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Haupteinheit 7 – Weser

Im Dokument Pflege- und Managementplan Luneplate (Seite 103-107)

Die Weser als Haupteinheit 7 wird nur auf bremischer Seite dem Planungsraum des IPMP zugeschla-gen. Die Haupteinheit grenzt unmittelbar an die Wattflächen an und wird im Wasserkörper durch die Fahrrinne bzw. die Landesgrenze Bremens begrenzt5.

Abb. 33: Lage der Haupteinheit Weser (HE 7).

Die Weser im Planungsraum des IPMP gehört flächendeckend zum FFH-Gebiet „Weser bei Bremer-haven“ (DE 2417-370) sowie zum zukünftigen NSG „Luneplate“.

4.11.1 Strukturprägende Standortfaktoren

Der Weserabschnitt innerhalb des Planungsraumes des IPMP (etwa W-km 54 bis W-km 66) zeichnet sich durch eine entgegengesetzte Krümmung des Flusslaufs auf, bevor er sich nach Norden hin in Richtung Nordsee öffnet.

5 ausschlaggebend ist die weiter landwärts verlaufende Grenze

Als Ergebnis der Krümmungsverhältnisse hat sich am rechten Weserufer eine ausgedehnte Schlick-wattfläche (Weserwatt südlich von Bremerhaven) mit einer rel. gut ausgebildeten Flachwasserzone ausgebildet. Richtung Süden verjüngt sich die Wattfläche aufgrund der Prallhang-Situation, um sich im Bereich Tegeler Plate wieder auszuweiten.

Die Strömungsintensität und der Salzgehalt des Weserabschnitts variiert in Abhängigkeit vom tägli-chen tiderhythmistägli-chen Ein- und Ausschwingen des Weserwassers und den unterschiedlich ausfallen-den Süßwasserzuflüssen.

Geprägt ist die Weser zudem durch ihren Status als Bundeswasserstraße und dem damit verbunde-nen steten Schiffsverkehr und den Unterhaltungsmaßnahmen im Bereich der Fahrrinne.

Da sich der IPMP vorranging auf das Management der terrestrischen bzw. landwirtschaftlich nutzba-ren Flächen bezieht, beschränkt sich die Bestanddarstellung der Haupteinheit (auch bei guter Daten-lage) auf einen kurzen Abriss. Hinsichtlich des Status quo, der rechtlichen Vorgaben und der planeri-schen im FFH-Gebiet Unterweser kann auf den Integrierten Bewirtschaftungsplan (IBP) Weser ver-wiesen werden (NLWKN & SUBV 2011).

4.11.2 Vegetation/Flora

4.11.2.1 Biotopstruktur und Biotoptypen

Die Fließgewässerbiotope der Wesermündung, die bei Niedrigwasser nicht trockenfallen, werden als Sublitoral mit Fahrrinne im Brackwasser-Ästuar (KFR) bezeichnet. Die Fahrrinne selbst, die durch Ausbaggerung stark vertieft ist, gehört nicht mehr zum Plangebiet des IPMP. Dennoch kann das an-grenzende nicht vertiefte Sublitoral (KFRo) von den notwendigen Unterhaltungsbaggerungen und den damit verbundenen Sedimentverwirbelungen bzw. durch veränderte Strömungsbedingungen beein-flusst sein.

4.11.2.2 Gesetzlich geschützte Biotope

Der Weserlauf gehört nicht zu den gesetzlich geschützten Biotopen.

4.11.2.3 FFH-Lebensraumtypen

Die Haupteinheit gehört insgesamt dem LRT 1130 (Ästuarien) an.

4.11.2.4 Rote-Liste-Arten und Zielarten

Der Wasserkörper der Weser ist frei von Wasservegetation. Das Vorkommen von Rote-Liste-Pflanzenarten kann damit ausgeschlossen werden.

4.11.3 Avifauna

4.11.3.1 Gastvögel und Nahrungsgäste

Über Gastvogelarten, die die Wasserflächen der Unterweser im Bereich des Plangebietes aufsuchen, liegen kaum Daten vor. Nach Kenntnis des Verfassers nutzen verschiedene Gänse- und Entenarten sowie Möwen und weitere Wasservogelarten besonders die Wasserflächen randlich bzw. außerhalb der Fahrrinne regelmäßig als Ruhe- und z.T auch als Nahrungsraum. Hinzu kommen gelegentlich

auch schwimmende Watvogelarten wie z.B. Säbelschnäbler. Bei entsprechenden Wetterlagen (starke westliche bis nordwestliche Winde und Stürme) werden auch immer wieder Pelagen wie Sturm-schwalben und Raubmöwen in die Unterweser gedrängt, wo sie kurzfristig ebenfalls die Wasserflä-chen aufsuWasserflä-chen.

Flussseeschwalben, die im Fischereihafen und auf der Alten Weser (s. Kap. 4.7.3.1) brüten, können auf der Unterweser nach Nahrung suchen.

4.11.4 Aquatische Fauna 4.11.4.1 Marine Säuger

Seehunde (Phoca vitulina) kommen sowohl zum Ruhen als auch zur Jungenaufzucht regelmäßig im Weserästuar vor. Zwischen Frühjahr und Herbst nutzen sie die bei Niedrigwasser trockenfallenden Sandbänke der Außenweser als Rast- und Ruheplätze. Bis Ende August können auch Muttertiere mit ihren Jungen auf den Ruheplätzen beobachtet werden.

Die Unterweser wird von der Art zuweilen bis in den Hafenbereich von Bremen hinein als Nah-rungshabitat genutzt. Im gesamten Unterweserverlauf werden regelmäßig Einzeltiere beobachtet.

Die Art gilt in Niedersachsen als potenziell gefährdet (Rote Liste 4, HECKENROTH 1993), im deut-schen Wattenmeer- und Nordseebereich wird er als gefährdet (Rote Liste 3; BENKE & HEIDEMANN 1995) eingestuft. Nach der Roten Liste „of Marine Mammals of the Wadden Sea“ wird sein Gefähr-dungsgrad als „critical“ (entspricht Rote Liste 3) eingestuft (TOUGAARD et al. 1996). Die Art ist im Anhang II der FFH-Richtlinie aufgeführt und gehört zu den besonders geschützten Arten nach BArt-SchV.

Schweinswale (Phocoena phocoena) werden seit einigen Jahren deutlich zunehmend in der Außen- und Unterweser beobachtet. Dies wird auf eine tatsächliche Zunahme der Zahl von in das Ästuar ein-schwimmenden Tieren zurückgeführt. Eine Rolle spielt aber vermutlich auch die Sensibilisierung der Bevölkerung, die vermehrt Beobachtungen meldet.

Nach der Roten Liste der marinen Säugetierarten (BENKE & HEIDEMANN 1995) hat der Schweinswal im Küstenbereich westlich der Elbe den Status 1, „vom Aussterben bedroht“. Auch TOUGAARD et al.

(1996) stufen die Art als „critical“ ein. Schweinswale gehören zu den besonders geschützten Arten nach BArtSchV. Die Art ist in den Anhängen II und IV der FFH-Richtlinie aufgeführt.

4.11.4.2 Fische und Neunaugen

Im Rahmen verschiedener Untersuchungen konnten insgesamt 54 Fischarten im Betrachtungsraum nachgewiesen werden. Besonders hervorzuheben sind die naturschutzfachlich bedeutsamen FFH-Arten (und Rote Liste-FFH-Arten) Meerneunauge (Petromyzon marinus), Flussneunauge (Lampetra fluviati-lis) und Finte (Alosa fallax) sowie die Arten der Roten Liste (Großer Scheibenbauch, Aal, Meerforelle, Große Schlangennadel und Seehase). Der ebenfalls naturschutzfachlich bedeutsame Lachs (Salmo salar) wurde zwar bei den Untersuchungen im Betrachtungsraum nicht nachgewiesen, konnte jedoch bei Untersuchungen weiter stromauf erfasst werden (BIOCONSULT 2012), so dass auch diese dia-drome Art den Betrachtungsraum mindestens im Rahmen des Laichaufstieges als Transitstrecke nutzt.

Für limnische Arten hat der Weserabschnitt im Plangebiet des IPMP keine besondere Bedeutung.

Arten dieser Gilde wurden nur als Einzelfunde nachgewiesen; ihr Hauptverbreitungsgebiet liegt deut-lich stromauf.

Insgesamt wurden 8 diadrome Arten erfasst. Der Lachs als neunte Wanderfischart wurde weiter stromauf nachgewiesen und nutzt damit den Weserabschnitt als Transitgebiet. Die häufigste Art war mit Anteilen von 66 bis 90% der Stint (Osmerus eperlanus). Zu den weiteren regelmäßig in höheren

Individuenzahlen erfassten Arten gehören Finte (Alosa fallax), Flussneunauge (Lampetra fluviatilis) und Dreistachliger Stichling (Gasterosteus aculeatus). Die weiteren erfassten diadromen Arten (Aal, Dünnlippige Meeräsche, Meerneunauge und Meerforelle) wurden nur sporadisch in geringen Indiviu-endichten nachgewiesen.

Hervorzuheben sind die vergleichsweise häufigen Vorkommen von Finte während der Aufstiegs- und vermutlich auch der Abwanderzeiten und Flussneunauge.

Aus der Gilde der ästuarinen Arten wurden insgesamt 10 Arten nachgewiesen. Die häufigste Art war die Sandgrundel. Weiterhin häufig vertreten waren Großer Scheibenbauch (Liparis liparis), Kleine Seenadel (Syngnathus rostellatus) und Flunder (Platichthys flesus). Erwähnenswert sind die in mehre-ren Untersuchungen beobachteten hohen Anzahlen des Großen Scheibenbauchs. Auf der Grundla-ge der zur Verfügung stehenden Daten ist somit davon auszuGrundla-gehen, dass der Weserabschnitt bzw.

Teile davon als Aufwuchsgebiet fungiert. Da von Scheibenbauchlarven keine Migrationen bekannt sind, ist weiterhin von einer Funktion als Dauerlebensraum auszugehen. Im Vergleich zu Daten aus den anderen Ästuaren ist der Große Scheibenbauch im Weserästuar vergleichsweise häufig anzutref-fen (BIOCONSULT 2005a).

Vor allem im Bereich der Wesermündung gehört die Gilde der marinen Arten qualitativ neben der äsu-tarinen Gilde zu den prägenden Gruppen. Insgesamt wurden 11 marin-juvenilen Arten (z.B. Hering Cluphea harengus, Sprotte Sprattus sprattus) und 7 marin-saisonale Arten (z.B. Kleine Seenadel Syngnathus rostellatus, Hornhecht Belone belone) nachgewiesen. Die Arten sind zum ganz überwie-genden Teil durch jüngere Altersgruppen vertreten.

4.11.4.3 Makrozoobenthos

Das Makrozoobenthos des betrachteten Weserabschnitts weist auf Grundlage verschiedener Unter-suchungen ein Artenspektrum von insgesamt 33 Arten auf. Darunter finden sich zwölf Brackwasserar-ten, darunter vier bis fünf Neozoen. Fünf Arten werden nach RACHOR (1998) bzw. RACHOR et al.

(1995) in der Roten Liste geführt. Davon sind zwei Arten als gefährdet eingestuft, die drei anderen Arten weisen einen geringeren Gefährdungsstatus auf. Arten, die im Anhang II der FFH-Richtlinie geführt werden, wurden nicht nachgewiesen.

Insgesamt ist das Makrozoobenthos im Sublitoral überwiegend durch weit verbreitete Arten und zu einem geringen Teil auch durch typische Arten der Brackwasserzone (z.B. Marenzelleria viridis, Coro-phium volutator, Neomysis integer) gekennzeichnet.

4.11.5 Bewertung

– Der im Planungsraum liegende Weserabschnitt liegt außerhalb der vertieften Fahrrinne.

Dadurch blieben hier u.a. natürliche Tiefen mit naturnäheren Übergängen zu Flachwasserberei-chen und WattfläFlachwasserberei-chen erhalten.

– Die Ästuare der Nordsee gehören zwar nicht zum Hauptverbreitungsgebiet der Schweinswale, werden von diesen jedoch nicht gemieden. Der Zeitpunkt der Sichtungen lässt vermuten, dass die Tiere den in den Flussläufen aufsteigenden Wanderfischen folgen und somit diese Areale zur Nahrungsaufnahme aufsuchen. Aus dem gelegentlichen Auftreten von Jungtieren lässt sich ableiten, dass der Raum die für die Jungenaufzucht benötigten Flachwasserbereiche aufweist und eine gewisse Funktion als Aufzuchtgebiet für die Art haben kann.

– Insbesondere aufgrund der (Teil)Lebensraumfunktionen für die ästuarine Fischzönose aber auch aufgrund der Funktion als Transitgebiet für diadrome Arten hat die Weser eine besondere Bedeutung für die Fisch- und Neunaugenfauna.

Im Dokument Pflege- und Managementplan Luneplate (Seite 103-107)