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Die Zufriedenheit mit der Leistung der Schweizer Armee aus der Sicht der Stimmbür-ger*innen ist für das ganzheitliche Verständnis der zivil-militärischen Beziehungen wich-tig. Aufgrund dessen wird im Rahmen der Studienreihe «Sicherheit» seit 2011 jährlich erhoben, wie zufrieden die Schweizer Stimmbevölkerung mit der Leistung der Armee ist. Die Zufriedenheit mit der Leistung der Schweizer Armee bleibt 2020 statistisch unverändert. Auf einer Skala von 1 «überhaupt nicht zufrieden» bis 10 «sehr zufrieden»

geben die Befragten der Armee im Schnitt eine Bewertung von 6.5 (±0.0). Dieser Wert

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liegt, wie bereits 2019, leicht über dem Durchschnittswert der Jahre 2011 bis 2020 (6.3, siehe Tabelle 8.4).

Es bestehen starke Zusammenhänge zwischen der Zufriedenheit mit der Leistung und der Notwendigkeit der Armee (γ=0.64) sowie dem Vertrauen in die Armee (γ=0.56).

Schweizer*innen, die zufrieden mit der Leistung der Armee sind, erachten sie als notwen-dig und haben ein überdurchschnittlich hohes Vertrauen in die Armee. Zudem spielt die Armee für Personen, welche eine höhere Zufriedenheit mit der Armee bekunden, häufiger eine zentrale gesellschaftliche Rolle (CC=0.56). Eine höhere Zufriedenheit mit der Leis-tung der Armee steht auch in Bezug mit einer stärkeren BefürworLeis-tung des Milizsystems (CC=0.32). Diese Zusammenhänge werden auch bei der Berechnung einer multiplen linearen Regression mit weiteren soziodemografischen Variablen, wie beispielsweise der politischen Einstellung oder dem Alter einer Person, bestätigt (adjusted r2=0.52).

Tabelle 8.4

Zufriedenheit mit der Leistung der Armee

Gerundete Mittelwerte auf einer Skala von 1 bis 10 (1 = «überhaupt nicht zufrieden», 10 = «sehr zufrieden»)

’11 ’12 ’13 ’14 ’15 ’16 ’17 ’18 ’19 ’20 SD Δ

19/20 Ø

11 – 20 Zufriedenheit mit Leistung der Armee 6.0 6.2 6.1 6.3 6.3 6.5 6.5 6.3 6.5 6.5 1.9 ±0.0 6.3 SD Standardabweichung

Δ Differenz Ø Durchschnitt

Soziodemografische Einflüsse: Schweizer*innen, die sich politisch links einstufen, beur-teilen die Leistung der Armee im Mittel signifikant kritischer als Befragte der politischen Mitte und als politisch rechts Eingestellte. Dabei weicht der Mittelwert der politisch links Eingestellten mit 5.8 um –1.2 am stärksten vom Gesamtmittelwert (6.5) ab. Die Mittel-werte der Anhänger*innen der politischen Mitte (6.6) und Rechten (7.1) liegen dabei über der durchschnittlichen Zufriedenheit der Gesamtbevölkerung (6.5; γ=0.32). Befragte mit hoher Bildung (6.2) sind signifikant weniger zufrieden mit der Leistung der Armee als Schweizer*innen mit mittlerer Bildung (6.7) und tiefer Bildung (7.1; γ=0.19). Befragte, welche ihren Wohnort als «eher ländlich» bezeichnen (6.8) sind signifikant zufriedener mit der Leistung der Armee als Schweizer*innen, die angeben «eher städtisch» (6.2) zu leben (CC=0.16). 18 – 29-Jährige (6.2) beurteilen die Leistung unterdurchschnittlich und signifikant kritischer als 30 – 59-Jährige (6.4) und ab 60-Jährige (6.8; γ=–0.12).

Zusammengefasst nach soziodemografischen Merkmalen zeigt sich folgendes Bild: Poli-tisch links eingestellte Schweizer*innen, Personen mit hoher Bildung und die 18 – 29-Jäh-rigen bewerten den Leistungsausweis der Armee kritischer. Politisch rechts Stehende und ältere Personen sind am zufriedensten mit der Leistung der Armee.

8.8 Verteidigungsausgaben

Ein weiterer wichtiger und aufschlussreicher Indikator für die Beschreibung der Bezie-hung zwischen der Gesellschaft und der Armee ist die Einstellung zu den Verteidi-gungsausgaben, welche aufzeigt, inwieweit Schweizer Stimmbürger*innen bereit sind, Ressourcen für das Militär als auch für die Sicherheit der Schweiz im weitesten Sinne bereitzustellen. Insbesondere in Friedenszeiten sind die finanziellen Aufwendungen für das Schweizer Militär ein kontrovers diskutiertes Politikfeld, welches Politiker*innen als auch die Stimmbevölkerung gleichermassen spaltet.

Im Vergleich zum Vorjahr hat sich die Beurteilung der Verteidigungsausgaben der Schweizer*innen statistisch signifikant verändert. Dabei ist die Veränderung darauf zurück zu führen, dass der Anteil «zu wenig / viel zu wenig» von 13% auf 9% gesunken ist (siehe Abbildung 8.8). Nach wie vor verharrt die Zustimmung der kumulativen Bejahung gleicher (49%, +1 Pp; «gerade richtig») oder höherer Ausgaben (9%, –4 Pp; «zu wenig») mit 58% (–3 Pp) auf sehr hohem Niveau. 37% (+2 Pp) der Befragten geben an, dass die Schweiz «viel zu viel / zu viel» für die Verteidigung ausgebe.

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Abbildung 8.8

Allgemeine Einstellung zu den Verteidigungsausgaben

«Gibt Ihrer Meinung nach die Schweiz viel zu viel, zu viel, gerade richtig, zu wenig oder viel zu wenig Geld für die Verteidigung aus?»

(Angaben in Prozent, gerundet)

Si/380/20

viel zu viel / zu viel gerade richtig zu wenig / viel zu wenig

´86 (666) ´88 (676) ´89/90 (1061) ´90/91 (1005) ´92 (1003) ´95 (795) ´96 (821) ´97 (1014) ´98 (1000) ´99 (1201) ´00 (1202) ´01 (1235) ´04 (1200) ´05 (1200) ´06 (1200) ´07 (1200) ´08 (1200) ´09 (1200) ´11 (1200) ´12 (1200) ´13 (1200) ´14 (1200) ´15 (1239) ´16 (1211) ´17 (1209) ´18 (1209) ´19 (1213) ´20 (1227)

Seit 2009 ist der Anteil, welcher die Verteidigungsausgaben für «gerade richtig» hält oder diese erhöhen will, stärker in der Bevölkerung vertreten als der Anteil, welcher sich weniger Finanzen für die Armee wünscht. Aktuell wird mit 37% Zustimmung für eine Budgetkürzung ein unterdurchschnittlich tiefer Wert gemessen. Die durchschnitt-liche Zustimmung liegt bei 49%. Da sich durchschnittlich 7% über die Jahre für eine Erhöhung der Verteidigungsausgaben aussprechen («zu wenig / viel zu wenig») wird mit 9% 2020 ein überdurchschnittlich hoher Wert erreicht. Es kann durchaus sein, dass die Diskussion über die Finanzierung der Weiterentwicklung der Armee (WEA) bei der Mehr-heit der Bevölkerung dazu geführt hat, dass Befragte die Verteidigungsausgaben in den vergangenen Jahren als angemessen beurteilen.

Bei der deskriptiven Betrachtung der Einstellung zu den Verteidigungsausgaben über die Zeit zeigt sich, dass seit 2011 ein deutlicher Meinungsumschwung in der Bevölkerung

stattgefunden hat. Bis zum Jahr 2011 waren Schweizer*innen gegenüber der Höhe des Budgets kritischer eingestellt. Zwischen 1986 bis 1991 stiegt der Anteil der Befragten, die glaubten, es würde «viel zu viel» und «zu viel» für die Verteidigung ausgegeben, rasch an.

1991 hielten 70% der Schweizer*innen die Ausgaben für zu hoch. Seit 1992 ist zu beobach-ten, dass die Einstellung bei Schweizer*innen, das Verteidigungsbudget sei «gerade richtig»

bemessen, kontinuierlich zunimmt und der Anteil der Personen, die angeben, es werde

«viel zu viel» und «zu viel» ausgegeben, sinkt. Dieser Mechanismus beschleunigt sich seit 2011. 2020 weist die Schweizer Stimmbevölkerung im langjährigen Vergleich eine positive Einstellung gegenüber den Verteidigungsausgaben zu Gunsten der Schweizer Armee auf.

Soziodemografische Einflüsse: Zwischen den drei politischen Lagern zeigen sich auch 2020 signifikante Unterschiede. Von links über die Mitte bis nach rechts nimmt die Ein-stellung signifikant ab, dass die Schweiz «zu viel / viel zu viel» Geld für ihre Verteidigung ausgibt (links: 57%, Mitte: 35%, rechts: 21%; γ=–0.50). Bei der Auffassung, dass «zu wenig / viel zu wenig» Geld für die Verteidigung ausgegeben werde, zeigt sich der gegenteilige Trend. 16% der politisch rechts Eingestellten vertreten diese Ansicht, hingegen aber nur 6% der politischen Mitte und 2% der politisch links Eingestellten (γ=0.50). Schweizer*in-nen, welche Militärdienst geleistet haben, sind überdurchschnittlich oft der Ansicht, dass zu wenig Geld für die Verteidigung ausgegeben wird (CC=0.28). Zudem sprechen sich Männer signifikant öfter für eine Erhöhung der Verteidigungsausgaben als Frauen aus (Männer: 12% versus Frauen: 6%; CC=0.16). Während eine Mehrheit der Jungen (55%) der Auffassung ist, dass die Schweiz «zu viel / viel zu viel» Geld für ihre Verteidigung ausgibt, wird diese Einstellung nur von einer Minderheit der 30 – 59-Jährigen (37%) und von 28% der ab 60-Jährigen geteilt (γ=0.24). Befragte, welche ihren Wohnort als «eher ländlich» beschreiben, geben weniger häufig an, dass die Schweiz «zu viel / viel zu viel»

Geld für die Armee ausgebe als Schweizer*innen, die angeben «eher städtisch» zu leben («eher ländlich»: 36%, «eher städtisch»: 45%; CC=0.14).

Weitere signifikante Unterschiede: Mit der Zustimmung zur Notwendigkeit der Armee (γ=0.78), mit der Forderung nach einer «vollständig ausgerüsteten» (γ=0.64) und «sehr gut ausgebildeten» (γ=0.61) Armee, mit steigender Zufriedenheit mit der Leistung (γ=0.51) und steigendem Vertrauen in die Armee (γ=0.44) nimmt auch die Befürwortung nach höheren Verteidigungsausgaben zu. Auch bei der Berechnung einer multiplen linearen Regression werden diese Zusammenhänge bestätigt (adjusted r2=0.43).

Traditionellerweise wird die Abbildung 8.6 (allgemeine Einstellung zu den Verteidi-gungsausgaben) durch eine Grafik mit den Militärausgaben in Prozent der Gesamtaus-gaben des Bundes ergänzt (siehe Abbildung 8.9). 1990 betrugen die AusGesamtaus-gaben für die militärische Landesverteidigung 17.8% der Gesamtausgaben des Bundes. Seit 1990 sind