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4.5 Haupteinheit 1 – Grünland-Graben-Areal Luneplate

4.5.3 Avifauna

Das Grünland-Graben-Areal der Luneplate besteht aus strukturreichen weitläufigen Grünlandflächen, die von einem Grabennetz mit Flachwasserbereichen und Grabenaufweitungen durchzogen sind. Der Teilraum bietet attraktive und gut geeignete Bruthabitate für Wiesenbrutvögel sowie Ruhe- und Nah-rungsflächen für Wasser- und Watvogelarten der Ästuare und Küsten. Dabei ist die UE 1.1 als

soge-nannte CT III-Binnendeichsfläche seit mehr als 15 Jahren als wertvoller Brut- und Gastvogellebens-raum etabliert.

4.5.3.1 Brutvögel

Nach aktuellen Untersuchungsergebnissen aus dem Jahr 2012 wurde das etwa 260 ha große Grün-land-Graben-Areal von insgesamt 305 Paaren mit 34 Arten besiedelt (s. Tab. A - 15 im Anh.). Davon stellen die Wiesenvogelarten mit 23% der Arten- und 59% der Revierpaarzahl den größten Anteil.

Darauf folgen Wasservögel und Röhrichtbrüter sowie Brutvögel offener vegetationsarmer Flächen.

Die beiden Wiesenvogelarten Kiebitz und Feldlerche sind mit großem Abstand zu den anderen Brut-vogelarten im Gebiet die häufigsten (vgl. Abb. 16). Auch als weitere häufige BrutBrut-vogelarten folgen mit Ausnahme der Stockente Wiesenbrüter (Rotschenkel, Wiesenpieper und Wiesenschafstelze). Damit machen fünf der acht anwesenden Wiesenvogelarten mit 175 Revierpaaren über 57% des gesamten Brutbestandes im Grünlandbereich aus. Sieben der elf anwesenden Brutvogelarten an Gewässern gehören ebenfalls zu den häufigeren Brutvogelarten mit Dominanzwerten über 1% (vgl. Abb. 16). Die Stockente ist die häufigste Art, gefolgt von Schnatter- und Löffelente. Auch die in Niedersachsen und Bremen vom Aussterben bedrohte Knäkente gehört zu den häufigeren Wasservogelarten auf der Luneplate. Teichrohrsänger und Rohrammer sind die einzigen beiden häufigeren Röhrichtbrüter des Gebietes. Säbelschnäbler und Flussregenpfeifer als Offenlandbrüter sowie das Braunkehlchen als Brutvogel der Ruderalflur zählen ebenfalls dazu.

Abb. 16: Paardominanzen der häufigeren Brutvogelarten mit mehr als 1% Dominanz im Grünlandbereich der Luneplate.

Weitere charakteristische und wertgebende Brutvogelarten im Untersuchungsgebiet sind Austernfi-scher und Sandregenpfeifer sowie Uferschnepfe und Wachtel. Bemerkenswert ist darüber hinaus der Brutverdacht für zwei Revierpaare des in Deutschland vom Erlöschen bedrohten Kampfläufers im Süden der UE 1.4.

Die Wiesenbrüter verteilen sich mehr oder weniger gleichmäßig flächenhaft im Grünland, während Wasservögel und Röhrichtbrüter mehr an die mit höherer Vegetation bewachsenen Graben- und Ge-wässerufer gebunden sind (s. Karte 9). Die Gesamtdichte der Wiesenbrüter liegt im Graben-Grünland-Areal bei 6,6 Revierpaaren / 10 ha. Die artspezifische Verteilung und die entsprechenden unterschied-lichen Dichten in den einzelnen Untereinheiten sind auf Unterschiede in den Biotopstrukturen zurück-zuführen.

So zeigt UE 1.1 aufgrund der langen Entwicklungszeit strukturreiche Grünlandhabitate mit weitläufigen Flachwasserbereichen im Winterhalbjahr. Eine langjährig stabile Kiebitzpopulation kennzeichnet die UE aus. Zudem brüten hier immer wieder in geringer Zahl sehr seltene bzw. bedrohte Watvogelarten wie Uferschnepfe und Bekassine. Für die in Deutschland als Brutvögel extrem seltenen Limikolenar-ten Alpenstrandläufer, Goldregenpfeifer und Kampfläufer gab es bereits Brutzeitfeststellungen.

UE 1.2 ist durch die Ganzjahresbeweidung mit Wasserbüffeln und sehr tief liegenden Bereichen ge-kennzeichnet, wodurch die Fläche im Winter sehr nass ist und im Frühjahr sehr unterschiedliche Ve-getationshöhen aufweist, von bodenoffenen Bereichen bis zu Flächen mit überständiger trockener Vegetation. Eine sehr weitläufige Grabenaufweitung mit flachen Uferbereichen hat sich als besonders attraktives Brutgebiet für Säbelschnäbler entwickelt (s. Karte 9).

Die sommerbedeichte UE 1.3 ist mit etwa 88 ha der größte Teilraum. Alle anderen Untereinheiten weisen Größen zwischen 40 und über 50 ha auf. UE 3 ist durch weitläufige Grünlandbereiche mit ei-nem abwechslungsreichen Grabennetz und vielfältigen Grabenaufweitungen und Flachwasserberei-chen gekennzeichnet. Sie beherbergt von allen Untereinheiten die größte Anzahl an Wiesenbrütern.

Die relativ kleine UE 1.4 wird in ihrer Osthälfte durch einen prielartigen verzweigten Graben mit sich anschließenden Flächen von großer Strukturvielfalt gekennzeichnet. Entsprechend groß ist die Arten-vielfalt der Brutvögel mit Wiesen- und Röhrichtbrütern sowie Wasservögeln, wie z.B. zwei Paaren der vom Erlöschen bedrohten Knäkente. Ein ganz besonderer Teil dieser Fläche liegt im Südosten zwi-schen der Verwallung des Zuggrabens und des Sommerdeiches (s. Karte 9). Durch die trogartige Geländeform in Verbindung mit den Einstaumaßnahmen halten sich hier bis in den Sommer weitläufi-ge Flachwasserbereiche, die einer Vielzahl von Enten und Watvöweitläufi-geln Nahrung und Bruthabitate bie-ten. Dieses nicht direkt geplante und eher zufällig entstandene Produkt der Kompensationsmaßnah-men gehört zu den besten Brutvogelflächen auf der Luneplate. Hier brüten in großer Dichte seltene, anspruchsvolle und gefährdeten Watvogel- und Entenarten, u.a. die vom Erlöschen bedrohten Arten Knäkente und Kampfläufer.

Das mit etwa 42 ha kleinste UE 1.5 im Norden des Grünlandbereiches weist relativ kleinräumige Par-zellen mit einem hohen Anteil strukturreicher Grabenaufweitungen auf, in welchen bereits anspruchs-volle Arten wie Löffelente, Wachtel, Kiebitz und Rotschenkel brüteten.

4.5.3.2 Gastvögel

Das Grünland-Graben-Areal der Luneplate hat seit Jahren eine besondere Bedeutung als Gastvogel-lebensraum für Wasser- und Watvogelarten der Ästuare und der Küstenlebensräume. Einen nachhal-tigen Auftrieb erfuhr diese Bedeutung durch die Realisierung der umfangreichen Kompensationsmaß-nahmen des Landes Bremen seit 1996, was in den letzten Jahren u.a. durch die Bremer Wasser- und Watvogelzählungen seit dem Winter 2007/08 gut dokumentiert ist (z.B. EIKHORST 2012). Schlüssel-faktoren für die große Attraktivität als Gastvogellebensraum sind

 großflächige Flachwasserbereiche durch Überstauungen von Blänken und Grabenaufweitungen vom Herbst bis ins Frühjahr,

 extensive Grünlandbewirtschaftung mit niedriger Vegetation im Winterhalbjahr mit überwiegen-dem Weideanteil,

 Beruhigung der Flächen durch Betretensregelungen und Einstellung der Jagd.

Als Gastvogellebensraum kommen dem Grünland-Graben-Areal der Haupteinheit 1 verschiedene Funktionen zu, die letztendlich die Gesamtbedeutung als Rastgebiet ausmachen:

 Nahrungsflächen für durchziehende und überwinternde Enten- und Watvogelarten (vor allem Grau-, Bläss- und Weißwangengans, Pfeif- und Löffelente, Kiebitz und Goldregenpfeifer),

 Schlafplatz für durchziehende und überwinternde Enten- und Watvogelarten (vor allem Grau-, Bläss- und Weißwangengans, Großer Brachvogel, Kiebitz und Goldregenpfeifer),

 Hochwasserrastplatz für Gastvogelarten, die bei Tideniedrigwasser in den der Luneplate vorge-lagerten Schlickwattflächen der Unterweser nach Nahrung suchen (vor allem Alpenstrandläufer und Großer Brachvogel, Brandgans und Krickente).

Das Grünland-Graben-Areal bietet im Jahreslauf Gastvögeln in großer Artenvielfalt und mit hohen Individuenzahlen Rast- und Nahrungsmöglichkeiten. Zentrale Bedeutung hat dabei die UE 1, die CT III-Binnendeichsfläche, die bereits 1996 als Kompensationsfläche entwickelt wurde. Auf ihr hat sich ein Schlafplatz für Gänse (Weißwangen-, Bläss- und Graugans) und Watvögel (Großer Brachvo-gel, Kiebitz, Goldregenpfeifer) mit internationaler Bedeutung aufgrund der Rastzahlen der Weißwan-gengans (regelmäßig über 10.000 Individuen) entwickelt. Aber auch die angrenzenden Kompensati-onsflächen des Grünland-Graben-Areals zeigen seit ihrer Funktionsübernahme im Jahr 2010 stetig wachsende Gastvogelzahlen.

Durchschnittlich werden über 15 Gänse- und Entenarten, etwa 20 Watvogelarten und sechs Möwenar-ten im Jahreslauf erfasst. Hinzu kommen Grau- und Silberreiher, Löffler, Kormoran und Blässhuhn.

Besonders im Winterhalbjahr suchen verschiedene Greifvogel- und Falkenarten das Grünland-Graben-Areal auf, um es als Jagdrevier zu nutzen. Dazu gehören Seeadler, Kornweihe, Mäuse- und Rauhfußbussard sowie Turm- und Wanderfalke.

4.5.4 Sonstige Fauna

Im Dokument Pflege- und Managementplan Luneplate (Seite 58-61)