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Für die Erhaltungsziele maßgebliche Bestandteile

Im Dokument Pflege- und Managementplan Luneplate (Seite 115-119)

5.2 FFH-Gebiet „Weser bei Bremerhaven“ (DE 2417-370)

5.2.2 Für die Erhaltungsziele maßgebliche Bestandteile

Das FFH-Gebiet liegt im Mündungsbereich der Weser bei Bremerhaven mit tideabhängigem Wechsel von Wasserstand, Fließrichtung und Salzgehalt. Die Wattflächen, die das Ufer innerhalb des Plange-biets auf gesamter Länge begleiten, stellen die letzten verbliebenen naturnahen Wattflächen der Un-terweser sowie des salzbeeinflussten Weserästuars im Land Bremen dar. Die Flächen des FFH-Gebiets außerhalb des IPMP-Planungsraums sind insbesondere durch hafen- und schifffahrtsbezoge-ne Nutzungen (Fahrwasser, Wendestellen) stark anthropogen überformt.

Das Gebiet wurde v.a. zur Verbesserung der Repräsentanz des LRT Ästuarien ausgewiesen, wozu alle Lebensräume des Gewässerkörpers, des Gewässergrundes und der Ufer einbezogen wurden.

Der Tidepolder (HE 2) dient als neues Ästuargebiet der Sicherstellung der Kohärenz des Schutzge-bietssystems NATURA 2000 für die Verluste durch den Bau den CT IV.

Der gesamte Wasserkörper einschließlich des Fahrwassers ist Wanderkorridor der Wanderfischarten Meerneunauge, Flussneunauge und Finte (Arten des Anhangs II der FFH-RL). Zudem ist das Gebiet Aufwuchsraum für junge Finten.

5.2.2.1 Lebensraumtypen nach Anhang I der FFH-Richtlinie

Als im Gebiet vorkommender Lebensraumtyp (LRT) nach Anhang I der FFH-Richtlinie ist nur der LRT

„Ästuarien“ (1130) im Standarddatenbogen (SDB, Stand: Mai 2012, LRT 1140 Vegetationsfreies Schlick-, Sand- und Mischwatt wird 2014 nachgetragen) aufgeführt. Er deckt die Fläche des FFH-Gebietes vollständig ab. Demnach gehören auch die Bereiche des IPMP, die als FFH-Gebiet „Weser bei Bremerhaven“ ausgewiesen sind, vollständig zum LRT 1130.

Der Lebensraumtyp „Ästuarien“ bildet einen Komplex aus verschiedenen Biotoptypen. Im Planungs-raum des IPMP gehören neben den Brackwasserwattflächen (HE 6) ausgedehnte, naturnahe Brack-wasser-beeinflusste Röhrichte (Einswarder Plate, UE 5.2 und Teile von UE 5.4), Grünland und bracki-ge Ästuarwiesen des Neuen Pfandes (UE 5.3) sowie die den Wattflächen vorbracki-gelabracki-gerte mehr oder weniger breiten Flach- und Tiefwasserzonen (UE 7.1) dazu. Des Weiteren breiten sich auch im Tide-polder (HE 2) bereits ein Jahr nach Herstellung des Tideeinflusses (Fertigstellung / Öffnung Sturmflut-sperrwerks im September 2012) ausgedehnte, Brackwasser-beeinflusste Flächen aus (Röhrichte, Wattflächen, Grünland, Lagunen).

Das Weserufer innerhalb des Planungsraums des IPMP ist nahezu vollständig frei von Uferverbau.

Einzige ufersichernde Strukturen sind quer verlaufende Steinbuhnen im Bereich der nördlichen Tege-ler Plate (UE 6.3) und des Neuen Pfandes (UE 6.2), die die Strömungsintensität mindern. Erst flussab des ehemaligen Lunesiels im Norden des Plangebiets wird der scharliegende Landesschutzdeich durch ein Steinschüttdeckwerk geschützt. Unterhalt der MThw-Linie tritt hier Blasentang (Fucus vesi-culosus), z.T. in dichten Beständen, auf. Durch den weitgehenden Verzicht auf Ufersicherung haben sich innerhalb des Plangebietes annähernd naturnahe Strukturen entwickelt. Die Weser und die z.T.

weit ausgedehnten Wattflächen bilden gemeinsam mit dem Norden der Tegeler Plate, dem Vorland der Luneplate und dem Tidepolder einen großen, zusammenhängenden Naturraum, der dem Tidege-schehen nahezu ohne Hindernisse unterliegt.

Die Brackwasserwattflächen, die das Weserufer vollständig begleiten, sind Nahrungsflächen für ver-schiedene Gastvögel (Säbelschnäbler, Pfuhlschnepfe etc., s.u.).

Bewertung des LRT „Ästuarien“ im FFH-Gebiet (nach Standarddatenbogen)

Der Standdarddatenbogen (SDB) zum FFH-Gebiet wurde im Mai 2012 an den veränderten Verlauf der Bremer Landesgrenze angepasst. Die darin aufgeführte Beurteilung des Lebensraumtyps ist in Tab. 7 wiedergeben.

Tab. 7: Beurteilung des Lebensraumtyps „Ästuarien“ (LRT 1130) gem. Standarddatenbo-gen (Stand Mai 2012).

Ästuarien

Anteil an FFH-Gebiet 100% entspricht: 1.682 ha

Repräsentativität B entspricht: gute Repräsentativität*+**

relative Fläche C entspricht: 0-2 %* (bezogen auf Gesamtfläche des LRT im gesamten Hoheitsgebiet des Mitgliedstaates)

Erhaltungszustand C entspricht: durchschnittlicher oder beschränkter Erhaltungszustand*

Gesamteinschätzung anhand der Unterkriterien i) Erhaltungsgrad der Struktur, ii) Erhaltungsgrad der Funktionen, iii) Wiederherstel-lungsmöglichkeit (abgeleitet aus Beeinträchtigungsintensität) Gesamtbeurteilung B entspricht: guter Wert*

*: Natura 2000-Standarddatenbogen-Erläuterungen; www.umwelt.bremen.de

**:Insbesondere die noch relativ naturnahen Wattbereiche des Weserästuars im Süden von Bremerhaven stellen für den Lebensraumtyp Ästuarien ein Gebiet mit hoher Repräsentativität dar.

Bewertung des LRT „Ästuarien“ im Planungsraum des IPMP

Der im SDB zitierte „durchschnittliche oder beschränkte“ Erhaltungszustand (EHZ) stellt eine zusam-menfassende Bewertung des LRT für das gesamte FFH-Gebiet einschließlich des Fahrwassers dar.

Die Außendeichsflächen des IPMP-Gebietes heben sich – als eigenständiges Teilgebiet betrachtet – von dieser Beurteilung deutlich positiv ab. Auch der IBP Weser weist bei der detaillierten Bewertung des LRT 1130 an mehreren Stellen auf die gute (B) bzw. hervorragende (A) Ausprägung der Flächen im Außendeich hin (NLWKN & SUBV 2011c).

Argumente für eine höhere Bewertung des EHZ innerhalb des Planungsraumes sind u.a.:

– Der Weserabschnitt vor dem Vorland Luneplate (HE 7) zeigt eine kontinuierliche naturnahe Ab-folge der Tiefenzonen inkl. einer ausgedehnten Flachwasserzone und strömungsberuhigte Be-reiche vor den Wattflächen

– Wattflächen entlang der gesamten Uferlinie: breite, naturnahe, oligohaline Schlickwattflächen vor der Tegeler Plate (UE 6.3) und dem Vorland Luneplate (UE 6.1 und 6.2); Wattflächen nur im Norden des Neuen Pfands zwischen UE 6.1 und 6.2 sehr schmal ausgebildet; beginnende Ent-wicklung von Wattflächen im Tidepolder (UE 2.1)

– große zusammenhängende, naturnahe Röhrichtflächen auf der Einswarder Plate (UE 5.2); zu-künftig auch im Tidepolder (UE 2.1)

– im Bereich der Röhrichte der Einswarder Plate (UE 5.2) und im Großteil der vorgelagerten Watt-flächen ist die lebensraumtypische Habitatstruktur vollständig vorhanden; im Flachwasserbe-reich (Teile von UE 7.1) und in den Wattflächen am Neuen Pfand (UE 6.2) ist sie weitgehend vorhanden (NWLKN & SUBV 2011c)

– ausschließlich extensiv bewirtschaftete Grünlandflächen auf dem Neuen Pfand (UE 5.3) und im Norden der Tegeler Plate (UE 4.1); zukünftig auch im Bereich der Tidepolderverwallung (UE 2.2 – 2.4)

– entlang der gesamten Uferlinie im Vorland natürliche Strukturabfolge: Brackwasserwatt und -röhricht, Röhricht der Brackmarsch bzw. Ruderalfluren u.o. extensiv genutzten Grünland; im Tidepolder beginnende Entwicklung der natürlichen Biotopabfolge

Nach den „NATURA 2000 Standard-Datenbogen-Erläuterungen“6 würden die oben aufgeführten Ar-gumente hinsichtlich der Punkte i) [Erhaltungsgrad der Struktur] und ii) [Erhaltungsgrad der Funktio-nen] zu einer min. „gut erhaltenen Struktur“ und einer min. „guten Aussicht“ und damit zu einem min.

„guten Erhaltungszustand“ (Bewertung B) des LRT Ästuarien im Planungsraum führen.

Innerhalb des LRT 1130 finden sich im FFH-Gebiet ausgedehnte Brackwasser-Wattflächen, die dem Lebensraumtyp „Vegetationsfreies Schlick-, Sand- und Mischwatt“ (1140) zuzuordnen sind. Wie bereits dargelegt, findet sich der überwiegende Teil im Plangebiet des IPMP; zum einen entlang des gesamten Uferverlaufs (UE 6.1, 6.2, 6.3) zum anderen (zukünftig) im Bereich des Tidepolders (UE 2.1). Da dieser LRT bei Redaktionsschluss noch nicht im SDB des FFH-Gebiets genannt ist, folgt lediglich eine Beurteilung des Erhaltungszustands durch die Verfasser7.

Beurteilung des EHZ des LRT 1140 im Planungsraum des IPMP

Der IBP Weser (NLWKN & SUBV 2011a) bewertet die Ausprägung des LRT 1140 zwischen Bremer-haven und Brake (und damit auch innerhalb des Plangebietes) zusammenfassend als mittel bis

6http://www.umwelt.bremen.de/sixcms/media.php/13/SDB-Erl%E4uterung-de.pdf

7 Nachmeldung des LRT 1140 bei Aktualisierung des SDB im Juni 2014 (K schriftl.)

schlecht (Bewertung C). Als ausschlaggebend für diese schlechte Einstufung gibt der IBP die stark veränderte Hydrologie und Morphologie an.

Für die Beurteilung des Kriteriums „Erhaltungszustand“ gibt es im IPMP-Raum folgende Argumente:

– naturnahe, oligohaline Schlickwattflächen sind der gesamten Uferlinie meist als rel. breiter Strei-fen vorgelagert (UE 6.1 – 6.3); Wattflächen nur im Norden des Neuen Pfands sehr schmal aus-gebildet; beginnende Entwicklung von Wattflächen auch im Tidepolder (UE 2.1)

– Fahrrinne rel. weit vom Eulitoral entfernt (außerhalb des Plangebiets), dadurch geminderte Be-einträchtigung der Hydrologie / Morphologie

– im Großteil der vorgelagerten Wattflächen ist die lebensraumtypische Habitatstruktur vollständig vorhanden; in den Wattflächen am Neuen Pfand (UE 6.2) ist sie weitgehend vorhanden

(NLWKN & SUBV 2011c)

– kaum Beeinträchtigungen: nur punktuelle Verbauung (Steinbuhnen im Bereich Neues Pfand (UE 6.2) und Tegeler Plate (UE 6.3)); keine Rohstoff- oder Sedimentgewinnung, keine Depo-nien

Daraus ergibt sich ein guter Erhaltungszustand („B“) des LRT 1140 im IPMP-Raum.

5.2.2.2 Arten nach Anhang II der FFH-Richtlinie

Im SDB sind mit Meerneunauge (Petromyzon marinus), Flussneunauge (Lampetra fluviatilis) und Finte (Alosa fallax) drei Arten nach Anhang II der FFH-Richtlinie aufgeführt. Alle drei Arten gehören zu den anadromen Wanderformen, die zum Laichen aus dem Meer in die Oberläufe der Flüsse ziehen.

Ursprünglich waren die Neunaugen in den Stromgebieten von Ems, Weser und Elbe weit verbreitet und wanderten zum Laichen bis in die Äschen- und Forellenregion auf. Durch den Bau zahlreicher Querbauwerke wurden viele Wanderwege unterbrochen; weitere Beeinträchtigungen ihres Lebens-raumes, z.B. durch Kraftwerke, Gewässerverschmutzung und wasserbauliche Maßnahmen haben zu einem starken Rückgang geführt. Die Bestandssituation der Flussneunaugen in der Unter- und Au-ßenweser hat sich in den letzten Jahren vermutlich wieder deutlich verbessert, wenngleich hierzu keine gezielten Untersuchungen durchgeführt wurden. Das Meerneunauge scheint demgegenüber deutlich seltener im Gebiet aufzutreten. Genaue Angaben zur Bestandsgröße der Meeresneunaugen-population liegen nicht vor. Analog zum Flussneunauge gelangen aber auch für das Meerneunauge in der jüngeren Vergangenheit regelmäßig Nachweise in der Weser (BIOCONSULT 2008).

Das FFH-Gebiet „Weser bei Bremerhaven“ ist für beide Neunaugenarten insbesondere als Wander-gebiet, eingeschränkt wahrscheinlich auch als Winterruhegebiet und während der Zeit bis zum Laich-aufstieg auch als Nahrungsgebiet von Bedeutung.

Ab 1960 wurde die Finte in den Fangstatistiken der Weser gar nicht mehr aufgeführt (vgl.

SCHUCHARDT et al. 1985). Als Gründe für die erheblichen Bestandsrückgänge werden der Einfluss von Stoffbelastungen/Wasserverschmutzung, erfolgte Strombaumaßnahmen, Gewässerzerschnei-dung sowie hohe Verluste durch Kühlwasserentnahmen genannt. In jüngerer Vergangenheit zeigen Untersuchungsergebnisse eine (beginnende) Zunahme der Bestände z.B. in der Weser an (SCHULZE

& SCHIRMER 2005, BIOCONSULT 2006, 2008, 2009b). In den vergangenen Jahren trat die Finte im mesohalinen Bereich der Außenweser im Frühjahr / Frühsommer (Mai – Juni) zur Hauptwanderzeit teilweise in großen Zahlen auf (BREMENPORTS CONSULT 2005).

Neben der auch für Neunaugen relevanten Transitfunktion, fungieren die Ästuare als Reproduktions-, Aufwuchs- und Nahrungsareal.

Die Beurteilung des FFH-Gebiets für die genannten Arten ist in Tab. 8 wiedergegeben und wird als weiterhin zutreffend angesehen.

Tab. 8: Beurteilung der Anhang II – Arten gem. Standarddatenbogen (Stand Mai 2012).

Flussneunauge (Lampetra fluviatilis) Meerneunauge (Petromyzon marinus)

Finte (Alosa fallax)

Population B entspricht: R = selten; 2-15% (Popula-tionsgröße im Vergleich zu den Popu-lationen im ganzen Land) *

A entspricht: 501-1000; 15-100% (Popu-lationsgröße im Vergleich zu den Po-pulationen im ganzen Land) * Erhaltung C entspricht: durchschnittlicher oder

beschränkter Erhaltungszustand*

C entspricht: durchschnittlicher oder beschränkter Erhaltungszustand*

Isolierung C entspricht: Population nicht isoliert, innerhalb des Verbreitungsgebietes*

C entspricht: Population nicht isoliert, innerhalb des Verbreitungsgebietes*

Gesamt B entspricht: guter Wert* B entspricht: guter Wert*

*: Natura 2000-Standarddatenbogen-Erläuterungen; www.umwelt.bremen.de

5.2.2.3 Sonstige maßgebliche Bestandteile

Zu den Artengruppen, die im FFH-Gebiet für eine naturraumtypische Ausprägung der Lebens-raumtypen 1130 und 1140 charakteristisch sind, gehört insbesondere das Makrozoobenthos im Eu- und Sublitoral. Da der IPMP keine Auswirkungen auf diese Artengruppe entfalten wird, wird auf eine weitere Betrachtung hier verzichtet.

Im Dokument Pflege- und Managementplan Luneplate (Seite 115-119)