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Sicherheit und Interessenwahrung durch internationale Koope- Koope-ration ohne institutionelle Bindung

Die Zustimmung zu nicht-institutionellen («weichen») Kooperationsformen mit ande-ren Staaten ist über die letzten Jahre relativ stabil geblieben. Dieser Tande-rend setzt sich auch 2020 fort (siehe Abbildung 7.2). 74% (–4 Pp) der Befragten sind der Auffassung, dass die Schweiz bei internationalen Konferenzen eine aktivere Rolle spielen soll (orange Linie).

Der aktuelle Wert entspricht genau dem langjährigen Durchschnitt von 74%. Davon sind 22% «sehr» und 52% «eher» einverstanden. 72% (±0 Pp) befürworten eine verstärk-te Vermittlungsrolle der Schweiz in Konflikverstärk-ten (langjähriger Schnitt 68%, blaue Linie).

Diese beiden Einstellungen sind über den ganzen Erhebungszeitraum auf hohem Niveau.

Während 2019 die Zustimmung für eine Verstärkung der Entwicklungshilfe im Vergleich zu 2018 signifikant gestiegen ist, verharrt sie 2020 statistisch unverändert (63%, –2 Pp).

Die Zustimmung zur Entwicklungshilfe (rote Linie) nähert sich damit dem Niveau der Vorjahre an und liegt aktuell über dem langjährigen Schnitt von 57%.

Insgesamt lässt sich sagen, dass die Schweizer Stimmbevölkerung seit Erhebungsbe-ginn der Studienreihe «Sicherheit» grossmehrheitlich hinter einem starken nicht-insti-tutionellen Engagement der Schweiz in der internationalen Konfliktvermittlung und an internationalen Konferenzen steht. Die Zustimmung zu verstärkter Entwicklungshilfe hat die Stimmbevölkerung zwischen 1993 und 2003 geteilt, danach steht jedoch eine deutliche Mehrheit hinter der Erhöhung des Budgets für Entwicklungshilfe. 2015 wur-den bei allen drei Kooperationsformen Höchstwerte gemessen. Es ist naheliegend, dass diese Werte des Jahres 2015 in einem Zusammenhang mit dem Schweizer Vorsitz bei der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) durch den dama-ligen Bundespräsidenten Didier Burkhalter im Jahr 2014 stehen. Offenbar wurde dieses verstärkte internationale Engagement positiv wahrgenommen.

Sicherheit 2020

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Abbildung 7.2

Indikatoren der aussen- und sicherheitspolitischen Kooperationsbereitschaft ohne institutionelle Bindungen («weiche» Kooperation)

«Wie kann die Schweiz Ihrer Meinung nach am besten ihre Interessen wahren und gleichzeitig zur Sicherheit in der Welt beitragen?»

(«sehr» und «eher» einverstanden in Prozent, gerundet)

Si/375/20

«Die Schweiz sollte bei internationalen Konferenzen eine aktivere Rolle spielen.»

«Die Schweiz sollte mehr in Konflikten vermitteln.»

«Die Schweiz sollte mehr Entwicklungshilfe leisten.»

´89/90(1061) ´90/91(1005) ´93 (1003) ´94 (827) ´95/II (801) ´96 (821) ´97 (1014) ´98 (1000) ´99 (1201) ´00 (1202) ´01 (1235) ´02 (1201) ´03 (1202) ´04 (1200) ´05 (1200) ´06 (1200) ´07 (1200) ´08 (1200) ´09 (1200) ´10 (1200) ´11 (1209) ´12 (1200) ´13 (1200) ´14 (1200) ´15 (1239) ´16 (1211) ´17 (1209) ´18 (1209) ´19 (1213) ´20 (1227)

63 68

Soziodemografische Einflüsse: Von den soziodemografischen Einflüssen erklärt insge-samt die politische Selbsteinschätzung am stärksten die Zustimmung zu den nicht-insti-tutionellen internationalen Kooperationsformen, welche bis auf eine Ausnahme von allen politischen Lagern befürwortet werden. Bei allen drei Items lassen sich jedoch bezüglich der Höhe der Zustimmung markante Unterschiede bei der politischen Einstellung beob-achten. Die Unterstützung für eine aktivere Rolle an internationalen Konferenzen ist bei politisch rechts orientierten Personen (66%) signifikant tiefer als bei der politischen Mitte (77%) und den Linken (80%; γ=–0.19). Auch in Bezug auf die Vermittlung in Konflikten sind Schweizer*innen, die sich politisch links orientieren, signifikant stärker einverstanden.

Je stärker sich eine Person rechts einstuft, desto geringer die Zustimmungswerte (links:

81%, Mitte: 74%, rechts: 64%; γ=–0.22). Bei der Frage, ob die Schweiz mehr Geld für die Entwicklungshilfe aufwenden soll, zeigen sich die unterschiedlichen Einstellungen in

Bezug auf die politische Selbsteinschätzung am stärksten. Die politisch rechts Orientierten sprechen sich nur mit 44% für mehr Geld für die Entwicklungshilfe aus. Schweizer*innen der politischen Mitte und links davon stimmen hingegen mehrheitlich für mehr Geld für die Entwicklungshilfe (links: 81%, Mitte: 64%; γ=0.46). Dabei fällt der Zustimmungs-unterschied von 37% zwischen den Linken und Rechten auf und unterstreicht die stark voneinander abweichende Position der beiden politischen Lager bei der Geldvergabe für Entwicklungshilfe.

Regionale Unterschiede zeigen sich bei allen drei erfragten Items, wenngleich alle Sprachregionen den drei Items zustimmen. Die in der Deutschschweiz lebenden Befragten stimmen einer aktiveren Rolle an internationalen Konferenzen (72%; CC=0.16) und der Vermittlung in Konflikten (70%; CC=0.13) weniger stark zu als Westschweizer*innen mit 82% respektive 79%. Geht es um die Bereitstellung von Entwicklungshilfegeldern, zeigen sich Tessiner*innen (81%) und die Westschweizer*innen (78%) deutlich solidarischer als Deutschschweizer*innen (56%; CC=0.24).

Genauso spielen Altersunterschiede eine Rolle für die Stärke der Befürwortung «wei-cher» internationaler Kooperationsformen. Auffällig dabei sind insbesondere die Unter-schiede zwischen der jüngsten und der ältesten Altersgruppe. Die ab 60-Jährigen wünschen sich stärker eine aktivere Rolle der Schweiz bei internationalen Konferenzen (74%) sowie bei der Konfliktvermittlung (75%) als die 18 – 29-Jährigen (66% bzw. 67%; γ=0.13 bzw.

γ=0.12). Die jüngste Altersgruppe (84%) dagegen ist signifikant stärker für das Leisten von mehr Entwicklungshilfe. Dagegen liegt bei den 30 – 59-Jährigen die Zustimmungs-rate bei 61% und bei den ab 60-Jährigen bei 55% (γ=0.25). Ab 60-Jährige unterstützen demnach vor allem die Guten Dienste der Schweiz als Vermittlerin in internationalen Konflikten (75%) und als Vorreiterin der internationalen Kooperation (75%), wohingegen die 18 – 29-Jährigen sich stark für zusätzliche Entwicklungshilfe aussprechen.

Das Bildungsniveau und die Höhe des Einkommens weisen bei der Einstellung zur vermehrten Konfliktvermittlung signifikante Erklärungspotentiale auf. Befragte mit hoher Bildung sind signifikant häufiger der Meinung, dass die Schweiz vermehrt in Konflikten vermitteln soll (tief: 63%, mittel: 67%, hoch: 78%; γ=0.19). Schweizer*innen mit einem hohen Einkommen stimmen der Aussage signifikant stärker zu als die mittlere und tiefste Einkommensgruppe (hoch: 81%, mittel: 73%, tief: 65%; γ=0.16)

Städter*innen zeigen sich kooperationsbereiter als die Schweizer Bevölkerung auf dem Lande. 74% der Stadtbewohner*innen stimmen zu, dass die Schweiz mehr in Konflikten vermittelt und mehr Entwicklungshilfe leisten soll (68%). Auf dem Land sind es 67%, welche für mehr Konfliktvermittlung (CC=0.12) sind und 55%, welche sich für mehr Schweizer Entwicklungshilfe (CC=0.17) aussprechen.

Sicherheit 2020

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Weitere signifikante Unterschiede: Schweizer*innen, die der Meinung sind, die Schweiz solle mehr Entwicklungshilfe leisten, sind kritischer gegenüber der Schweizer Armee eingestellt. Sie sind signifikant häufiger der Meinung, die Armee sei nicht notwendig (γ=0.37), die allgemeine Wehrpflicht solle aufgehoben (γ=0.35) und das Militär könnte ruhig abgeschafft werden (γ=0.40). Zudem gebe die Schweiz zu viel für die Verteidigung aus (γ=0.37) und mit der Leistung der Armee sind Befürworter*innen von mehr Ent-wicklungshilfe ebenso signifikant weniger zufrieden (γ=–0.25)

7.4 Sicherheit und Interessenwahrung durch internationale