wie auf den Fotos von 1974 und 1980 erkennbar. Das heißt vom Mukut-Gletscher wurden die Moränen des Gletscherstandes 4 auf jeden Fall mindestens von 1974 bis 1976 abgelagert und vom Khangsar Khang-Gletscher mindestens von 1977 bis 1980. Für weitere sieben Gletscher konnte mittels der Fotos KUHLES

(1982b) gezeigt werden, dass die Zungenränder 1976 bzw. 1977 dort lagen, wo sich heute Laterofrontalmoränenfirste oder -leisten befinden. Wie viele Jahre vor respektive nach den Aufnahmen die Zungenränder die Stadium 4-Positionen schon bzw. noch innehatten, bleibt unklar. Diese Zeitspanne wird in Abhängigkeit der „terminus response time“ eines jeden Gletschers variiert haben.