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2. L ITERATURÜBERSICHT UND A BLEITUNG DER A UFGABENSTELLUNG

2.2. P HYSIOLOGISCHE E IGENSCHAFTEN

2.2.2.2. Metabolische Wirkung

PARK et al. (1997) berichteten als erstes über den Einfluss von diätisch verabreich-tem CLA (Gemisch c9,t11- und t10,c12-CLA, 50:50) auf die Körperzusammenset-zung von Mäusen. Bei den mit 0,5% CLA gefütterten Tieren (5 g CLA in 1000 g Fut-ter, ad libitum Aufnahme) kam es zu einer signifikanten Reduzierung des Körperfet-tes, gekoppelt mit einer größeren fettfreien Körpermasse (lean body mass) relativ zu der Kontrollgruppe. Es gibt in der Literatur überzeugende Hinweise, dass Verände-rungen in der Körperzusammensetzung auf das t10,c12-CLA Isomer zurückzuführen sind (DEDECKERE et al. 1999, PARK et al. 1999b). Ein Erklärungsansatz für die Verrin-gerung des Körperfettes ist eine reduzierte Fettsäurenaufnahme durch Adipozyten,

die wiederum von dem Effekt der CLA auf die Stearoyl-CoA-Desaturase (SCD)(LEE

et al.1998, CHOI et al. 2000, SMITH et al. 2002) und die Lipoprotein-Lipase (PARK et al.1997,1999b) abhängig zu sein scheint. t10,c12-CLA vermindert wahrscheinlich sowohl die Genexpression (CHOI et al. 2000) als auch die Aktivität der SCD (PARK et al. 2000). Bei Zugabe des t10,c12-Isomers zu gezüchteten 3T3-L1-Adipozyten kam es zu einer signifikanten Reduzierung der Lipoprotein-Lipase-Aktivität und zu einer Abnahme der intrazellulären Konzentration von Triacylglycerin und Glycerin (PARK et al. 1999b). TSUBOYAMA-KASAOKA et al. (2000) berichteten hingegen bei einer Diät mit 1% CLA (mit ca. 36% t10,c12-CLA-Anteil in der Mischung) von einer Lipodystrophie, die mit einer Apoptose von Adipozyten einherging. Zusätzlich wurde eine deutliche Erhöhung des Tumornekrosefaktors (TNF-α), welcher Apoptose in Adipozyten indu-ziert, und des Entkopplungsproteins-2 (UCP-2) festgestellt.

Bei der Entstehung des Fettgewebes sind die Präadipozyten die vorherrschenden Zellen; nur Präadipozyten können proliferieren, differenzieren und mit Triacylglyceri-den gefüllt werTriacylglyceri-den. CLA nahmen in vitro Einfluss auf die Adipozytengenese, indem Proliferation (SATORY u. SMITH 1999) und Differenzierung (BRODIE et al. 1999) der Präadipozyten gehemmt wurden. SATORY u. SMITH (1999) stellten dabei den oben beschriebenen cytotoxischen Effekt von CLA auf Adipozyten nicht fest. Ebenso inte-ressant ist die Tatsache, dass CLA bei einem Fütterungsversuch an wachsenden, weiblichen Ratten nicht die Adipozytenzahl, sondern deren Größe verminderte (AZAIN

et al. 2000). Bei Schweinen führte diätisch zugesetztes CLA zu einer Abnahme des subkutanen, aber zu einer Zunahme des intramuskulären Fettes (DUGAN u. AALHUS

1999). Betrachtet man die bisher aufgeführten Ergebnisse für die Wirkung von CLA, so ist es möglich, dass der Einfluss auf einen Adipozyten von dessen Lokalisation und Mikroumwelt abhängt (PARIZA et al. 2001).

In Humanstudien sind unterschiedliche Wirkungen von CLA auf das Körperfett und die fettfreie Körpermasse bekannt. BLANKSON et al. (2000) führten eine Studie durch, bei der übergewichtige oder fettleibige Personen CLA-Dosen (c9,t11- und t10,c12-CLA zu gleichen Teilen) von 1,7 bis 6,8 g pro Tag über 12 Wochen erhielten. Dabei konnte eine signifikante Reduzierung der Körperfettmasse (body fat mass) in den CLA-Gruppen im Gegensatz zu der Placebo-Gruppe festgestellt werden. Ein

Unter-schied hinsichtlich der fettfreien Körpermasse, des BMI oder der Blut-Lipide zwi-schen den Gruppen war nicht zu beobachten. Ebenso ist eine signifikante Reduzie-rung der Menge an Körperfett bei einer Studie an normalgewichtigen Personen mit einer täglichen Dosis von 1,8 g CLA zu erwähnen, bei der das Körpergewicht eben-falls nicht signifikant verändert worden ist (THOM et al. 2001). Die Gabe von CLA an Männer, die Ausdauersport betrieben, zeigte keine signifikanten Veränderungen der Körpermasse, des prozentualen Körperfettgehaltes oder der Menge an Fettfreier Körpermasse (KREIDER et al. 1999).

Neuere Untersuchungen zeigen, dass c9,t11-CLA wahrscheinlich für ein gesteigertes Wachstum verantwortlich ist, während das t10,c12-Isomer für die Abnahme von Kör-perfett verantwortlich gemacht wird (PARIZA et al. 2001). Dabei wird eine Beeinflus-sung der fettreduzierenden Eigenschaft des t10,c12-Isomers durch das c9,t11-Isomer ausgeschlossen (COOK et al. 1999). Ob eine Beeinflussung der Wachstums-stimulation und der verbesserten Futtereffizienz, die mit dem c9,t11-Isomer assoziiert war, durch das t10,c12-Isomer besteht, bleibt zu diskutieren (PARIZA et al. 2001).

Welpen von erstgebärenden weiblichen Ratten zeigten ein höheres postnatales Kör-pergewicht, wenn den Muttertieren CLA während der Trächtigkeit und Laktation ge-füttert wurde. Die Fortsetzung der CLA-Supplementation nach der Entwöhnung resul-tierte in einem signifikant höheren Zuwachs und einer verbesserten Futtereffizienz im Vergleich zu den Kontrolltieren (CHIN et al. 1994). Eine Reduktion der Menge an Kör-perfett und einen gleichzeitigen signifikanten Anstieg der Menge an Körperprotein bei Mäusen stellten PARK et al. (1997) bei einem Anteil von 0,5% CLA in der Diät fest.

Obwohl die Körpergewichte in den Gruppen nicht unterschiedlich waren, zeigte die CLA-Gruppe eine signifikant verbesserte Futtereffizienz. Ähnliche Ergebnisse erziel-ten auch DELANY et al. (1999). Relative und absolute Veränderungen in der Körper-fettmasse (reduziert in CLA gefütterten Mäusen) und relative Veränderungen im Ge-samt-Körperprotein und –Wasser (gesteigert in CLA gefütterten Mäusen) waren bei PARK et al. (1999a) zu beobachten, wobei der Effekt von CLA (c9,t11- und t10,c12-CLA zu gleichen Teilen in der Diät) auf das Gesamtkörperprotein wahrscheinlich der Reduktion des Gesamtkörperfettes vorausging.

Neuere Untersuchungen und klinische Studien lassen die Vermutung zu, dass diä-tisch verabreichte Lipide einen Einfluss auf die Knochenentwicklung und den Knor-pelstoffwechsel besitzen. WATKINS et al.(1996) berichteten von einer höheren Kno-chenwachstumsrate bei Hühnern, denen größere Mengen an n-6- und n-3-Fettsäuren verabreicht wurden. Bei mit 52 g Butter + 18 g Maiskeimöl gefütterten Hühnern (erhöhte Aufnahme von CLA) war die erhöhte Knochenwachstumsrate gleichzeitig mit einem reduzierten Arachidonsäurelevel und einer verringerten ex vivo PGE2-Produktion der Tibia sowie mit einem erhöhten IGF-1-Wert im Knochen ver-bunden (WATKINS et al. 1997). Es wird spekuliert, dass CLA auf die Cyclooxygenase-Enzyme (COX) - speziell die COX-2 - und somit auf die PGE2-Produktion im Kno-chen einwirkt (WATKINS et al. 1999). Ebenso wird von der Möglichkeit berichtet, dass CLA durch weitere Desaturation und Elongation zu konjugierten C20:4 Isomeren umgeformt werden (SÉBÉDIO et al. 1997). Diese wiederum könnten die Aktivität der COX-Enzyme ebenfalls beeinflussen (WATKINS et al. 1999).

Die dargestellten zahlreichen Studien, sowohl aus dem Tier als auch aus dem Hu-manbereich, zeigen eindrucksvoll, dass t10,c12-CLA massiv in den Fettstoffwechsel eingreifen können. Viele molekularbiologische Wirkungsmechanismen sind bis heute nicht vollständig geklärt. Auch konnten RISÉRUS et al. 2002 eine signifikante Zunah-me der Insulinresistenz beim Menschen, sowie Hyperglykämie und eine Reduzierung des HDL-Cholesterols bei der Gabe von 3,4 g t10,c12-CLA/d bei gleichzeitiger Ab-nahme des Körperfettes nachweisen, was für eine kritische Bewertung der Wirkung von CLA auf die menschliche Gesundheit spricht (EFSA 2004). Es ist jedoch zu be-denken, dass diese Aufnahme weit über der üblichen Tagesaufnahme von CLA in Europa lag.