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2 Glazialgeomorphologische Aufnahme der Gletscherzungenumgebungen

2.5 Die Gletscher im Einzugsgebiet des Kone Khola sowie der Mittlere und W-liche

2.5.6 Der Khardung Khang E-Gletscher

Das Einzugsgebiet des Khardung Khang E-Gletschers (Abb. 1; 23, Abb. 84; 23) kulminiert mit dem 2500 m SSE-lich des Thorung La gelegenen Gipfel des Khardung Khang in einer Höhe von 6484 m. Der 3760 m lange und 1,93 km² große, am Fuß der Ostflanke dieses Berges einsetzende Eisstrom vom Typ Firnmulde fließt im Nährgebiet zunächst von W nach E ab, um dann, bedingt durch einen vom 6026 m hohen Shya Ghang nach NE hinabziehenden Riegel, in selbige Richtung umgelenkt zu werden. Er endet eingefasst von bis zu 90 m hohen Randmoränen in 5058 m ü. M. Seine Zunge ist auf den abwärtigsten 1060 m von Obermoränenschutt bedeckt (Abb. 85; ). Es errechnet sich ein aktueller orographischer Schneegrenzverlauf in einer Höhe von 5582 m.

Im Gegensatz zur N-lich der Firnmulde des Gletschers gelegenen, zur Kammumrahmung vermittelnden, 400 m hohen Steilwand, die aufgrund ihrer Südexposition komplett unvergletschert ist, bedingt der ebenfalls ca. 400 m messende Nordabfall der im Süden gelegenen Kammumrahmung eine hohe Eiszufuhr über eine hier nahezu durchgängig vorhandene Flankenvereisung (Karte 3 u. 4).

Die 50 m breite Stirn des Gletschers fällt an ihrem rechten Rand über 15 m nahezu senkrecht ab und weist einen Gletschermund auf (Abb. 85; , Abb. 87; ). Der linke Zungenrand des Gletschers, reicht - bedeckt mit Obermoränenschutt - noch 30 m weiter talabwärts (Abb. 85;

).

Im gesamten Einzugsgebiet des Khardung Khang E-Gletschers stehen Kalke an (COLCHEN et al. 1980).

Stadium 1

Wo die Firste der großen Randmoränen (Abb. 80;11, Abb. 85; 111) bzw. ihre gedachte Verlängerung, die hier in einem beinahe schluchtartigen Querprofil verlaufende Tiefenlinie schneiden, fand die Zunge des Eisstroms während Stadium 1 ihr Ende (Abb. 80;

1). In der Gletscherchronologie KUHLES (1982a, S. 106 u. 1982b; Abb. 50) sind jene Moränenwälle Stadium VII (Jüngeres Dhaulagiri Stadium) zugeordnet. Eine Probe des rechten Stadium 1-Lateralmoränenaußenhangs (Probe 21) ist mit einem So von 11,52 sehr schlecht sortiert (Abb. 81; Abb. 84; P21). Auch der Tonanteil von 18,9 % ist charakteristisch für Moränenmaterial. Eine trimodale Häufigkeitsverteilung auf die Korngrößenklassen ergibt sich durch das relative Tonmaximum, einen Peak in der Mittelschlufffraktion (24,9 %) und einem relativen Maximum im Grobsand (22,6 %).

Die Frontposition des Khardung Khang E-Gletschers lag zu Stadium 1 in einer Höhe von 4730 m. Es errechnet sich eine damalige orographische Schneegrenze in 5401 m und eine zugehörige Schneegrenzabsenkung von 181 m.

Stadium 2

Nur wenige Meter unterhalb des Firstes der höchsten orographisch rechten Ufermoräne verläuft eine Lateralmoränenleiste (Abb. 85; 2 2), die, dort wo sie zur Tiefenlinie hin umbiegt, kaum noch kenntlich ist (Abb. 80; 2). Eine komplementäre orographisch linke Laterofrontalmoränenleiste zieht ebenfalls von der Innenseite der Uferbildung des Stadiums 1 zur Tiefenlinie hinab (Abb. 80; 2). Die Gletscherfront zu Stadium 2 lag in 4760 m ü. M.

(Abb. 80; 2) Die orographische Schneegrenze verlief währenddessen in einer Höhe von 5416 m. Die Schneegrenzabsenkung betrug 166 m.

Nahe des durch das Gletschervorfeld führenden Pfads, unterhalb der auf Gletscherstand 2 zurückgehenden Lateralmoränenleiste, wurde Probe 22 entnommen (Abb. 85; ). Die Probe jenes Ufermoräneninnenhangmaterials enthält 15 % Ton, was - genau wie ein Sortierungsgrad von 5,83 % - typisch für Moränenmaterial ist (Abb. 82, Abb. 84; P22). Durch einen Peak in der Feinsandfraktion (24,3 %) ergibt sich eine bimodale Korngrößenhäufigkeitsverteilung.

Als „terminal grade“ nach DREIMANIS & VAGNERS (1973) könnte das Feinsandmaximum angesehen werden.

Stadium 3

Gletscherstand 3 lässt sich über eine gut erhaltene orographisch rechte Laterofrontalmoränenleiste rekonstruieren (Abb. 85; 3 3). Ausgehend von der Vorfeldtiefenlinie zieht die Leiste über 70 m den großen Ufermoräneninnenhang unterhalb des rekonstruierten Stadium 2-Gletscherpegels hinauf, um dann zunächst abrupt zu enden.

Weiter in einwärtiger Richtung findet diese Moränenkante jedoch ihre Fortsetzung (Abb. 85;

3). Die an dieser Stelle besonders hohe Steilheit des Ufermoräneninnenhangs zeigt sich verantwortlich für das Aussetzen der Leiste. Das hier fehlende Lateralmoränenleistenverbindungsstück liegt - bedingt durch das hohe Gefälle - 20 m weiter hangabwärts als Rutschung vor (Abb. 85; ). Hier lagert es Satzendmoränenablagerungen an bzw. auf. KUHLE (1982a, S. 106 u. 1982b, Abb. 50) unterscheidet die Laterofrontalmoränenleiste und die Satzendmoränenablagerungen in die Stadien IX und X.

Hier werden die Akkumulation der Satzendmoräne als zu Gletscherstand 3 bzw. als während des nachfolgenden Rückzugs abgelagert gedacht, so dass sie folglich kein weiteres Stadium repräsentieren. Der mit 11,0 % deutliche Peak in der Tonfraktion einer an den Satzendmoränenakkumulationen ergrabenen Proben (Probe 23) ist moränentypisch (Abb. 83, Abb. 84; P23). Der Sortierungsgrad des Materials liegt bei 3,87. Relative Maxima in der Tonfraktion beim Feinsandanteil (23,3 %) und in der Grobsandfraktion (15,9) bedingen eine trimodale Korngrößenhäufigkeitsverteilung.

Die Eisrandlage zu Stadium 3 befand sich in einer Höhe von 4992 m, wonach sich ein einstiger orographischer Schneegrenzverlauf in 5549 m ü. M. errechnen lässt. Die Schneegrenzabsenkung betrug 33 m.

Aktuelles Verhalten des Gletscherzungenendes und Stadium 4 (1977)

Die Gletscherfront konnte sowohl Ende September 2007 als auch Anfang Mai 2008 in Augenschein genommen werden. In diesem Zeitraum ist die Eisfrontposition und die Gestalt des Zungenendes unverändert geblieben. Eine aktuelle Zungendynamik ist aber auf Grundlage dieser relativ dicht aufeinander folgenden Geländebegehungen - zumal zwischen beiden Feldkampagnen nur Monate außerhalb der Hauptablationsperiode lagen - nicht auszuschließen. Die Form der Eisfront liefert ebenfalls keinen klaren Hinweis auf einen stattfindenden Rückzug. Zwar scheint der der steilen Stirn angegliederte und verschuttete linke Frontbereich im Niedertauen begriffen zu sein (Abb. 85; ), das steile Aufragen der Stirn am rechten Gletscherrand jedoch deutet nicht auf einen Rückzug hin. Während zum

Ende des Massenhaushaltsjahres 2007 ein 2 m breiter Abfluss unter dem Eiskörper hervortrat, führte der subglazial angelegte Tunnel im Mai des darauffolgenden Jahres kein Schmelzwasser. Hier war der Gletschermund mit von den Tunnelwänden bzw. der -decke verstürzten Eisblöcken verfüllt (Abb. 87; ).

Durch die Aufnahme KUHLES (1982b, Abb. 50) aus dem Jahr 1977, die ebenfalls Ende September (26.09) entstand, ist die damalige Eisfrontposition des Khardung Khang-Gletschers dokumentiert (Abb. 86). Das Zungenende lag in 5040 m ü. M. Es ergibt sich eine orographische Schneegrenze in 5573 m ü. M. Die zugehörige Schneegrenzdepression lag bei 9 m. Heute zeugt frischer Moränenschutt von dieser Gletscherausdehnung (Abb. 85; 4 4).

Ein bis zu 3 m hoher, wallartiger Endmoränenrest, der dort lagert, wo sich 1977 das verschuttete rechte Gletscherzungenende befand, belegt, dass um das Jahr 1977 herum ein Gletscherstand (Stadium 4) gezeitigt wurde (vgl. Abb. 86;  mit Abb. 85; 4).

Stadium -1

Einwärtig überlagert von der rechten Stadium 1-Ufermoräne, ist eine Gletscherstand -1 anzeigende rechte Lateralbildung noch auf einer Länge von 300 m oberflächlich als Wall erhalten (Abb. 80; -1). Er endet in der Tiefenlinie des Ufermoränentälchens, das durch die Lateralmoräne des Stadiums 1 und durch einen weiteren Ufermoränenwall (Stadium -2) (Abb.

80; -2) gebildet wird. Die zu Stadium -1 gehörige Zunge wird ca. in 4650 m ü. M., im Bereich der unterhalb des Gletschervorfelds liegenden Kone Khola Schlucht zu liegen gekommen sein. Es errechnet sich ein einstiges orographisches Schneegrenzniveau in 5378 m ü. M. Die zugehörige Schneegrenzabsenkung belief sich auf 204 m.

Stadium -2

Die Eisausdehnung zu Gletscherstand -2 wird über die oben bereits beschriebene Uferbildung rekonstruierbar (Abb. 80; -2) Ihr Pendant findet sie in einem mit ihrem First WNW/SSE streichenden Ufermoränenrest (Abb. 80; -2). Ein genetisch zugehöriger Lateralmoränenrest lagert 500 m hangaufwärts (Abb. 80; -2). An das Vorfeld des Khardung Khang E-Gletschers schließt sich ein mehr als 100 m mächtiger Moränenrest an (Abb. 80; -2), der von KUHLE

(1982a, S. 106 u. 107, 1982b, Abb. 51) den Stadien V und VI zugeordnet wird. Hier werden sie als letztmalig zu dem hier rekonstruierten Stadium -2 aufgebaut verstanden. Der Gletscher wird abwärtig der Kone Khola Schlucht, das heißt ca. bei 4550 m ü. M., zu liegen gekommen sein, wonach sich für den Khardung Khang E-Gletscher, der den Hauptstrom des

zusammengesetzten Stadium -2-Gletschers bildete, ein orographischer Schneegrenzverlauf in 5298 m ü M. errechnet. Die zugehörige Schneegrenzabsenkung betrug 284 m.