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Kristin Erdmann

Untersuchungen an Milchkühen zum Einfluss der Rationsgestaltung und einer Leinölzulage auf die Pansenfermentation sowie die Menge an Inhaltsstoffen, insbesondere trans-Fettsäuren und CLA, im Duodenalchymus und in der Milch

In einem Versuch an acht mit je einer Pansenfistel im dorsalen Pansensack und ei-ner Kanüle im proximalen Duodenum versehenen laktierenden Kühen der Rasse

„Deutsche Holstein“ wurde folgenden Fragen nachgegangen:

o Welchen Einfluss haben das Grundfutter-Kraftfutter-Verhältnis und eine Lein-ölzulage auf die Umsetzungen im Pansen und die Anflutung an Nährstoffen und Fettsäuren im Duodenum?

o Welchen Einfluss hat das Grundfutter-Kraftfutter-Verhältnis und die Leinölzu-lage auf den Milchfettgehalt und die Gehalte an tC18:1 und CLA im Milchfett?

o Besteht eine Beziehung zwischen den tC18:1- und CLA-Isomeren im Darm-chymus und im Milchfett?

Die Rationen setzten sich aus Wiesenheu und einer Kraftfuttermischung zusammen, wobei das Verhältnis auf T-Basis entweder 70:30 (H 70 u. HLO 70) oder 30:70 (H 30 u. HLO 30) betrug. Die täglich vorgelegte T-Masse betrug in den Varianten H 70 u.

HLO 70 13,1 kg und in den Variationen H 30 u. HLO 30 12,8 kg. Zusätzlich wurde den Tieren der Varianten HLO 70 u. HLO 30 täglich 200 g Leinöl direkt über das Fut-ter gegeben, um eine erhöhte Zufuhr an PUFA zu erreichen. Die Zufuhr an nXP und NEL mit dem Futter entsprach dem mittleren nXP und NEL-Bedarf der Versuchstiere.

Der Versuch wurde in der Form eines unvollständigen lateinischen Quadrates durch-geführt und unterteilte sich in vier Versuchsperioden von jeweils vier Wochen. In der dritten Woche der Adaptation an die jeweiligen Rationen wurden Pansensaftproben zur Charakterisierung des Pansenmilieus, Blutproben zur Charakterisierung der

Fett-säurenverteilung im Plasma und in den Erythrozyten sowie Milchproben zur Bestim-mung der Milchinhaltsstoffe und der Fettsäurenverteilung im Milchfett gewonnen. Die Milchleistungsdaten der Tiere wurden dabei täglich erfasst. In der vierten Versuchs-woche wurden Duodenalchymus-Proben zur Ermittlung der Trockensubstanz- und Nährstoffflüsse sowie der Fettsäurenverteilung gesammelt.

Die Ergebnisse lassen sich wie folgt zusammenfassen:

o Der pH-Wert, die Konzentration an NH3-N und an kurzkettigen Fettsäuren im Pansen wurden durch die Leinölgabe nicht signifikant beeinflusst, während der pH-Wert durch die Abnahme des Heuanteils in der Ration signifikant redu-ziert und die NH3-N-Konzentration signifikant erhöht wurde. Ein Einfluss des Rationstyps auf das C2:C3-Verhältnis konnte aufgrund der tierindividuellen Un-terschiede statistisch nicht abgesichert werden.

o Ein signifikanter Leinöleffekt auf die „scheinbare ruminale Verdaulichkeit“ von OM und NDF bestand nicht. Die Effizienz der mikrobiellen Proteinsynthese wurde tendenziell gesteigert (P < 0,1). Der höhere Heuanteil (H 70, HLO 70) führte gegenüber den kraftfutterreichen Varianten (H 30, HLO 30) zu einem signifikant höheren NDF-Abbau im Pansen. Aufgrund des höheren Flusses an Mikrobenmasse am Duodenum bei der kraftfutterreichen Ration (H 30 u. HLO 30) errechnete sich trotz höherer Menge an fermentierter organischer Masse (FOM) eine geringere „scheinbare ruminale Verdaulichkeit“ der OM. Bei den heuarmen Varianten (H 30 u. HLO 30) zeigte sich ein signifikant höherer Fluss an NAN und nXP aufgrund einer signifikant gesteigerten mikrobiellen Protein-synthese (g MP/d). Ebenso wurde eine signifikante Steigerung der Effizienz der mikrobiellen Proteinsynthese (g MP/kg FOM) nachgewiesen.

o Der mittlere tägliche duodenale Fluss an MUFA, SFA, tC18:1 und Gesamt-CLA war durch die Leinölzulage signifikant gesteigert. Gleichzeitig wurde die tägliche duodenale Fluss-Menge an MUFA, tC18:1 und CLA auch durch den erhöhten Kraftfutteranteil in der Ration signifikant gesteigert, wobei deutlich mehr tC18:1 am Dünndarm flossen als CLA. Von den einzelnen tC18:1-Isomeren machten t10- und t11-C18:1 die Hauptisomeren aus, wobei im Mittel

der Fluss an t10-C18:1 bei H 30 u. HLO 30 größer war als an t11-C18:1. Bei H 70 u. HLO 70 dagegen floss mehr t11-C18:1 als t10-C18:1. Von den CLA-Isomeren machte t9,t11-CLA den größten und c9,t11/t8,c10-CLA den zweit-größten Anteil aus. t10,c12-CLA war bei HLO 30 stärker als bei HLO 70, ins-gesamt aber nur gering, vertreten. Signifikante Wechselwirkungen zwischen den Faktoren Heuanteil und Leinöl konnten für tC18:1, einzelne tC18:1- und CLA-Isomeren nachgewiesen werden.

o Die Summe an tC18:1- und CLA-Isomeren im Plasma sowie die Fettsäuren-verteilung in den Erythrozyten wurden weder durch die Leinölzulage noch durch den Rationstyp signifikant beeinflusst.

o Die Milchleistung der Tiere variierte sehr stark, was die täglich sezernierten Fett- und Fettsäurenmengen beeinflusste. Deshalb wurden nur die Gehalte an Milchfett und -fettsäuren diskutiert.

o Der Gehalt an MUFA im Milchfett (mg/g MF) wurde durch die Leinölzulage signifikant gesteigert, während der Gehalt an SFA signifikant abnahm. Ebenso kam es zu einer signifikanten Zunahme an tC18:1 und Gesamt-CLA durch das Leinöl und an PUFA durch einen höheren Kraftfutteranteil. Obwohl die Leinöl-gabe zu einer signifikanten Steigerung des Gehaltes an Gesamt-CLA führte, waren absolut gesehen die Zunahmen gegenüber den Varianten H 70 u. H 30 nur gering (1,8 mg/g MF bei HLO 70 und 2,8 mg/g MF bei HLO 30). Dagegen kam es zu einer deutlichen Zunahme der tC18:1 im Milchfett (8,9 mg/g MF bei HLO 70 und 37,2 mg/g MF bei HLO 30). Von den einzelnen tC18:1-Isomeren machten und t11-C18:1 die Hauptisomeren aus, wobei der Gehalt an t10-C18:1 bei den Varianten H 30 u. HLO 30 (P < 0,1) und an t11-t10-C18:1 bei HLO 70 u. HLO 30 (P < 0,001) am größten war. Während das c9,t11-CLA-Isomer bei allen Behandlungen hauptsächlich im Milchfett vertreten war, war das t10,c12-Isomer nur in sehr geringen Konzentrationen im Milchfett enthalten.

Der Gehalt an c9,t11-CLA wurde durch die Leinölzulage signifikant gesteigert (P < 0,015), während der t10,c12-CLA-Gehalt bei der kraftfutterreichen Fütte-rung (H 30 u. HLO 30) signifikant zunahm (P < 0,025).

o Die deutlich höheren Gehalte an CLA im Milchfett als im Darmchymus bestäti-gen die endobestäti-gene Synthese von CLA im Eutergewebe durch die ∆ 9-Desaturase. Eine durch das Leinöl erhöhte ∆9-Desaturase-Aktivität ließ sich jedoch anhand des C14:0/C14:1-Verhältnisses im Milchfett nicht statistisch absichern. Die ähnliche Verteilung der tC18:1-Isomeren im Darmchymus- bzw. im Milchfett scheint dagegen auf einen direkten Einbau dieser ins Milch-fett hinzudeuten.

o Die signifikante Abnahme des Milchfettgehaltes und der Milchfettmenge bei den mit Leinöl supplementierten Tieren deutet sowohl auf den beschriebenen Effekt von t10,c12-CLA und t10-C18:1 auf die Aktivität der Desaturase, als auch auf einen hemmenden Effekt dieser und anderer langkettiger Fettsäuren auf die Acetyl-CoA-Carboxylase hin. Allerdings kann auch ein Einfluss des Laktationsstadium und/oder der Konstitution der Tiere nicht ausgeschlossen werden.

Es konnten sowohl auf die Fettsäurenverteilung im Darmchymus als auch auf die im Milchfett signifikante Effekte durch die Leinölgabe und den Rationstyp nachgewiesen werden. Um die Zusammenhänge zwischen dem Einfluss des Pansenmilieus, der Zulage von PUFA und deren Biohydrogenierung sowie des Gehaltes an tC18:1 und CLA im Milchfett besser nachvollziehen zu können, scheinen entsprechende Studien bei höheren Leistungen der Tiere und gestaffelter Ölzulage erforderlich.

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