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Vogelschutzgebiet Unterweser (DE 2617-401), hier Teilbereich Tegeler Plate

Im Dokument Pflege- und Managementplan Luneplate (Seite 134-138)

Das gesamte niedersächsische EU-Vogelschutzgebiet Unterweser (DE 2617-401) hat eine Größe von 3.839 ha. Es erstreckt sich überwiegend außendeichs im Verlauf der Unterweser und besteht aus den Teilgebieten Harrier Sand, Hammelwarder Sand, Strohauser Plate und dem südlichen Teil der Tegeler Plate. Hier grenzt es unmittelbar an das VSG Luneplate.

Damit sind die Landflächen der Tegeler Plate (HE 4) im niedersächsischen Teil des Plangebietes durch das VSG Unterweser abgedeckt (177 ha) (s. Karte 2 und Abb. 38).

Abb. 38: Lage des südlichen Teils der Tegeler Plate als Teilgebiet des

EU-Vogelschutzgebietes „Unterweser“ innerhalb des IPMP- Planungsraumes.

5.6.1 Allgemeine Charakterisierung und besondere Bedeutung der Tegeler Plate

Das Vogelschutzgebiet Unterweser in seiner Gesamtheit ist ein Teil des Weserästuars mit Nebenar-men und landwirtschaftlich (vorw. Feuchtgrünland) genutzten Inseln. Die Uferbereiche bestehen aus Schlickwatten und Röhrichten, teils mit weit vorgelagerten Wattflächen.

Die Teilgebiete haben eine herausragende Bedeutung als Rastgebiet für nordische Gänse (Bläss-gans, Weißwangengans). Als Brutgebiet sind sie für Röhricht bewohnende Vogelarten sowie für Was-servögel und Wiesenbrüter von großem Wert. Die Strohauser Vorländer und Plate sowie der Rechte Nebenarm der Weser am Harrier Sand sind als Naturschutzgebiete ausgewiesen.

Die Tegeler Plate ist innerhalb des VSG ein bedeutendes Brutgebiet für Röhrichtbrüter wie Rohrwei-he, Wasserralle, Blaukehlchen, Schilf- und Teichrohrsänger, Feld- und Rohrschwirl, Bartmeise und Rohrammer (BREMENPORTS2010a). Als Gastvogellebensraum haben die Tidetümpel der Tegeler Plate besondere Bedeutung als Ruheraum für mausernde und überwinternde Entenarten. Die der Tegeler Plate vorgelagerten Wattflächen dienen Grau-, Bläss- und Weißwangengänsen sowie der Pfeifente als Ruheraum und zahlreichen Watvogelarten als Nahrungsflächen (BREMENPORTS 2010a). Sie sind zwar nicht Teil des VSG, jedoch aufgrund der funktionalen Beziehung mit den Flä-chen des Schutzgebietes mit zu berücksichtigen.

Das Schutzgebiet steht im Betrachtungsraum mit den benachbarten EU-Vogelschutzgebieten Nieder-sächsisches Wattenmeer und angrenzendes Küstenmeer, Luneplate (direkt benachbart) und Butja-dingen funktional in Beziehung. Je nach Jahreszeit und Status werden tagesperiodisch und tiderhyth-misch wiederkehrend verschiedene Funktionsräume in den einzelnen Schutzgebieten von den Vögeln im Wechsel aufgesucht und genutzt, z.B. binnendeichs gelegene Bruthabitate und außendeichs gele-gene Nahrungsflächen. Während der Mauser-, Durchzugs- und Winterrastzeiten gibt es intensive Wechselbeziehungen zwischen außendeichs gelegenen Nahrungsflächen und binnendeichs befindli-chen Hochwasserrastplätzen bei vielen Limikolenarten, wie z.B. Großer Brachvogel und Alpenstrand-läufer. Andererseits suchen nordische Gänsearten und die Pfeifente, die tagsüber im binnenländi-schen Grünland äsen, neben dem zentralen Schlafplatz auf der Luneplate auch Schlafplätze in den Watt- und Flachwasserbereichen der Unterweser und Butjadinger Küste auf (s. dazu Abb. 12).

5.6.2 Wertgebende Vogelarten nach Art. 4, Abs. 1 und 2 der EU-Vogelschutzrichtlinie Im Folgenden werden die wertgebenden Vogelarten des Anhangs I (Art. 4 Abs. 1) und Zugvogelarten nach Art. 4 Abs. 2 der EU-Vogelschutzrichtlinie für das gesamte EU-Vogelschutzgebiet Unterweser aufgeführt.

Tab. 13: Vogelarten nach Anhang I (Art. 4 Abs. 1) und Zugvogelarten nach Art. 4 Abs. 2 der EU-Vogelschutzrichtlinie im EU-Vogelschutzgebiet Unterweser gemäß Standardda-tenbogen (Stand: 2011).

In Klammern: Erhaltungszustand-Gebietsbeurteilung (Gesamtwert des Gebietes für die betreffende Art nach Stan-darddatenbogen (NLWKN, Stand August 2011)) Auf die Darstellung der Kriterien Population und Isolierung wurde aus Gründen der Übersichtlichkeit verzichtet (zur Methodik der artbezogenen Gebietsbeurteilung s. Kap. 5.1) 1. Buchstabe: Erhaltungszustand: A = hervorragend, B = gut, C = durchschnittlich oder beschränkt

2. Buchstabe: Gebietsbeurteilung: A = hervorragend, B = gut, C = signifikant Vogelarten Rohrdommel1) Goldregenpfeifer (B-C) Braunkehlchen (B-B) Blässgans (A-B) Rohrweihe (B-B) Weißwangengans (A-B) Kiebitz (B-B) Graugans (A-B) Wachtelkönig (B-B) Säbelschnäbler (B-C) Rohrschwirl (B-A) Kiebitz (B-A) Blaukehlchen (A-B) Singschwan (B-B) Rotschenkel (B-B) Lachmöwe (B-B)

Vogelarten Weißstorch (B-C) Zwergschwan (B-A) Schafstelze (B-C) Löffelente (B-C) Weißstorch (NG) (B-A) Schilfrohrsänger (B-B) Mantelmöwe (B-A)

Uferschnepfe (C-A) Pfeifente (B-C) Wasserralle (B-C)

1) keine Angaben im SDB; NG: Nahrungsgast

fett: in bedeutenden Zahlen auf der Tegeler Plate auftretend

Im südlichen Teil der Tegeler Plate treten nicht alle für das VSG Unterweser genannten Vogelarten in bedeutenden Zahlen auf. Die Arten, für die die Tegeler Plate eine besondere Bedeutung als Brut- bzw. Gastvogellebensraum hat, sind in Tab. 13 fett gedruckt. Es handelt sich bei den Brutvögeln um Röhrichtbrüter und bei den Gastvögeln um Enten-, Wat- und Möwenvogelarten der Flusswatten und Tidetümpel. Einige in Kap. 4 genannte naturschutzfachlich wertgebende Vogelarten, wie z.B. Feld-schwirl und Sandregenpfeifer als Brutvögel, gehören nicht dazu, weil ihre Bestandszahlen im Ver-gleich zu anderen Schutzgebieten der Region noch zu gering bzw. ihr Vorkommen noch zu unregel-mäßig ist. (vgl. dazu Artikel 4 der EU-Vogelschutzrichtlinie und Erläuterungen dazu in Kap. 5.1). Auf der anderen Seite ist die für das VSG genannte Brutvogelart Schafstelze aufgrund ihrer zunehmenden Bestandszahlen in den letzten Jahren naturschutzfachlich weniger relevant geworden. Die Krickente erreicht auf der Tegeler Plate als Gastvogel Rastzahlen von landesweiter bis nationaler Bedeutung, ist aber möglicherweise im gesamten VSG Unterweser nicht ausreichend vertreten, um als wertgebende Art genannt zu werden.

Erhaltungszustand und Gebietsbeurteilung für die in Tab. 13 für das VSG Unterweser genannten Ar-ten können auf der südlichen Tegeler Plate von der Gesamtbewertung abweichen, da sie nur einen geringen Anteil des gesamten VSG ausmacht.

5.6.3 Erhaltungsziele und Schutzzweck

In den Hinweisen zu den Erhaltungszielen (NLWKN 2006 Entwurf) werden die folgenden allgemeinen Erhaltungsziele für das VSG genannt:

– Erhalt und Entwicklung ungenutzter, großflächiger wasserdurchfluteter Schilfröhrichte (auch oh-ne Gezeiteoh-neinfluss).

– Erhalt, Entwicklung und Wiederherstellung von (Feucht-) Grünland mit extensiver Bewirtschaf-tung (einschließlich der Umwandlung von Acker in Grünland und Anheben der Grabenwasser-stände).

– Zulassen natürlicher Sukzession auf Teilflächen.

– Erhaltung und Wiederherstellung stabiler und reproduktionsfähiger Brutpopulationen.

– Erhaltung des Gebietes als Gastvogellebensraum für Nahrung suchende, rastende und über-winternde Vögel.

– Sicherung eines vielfältigen Nahrungsangebotes.

– Sicherung und Entwicklung großflächig beruhigter Brut-, Rast- und Nahrungsräume.

– Erhalt der Offenlandschaft mit freien Sichtverhältnissen.

Für die wertgebenden Brut- und Gastvogelarten des Schutzgebietes werden diese allgemeinen Erhal-tungsziele sinngemäß als spezielle ErhalErhal-tungsziele formuliert.

Da auf der Tegeler Plate als Kompensationsfläche besonders im hier zu betrachtenden südlichen Teil die Erhöhung des Tideeinflusses sowie die Wiederherstellung natürlicher Dynamik und Sukzession ein wichtiges Entwicklungsziel ist, konnten dort in den letzten Jahren naturnahe weitläufige Röhrichte und Sukzessionsflächen entstehen. Daher gelten für diesen Teil des VSG Unterweser alle o.g. Erhal-tungsziele mit Ausnahme der Entwicklung von (Feucht-) Grünland mit extensiver Bewirtschaftung (Spiegelstrich 2) und des Erhalts der Offenlandschaft mit freien Sichtverhältnissen (Spiegelstrich 8).

5.6.4 Folgerungen für den IPMP

Die Kompensationsziele der Tegeler Plate entsprechen weitestgehend den wesentlichen Erhaltungs-zielen des VSG Unterweser. Durch die Fortsetzung des ungesteuerten Tideeinflusses und der natürli-chen Dynamik und Sukzession für die Tegeler Plate wird daher den relevanten Erhaltungszielen ent-sprochen. Die für das VSG Unterweser genannten und auf der Tegeler Plate vorkommenden Brut- und Gastvogelarten werden so weiter in ihrer Verbreitung gefördert. Eine weitere Zunahme der für das gesamte VSG genannten naturschutzfachlich relevanten Arten auf der Tegeler Plate erscheint mög-lich.

6 Kompensationsflächen – fachliche Grundlagen und Bewertung

Im Dokument Pflege- und Managementplan Luneplate (Seite 134-138)