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Vegetation / Flora

Im Dokument Pflege- und Managementplan Luneplate (Seite 55-58)

4.5 Haupteinheit 1 – Grünland-Graben-Areal Luneplate

4.5.2 Vegetation / Flora

4.5.2.1 Biotopstruktur und Biotoptypen

Aus der Kombination der stauenden Bodenverhältnisse mit den Bodenmodellierungen und den Gra-benstauen ergibt sich im Grünland-Graben-Areal eine hohe Struktur- und Biotopvielfalt. UE 1.1 weist aufgrund der langen Entwicklungszeit strukturreiche Grünlandhabitate mit weitläufigen Flachwasser-bereichen im Winterhalbjahr auf. UE 1.2 ist durch die Ganzjahresbeweidung mit Wasserbüffeln und sehr tief liegenden Bereichen gekennzeichnet, wodurch die Fläche im Winter sehr nass ist und im Frühjahr unterschiedliche Vegetationshöhen aufweist, von bodenoffenen Bereichen bis zu Flächen mit überständiger trockener Vegetation. Die UE1. 3 wird durch einen ehemaligen Sommerdeich begrenzt und ist durch weitläufige Grünlandbereiche mit einem abwechslungsreichen Grabennetz und vielfälti-gen Grabenaufweitunvielfälti-gen und Flachwasserbereichen gekennzeichnet. Die relativ kleine UE 1.4 ist in ihrer Osthälfte durch einen prielartigen verzweigten Graben mit sich anschließenden Flächen großer Strukturvielfalt gekennzeichnet. Zwischen der Verwallung des Zuggrabens und dem Sommerdeich halten sich durch die trogartige Geländeform bis in den Sommer weitläufige Flachwasserbereiche (UE 1.3). Das mit etwa 42 ha kleinste UE 1.5 im Norden des Grünlandbereiches weist relativ kleinräumige Parzellen mit einem hohen Anteil strukturreicher Grabenaufweitungen auf.

In den 2010 kartierten und erst kurz zuvor baulich hergerichteten und seit dem mit Naturschutzaufla-gen bewirtschafteten und stärker vernässten Grünländern der UE 1.2 bis 1.5 ergibt sich eine

dynami-sche Entwicklung der Vegetation, so dass sich zum Bearbeitungszeitraum 2012/2013 bereits mehr oder weniger deutlichen Abweichungen gegenüber dem hier beschriebenen Bestand ergeben haben.

Mit ca. 70 % wird der weitaus größte Teil der Einheit von Grünland eingenommen, das in Abhängigkeit von der Bodenfeuchte im Wesentlichen als Mesophiles Grünland, Flutrasen oder Artenarmes Grün-land ausgebildet ist. Annähernd ein Sechstel der Fläche wurde 2010 noch von Ruderalfluren und ru-deralen Mischbeständen bestimmt. Neben den Gräben und temporär wasserführenden Wiesentüm-peln sind auf der Fläche auch mehrere Kleingewässer zu finden.

Grünland Ruderalflur Gewässer Biotope der Sümpfe und Moore Sonstiges Abb. 15: Verteilung der Biotopstrukturen in HE 1.

Grünlandbiotope

Prägend ist auf annähernd der Hälfte der Grünlandflächen mesophiles Grünland. Im Wesentlichen entspricht es artenärmerem Sonstigem mesophilem Grünland (GMZ), das jedoch auffällige Blühas-pekte zeigt. Als Kennarten mesophiler Grünländer treten vor allem Rot-Schwingel (Festuca rubra), Großer Sauerampfer (Rumex acetosa), Scharfer Hahnenfuß (Ranunculus acris),

Wiesen-Schaumkraut (Cardamine pratensis), Wiesen-Kammgras (Cynosurus cristatus) und Roggen-Gerste (Hordeum secalinum) auf.

Als Intensivgrünland der Marschen (GIM) erfasste Flächen treten zerstreut vor allem im Bereich der sommerbedeichten Flächen (UE 1.3) und der am tiefsten gelegenen Flächen im Norden (UE. 1.5) auf.

Bei einem Großteil dieser Flächen wurden bereits fließende Übergänge zum mesophilen Grünland kartiert. Es ist davon auszugehen, dass sich inzwischen durchgängig mesophiles Grünland auf den ehemals intensiv genutzten Flächen entwickelt hat.

Mit abnehmender Geländehöhe und damit zunehmender Bodenfeuchte kommen die vorgenannten Grünlandbiotope in Vergesellschaftung mit kleinflächigen Flutrasen oder als flutrasenartigen Ausprä-gungen vor. In Senken und periodisch überschwemmten Bereichen gehen sie in Feuchtgrünlandbio-tope in Form von niedrigwüchsigem Sonstigem Flutrasen (GFF) über. In besonders feuchten Berei-chen sind die Flutrasen mit Wasserschwaden-Röhricht (NRW) oder Sonstigem Röhricht (NRZ) verge-sellschaftet oder gehen in Bestände von Schilf- oder Rohrglanzgras-Röhricht (NRS/NRG) über. In den periodisch überschwemmten Grabenaufweitungen sind sie lückig ausgebildet und zum Teil mit feucht-nasser Pioniervegetation sowie lückigen Röhrichten durchsetzt. In besonders lange überstauten Sen-ken und Grabenaufweitungen treten lückige Pionierstadien von Flut- und Trittrasen auf.

Seggen- und binsenreiche Flutrasen (GNF) kommen (bis auf ein kleines Vorkommen auf NE 1.3.13) ausschließlich innerhalb UE 1.1 vor. Innerhalb der Flächen haben sich mehrere kleine Nährstoffreiche Großseggenrieder (NSG) sowie eine als Sonstige nährstoffreicher Sumpf (NSR) kartierte Fläche ent-wickelt. Entlang der Grabenränder und in davon abgehenden Senken haben sich mehr oder weniger breite Schilf-Landröhrichte (NRS) etabliert.

Auf lediglich zwei Parzellen (NE 1.3.3, 1.4.2) wurde besonders artenreiches Grünland mit mehr als 10 Kennarten mesophilen Grünlands sowie Massenbeständen an Roggen-Gerste als Mesophiles Mar-schengrünland mit Salzweinfluss (GMM) identifiziert2. Neben der Roggen-Gerste fehlen aber weitere

2der höhere Anteil von GMM-Flächen vor Umsetzung der Maßnahmen ist auf methodische Unterschiede bei der Kartierung von Biotoptypen zurückzuführen

Kennarten des salzbeeinflussten Marschengrünlands wie Wiesen-Kümmel (Carum carvi), Sardischer Hahnenfuß (Ranunculus sardous) oder Sumpf-Dreizack (Triglochin palustre).

Ruderale und halbruderale Vegetationsstrukturen

Die ruderalen und halbruderalen Biotopstrukturen konzentrieren sich auf die Wasserbüffelweide (UE 1.2): Weite Bereichen der Ganzjahresweide lassen sich aufgrund des Arteninventars nicht eindeutig Grünland-, Acker- oder Ruderalflächen zuordnen und werden daher als Halbruderale Weidefläche (UH/GW) angesprochen. In stark frequentierten Bereichen hat sich teils lückiger, kleereicher Quecken-, Rispengras- und Weidelgras-Wegerich-Trittrasen ausgebildet. In Teilbereichen tendieren die Flächen zu Binsenreichem Flutrasen (UHF/GNF) mit viel Salz- und Zusammengedrückter Binse im Unter-wuchs; aspektbildend sind die Horste des Rohr-Schwingels (Festuca arundinacea). In feuchten Sen-ken und periodisch überschwemmten Bereichen haben sich niedrigwüchsige Flutrasen (GFF) mit Knick-Fuchsschwanz und Kriechender Quecke (Elymus repens) etabliert. Höher gelegene Bereiche sind als Ruderalfluren (UR) mit Rot- und Weißkleedominanzbeständen ausgebildet. Im Sommer 2013 machten Geländebegehungen deutlich, dass die Vegetationsentwicklung der Wasserbüffelweide be-reits in Richtung von Grünlandlebensräumen erfolgt ist.

Neben den halbruderalen Weiden- und Nasswiesenstandorten der Wasserbüffel-Weide (UE 1.2) kommen auch im übrigen Gebiet Biotope der (Halb)ruderalfluren mit größeren Flächenanteilen vor.

Auf höheren Rücken, wurtähnlichen Erhebungen und in Grabennähe ist das Grünland zum Teil mit hohen Anteilen an Brennnesseln oder Disteln ausgebildet und wird zu den Halbruderalen Gras- und Staudenfluren mittlerer Standorte (UHM) gezählt. Bodenfeuchtere Bereiche, in denen zusätzlich Be-stände von Rohrglanzgras und Schilf vorkommen, werden als Halbruderale Gras- und Staudenflur feuchter Standorte (UHF) dargestellt. Die 2012 noch bestehende Verwallung parallel zum Deich, stellt ein Zwischenlager für Kleiboden dar von ausgedehnten Brennnesselbeständen geprägt und als Ru-deralflur frischer Standorte (URF) dargestellt.

Gewässer und Sumpfbiotope

Innerhalb des Grünlandareals bilden die Gräben ein zusammenhängendes System, welches die Be- und Entwässerung der fünf Teilbereiche (UE 1.1 bis 1.5) gewährleistet. Neben der wasserbaulichen Funktion fungiert ein Großteil der Gräben auch als Viehkehre. Um beide Funktionen dauerhaft erfüllen zu können, ist eine regelmäßige Unterhaltung der Gräben notwendig, was die Entwicklung der Gra-benvegetation direkt beeinflusst.

Die zumeist geradlinig verlaufenden Gräben werden überwiegend den Marschgräben (FGM) zugeord-net. Im überwiegenden Teil der Gräben dominiert Tauchblattvegetation. Die Gräben sind meist offen und ohne begleitende hochwüchsige Röhricht- oder Uferstaudensäume. Einige Gräben werden von dichten Säumen von Sumpf-Binse (Eleocharis palustris) begleitet. Lokal treten Wasserschwaden-, Schilf- und Strandsimsen-Röhrichte oder Seggenriede mit Ufer- und Schlanksegge auf. Weitere Gra-bentypen kommen nur in einzelnen Abschnitten vor.

Die mit Abstand häufigsten Arten in den Gräben sind das Ährige Tausendblatt (Myriophyllum spica-tum) und fadenförmige Klein-Laichkräuter. Andere Arten kommen nur vereinzelt in den Gräben vor.

Innerhalb des gesamten Grünland-Komplexes kommen verstreut mehrere kleine naturnahe Stillge-wässer unterschiedlicher Ausprägung vor. Auf der Wasserbüffel-Weide (UE 1.2) befindet sich auf der südöstlichen Parzelle ein offenes Naturnahes Kleingewässer (SEZ) mit Gelber Teichrose (Nuphar lutea) und Korb-Weiden (Salix viminalis) sowie lückigen Schilf- und Wasserschwaden-Röhrichten am Ufer. Auf Fläche 1.1 befinden sich zwei weitere Kleingewässer ähnlicher Größe. Auf den Flächen 1.4 und 1.5 liegen verstreut mehrere kleine, mehr oder weniger stark verlandete Gewässer mit Röhricht-, Binsen- und Flutrasenverlandungsvegetation (VER, VEF). Zum Teil sind diese nicht mehr als offenen Wasserflächen erkennbar und haben sich zu Rohrglanzgras-Landröhricht (NRG) oder Sonstigem nährstoffreichem Sumpf (NSR) entwickelt.

Neben dauerhaften Wasserflächen befinden sich im Gebiet auch mehrere tiefliegende Bereiche, die temporär Wasser führen (Wiesentümpel, STG).

Sonstige Biotope

Der einzig nennenswerte Gehölzbestand im Gebiet befindet sich auf der Wurt, die den Wasserbüffeln als Rückzugsmöglichkeit dient (UE 1.2). Der Altbaumbestand (Baumgruppe, HBE) setzt sich aus Hyb-idpappeln und Eschen zusammen. Am Rand der Büffelweide befinden sich des Weiteren eine Baum-reihe mit Ulme, Erle und Ahorn, zwei Baumgruppen mit Erle und Hybridpappel sowie eine alleinste-hende Weide. Die Tiere tragen durch Verbeißen von Jungaufwuchs und mechanische Verletzung der Gehölzbestände zur Offenhaltung der Landschaft bei.

Außerhalb der Wasserbüffel-Fläche ist das Grünland-Graben-Areal der Luneplate frei von Gehölzen.

4.5.2.2 Gesetzlich geschützte Biotope und FFH-Lebensraumtypen

Ein deutlicher Schwerpunkt potenziell geschützter Biotope liegt auf UE 1.1, deren Entwicklungszeit-raum bereits seit 2006 abgeschlossen ist. Annähernd die Hälfte der Fläche kann den seggen-/binsenreichen Nasswiesen zugeschlagen werden. Hinzu kommen Röhrichte und Sumpf. Auf den anderen Flächen beschränken sich die potenziell geschützten Biotope auf kleinflächige Röhrichte, Sumpf und Binnengewässer. Mesophiles Grünland zählt – unabhängig von seiner floristischen oder ökologischen Bedeutung – nicht zu den gesetzlich geschützten Biotopen.

Alle im Grünland-Graben-Areal dokumentierten geschützten Biotope sind zusammenfassend im An-hang, Tab. A - 9 aufgeführt; eine Darstellung der Flächen erfolgt in Karte 7.

In der Haupteinheit des Grünland-Graben-Areals wurden keine FFH-Lebensraumtypen dokumentiert.

4.5.2.3 Rote-Liste-Arten und Zielarten

In den Jahren 2006, 2010 und 2012 wurden auf den Grünlandflächen bzw. in den Gräben insgesamt zehn Rote-Liste-Arten bzw. Zielarten aufgenommen. Darunter die (im Küstenraum) gefährdeten Arten Kleiner Klappertopf (Rhinanthus minor), Schwanenblume (Butomus umbellatus), Sumpf-Dreizack (Triglochin palustre) und Wiesen-Kümmel (Hordeum secalinum). Bei einer Begehung in 2013 wurden zudem an einem Standort auf NE 1.3.14 vier Exemplare des Moor-Greiskrauts (Tephroseris palustris;

RL 2) identifiziert.

Eine vollständige Liste der erfassten Rote-Liste- und Zielarten findet sich im Anhang, Tab. A - 11.

Die mit Abstand häufigste Art ist die Roggen-Gerste, die mit Ausnahme der neu begrünten Wasser-büffel-Weide (UE 1.2) auf nahezu allen Flächen des Grünland-Areals der Luneplate in hohen Dichten vorkommt. Massenbestände mit z.T. mehr als 10.000 Individuen wurden auf dem Sommerdeich (UE 1.3) und auf fast allen Parzellen der UE 1.4 vorgefunden. Als weitere typische Art des alten, salzbe-einflussten Marschengrünlands kommt Wiesen-Kümmel mit stellenweise mehr als 1.000 Individuen entlang der alten Deichtrasse (zwischen UE 1.4 und 1.5) vor.

Alle weiteren Arten wurden nur vereinzelt im Gebiet dokumentiert.

Im Dokument Pflege- und Managementplan Luneplate (Seite 55-58)