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FFH-Gebiet „Unterweser“ (DE 2316-331), hier Teilbereich Tegeler Plate

Im Dokument Pflege- und Managementplan Luneplate (Seite 121-126)

5.3.1 Allgemeine Charakterisierung

Das zweigeteilte, in der Unter- und der Außenweser gelegene niedersächsische FFH-Gebiet um-schließt das FFH-Gebiet „Weser bei Bremerhaven“. Es beginnt bei W-km 40,2 in Höhe von Brake und reicht flussabwärts bis auf Höhe Blexen / Neues Lunesiel (etwa W-km 63,5). Entsprechend der Lan-desgrenze Bremen/Niedersachsen, die zwischen Nordenham und Blexen in etwa in Flussmitte ver-läuft, ist in diesem Flussabschnitt nur die westliche Hälfte der Weser Teil des FFH-Gebietes (vgl. Abb.

35).

Das FFH-Gebiet „Unterweser“ steht in funktionalem Zusammenhang mit den FFH-Gebieten „Weser bei Bremerhaven“ (DE 2417-370) und „Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer“ (DE 2306-301).

Das FFH-Gebiet wurde (wie auch das FFH-Gebiet „Weser bei Bremerhaven“) ausgewählt, um die Defizite für den LRT Ästuarien sowie für Meer- und Flussneunauge, Finte und Teichfledermaus im atlantischen Teil Deutschlands zu beheben. Das Gebiet liegt im Brackwasser- und Tideeinfluss. Ne-ben Flachwasserbereichen, Tiefwasserbereichen und der künstlich vertieften Fahrrinne, Brackwas-serwatten und Brackwasserröhrichten tritt schwach salzbeeinflusstes Grünland auf.

Das FFH-Gebiet „Unterweser“ hat eine Größe von insgesamt 3.513 ha; auf den Planungsraum des IPMP entfallen mit dem Süden der Tegler Plate (UE 4.2, 4.3, 4.4) und den vorgelagerten Wattflächen (UE 6.4) lediglich 5,9 % (ca. 206 ha). Anders als beim FFH-Gebiet „Weser bei Bremerhaven“ gehört das Sublitoral der Weser nicht zum Planungsraum des IPMP.

Da es sich um niedersächsische Flächen handelt, ist dieses FFH-Gebiet nicht Bestandteil des NSG Luneplate.

In Verbindung mit dem FFH-Gebiet „Weser bei Bremerhaven“ ist somit das Außendeichsgebiet der Luneplate (inkl. des Tidepolders) vollständig als Gebiet gemeinschaftlicher Bedeutung gemeldet.

Abb. 35: Lage des FFH-Gebiets „Unterweser“ innerhalb des Planungsraumes des IPMP.

5.3.2 Für die Erhaltungsziele maßgebliche Bestandteile

Mit Ausnahme der Fähranleger in Dedesdorf und Sandstedt hat das rechte Weserufer im FFH-Gebiet keine größeren Uferbefestigungen. Es wird wesentlich von Brackwasserwatt, Röhrichten und Sand-stränden gesäumt. Vor allem auf Schlick, sandigem Schlick und auch auf Sand mit dünner Schlickauf-lage tritt ab einer Höhe von ca. 1,2 m unterhalb der MThw-Linie Röhricht des Brackwasserwatts auf.

Landwärts folgt dem meist schmalen saumartig ausgebildeten Strandsimsen-Röhricht das Schilf-Röhricht der Brackmarsch, das sich oberhalb der MThw-Linie über weite Flächen erstreckt. Obwohl in den vergangenen Jahrzehnten die Ausbreitung der landwirtschaftlichen Nutzung und Bebauung zu einer Verringerung der Röhrichtflächen geführt hat, sind auch heute noch Röhrichte, insbesondere Schilf-Röhricht, die Biotoptypen mit der größten Ausdehnung im Vorland. Das linke Weserufer im Stadtgebiet von Nordenham und Brake ist nahezu vollständig durch Uferbefestigungen gesichert.

Innerhalb der Stadtgrenzen von Nordenham befinden sich Sandstrände, die als Stadtbad zu Freizeit-zwecken genutzt werden. Außer der Fahrrinne und dem Fahrwasser liegen im FFH-Gebiet Klappstel-len (K1 bis K5), die im Rahmen der aktuelKlappstel-len Fahrrinnenunterhaltung beschickt werden.

Insgesamt handelt es sich um einen repräsentativen Ästuarbereich, der insbesondere für das Meer- und Flussneunauge sowie für die Finte als Teillebensraum bedeutsam ist. Das FFH-Gebiet liegt

zu-dem im Aktionsradius einer bedeutsamen Teichfledermaus-Population (potenzielles Jagdgebiet) (Standarddatenbogen, Stand: August 2011).

Die Tegeler Plate (UE 4.2 bis 4.4) gehört neben der Kleinensieler Plate (linkes Weserufer, außerhalb des IPMP-Plangebiets) zu den relativ breit ausgebildeten und naturnächsten Vorlandflächen des ge-samten FFH-Gebietes. Zwar nimmt das Plangebiet des IPMP weniger als 6 % der Gesamtfläche des FFH-Gebiets ein, dennoch hat die Tegeler Plate einen großen Anteil an den eu- und supralitoralen Flächen des Gebietes. Die Tegeler Plate stellt die größte zusammenhängende (naturnahe) Röhricht-fläche innerhalb des FFH-Gebietes dar und bietet mit dem Nord- und Südpriel ein verzweigetes Netz an Sub- und Eulitoralflächen.

5.3.2.1 Lebensraumtypen nach Anhang I der FFH-Richtlinie

Im Gebiet vorkommende Lebensraumtypen nach Anhang I der FFH-Richtlinie sind laut Standardda-tenbogen (Stand: März 2008) „Ästuarien“ (1130) und „Magere Flachland-Mähwiesen“ (6510). Inner-halb des IPMP-Planungsraums kommt von den genannten LRT nur der LRT 1130 vor.

Bewertung des LRT „Ästuarien“ im FFH-Gebiet (nach Standarddatenbogen)

Die Ausprägung des Lebensraumtyps im gesamten FFH-Gebiet „Unterweser“ zeigt die nachfolgende Tabelle (Tab. 9).

Tab. 9: Beurteilung des Lebensraumtyps „Ästuarien“ (LRT 1130) gem. der vollständigen Gebietsdaten8 des FFH-Gebiets (Stand August 2011).

Ästuarien

Anteil an FFH-Gebiet rd. 59 % entspricht: 2.085 ha

Repräsentativität C entspricht: mittlere Repräsentativität*

relative Größe im Natur-raum

4 entspricht: über 15% bis zu 50% der Fläche im Bezugsraum befindet sich im Gebiet*

Erhaltungszustand und Wiederherstellungsmög-lichkeit

C entspricht: mittel – schlecht*

Gesamtbeurteilung, Wert des Gebietes für die Erhaltung des LRT

C entspricht: mittel („signifikant“)*

*: Erläuterungen zum Natura 2000-Standarddatenbogen“ (UBA)

Bewertung des LRT „Ästuarien“ im Planungsraum des IPMP

Der in Tab. 9 zitierte schlechte EHZ des Lebensraumtyps „Ästuarien“ bezieht sich auf das gesamte FFH-Gebiet „Unterweser“. Die Tegeler Plate (UE 4.2 bis 4.4) stellt nur einen kleinen Ausschnitt des Gebietes dar, zeigt aber auf relativ kleiner Fläche eine Vielzahl ästuartypischer Strukturen. Eine sepa-rate Betrachtung des EHZ des LRT „Ästurarien“ für das IPMP-Gebiet (bzw. die Tegeler Plate / UE 4.2 bis 4.4) lässt sich wie folgt zusammenfassen und ist in weiten Teilen der Bewertung des IBP Weser (NLWKN & SUBV 2011c) entnommen:

– gedämpfte Tidedynamik bzw. strömungsberuhigte Bereiche sowohl auf der Weser-zugewandten Seite als auch in den Prielarmen der Tegeler Plate

– kontinuierliche Abfolge der Tiefenzonen des Sublitorals

8Die vollständigen Gebietsdaten stellen einen komprimierten Ausdruck der Daten aus dem SDB dar.

– hervorragende Ausprägung des Eulitorals im Bereich der Prielsysteme (NLWKN & SUBV 2011c)

– naturnahe Abfolge der Biotopstrukturen entlang des Weserufers und der Prielarme: (schmales) Sublitoral / Brackwasserwatt / Röhricht des Brackwasserwatts / Röhricht der Brackmarsch / Ru-deralfluren; zusätzlich Lagunen, die nur zeitweilig über Priele/Gräben mit der Weser verbunden sind

– vollständig enthaltene lebensraumtypische Habitatstrukturen

– ein im Verhältnis zum gesamten FFH-Gebiet „Unterweser“ großer Überschwemmungsraum (Uferlinie mehr als 500 m vom Hauptdeich entfernt)

– nationale Bedeutung als Gastvogellebensraum, landesweite Bedeutung als Brutvogellebens-raum)

– der Kernbereich der Tegeler Plate ohne wesentliche Beeinträchtigungen oder Störungen

Die oben genannten Faktoren begründen nach Ansicht der Verfasser einen mindestens guten EHZ des LRT „Ästuarien“ im Bereich der Tegeler Plate.

Weitere Lebensraumtypen nach Anhang I der FFH-Richtlinie

Neben dem oben beschriebenen LRT „Ästuarien“ gehört das der Tegeler Plate vorgelagerte „Vegeta-tionsfreie Schlick-, Sand- und Mischwatt“ (LRT 1140, UE 6.4) zu den maßgebliche Lebensraumty-pen innerhalb des IPMP-Gebietes.

Da dieser Lebensraumtyp nicht im SDB des FFH-Gebietes geführt wird, liegt im Rahmen des SDB auch keine Bewertung vor. Der IBP Weser stuft die Ausprägung dieses LRT im gesamten betrachte-ten Bereich als mittel bis schlecht (C) ein; eine detaillierte, gebietsbezogene Auswertung wurde nicht vorgenommen.

Die Wattflächen des FFH-Gebietes „Unterweser“ im Bereich der Tegeler Plate (UE 6.4) sind die unmit-telbare Fortsetzung der Brackwasserwatten des bremischen FFH-Gebietes „Weser bei Bremerhaven“

(UE 6.3). Hinzu kommen die ausgedehnten Wattbereiche innerhalb des Prielsystems, das die Tegeler Plate mit der Weser verbindet. Die Beurteilung dieser Flächen folgt daher ähnlichen Kriterien wie die Beurteilung des LRT 1140 im nördlich anschließenden FFH-Gebiet (vgl. Kap. 5.2.2). Zusammenfas-send heben sich die Wattflächen der Tegeler Plate besonders durch folgende Standorteigenschaften vor (NLWKN & SUBV 2011c):

– naturnahe, oligohaline Schlickwattfläche von mehr als 100 m Breite entlang des gesamten We-serufers und bis zu 50 m an den Prielen der Tegeler Plate

– die lebensraumtypischen Habitatstrukturen der Brackwasserwatts sind vollständig vorhanden – Beeinträchtigung nur i.S.v. punktueller Verbauung in Form von Steinbuhnen; das gesamte

Prielsystem auf der Tegeler Plate vollkommen ungestört

– Fahrrinne rel. weit vom Eulitoral entfernt (außerhalb des Plangebiets), dadurch geminderte Be-einträchtigung der Hydrologie / Morphologie

– kaum Beeinträchtigungen: nur punktuelle Verbauung (Steinbuhnen im Bereich Neues Pfand (UE 6.2) und Tegeler Plate (UE 6.4)); keine Rohstoff- u./o. Sedimentgewinnung, keine Depo-nien

Die o.g. Argumente können zumindest eine „gute Ausprägung“ (Bewertung B) für den LRT

„Vegetationsfreien Schlick-, Sand- und Mischwatts“ innerhalb des FFH-Gebiets „Unterweser“

begründen.

5.3.2.2 Arten nach Anhang II der FFH-Richtlinie

Im Standarddatenbogen sind mit Meerneunauge (Petromyzon marinus), Flussneunauge (Lampetra fluviatilis), Finte (Alosa fallax), Lachs (Salmo salar) und Teichfledermaus (Myotis dasycneme) fünf Arten nach Anhang II der FFH-Richtlinie aufgeführt.

Die genannten Fische und Neunaugen werden im Folgenden nicht weiter betrachtet, da die Weser nicht Teil des IPMP-Planungsraums innerhalb des FFH-Gebietes „Unterweser“.

Wochenstubenquartiere der Teichfledermaus (Myotis dasycneme) wurden erst in den letzten Jahren in Niedersachsen nachgewiesen. Zwei international bedeutsame Quartiere liegen in Aschwarden und bei Loxstedt-Schwegen. Als Sommerquartiere und Wochenstuben werden Dachzwischenräume von Wohngebäuden genutzt. Winterquartiere sind insbesondere alte Bergbaustollen und Bunker. Die Tiere nutzen Still- und Fließgewässer in einem Radius von ca. 20 km um die Quartiere als Jagdgebiet. Auch die Nutzung der rechten Weserufer durch die Teichfledermaus ist belegt.

Die Beurteilung des FFH-Gebiets „Unterweser“ für den Erhalt der Teichfledermaus ist in Tab. 8 wie-dergegeben und wird als weiterhin zutreffend angesehen.

Tab. 10: Beurteilung der Teichfledermaus gem. der vollständigen Gebietsdaten9 des FFH-Gebiets „Unterweser“ (Stand August 2011).

Teichfledermaus (Myotis dasycneme)

Populationsgröße 51-100

Relative Größe im Naturraum 4 entspricht: über 15% bis zu 50% der Population im Be-zugsraum befindet sich im Gebiet*

Erhaltungszustand und Wie-derherstellungsmöglichkeit

C entspricht: mittel bis schlecht*

Biogeografische Bedeutung h entspricht: Population nicht isoliert, innerhalb des erwei-terten Verbreitungsgebiets (im Hauptverbreitungsge-biet, Ausbreitungslinien oder Wanderstrecken)*

Gesamtbeurteilung der Bedeu-tung des Natura 2000-Gebiets für den Erhalt der Art im Natur-raum

C entspricht: mittel („signifikant“)*

*: Natura 2000-Lesehilfe für „Vollständige Gebietsdaten“.

5.3.2.3 Sonstige maßgebliche Bestandteile

Typische Pflanzen-Zönosen des aquatischen Raums, die im FFH-Gebiet für eine naturraumtypische Ausprägung der Lebensraumtypen bezeichnend sind, sind z.B. benthische Algen und Röhricht-Arten.

Typische faunistische Bestandteile sind benthische Wirbellosen-Zönosen.

5.3.3 Erhaltungsziele und Schutzzweck

Die Erhaltungsziele und der Schutzzweck des FFH-Gebietes „Unterweser“ heben im Wesentlichen auf den Schutz und die Entwicklung der naturnahen Standortfaktoren (Abfolge terrestrischer, eulitoraler und sublitoraler Lebensräume; naturnahe Verhältnisse u.a. bzgl. Tidedynamik, Oberwasserabfluss, Transportvorgänge) und die Erhaltung und Entwicklung eines ökologisch durchgängigen Flusslaufs als (Teil-)Lebensraums für Fische und Neunaugen ab. Spezielle Erhaltungsziele sind des Weiteren für

9Die vollständigen Gebietsdaten stellen einen komprimierten Ausdruck der Daten aus dem SDB dar.

den LRT „Ästuarien“ sowie für die Arten des Anh. II der FFH-Richtlinie Fluss- und Meerneunauge, Finte und Teichfledermaus formuliert.

5.3.4 Folgerungen für den IPMP

Nahezu im gesamten IPMP-Bereich, der als FFH-Gebiet „Unterweser“ ausgewiesen ist, ist eine natür-liche, weitgehend eigendynamische Entwicklung von Brackwasserbiotopen vorgesehen.

Mit dieser Zielvorgabe, die i.R. von Kompensationsmaßnahmen bereits seit vielen Jahren umgesetzt wird, wird dem Erhaltungsziel Schutz und Entwicklung naturnaher Ästuarbereiche Rechnung getra-gen. Gleichzeitig unterstützt die ungestörte Biotopentwicklung die Förderung der Fledermauspopulati-on, indem strukturreiche Ufer als Insektenreservoir langfristig gesichert werden.

Landwirtschaftliche Nutzungen sind bis auf UE 4.4 im Norden der Tegeler Plate nicht vorgesehen.

Auch in Zukunft wird der Schwerpunkt im Bereich Tegeler Plate auf der eigendynamischen Entwick-lung liegen; der IPMP kann hier darüber hinaus lediglich durch Maßnahmen der Besucherlenkung zur Wahrung ungestörter Ästuarbereiche beitragen.

5.4 FFH-Gebiet Teichfledermausgewässer im Raum Bremerhaven / Bremen (DE

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