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5. D ISKUSSION

5.3. E INFLUSS DER F ÜTTERUNG AUF N ÄHRSTOFF - UND F ETTSÄURENFLUSS AM

5.3.1. N ÄHRSTOFFE

Der signifikante Effekt des Heuanteils auf die Flüsse und die scheinbare ruminale Verdaulichkeit von OM und NDF spiegelt deutlich das unterschiedliche Heu-Kraftfutter-Verhältnis (H:KF) zwischen den gefütterten Rationen wieder (Tab. 22). Bei den Rationen mit 70% Heu kam es durch die signifikant erhöhte NDF-Aufnahme zu einem höheren Fluss an NDF. Der höhere NDF-Abbau bei den heureichen Rationen (H 70 u. HLO 70) ist wahrscheinlich auf den fütterungsbedingten, unterschiedlichen pH-Wert zurückzuführen. Dieser war bei den heuarmen Rationen (H 30 u. HLO 30)

signifikant niedriger (Tab. 19), wodurch es evtl. zu einer reduzierten Cellulolyse und damit zu einem geringeren NDF-Abbau im Gegensatz zu den Behandlungen H 70 und HLO 70 gekommen sein könnte. Der höhere Fluss an Mikrobenmasse bei den kraftfutterreicheren Rationen (H 30 u. HLO 30) führte dagegen zu einem erhöhten Fluss der OM mit einer geringeren scheinbaren ruminalen Verdaulichkeit. Es ist je-doch zu beachten, dass auch die OM-Aufnahmen bei H 30 und HLO 30 geringfügig erhöht waren. Diese Ergebnisse passen somit zu dem bereits beschriebenen Ein-fluss des Rationstyps auf den pH-Wert, den NH3-N- und den SCFA-Gehalt im Pan-sensaft und stimmen mit denen von KALSCHEUR et al. (1997b) überein.

Die Tatsache, dass das Leinöl keinen Einfluss auf den Nährstofffluss am Duodenum hatte, ist wahrscheinlich ebenfalls auf die geringe Menge an zugesetztem Leinöl be-zogen auf die Gesamttrockenmasseaufnahme (TA) zu erklären. Diese machte bei HLO 70 und HLO 30 1,6% der TA aus und lag damit deutlich unter dem für Rinder bzw. Milchvieh akzeptierten Maximalwert von 5% in der Trockenmasse (K IRCHGEß-NER 1997). KALSCHEUR et al. (1997a) konnten in einem Fütterungsversuch mit laktie-renden Kühen (TA: 19,3 kg/d, Grundfutter-Kraftfutter-Verhältnis von 60:40) bei Zula-ge verschiedener Öle von 3,7% (T-Basis) ebenfalls keinen signifikanten Öleffekt auf die scheinbare ruminale Verdaulichkeit von OM und NDF feststellen.

Der signifikant höhere NAN- bzw. nXP-Fluss (Tab. 23 u. 24) beim Einsatz der heu-armen Rationen (H 30 u. HLO 30) ist auf die signifikant höhere Synthese von Mikro-benprotein zurückzuführen. Der Fluss an endogenem Protein war dagegen gleich hoch und der Fluss an UDP sogar geringfügig niedriger als bei den heureichen Vari-anten (H 70 u. HLO 70, Tab. 24). KALSCHEUR et al. (1997b) stellten bei einer Reduk-tion des Grundfutteranteils in der RaReduk-tion von 60 auf 25% ebenfalls eine Zunahme des duodenalen Flusses an Mikrobenprotein fest, jedoch kam es hier gleichzeitig zu ei-nem erhöhten Fluss an endogeei-nem Protein als auch an UDP. Die im eigenen Ver-such (H 30 u. HLO 30) beobachtete, um im Mittel 23% signifikant höhere, mikrobielle Proteinsynthese ergibt sich sowohl durch eine signifikant erhöhte mikrobielle Fer-mentation der organischen Masse (bezogen auf die OM-Aufnahme, Tab. 24) als

auch durch eine signifikant effizientere Nutzung der FOM für die mikrobielle Protein-synthese.

Ebenso konnte eine mittlere, tendenzielle Zunahme der Effizienz der mikrobiellen Proteinsynthese von 147,4 g MP/kg FOM bei den heureichen gefütterten Tieren auf 174,5 g MP/kg FOM bei den kraftfutterreich gefütterten Tieren ermittelt werden, wäh-rend es bei KALSCHEUR et al. (1997b) sogar zu einer Steigerung der Effizienz von 195 auf 316,3 g MP/kg FOM kam, die jedoch auf die drastische Reduktion der Fermen-tierbarkeit der OM von 52 auf 39% zurückzuführen war.

Beim Vergleich der eigenen Werte mit Literaturangaben, zur Effizienz der mikrobiel-len Proteinsynthese, ist festzustelmikrobiel-len, dass die eigenen Werte zu den dort angege-ben Spannweiten passen. So geangege-ben STERN et al. (1994) eine mittlere Effizienz von 181 g MP/kg FOM (Spannweite: 69-266 g MP/kg FOM)), LEBZIEN u. VOIGT (1999) von 188 g MP/kg FOM (63-313) und der NRC (2001) von 186 g MP/kg FOM (75-338) an.

Nach einer Literaturübersicht von ARCHIMĖDE et al. (1997) ist der Kraftfutteranteil in der Ration nur einer von vielen Faktoren, die Einfluss auf die Effizienz der mikrobiel-len Proteinsynthese nehmen. Es besteht nach ihrer Zusammenstellung die Tendenz, dass die Effizienz bei bis etwa 60% Kraftfutter in der Ration zu- und bei höheren Kraftfutteranteilen wieder abnimmt.

Die gesteigerte Effizienz der mikrobiellen Proteinsynthese im vorliegenden Versuch lag möglicherweise daran, dass die Rationen mit 70% Heu mit einer RNB von –0,3 g/MJ ME gegenüber den Rationen mit 30% Heu mit einer RNB von –0,1 g/MJ ME bereits zu einem leichten Mangel an pansenverfügbarem Stickstoff geführt haben.

Bei RIEMEIER (2004) führte demgegenüber eine Abnahme der RNB von 0 auf –0,3 zu keiner signifikanten Abnahme der Effizienz der mikrobiellen Proteinsynthese.

In Übereinstimmung mit UEDA et al. (2003), OLDICK u. FIRKINS (2000) und KALSCHEUR

et al. (1997a) hatte die Leinölzulage keinen Effekt auf den Futterprotein-Abbau (100 -

%UDP). Die Effizienz der mikrobiellen Proteinsynthese wurde durch die Leinölzulage nur tendenziell beeinflusst. Obwohl Letzteres kontrovers diskutiert wird, kommen DOREAU u. FERLAY (1995) in ihrer Übersichtsarbeit zu dem Ergebnis, dass der Ein-satz von Fett nur einen geringen Einfluss auf die Effizienz der mikrobiellen

Protein-synthese hat. Dieser Einfluss hängt vor allem von der Art der zugesetzten Fettsäuren ab und erhöht die Effizienz der mikrobiellen Proteinsynthese vor allem, wenn ein ne-gativer Einfluss der Fettsäuren auf die Protozoen existiert.

Dementsprechend kam es bei den Rationen HLO 70 und 30 nur zu einem tenden-ziellen Einfluss der Leinölzulage auf den duodenalen NAN-Fluss (Tab. 23). Dies deckt sich mit den Aussagen von DORAU u. FERLAY (1995), die schlussfolgern, dass keine signifikanten Beziehungen zwischen dem NAN-Fluss bzw. der proteolytischen Aktivität der Bakterien im Pansen und der Supplementierung von Fettsäuren beste-hen. Die von ihnen zusammengetragenen Daten zeigten sowohl erhöhte als auch erniedrigte Flüsse durch die Gabe von Fettsäuren. KALSCHEUR et al (1997a), OLDICK

u. FIRKINS (2000) und UEDA et al. (2003) konnten ebenfalls keine Beeinflussung des duodenalen Stickstoff- und NAN-Flusses durch die Supplementierung mit Leinöl, an-deren Ölen oder unterschiedlich hoch gesättigten Fettsäuren beobachten.