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5. D ISKUSSION

5.5. E INFLUSS DER F ÜTTERUNG AUF F ETTSÄUREN IM M ILCHFETT UND

5.5.1.2. Leinöleinfluss auf tC18:1, CLA und deren Isomeren

Der signifikante Effekt der Leinölzulage auf den Gehalt an tC18:1 bzw. auf die ein-zelnen Isomeren im Milchfett (Erhöhung der Konzentration bei den Varianten HLO 70 u. 30 mit Ausnahme von t10-C18:1) ist wahrscheinlich direkt dem Effekt des Leinöles auf die BHG im Pansen (dieser wurde schon in Kapiel 5.3.2. eingehend diskutiert) zuzuordnen, da zu vermuten ist, dass die im Milchfett vorkommenden trans-C18:1-Isomeren ruminalen Ursprungs sind. Dafür spricht zum einen, dass alle im Milchfett vorhandenen tC18:1-Isomeren auch im Darmchymus nachgewiesen werden konnten (Tab. 28 und Anhang VIIIA). Zum anderen handelt es sich hier um langkettige Fett-säuren, die nur durch Aufnahme aus dem Blut ins Euter gelangen können. Nach B I-CKERSTAFFE et al. (1972) und THOMPSON u. CHRISTIE (1991) werden trans-Fettsäuren von Wiederkäuergeweben (z.B. dem Euter) aus dem Darmtrakt effizient aufgenom-men und genutzt. PIPEROVA et al. (2002) sind der Meinung, dass die im Duodenum vorkommenden tFA- und CLA weitestgehend ausreichen, um für die ins Milchfett se-zernierten Mengen verantwortlich zu sein. Abbildung 11 macht deutlich, dass die Flussmengen im eigenen Versuch ebenfalls ausgereicht haben, um die ins Milchfett sezernierte, tägliche Menge an tC18:1 zu stellen.

Bei der näheren Untersuchung des Zusammenhanges zwischen der Anflutung der tC18:1 am Duodenum (Tab. 27, x) und der täglich sezernierten Menge ins Milchfett (Tab. 33, y) betrug der Regressionskoeffizienten nur r2=0,379 (y = 0,0161 x + 5,874).

Bei Betrachtung der Einzelwerte fällt auf, dass die einzelnen Kühe die im Dünndarm zur Verfügung stehenden Mengen an tC18:1 scheinbar sehr unterschiedlich absor-biert haben. Diese Vermutung spiegelt sich auch in den Plasma-tC18:1-Werten wie-der (Tab. 29). Hier wurden ebenfalls sehr unterschiedliche Anteile an tC18:1 ermit-telt. Es ist aber zu bedenken, dass die Werte im Plasma das Resultat aus sämtlichen Stoffwechselwegen des Körpers darstellen und nicht alle aufgenommenen Fettsäu-ren in das Eutergewebe transportiert werden.

ABBILDUNG 11: Vergleich der Mengen an tC18:1 im Darmchymus (Tab. 27) und im Milchfett (Tab. 33), (unterschiedliche Buchstaben = P < 0,05 bei Werten aus Tab. 27: A, B und aus Tab. 33: a, b)

Unter den vom Leinöl signifikant beeinflussten tC18:1-Isomeren war der Gehalt an t11-C18:1 im Milchfett am höchsten. Dieses geht mit der Annahme, dass t11-C18:1 während der Biohydrogenierung als hauptsächlicher Isomer entsteht (wird bei allen beschriebenen BHG-Wegen als Zwischenstufe gebildet, GRIINARI u. BAUMAN 1999), mit den Tagesflussraten am Duodenum im eigenen Versuch (s. Tab. 28) und den Ergebnissen von OFFER et al. (1999), ABUGHAZALEH et al. (2002), KALSCHEUR et al.

(1997b) und LOOR u.HERBEIN (1998) konform.

Durch die Leinölzulage wurde außerdem sowohl die Summe der CLA als auch die meisten Isomeren signifikant beeinflusst. Es kam zu einer Erhöhung der Konzentrati-on an CLA bei den RatiKonzentrati-onen HLO 70 u. HLO 30 im Gegensatz zu den RatiKonzentrati-onen ohne Leinölzulage (Basis mg/g MF, Tab. 31). Bei dem Vergleich des Gesamtflusses an CLA am Duodenum mit der Gesamtmenge an sezernierten CLA im Milchfett war festzustellen, dass im Gegensatz zu tC18:1 die Gesamtmenge im Milchfett (MF) deutlich höher lag (Abb. 12).

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ABBILDUNG 12: Vergleich der Mengen an CLA im Darmchymus (Tab. 27) und im Milchfett (Tab. 33), (unterschiedliche Buchstaben = P < 0,05 bei Werten aus Tab. 27: A, B und aus Tab. 33: a, b)

Von den CLA-Isomeren war c9,t11-CLA sowohl bezogen auf mg/g MF als auch auf g FA/d am stärksten im MF vertreten. Dies deckt sich mit den Untersuchungen von P A-RODI (1977), der als erster nachwies, das c9,t11-CLA das Haupt-CLA-Isomer im Milchfett von Rindern darstellt. Zum heutigen Zeitpunkt ist dieses vielfach bestätigt (z.B.: CHIN et al. 1992, KRAMER et al. 1998, GRIINARI u.BAUMAN 1999, CHILLIARD et al.

2000 etc.). Beim Vergleich der einzelnen CLA-Isomeren des Milchfettes mit den ent-sprechenden Isomeren im Darmchymus fiel auf, dass bei den Varianten H 70, HLO 70 und H 30 eine um ca. 96% bzw. bei HLO 30 eine um ca. 94% größere Menge an c9,t11-CLA ins Milchfett sezerniert wurde als am Duodenum geflossen war (Tab. 28 u. Tab. 33). Auch ABUGHAZALEH et al. (2002) konnten bei der Gabe von extrudiertem Sojabohnenfett an Kühe eine deutlich größere Konzentration an c9,t11-CLA im Milchfett als im Panseninhalt feststellen (g/100 g Fettsäuren).

Für die erhöhten c9,t11-CLA-Mengen bzw. –Konzentrationen im Milchfett wird die

∆9-Desaturase des Eutergewebes verantwortlich gemacht, die t11-C18:1 zu c9,t11-CLA desaturiert (s. 2.3.3.). So wurde z.B. von LOCK u. GARNSWORTHY (2002) eine endogene c9,t11-CLA-Synthese von 80%, von GRIINARI et al. (2000) von 64% und

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von KAY et al. (2004) von 91% berechnet. Zudem wird beschrieben, dass aufgrund des Substrat-Produktverhältnisses eine enge lineare Beziehung zwischen t11-C18:1 und c9,t11-CLA im Milchfett bei unterschiedlichsten Diäten vorhanden ist (GRIINARI u.

BAUMAN 1999). Im eigenen Versuch konnte trotz des signifikanten Effektes des Lein-öls sowohl auf den t11-C18:1- als auch auf den c9,t11-CLA-Gehalt nur ein Korrelati-onseffizient von r=0,523 ermittelt werden. Aufgrund des erhöhten Flusses an t11-C18:1 im Duodenum (Leinöleffekt auf t11-t11-C18:1 im Darm, s. 4.6.1.) war zu erwarten, dass eine größere Menge dieses Isomers ins Eutergewebe gelangt und dementspre-chend mehr CLA durch die ∆9-Desaturase entsteht. Dies konnte im Milchfett bei den mit HLO 70 bzw. HLO 30 gefütterten Kühen signifikant nachgewiesen werden. CORL

et al. (2001) und GRIINARI et al. (2000) stellten ebenfalls eine Zunahme des c9,t11-Isomers im Milchfett bei Kühen während einer t11-C18:1 enthaltenden, abomasalen Infusion fest. Auch OFFER et al. (1999), ABUGHAZALEH et al. (2002) und PETERSON et al. (2002) konnten nach Gabe verschiedener Pflanzenöle und/oder Rationen sowohl eine Zunahme an t11-C18:1 als auch an CLA beobachten.

Als Maß für die Desaturaseaktivität, und demnach für die endogene Synthese von c9,t11-CLA, eignet sich nach GRIINARI et al. (2000), CORL et al. (2001) und LOCK u.

GARNSWORTHY (2002) das C14:0/C14:1-Verhältnis im Milchfett am besten, da C14:1 nur durch die Desaturarierung der C14:0 in das Milchfett gelangen kann. Das t11-C18:1/c9,t11-CLA-Verhältnis könnte durch die Aufnahme der genannten Isomeren aus dem Blut beeinflusst werden. Wie schon beschrieben, konnte zwar ein signifikan-ter Effekt des Leinöls auf dieses Verhältnis nicht nachgewiesen werden, Abbildung 13 zeigt jedoch, dass die C14:0/C14:1-Verhältnisse zumindest bei den mit Leinöl supplementierten Tieren (HLO 70 u. 30) stark differierten. Dies weist auf eine deutli-che Tierindividualität bezüglich der ∆9-Desaturase-Aktivität hin, die auch von LOCK u.

GARNSWORTHY (2002) und PETERSON et al. (2002) beschrieben wurde.

ABBILDUNG 13: Individuelle ∆9-Desaturase-Aktivitäten der einzelnen Kühe (ver-schiedene Symbole) im Euter (beschrieben durch das C14:0/C14:1-Verhältnis im Milchfett)

Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass die Aktivität der ∆9-Desaturase gene-tisch durch körpereigene Botenstoffe oder durch andere Nährstoffe beeinflusst wird (LOCK u. GARNSWORTHY 2002). Des Weiteren wird vermutet, dass die ∆ 9-Desaturase-Aktivität auch durch ein spezifisches CLA-Isomer (t10,c12-CLA) inhibiert wird (CHOI

et al. 2000), wodurch die unterschiedlichen Substrat-Produkt-Verhältnisse dieses Enzyms ebenfalls hervorgerufen worden sein könnten. Auf diesen Aspekt wird in Ka-pitel 5.5.2. näher eingegangen.

Da die Desaturase generell eine cis9-Doppelbindung einfügt (GRIINARI u. BAUMAN

1999), wäre es theoretisch möglich, dass auch noch andere CLA-Isomeren (mit einer cis9-Doppelbindung) aus anderen tC18:1-Isomeren endogen im Euter entstehen. Im eigenen Versuch machte z. B. t7,c9-CLA neben c9,t11-CLA das zweithäufigste CLA-Isomer im Milchfett aus (Anhang VIII u. VIIIa). Es konnte jedoch nicht im Darminhalt nachgewiesen werden. Dabei ist allerdings nicht auszuschließen, dass es sich unter den nicht näher identifizierten CLA-Isomeren befand (Tab. 28). Die Flussmengen dieser Isomeren waren jedoch im Vergleich zu den im Milchfett sezernierten Mengen gering. Dies spricht ebenfalls für eine endogene Synthese von t7,c9-CLA. So gehen auch PIPEROVA et al. (2002) von dieser Möglichkeit für die t7,c9-CLA des Milchfettes aus, da die duodenal geflossenen Mengen im Verhältnis zur Sekretion ins Milchfett

0 2 4 6 8 10 12

0 H 701 HLO 702 H 303 HLO 304 5

C14:0/C14:1

minimal waren. ANTONGIOVANNI et al. (2004) wiesen im MF von mit Sojaöl supple-mentierten Schafen t7,c9-CLA als zweithäufigstes CLA-Isomer nach.