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2 Glazialgeomorphologische Aufnahme der Gletscherzungenumgebungen

2.1 Die Gletscher im Unbekannten Tal

2.1.11 Der Tukuche Yamkim Peak N-Gletscher

Im Gegensatz zu den übrigen im Unbekannten Tal betrachteten Gletschern ist das Ablationsgebiet des nach N abfließenden 3120 m langen und 1,65 km² großen Tukuche Yamkim Peak N-Gletschers (Abb. 1; 9, Abb. 35; 9) aufgrund einer seinem Einzugsgebiet angehörigen Steilwand, aus der der Eisstrom eine starke Lawinenernährung erfährt, mit einer Obermoränenauflage versehen (Abb. 31; , Abb. 36; , Abb. 37; rechter oberer Bildrand). Sie bedeckt mehr als die Hälfte des Eisstroms und geht auf eine beinahe senkrecht zwischen Gletscheroberfläche und einem Rücken, der zum Tukuche Peak hinaufzieht, vermittelnde, in W-wärts flach fallenden Kalken und Schiefern angelegte E-Wand (Abb. 37; , Abb. 38; )

zurück, aus der Eisabbrüche, Lawinenabgänge und Steinschlag niedergehen. Der höchste, noch zum Einzugsgebiet dieses Firnkesselgletschers zu zählende Wandteil erreicht 6250 m ü.

M. Die eigentliche Tukuche NE-Wand gehört nicht mehr zum Nährgebiet des Gletschers.

Wegen der Überdeckung mit Moränenmaterial kann das aktuelle Gletscherende nicht exakt von nicht mehr Gletschereis bedeckenden Satzendmoränenakkumulationen differenziert werden. Als aktuelle Eisrandlage (Zungenfront) wurde daher der Austrittsort der größten vom Moränenschutt ausgehenden Schmelzwasserader festgelegt. Dieser liegt in 5160 m ü. M.

Hieraus wird eine aktuelle orographische Schneegrenze in einer Höhe von 5555 m errechenbar. Der schuttbedeckte Eiskörper bzw. die vorlagernden toteisbeinhaltenden Ablationsmoränenakkumulationen werden umrahmt von Ufermoränen- sowie einem Endmoränenwall, deren Firstverläufe teilweise 10-15 m höher liegen als die aktuelle Obermoränenoberfläche (Abb. 31; D D D, Abb. 36; D D, Abb. 37; D D, Abb. 38; D).

Das vermeintliche Gletscherende lag zum Zeitpunkt der Geländebegehung ca. 150 m talaufwärts der Front dieser frischsten Randmoränenwälle, an die sich eine Sanderfläche anschließt, die ihrerseits von bis zu 40 m hohen Ufermoränenwällen eingefasst wird (Abb. 31;

A A, Abb. 36; A A).

Da sich die Vorfeldmorphologie des Tukuche Yamkim Peak N-Gletschers von den bislang, und auch im Folgenden, beschriebenen Gletschern deutlich unterscheidet und somit eine Zuordnung auf jener Basis (Morphologie) zu den ansonsten ausgewiesenen Stadien 1 bis 4, wie sie bis hierher möglich war, nicht gelingt, werden - da von der bei den übrigen 24 Gletschern angewendeten Methodik Abstand genommen wird - die vorgefundenen Gletscherstandsindikatoren im vorliegenden Fall zunächst nicht mit Zahlen, sondern mit Buchstaben versehen. Die morphologischen Kriterien, die für die Zuordnung zu Stadium 1 herangezogen wurden - nämlich, dass jenes durch die größten und zugleich das Gletschervorfeld umrahmenden Moränenwälle angezeigt wird - werden für die Ausweisung des Gletscherstandes A übernommen. Ob zeitliche Parallelitäten zu Stadien anderer Gletscher bestehen, wird in Kapitel 2.1.12 diskutiert.

Stadium A

1650 m auswärts des aktuellen Eisrands verengt sich das Vorfeld des Tukuche Yamkim Peak N-Gletschers. Die breite Schotterflur findet ihr Ende und der gebündelte Abfluss (Abb. 36; , Abb. 37; ) verläuft in einem als Satzendmoräne abgelegten, stellenweise mit Vegetation besetzten Akkumulationskörper, der seine heutige Gestalt in Form von zwei voneinander

getrennt vorliegenden Moränenwällen (Abb. 37; AA) wahrscheinlich erst bedingt durch das Einschneiden des postglazialen Schmelzwasserabflusses erhielt. Hinsichtlich der Gletscherstandsrekonstruktion spielt es allerdings keine Rolle, ob der Moränenkomplex als ehemals über den heutigen Schmelzwasserabfluss hinweg zusammenhängende Satzendemoränenakkumulation oder aber als nur im Endmoränenbereich miteinander konvergierende Randmoränenwälle verstanden wird. Das Umbiegen des linken Walls zeigt Gletscherstadium A in einer Höhe von 4990 m ü. M. an (Abb. 31; A, Abb. 37; A). Auch die korrespondierende rechte Uferbildung fällt hier mit ihrem First ab (Abb. 37; A), wobei sie einen älteren - auswärts des Gletschervorfelds lagernden - rechten Moränenwall (Abb. 37;

-A) schneidet. Es errechnet sich ein zugehöriger orographischer Schneegrenzverlauf in 5455 m ü. M. Die Schneegrenzabsenkung zu Stadium A lag bei 100 m. Dem Firstbereich der rechten Uferbildung liegen viele, in ihrer Längsachse mehr als 1 m messende Quarzitblöcke auf, deren subaerisch vorliegende Oberflächen allseitig von Eisenmanganverwitterungsrinde umgeben und mit Flechten (Rhizocarpon Geograficum) versehen sind, die im Durchmesser bis zu maximal 15,5 cm groß sind. Der mittlere Durchmesser der 10 größten Exemplare beträgt 13,15 cm. Nach KUHLE (1982a, S. 110 u. 1982b, Abb. 12) zeigen jene Moränen Stadium `VII (Mittleres Dhaulagiri Stadium) an.

Stadium B

Ein 10 m hoher von Schmelzwässern durchtrennter Endmoränenwall belegt Gletscherstand B in einer Höhe von 5025 m (Abb. 36; B B, Abb. 37; B B, Abb. 31; B). Die ihm aufliegenden Blöcke sind weder flechtenbedeckt noch sind an ihnen Eisenmanganverwitterungsrinden ausgebildet. Der zu Stadium B gehörige orographische Schneegrenzverlauf lag in 5473 m ü.

M., wonach die Schneegrenzdepression 82 m betrug. KUHLE (1982a, S. 110 u. 1982b, Abb.

12) ordnet diesen Moränenwall Stadium VII (Jüngeres Dhaulagiri Stadium) zu.

Stadium C

Gesäumt und stellenweise auch durchbrochen von den auf Gletscherstand D zurückgehenden Schottern (Abb. 31; IV, Abb. 36; IV IV, Abb. 37; IV) erheben sich 600 m auswärts des Stadiums D Reste von Stadium C zeugende, bis zu 5 m hohe und mit Pioniervegetation besetzte Endmoränenakkumulationen (Abb. 31; C, Abb. 36; C, Abb. 30; C). Untypisch für Moräne ist die verhältnismäßig gute Sortierung des Endmoränenmaterials (Probe 12; 2,89) (Abb. 39, Abb. 35; P12), was auf glazifluviale Überprägung hindeutet. Die Probe enthält 7,22

% Ton und zeigt eine bimodale Häufigkeitsverteilung der Anteile, wobei die Maxima im Mittelschluff (31,5 %) und im Grobsand (8,9) liegen.

Der So einer Probe (Probe 13) des sich auswärts anschließenden und genetisch auf Stadium C zurückgehenden Sanders (Abb. 36; III) liegt bei 2,21 (Abb. 40, Abb. 35; P13). Das entnommene Material besteht nur zu 3,2 % aus Ton und nur zu 20,6 % aus Schluff. Durch einen im Feinsand gelegenen Peak von 38,1 % ergibt sich zusammen mit dem relativen Tonmaximum eine bimodale Häufigkeitsverteilung auf die Korngrößenklassen.

Eine ebenfalls an den Sandersedimenten IIIergrabene Probe (Probe 14) (Abb. 41, Abb. 35;

P14) enthält 8,7 % Ton und weist einen Sortierungsgrad von 3,32 auf. Durch einen Peak im Grobschluff (29,2 %) und das relative Tonmaximum ergibt sich eine bimodale Häufigkeitsverteilung auf die Korngrößenklassen.

Probe 15 entstammt zwischen Stadium C und D dem linken Innhang der Stadium A-Moräne vorlagernder Grundmoräne (Abb. 42, Abb. 35, P15). Sie besteht aus 9,49 % Ton und ist mit einem Sortierungsgrad von 4,24 verhältnismäßig schlecht sortiert. Eine bimodale Häufigkeitsverteilung auf die Korngrößenklassen kommt durch einen Peak im Grobschluff (30,5%) zustande, der, im Sinne DREIMANIS & VAGNERS (1973), als „terminal grade“

eingestuft werden könnte.

Die Gletscherstirn endete zu Stadium C in 5040 m ü. M., wonach sich eine einstige orographische Schneegrenze in 5495 m ü. M. bestimmen lässt. Die Absenkung der Gleichgewichtslinie lag demzufolge bei 60 m. Nach KUHLE (1982a, S. 110 u. 1982b, Abb. 12) handelt es sich bei diesen Ablagerungen um Zeugen des Stadiums VIII. Weiterhin kartiert KUHLE (1982b, Abb. 9) zwischen den Gletscherstandsindikatoren des Stadiums VII (B) sowie des Stadiums VIII (C) Frostmusterformen, die im Durchmesser bis zu 20 cm messen. Jene wurden auf der Feldkampagne im Jahr 2007 auch vorgefunden (siehe Abb. 35).

Stadium D

Dieser Gletscherstand wird markiert durch die jüngsten Moränenwälle (Abb. 31; D D, Abb. 36; D, Abb. 37; D), deren vorderste in 5100 m liegende Front toteisbeinhaltende Ablationsmoränenakkumulationen vor der rezenten Gletscherfront umrahmen (Abb. 31; D, Abb. 36; D, Abb. 37; D). Es errechnet sich ein einstiges orographisches Schneegrenzniveau in 5525 m ü. M. Die Absenkung der Gleichgewichtslinie zu Gletscherstand D betrug 30 Höhenmeter. KUHLE (1982a, S. 110, 1982b, Abb. 12) ordnet diese frischen, im Verhältnis zu

auswärtigeren Gletscherstandsindikatoren dunkel erscheinenden vegetationslosen Wälle Stadium IX zu.

Zur jüngeren Eisranddynamik

Die Obermoränen im Zungenendbereich respektive die Satzendmoränenakkumulation davor, die bereits bezüglich der Lage der aktuellen Zungenfrontposition eine indirekte und nicht zweifelsfreie Einschätzung verlangte, erschweren eine Aussage hinsichtlich der aktuellen Gletscherzungendynamik zusätzlich, so dass hierauf verzichtet wird.

Laut FUJITA et al. (1997, S. 584) endete der Tukuche Yamkim Peak N-Gletscher 1994 in 5017 m und 1974 in 5043 m ü. M. Diese absoluten Höhen befinden sich 1620 bzw. 1245 m weiter talabwärts als die rekonstruierte Eisrandlage zu Stadium D (Abb. 31; D, Abb. 36; D, Abb. 37;

D). Auf der Fotografie KUHLES aus dem Jahr 1976 (1982b, Abb. 12) ist zu erkennen, dass die Zunge zum Zeitpunkt der Aufnahme bereits einwärtig der Gletscherstand D-Randmoränen - und somit höher als 5100 m ü. M. - endete und die Gletscheroberfläche bereits um einige Meter tiefer verlief als die Firste dieser Wälle. Die Höhenangaben von FUJITA et al. (1997, S.

584) sind daher offenkundig falsch.

Stadium -A

In einer Höhe von 4966 m biegt eine rechte Laterofrontalmoräne, die einwärtig von der rechten Lateralbildung des Stadiums A überschüttet wurde, zum rezenten Schmelzwasserabfluss des Tukuche Yamkim Peak N-Gletschers um, um hier die Eisrandlage zu Stadium -A anzuzeigen (Abb. 37; -A -A). Der zu diesem Stadium gehörige orographische Schneegrenzverlauf lag in 5434 m ü. M. Die zugehörige Schneegrenzdepression betrug 121 m.

Stadium -B

Orographisch rechte Moränenreste zeigen die Mindestausdehnung des Gletschers zu Stadium -B an (Abb. 30; -B). Nach KUHLE (1982a, S. 111 u. 1982b, Abb. 12) belegen diese Ablagerungen das Ältere Dhaulagiri Stadium (Stadium VI). Eine Eisrandlage zu diesem Gletscherstand lässt sich nicht ermitteln.