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2 Glazialgeomorphologische Aufnahme der Gletscherzungenumgebungen

2.2 Die Gletscher im orographisch rechten Nebental des Cha Lungpa

2.2.1 Der Tongu-Gletscher und sein Rechter-Nebengletscher

Als Hauptstrom eines orographisch rechten Nebentals des Cha Lungpa fließt der 2800 m lange und 1,75 km² große Tongu-Gletscher nach NE hin ab. Die Zunge dieses Firnmuldengletschers (Abb. 1; 10, Abb. 43; 10, Abb. 44; , Abb. 45; ) kalbt in einen mit seiner Wasseroberfläche in einem Niveau von 5583 m ü. M. gelegenen 230 m breiten und 420 m langen, durch den Rechten-Nebengletscher gedämmten See (Abb. 44; , Abb. 45; ). Die steile Gletscherstirn misst hierbei in der Vertikalen, ausgehend vom aktuellen Seespiegel, bis zu 30 m. Zum Zeitpunkt der Geländebegehung (20. Mai 2008) war die Seeoberfläche eine geschlossene Eisdecke.

Die Oberfläche des Tongu-Gletschers ist spaltenarm und beinahe schuttfrei (Abb. 44, Abb.

45). Die Obermoränenarmut geht auf das für eine Schuttbekleidung des Zehrgebietes sehr ungünstige Verhältnis direkter Schneeniederschlagsernährung zu Lawinenernährung bzw.

sonstiger Schuttzufuhr aus den die Gletscheroberfläche überragenden Talflankenbereichen zurück. Im Fall des Tongu-Gletschers stehen lediglich den Eiskörper seitlich einfassende Talflanken zur Verfügung, aus denen ein Aufbau zu lawinenfähigen Schneedecken respektive die Aufbereitung von Frostschutt stattfinden kann. Jene sind bei einem mittleren Gefälle von ca. 35° und einer maximalen Vertikalerstreckung von 350 m über der aktuellen Eisoberfläche weder besonders steil noch besonders hoch. Eine Gletscherrückwand fehlt völlig, da der Talschluss durch eine ins Mukut Khola überführende Einsattelung gebildet wird.

Demgegenüber kann der Schneeniederschlag auf direktem Weg auf ein 1,20 km² großes Firnfeld niedergehen. Zusätzlich münden Flankeneise in den Hauptstrom ein (Abb. 44; , Abb. 45 ).

Lediglich am rechten Rand der Gletscherzunge kleidet Obermoränenschutt die Eisoberfläche ein (Abb. 44; schuttbedeckte Gletscherzungenpartie unter , Abb. 45; unter ). Er rührt aus einer rechtsseitig an den Gletscher anschließenden, von 50°/NE-einfallenden Schwarzschiefer- und Quarzitschichten (der gesamte Gletscher ist in diese Schichten eingebettet [siehe COLCHEN et al. 1980]), gebildete Steilwandoberfläche her (Abb. 44 , Abb.

45; ). Vom Wandfußbereich aus fällt hier die schuttbedeckte Eisoberfläche in Richtung Gletschermitte ab, um ca. 10 m vor dem gänzlichen Aussetzen des Schutts (Abb. 34; ) in selbiger Richtung wieder anzusteigen. Diese gegenläufigen Neigungsverhältnisse liegen in der zur Gletschermitte hin ausdünnenden Obermoränenauflage und der hier durch die steile Talflanke bedingten Abschattung begründet. Dort, wo die Obermoräne am mächtigsten und die Abschattung am größten ist - nämlich im Grenzbereich Gletscher/Wandfuß - ist die Ablation am geringsten. Die Neigung der Oberfläche zum Stromstrich hin zeigt, dass jene mit größer werdendem Wandabstand immer geringer wird. 10 m vor dem gänzlichen Aussetzen der Obermoräne (Abb. 34; ) steigt die Gletscheroberfläche zu beiden Seiten hin an, was belegt, dass es sich hier hinsichtlich der Ablationsförderung um die optimale Schuttmächtigkeit handelt.

Die das Nährgebiet des Gletschers begrenzende Kammumrahmung kulminiert mit dem Tongu Peak in 6197 m ü. M. (Abb. 1; A’, Abb. 43; A’). Aus der mittleren Einzugsbereichshöhe und dem aktuellen Seespiegelniveau berechnet sich ein aktueller orographischer Schneegrenzverlauf in 5838 m ü. M.

Der Rechte-Nebengletscher des Tongu-Gletschers ist 2540 m lang und 0,58 km² groß (Abb. 1;

11, Abb. 43; 11, Abb. 44; , Abb. 45; ). Als Firnkesselgletscher fließt er zunächst in einem orographisch rechten, konsequent zum Schichteinfallen angelegten Tributärtal NE-wärts ab,

orographisch rechten Nebental des Cha Lungpa den taleinwärtig von der Stirn des Tongu-Gletschers begrenzten See auf. Auf seine Länge bezogen, ist der Gletscher zu mehr als 2/3 mit Obermoränenschutt bedeckt, der das Resultat seiner engen und allseitigen Steilwandeinfassungen ist. Die höchste an ihn grenzende Wand (Abb. 44; , Abb. 45; ) kulminiert SE-lich des Eisstroms mit dem Gipfel des Cha Lungpa Peaks8 in einer Höhe von 6334 m (Abb. 34; V, Abb. 35; V, Abb. 45; V) und durchmisst von hier bis zum Wandfuß/Gletscherrandbereich 500 Höhenmeter. Auf diese Wand geht der Großteil der Schuttzulieferung zurück. Sie substanziiert sich wie die orographisch linke Talflanke auch aus tonnlägig NNE einfallenden Schiefern und Quarziten.

Das aktuelle Gletscherzungenende ist stark verschuttet, wird aber durch seine steil abfallende Front (Abb. 45; ) einwärtig jüngst abgelegter Randmoränenwälle (Abb. 45; 4 4) diagnostizierbar. Die aktuelle Eisrandlage liegt in einer Höhe von 5583 m, wonach die orographische Schneegrenze in 5845 m ü. M. verläuft.

Gemeinsames Stadium 1 des Tongu-Gletschers und des Rechten-Nebengletschers

Die äußersten, das Gletschervorfeld der beiden Eise beschließenden Randmoränenwälle zeigen die Ausdehnung eines aus dem Tongu-Gletscher und seinem Rechten-Nebengletscher zusammengesetzten Eisstroms zu Stadium 1 an (Abb. 45; 1 1 1; Abb. 46; rechte 1 1 1, Abb. 47; 1 1). Die junge glazifluviale Schottereinlage des Gletschervorfelds (Abb. 45; IV, Abb. 46; IV, Abb. 47; IV) liegt ca. 70 m höher als die auswärtig an den Endmoränenwall angrenzende Talsohle, weshalb das sie unterlagernde Material als Untermoräne und jene zusammen mit den Randmoränen als Dammmoräne (siehe hierzu KUHLE 1991a, S. 84) verstanden wird. KUHLE (1982a, S. 111 u. 1982b, Abb. 24) ordnet diese Moränen dem Stadium VII (Jüngeres Dhaulagiri Stadium) zu. Probe 16 wurde in nur wenigen cm Tiefe an der Innenseite des Stadium 1-Endmoränenbereichs entnommen (Abb. 49, Abb. 43; P16, Abb.

47; ). Nur 5,5 % Ton weisen auf die nachträgliche Tonauswaschung nahe des einstigen Gletscherzungenendes durch Schmelzwässer hin. Der Sortierungsgrad des beprobten Substrats liegt bei 3,29. Mit 56,8 % hält die Grobsandfraktion den deutlich größten Anteil und sorgt zusammen mit dem relativen Tonmaximum für eine bimodale Häufigkeitsverteilung auf die Korngrößenklassen. Der Grobsandpeak könnte, da er sehr deutlich ausgeprägt ist, im Sinne von DREIMANIS &VAGNERS (1973) auch als „terminal grade“ verstanden werden.

8 Bislang handelte es sich bei diesem 6000er um einen Namenlosen Berg, da er aber im Folgenden noch öfter Erwähnung findet und einen der höchsten Gipfel im Einzugsgebiet des Cha Lungpa stellt, soll er fortan als Cha Lungpa Peak bezeichnet werden.

Der Gletscher endete zu Stadium 1 in einer Höhe von 5445 m, wonach sich für den Tongu-Gletscher (dieser wird, da bei ihm von einer deutlich größeren Nährgebietserweiterung zu diesem Gletscherstand auszugehen ist, als derjenige Gletscher erachtet, aus dessen Nährgebiet zu Stadium 1 das Eis bis zum Zungenende des zusammengesetzten Gletschers entsendet wurde) eine einstige orographische Schneegrenze in 5763 m ü. M. errechnen lässt. Die zugehörige Gleichgewichtslinienabsenkung betrug 75 m.

Teilweise grasbewachsen zeigt sich der Fuß des Endmoränenaußenhangs. Mehrere im Durchmesser mehr als einen Meter große Geschiebeblöcke lagern hier dem übrigen glazialen Akkumulat auf. Beim Absuchen des Geländes konnte auf einem der größten Quarzitblöcke eine kleinere Kolonie Rhizocarpon Geograficum gefunden werden (Abb. 46; , Abb. 48). Der Durchmesser des größten Thallus beträgt 3 cm.

Im linken Bereich der die Dammmoräne beschließenden Frontalmoräne schneidet sich der rezente periodische Abfluss in den Wall ein (Abb. 46; ), bevor er sich dann in einem von den Moränen des Stadiums 1 des Cha Lungpa-Gletschers begrenzten Schotterkörpers, dessen Oberfläche durch Schottergeneration III gebildet wird (Abb. 46; III, Abb. 53; III), in mehrere kleine Gerinne aufteilt.

Gemeinsames Stadium 2 des Tongu-Gletschers und des Rechten-Nebengletschers

Eine in 5488 m ü. M. endende linke Laterofrontalmoräne belegt Stadium 2 (Abb. 45; 2 2, Abb. 46; rechte 2 2, Abb. 47; 2). Sie endet innerhalb der Moränenwälle des Gletscherstandes 1, hat jedoch im oberen Bereich des Gletschervorfelds den First der linken Stadium 1-Uferbildung überschüttet (Abb. 46; 2). Bezüglich der verwitterungsbedingten gelblich-braunen Einfärbung des oberflächlichen Materials sowie hinsichtlich des Gesamterhaltungszustandes tritt diese Uferbildung ähnlich den zu Stadium 1 abgelegten Wällen in Erscheinung. Zu Stadium 3 wurden glazifluviale Schotter gegen ihren Innenhang geschüttet, die rezent von den periodisch auftretenden Schmelzwässern zerschnitten werden (Abb. 45; IV, Abb. 46; IV,Abb. 47; IV). Das Feinmaterial einer Probe (Probe 17) (Abb. 48;

Abb. 43; P17, Abb. 47; ) jenes proglazial abgelagerten Akkumulats ist mit einem So von 2,71 % erwartungsgemäß gut sortiert. Die Probe enthält 7,3 % Ton. 69,6 % entfallen auf die Sandfraktion, wo mit 32,9 % im Grobsand auch das absolute Maximum auftritt, das mit dem relativen Tonmaximum eine bimodale Häufigkeitsverteilung auf die Korngrößenklassen bedingt.

Bei KUHLE (1982a, S. 111 u. 1982b, Abb. 24) repräsentiert der dem Stadium 2 zugeordnete Moränenwall Stadium VIII. Für Gletscherstand 2 errechnet sich ein einstiges orographisches Schneegrenzniveau in 5784 m ü. M. Die zugehörige Schneegrenzabsenkung lag bei 54 m.

Stadium 3 des Rechten-Nebengletschers

Das abwärtige Aussetzen einer - da dunkler - im Verhältnis zu den auswärtigen Gletscherstandsindikatoren deutlich frischer wirkenden Satzendmoränenakkumulation in einer Höhe von 5536 m markiert die Gletscherzungenausdehnung zu Stadium 3 (Abb. 45; 3, Abb. 46; 3, Abb. 47; 3). Auch auf einem 1977 vom Thije La (Abb. 1; 4) aus aufgenommenen Foto KUHLES (1982b, Abb. 24) sind jene Ablagerungen zu erkennen. KUHLE (1982a S. 111) ordnet sie Gletscherstand IX zu. Eine orographisch rechte Lateralmoränenleiste zeugt von der Mächtigkeit des Rechten-Nebenstroms zu Gletscherstand 3 (Abb. 44; 3, Abb. 45; 3).

Für Stadium 3 wird - allerdings nicht zweifelsfrei - angenommen, dass die beiden hier betrachteten Gletscher nicht mehr miteinander konfluierten, sondern bereits durch den auch heute die Gletscher separierenden See voneinander getrennt waren.

Die orographische Schneegrenze des Rechten-Nebengletschers verlief zu Gletscherstand 3 in einer Höhe von 5821 m. Die Gleichgewichtslinienabsenkung betrug 24 m.

Stadium 4 des Rechten-Nebengletschers

Die aktuelle Gletscherfrontdynamik kann der Obermoränenauflage wegen nicht ohne weiteres eingeschätzt werden.

Randmoränenwälle zeigen in einer Höhe von 5575 m ü. M. die Eisrandlage des Rechten-Nebengletschers zu Gletscherstand 4 an (Abb. 45; 4 4 4). Die orographische Schneegrenze verlief zu Stadium 4 in 5841 m ü. M. Die Schneegrenzdepression betrug 4 m.

Stadium 4 des Tongu-Gletschers

Ob sich die Gletscherzunge im Vor- oder Rückzug befindet oder aber ihre Lage stabil ist, kann anhand der steilen Kalbungsfront nicht festgemacht werden.

Eine frische links des aktuellen Eisrands befindliche Laterofrontalmoräne biegt 120 m vor der aktuellen Gletscherfront in Richtung Tiefenlinie um und belegt hier Gletscherstand 4 (Abb.

44; 44 4, Abb. 45; 4 4). Eine rechte Entsprechung zu diesem Stadium liegt nicht vor.

Gesetz den Fall das Seespiegelniveau befand sich auch zu Stadium 4 in 5583 m ü. M.

(wahrscheinlich verlief der Seespiegel jedoch niedriger), so lag die nach VON HÖFER (1879)

berechnete zugehörige orographische Schneegrenze genau wie heute in 5838 m ü. M. Die Schneegrenzdepression hätte dann 0 m betragen.