• Keine Ergebnisse gefunden

2. L ITERATURÜBERSICHT UND A BLEITUNG DER A UFGABENSTELLUNG

2.2. P HYSIOLOGISCHE E IGENSCHAFTEN

2.2.1.4. Weitere physiologische Wirkungen

Zwei ältere epidemiologische Studien (GUTHY 1982, 1983) deuten auf einen Zusam-menhang zwischen der Aufnahme von tFA und Morbus Crohn hin. Ferner scheinen tFA die Zusammensetzung der Zellmembran zu verändern, wobei eine Modifizierung der Membraneigenschaften nicht ausgeschlossen wird (HØY U. HØLMER 1979), wie z.B. die Steigerung der Viskosität (ENGELHARD et al. 1976). Ebenso führen tFA durch die Beeinflussung des Metabolismus von essentiellen Fettsäuren zu einem veränder-ten Muster der mehrfach ungesättigveränder-ten Fettsäuren (PUFA) in den Strukturlipiden von Leber und Herz (HILL et al. 1982). KOLETZKO (1991) dokumentierte einen plazentären Transfer der tFA von der Mutter zum Fetus und belegte, dass Kleinkinder diese in endogene Lipide, subkutanes Fettgewebe und Zellmembranen inkorporieren. Eine weitere Studie zeigte, dass das Geburtsgewicht von Frühgeborenen umso niedriger ausfiel, je höher der Gehalt an tFA im Plasma war (KOLETZKO 1992a,JENDRYCZKO et al. 1993). Eine Störung des intrauterinen Wachstums erschien deshalb möglich(K O-LETZKO 1991). Es bestand außerdem eine negative Korrelation zwischen dem tFA-Spiegel und dem n-3 und n-6 PUFA-Gehalt bzw. dem Substrat/Produkt-Verhältnis der PUFA-Biosynthese im Blut (KOLETZKO 1992). DECSI et al. (2001) und ELIAS u. I N-NIS (2001) konnten dagegen keine negative Korrelation zwischen dem Geburtsge-wicht und der Geburtslänge und dem tFA-Spiegel im Plasma von Neugeborenen

feststellen. Um die Zusammenhänge besser beurteilen zu können, scheinen weitere Untersuchungen in Bezug auf die Wirkung von tFA auf das fötale und frühkindliche Wachstum notwendig zu sein (EFSA 2004).

2.2.2.KONJUGIERTE LINOLSÄUREN (CLA)

CLA-Isomeren sind unter physikalischen und chemischen Gesichtspunkten der Gruppe der trans-Fettsäuren zuzuordnen. Zahlreiche Untersuchungen, hauptsächlich an Zelllinien und Tiermodellen, weisen darauf hin, dass CLA einen Einfluss auf den Stoffwechsel ausüben (Tab. 1). Bei verschiedenen Untersuchungen am Menschen konnten keine unerwünschten Wirkungen von CLA auf die Gesundheit beobachtet werden (zum Beispiel: BERVEN et al. 2000, BLANKSON et al. 2000, BENITO et al.

2001a,b), jedoch ist nach der EFSA(2004)zu bedenken, dass der Einsatz von CLA bei Humanstudien nicht zu einheitlichen Ergebnissen führte und die bisherigen Er-kenntnisse über gesundheitliche Auswirkungen der aktuellen Aufnahmemengen pro Tag (ca. 0,3 g CLA) nicht überzeugend und widersprüchlich sind. Zudem werden in der Literatur unterschiedliche Effekte von CLA in Abhängigkeit von der im Experi-ment verwendeten Tierart, den eingesetzten Dosen und den verwendeten CLA-Isomeren beschrieben.

TABELLE 1: Entdeckungsgeschichte der CLA-Eigenschaften (KRAFT 2003)

Jahr Physiologische Wirkung

1987 Antikanzerogene Eigenschaften (HA et al. 1987) 1993 Immunmodulierende Eigenschaften (COOK et al. 1993) 1994 Antiatherogene Eigenschaften (LEE et al. 1994) 1995 Anabole Eigenschaften (PARK et al. 1995)

1997 Modulation der Knochenmasse (SEIFERT U.WATKINS 1997) 1998 Antidiabetogene Eigenschaften (HOUSEKNECHt et al. 1998) 1999 Antithrombotische Eigenschaften (TRUITT et al. 1999)

Die in der Tab. 1 beschriebenen physiologischen Eigenschaften sollen in den nach-folgenden Kapiteln näher erläutert werden.

2.2.2.1. Karzinogene Wirkung

Zahlreiche Untersuchungen belegen die antikanzerogenen Eigenschaften von diä-tisch verabreichten CLA anhand verschiedenster experimenteller Modelle der Krebs-forschung.

CLA (Mischung mit c9,t11-, t10,c12-, t9,t11-, und t10,c12-CLA als Hauptisomeren) wirkte zum Beispiel inhibierend auf die Entstehung von Hauttumoren und Neoplasien im vorderen Abschnitt des Magens von Mäusen (HA et al. 1987,1990). Ebenso wurde durch synthetisch hergestelltes CLA die Entwicklung von chemisch induzierten Mamma- und Kolontumoren bei Ratten gehemmt (IP et al. 1991, LIEW et al. 1995). IP

et al. (1991) kamen zu dem Ergebnis, dass der schützende Effekt von CLA bei der Entwicklung von Mammatumoren eine Dosisabhängigkeit aufweist. Bei einem Gehalt von bis zu 1% in der Diät (Gew-%, keine genauere Beschreibung der Aufnahme in der Literatur vorhanden) trat ein Schutzeffekt auf, der jedoch bei Erhöhung des CLA-Levels auf über 1% nicht gesteigert wurde. Nach der Transplantation von Brustkrebs- und humanen Prostata-Karzinom-Zellen in SCID-Mäuse, konnte eine Wachstumsre-duzierung der Krebszellen und eine geringere Metastasenbildung in der Lunge der Tiere festgestellt werden, die eine Diät mit 1% CLA-Zusatz erhielten (VISONNEAU et al. 1997,CESANO et al. 1998). Die Wirkung von CLA in der Brustkrebsprävention war sowohl unabhängig von der Menge oder der Art des in der Diät verwendeten Fettes (IP et al. 1996) als auch davon, ob die CLA in Form von freien Fettsäuren oder an Triacylglyceride gebunden im Fett vorlagen (IP et al. 1995). In einer Studie, bei der humanes Brustfettgewebe von Patientinnen, dass zum Zeitpunkt der operativen Ent-fernung von Karzinomen oder benignen Tumoren gewonnen und nach Alter, Meno-pause und BMI (body mass index) ausgewertet wurde, stellte sich eine reziproke Verbindung zwischen dem CLA-Gehalt im Brustfettgewebe und dem Brustkrebsrisiko dar (BOUGNOUX et al. 1999). Die antikanzerogene Wirksamkeit von c9,t11- und

t10,c12-CLA wurden von IP et al. (2002) durch Beobachtung der Reduktion von pre-malignen Läsionen und Karzinomen in der Milchdrüse von Ratten verglichen. Dabei konnte eine starke Ähnlichkeit der beiden CLA-Isomeren in ihrer antikanzerogenen Aktivität bei einer 0,5%igen Dosis in der Diät festgestellt werden. Bei der Inkubation von humanen, mammären MCF-7-Krebszellen mit c9,t11- bzw. t10,c12-CLA dage-gen zeigten sich deutliche Unterschiede in der Wirksamkeit. Während sich beim Ein-satz von c9,t11-CLA eine signifikante Reduzierung der Zellzahlen zeigte, hatte das t10,c12-Isomer keinen Einfluss auf das Wachstum der MCF-7-Zellen (O´SHEA et al.

2000).

Zur Zeit existieren verschiedene Erklärungsansätze, wie der antikanzerogene Effekt der CLA-Isomeren zustande kommt. IP et al. (1999) konnten durch die Nutzung eines physiologischen Modells nachweisen, dass CLA das Wachstum mammärer epithelia-ler Zellorganellen gesunder Ratten in Primärkultur hemmt. Dieser Effekt wurde durch eine Reduzierung der DNA-Synthese und einer Stimulation der Zellapoptose vermit-telt. Es konnte demonstriert werden, dass CLA einen direkten Einfluss auf das mammäre Epithelium haben. Als eine weitere Erklärung der antikanzerogenen Wir-kung wird das Verhältnis zwischen CLA und der Eicosanoid-Synthese erwähnt. Das Tumorzellwachstum scheint durch die Produkte der Cyclooxygenase, wie z.B. das PGE2, beeinflusst zu werden (KARMALI 1980). Ebenso wird von einer positiven Relati-on zwischen dem Level vRelati-on PGE2 und der Tumorförderung und -entwicklung berich-tet. In experimentellen Tierstudien führt diätisches zugeführtes CLA zu einer Reduk-tion der PGE2-Synthese. WHIGHAM et al. (2001) zeigten, dass bei CLA gefütterten Meerschweinchen die Freisetzung von Histamin und PGE2 aus der sensibilisierten Trachea bei Antigenkontakt(Typ-I-Reaktion) signifikant reduziert war. Bei einem Ver-such von LIU u. BELURY (1998) kam es durch gefüttertes CLA zu einer Reduzierung von chemisch-induzierten Hauttumoren bei Mäusen, welche mit einer Abnahme der Arachidonsäure-Konzentration und einer geringeren PGE2-Synthese in den Keratino-zyten dieser Tiere einherging. Des Weiteren scheint eine Verbindung zwischen CLA und Peroxisomproliferator-aktivierten Rezeptoren (PPAR) im Hinblick auf die Anti-kanzerogenität zu bestehen. Bei PPAR handelt es sich um einen Steroidhormon-Rezeptor, der eine Rolle bei der Aufrechterhaltung der Lipid-Homöostase sowie der

Metabolisierung von Arzneimitteln und von Umweltgiften spielt. MOYA-CAMARENA et al. (1999a,1999b) konnten nachweisen, dass sowohl in Sprague-Dawley-Ratten als auch in FaO-Rattenleberzellen eine Aktivierung des PPARα durch c9,t11-CLA her-vorgerufen wird. Der Ligand c9,t11-CLA zeigte dabei eine hohe Affinität zu dem PPARα und induzierte eine Erhöhung der mRNA-Level verschiedener Enzyme in den FaO-Rattenleberzellen. Dies könnte ein Hinweis darauf sein, dass CLA regulie-rend in den Fettstoffwechsel eingreifen und so einen positiven Effekt auf metaboli-sche Störungen, die durch einen beeinträchtigten Fettstoffwechsel hervorgerufen werden können, wie z.B. Krebs, Arteriosklerose, Fettsucht und Diabetes mellitus Typ II, ausüben (MOYA-CAMARENA et al. 1999b).

Jedoch ist zu bedenken, dass die hier gezeigten Ergebnisse auf Experimenten an Tiermodellen oder an Zelllinien beruhen. Es ist fraglich, inwieweit die beschriebenen Zusammenhänge auf den Menschen zu übertragen sind. Zum anderen scheinen verschiedene CLA-Isomeren bei unterschiedlichen Spezies anders zu wirken. Wäh-rend IP et al. (2002) eine starke Ähnlichkeit zwischen der antikanzerogenen Wirkung von c9,t11- und t10,c12-CLA bei Ratten feststellten, konnten O´SHEA et al. (2000) bei humanen Krebszellen diese nur für c9,t11-CLA beobachten. Dies scheint ebenfalls die Übertragbarkeit auf den Menschen in Frage zu stellen.