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2. L ITERATURÜBERSICHT UND A BLEITUNG DER A UFGABENSTELLUNG

2.2. P HYSIOLOGISCHE E IGENSCHAFTEN

2.2.2.3. Immunmodulierende Wirkung

Die während einer Immunantwort produzierten Zytokine steigern die Immunzellproli-feration, haben auf der anderen Seite jedoch auch einen katabolen Effekt auf

nicht-lymphoides Gewebe. Interleukin-1, ein von Monocyten gebildetetes immunregulie-rendes Peptid, führt zu einem Anstieg des Cholecystokinins, was die Nahrungsauf-nahme und die Magenentleerung unterdrückt und somit eine Anorexie begünstigt (DAUN U.MCCHARTY 1993). Zur Untersuchung der Hypothese, dass CLA immunindu-zierten Gewichtsverlust verhindert, führten COOK et al. (1993) CLA-Fütterungsversuche mit Hühnern und Ratten durch, denen Endotoxine (Lipopolysac-charid (LPS)) injiziert wurden. Die mit 0,5% CLA-gefütterten Hühner wiesen einen signifikant geringeren Gewichtsverlust auf als die Kontrollgruppe. Auch bei den Rat-ten war der Gewichtsverlust der CLA-Tiere nur halb so hoch wie der der Kontrolltiere.

Bei der intraperitonealen Injektion von Kaninchen-Anti-Schaferythrozyten wiesen die CLA gefütterten Hühner und die Kontrolltiere ähnliche Antikörperantworten auf, wäh-rend bei den Ratten eine gesteigerte Phagozytoseaktivität der Makrophagen beo-bachtet werden konnte. Ähnliche Ergebnisse konnten MILLER et al. (1994) an Mäusen nachweisen. Eine Immunsuppression wurde bei den mit 0,5% CLA gefütterten Tieren ebenfalls verhindert. CLA-gefütterte Hühner, Meerschweinchen und Mäuse weisen ebenfalls einen Anstieg der CD4+-Lymphozyten auf (DEVONEY et al. 1997).

CLA haben eventuell auch einen Einfluss auf allergische Reaktionswege, indem sie die Immunglobuline (Ig) im Serum verändern. Die Konzentrationen von IgA, IgG and IgM waren gesteigert, währenddessen IgE, beteiligt an anaphylaktischen Reaktionen, in Serum und Milz-Lymphozyten von CLA (1 g/100 g Futter) gefütterten Ratten ver-mindert war (SUGANO et al. 1998). Bei einer Humanstudie konnte unter CLA-Einfluss keine Veränderung der Anzahl der Granulozyten, Monozyten, Lymphozyten und der Lymphozyten-Proliferation festgestellt werden. In einem anderen Experiment, bei einer Gabe von c9,t11- und t10,c12-CLA (50:50) und einer anschließenden Vakzina-tion mit Hepatitis B wies die CLA-Gruppe einen signifikant höheren Antikörper-Level auf als die Kontrollgruppe; andere Parameter der Immunantwort wie die Aktivität der natürlichen Killerzellen, die Lymphozyten-Proliferation und die Produktion von TNF-α und anderen Zytokine waren nicht beeinflusst (ALBERS et al. 2003). Um den Einfluss von CLA auf autoimmune Erkrankungen, hier Lupus erythematodes, zu erforschen, wurden NZB/W F1 Mäuse mit CLA (Hauptisomere der Mischung: c9,t11- und t10,c12-CLA) gefüttert. Die Entstehung der Proteinurie wurde zwar beschleunigt,

gleichzeitig konnte allerdings ein deutlich geringerer Gewichtsverlust zwischen dem Beginn der Proteinurie und dem Tod und eine Verlängerung dieses Zeitraumes in der CLA-Gruppe beobachtet werden. Dies suggeriert, dass CLA in einem späteren Sta-dium der Krankheit die Symptome von Lupus erythematodes verzögert (YANG et al.

2000). Bei einer Untersuchung des Einflusses von 0,25% CLA auf die Freisetzung von Leukotrienen und Prostaglandinen in sensibilisierten Meerschweinchen-Lungen und -Luftröhren nach Antigenkontakt wurde eine signifikante Reduzierung dieser festgestellt. Ein positiver Einfluss von CLA bei klinischen Erkrankungen, die auf eine allergische Reaktion vom Soforttyp beruhen, wäre hierbei denkbar (WHIGHAM et al.

2000).

2.2.2.4. Atherogene Wirkung

Eine weitere Rolle scheint CLA in Bezug auf die Arteriosklerose zu spielen. Bei der Arteriosklerose handelt es sich um einen multikausalen Prozess, der durch Perfusi-onsstörungen und Mikrothrombosen an den Gefäßwänden, sowie diverse Arten von Hypo- und Hypertonien, Hyperkalzämien und Hyperlipämien bedingt wird.

Gesamt-, Low Density Lipoprotein (LDL) und Triacylglyceride waren bei CLA gefüt-terten Kaninchen geringer. Das Verhältnis von LDL zu High Density Lipoprotein (HDL) war in dieser Gruppe gleichzeitig signifikant reduziert (geringeres Arterioskle-rose-Risiko) und die Aorten wiesen weniger Arteriosklerose auf (LEE et al. 1994). Zu ähnlichen Ergebnissen kamen KRITCHEVSKY et al. (2000). 0,1 % CLA in der Diät von Kaninchen führten zu einer verminderten Atherogenese, während 1% CLA in der Diät zu einem substantiellen Rückgang (30%) von Arteriosklerose führte. In einem Mo-dellversuch an Hamstern konnte für das t10,c12-Isomer, nicht jedoch für c9,t11-CLA, eine verringernde Wirkung auf LDL und HDL (DEDECKERE et al. 1999) bzw. Gesamt-Cholesterin festgestellt werden (GAVINO et al. 2000). Eine Studie an C57BL/6 Mäu-sen führte zu widersprüchlichen ErgebnisMäu-sen. Trotz einer signifikanten Reduzierung der Triacylglyceride wiesen die CLA gefütterten Tiere eine Zunahme des HDL/Gesamt-Cholesterin-Verhältnisses und signifikant größere Areale mit

Einlage-rung von Fettstreifen in der Aorta auf (MUNDAY et al. 1999). Bei einer Humanstudie zur Untersuchung des Effektes von CLA auf Lipoproteine im Plasma und die Fettsäu-renzusammensetzung im Gewebe trat im Gegensatz zu den erwähnten Versuchen an Tieren keine Veränderung des Plasmalevels von Cholesterin, LDL, HDL und Tria-cylglyceriden auf (BENITO et al. 2001b). Auch BLANKSON et al. (2001) und SMEDMAN u.

VESSBY (2001) konnten in klinischen Humanstudien, bei denen Konzentrationen von 1,7 bis 6,8 g CLA pro Tag verabreicht wurden, keine Effekte auf die Konzentration der Blutfette nachweisen.

In Bezug auf den antiatherogenen Effekt von CLA könnte auch die verminderte Pro-duktion von Thromboxan (WHIGHAM et al. 2000) und die verminderte Thrombozyte-naggregation (TRUITT et al. 1999) durch CLA eine Rolle spielen. In einem in vitro Ex-periment inhibierten c9,t11- und t10,c12-CLA eine durch Arachidonsäure, Kollagen oder Thrombin induzierte Thrombozytenaggregation. Einen Einfluss auf die Blutge-rinnung und die Thrombozytenaggregation beim Menschen konnten BENITO et al (2001a) dagegen nicht feststellen. Auch hier zeigen sich beim Wirkungsvergleich von CLA bei Tier- und Humanstudien deutliche Unterschiede. Weiterer Forschungsbedarf scheint vorhanden, um Aussagen darüber treffen zu können, ob CLA auch beim Menschen eine antiatherogene Wirkung besitzt.

2.2.2.5. Diabetogene Wirkung

Zurzeit gibt es in Deutschland ca. 8 Millionen Patienten mit diagnostiziertem Diabetes mellitus Typ-2, der sich durch eine Insulinresistenz, einen relativen Insulinmangel und einem postprandial erhöhten Blutglucosespiegel auszeichnet. Bei etwa 95% aller Diabetes-Erkankungen handelt es sich dabei um Diabetes mellitus Typ-2 (RÖHRIG

2004).

Die antidiabetogenen Eigenschaften von CLA werden kontrovers diskutiert. ZDF-Ratten (Zucker Diabetic Fatty fa/fa Rats) zeigten eine Normalisierung der gesteiger-ten Glukosetoleranz und eine Verbesserung der Hyperinsulinämie, die bei CLA-Supplementierung mit einer Aktivierung des PPAR-γ einherging (HOUSEKNECHT et al.

1998). Ebenfalls an Ratten untersuchten RYDER et al. (2001), ob ein Wirkungsunter-schied zwischen den CLA-Isomeren besteht. Dafür wurde eine Diät mit c9,t11- und t10,c12-CLA (50:50) und eine reine c9,t11-CLA–Diät verwendet. Eine Reduzierung der Fettleibigkeit sowie eine Verbesserung der Glukosetoleranz, des insulinstimulier-ten Glukosetransports und der Glykogensynthase-Aktivität im Skelettmuskel war nur bei den 50:50 gefütterten ZDF-Ratten zu beobachten. Bei einer weiteren Studie stell-te sich dagegen eine deutliche Insulinresisstell-tenz bei Mäusen, mit gesstell-teigerstell-ten Insulin-werten im Blut, durch den Einfluss von CLA heraus (TSUBOYAMA-KASAOKA et al.

2000). In einer Humanstudie, bei der fettleibige Männer entweder ein CLA-Gemisch oder reines t10,c12-CLA (3,4 g/d) verabreicht bekamen, konnte ebenfalls in der CLA-Gruppe eine erhöhte Insulinresistenz und Hyperglykämie, einhergehend mit einer erniedrigten HDL Konzentration im Serum nachgewiesen werden (RISERUS et al.

2002). Die hier beschriebenen unerwünschten Wirkungen von t10,c12-CLA auf den Lipid- und Glukosestoffwechsel und die Insulinresistenz beim Menschen bei einer Dosis, die jedoch zwei- bis dreimal höher als die geschätzte Tagesaufnahme (Euro-pa: ca. 0,3 g/d) lag, zeigt, dass weiterer Forschungsbedarf vorhanden ist, um die ge-sundheitlichen Wirkungen von CLA auf den Menschen sicher beurteilen zu können (EFSA 2004).