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Haupteinheit 5 – Vorland Luneplate

Im Dokument Pflege- und Managementplan Luneplate (Seite 91-98)

Das „Vorland Luneplate“ umfasst die mit Vegetation bestandenen Außendeichsflächen zwischen dem inzwischen zurückgebauten „Neuen Lunesiel“ im Norden und dem Sturmflutsperrwerk im Süden.

Abb. 28: Lage der Untereinheiten im Vorland Luneplate.

Die Vorlandflächen sind flächendeckend sowohl als FFH-Gebiet („Weser bei Bremerhaven“, DE 2417-370) als auch als Vogelschutzgebiet („Luneplate“, DE 2417-401) ausgewiesen und damit zu 100 % Gebiet gemeinschaftlicher Bedeutung.

Des Weiteren sind die Vorlandflächen der Luneplate Teil des zukünftigen NSG Luneplate.

Abb. 29 zeigt zwei typische Aspekte im Vorland der Luneplate.

Abb. 29: Tidetümpel auf dem Neuen Pfand und Sturmflut im Oktober 2009.

4.9.1 Strukturprägende Standortfaktoren

Die Flächen des Vorlandes sind je nach Geländehöhe unterschiedlich stark dem Tidegeschehen der Weser ausgesetzt. Flächen unterhalb MThw werden täglich von Brackwasser überschwemmt, machen aber nur einen relativ kleinen Anteil aus; Flächen oberhalb MThw werden nur bei höher auflaufenden Tiden mit Brackwasser versorgt. Da die Ufer in diesem Abschnitt des Weserlaufs nicht durch Deck-werk gesichert sind, können sich durch den ungehinderten Wesereinfluss Strukturen mit einer annä-hernd naturnahen Biotopabfolge entwickeln. Die einzige Ufersicherung besteht in zwei Buhnen nahe dem Sturmflutsperrwerk, die in Querrichtung zum Weserstrom die Intensität des Wesereinflusses min-dern.

Die Vorlandflächen der Luneplate setzen sich aus Teilflächen bzw. Untereinheiten mit unterschiedli-cher Geschichte und aktueller Nutzung zusammen. Die zentrale UE 5.2 (Einswarder Plate) besteht zum größten Teil aus Altschilfbeständen, die vor Jahren aufgrund der Aufgabe der Grünlandnutzung entstanden sind. Teile der Untereinheit waren aufgrund ihrer tiefen Lage seit jeher ungenutzt und da-mit Röhrichtflächen. Auf dem sich im Nordosten anschließenden Spülfeld am ehemaligen Lunesiel (UE 5.1) hat sich im Rahmen der Kompensationsmaßnahmen für CT III Röhricht entwickelt (s.

BREMENPORTS CONSULT 2006b). Westlich der Einswarder Plate erstrecken sich die Flächen des Neuen Pfands (UE 5.3), ebenfalls Kompensationsflächen für CT III, die als Mähwiesen extensiv ge-nutzt werden (s. BREMENPORTS CONSULT 2006a). Das sich südwestlich anschließende ehemalige Spülfeld (UE 5.4) dient z.T. als Kompensationsfläche für die Erhöhung des Weser- und Seedeiches in Bremerhaven. Es ist 2012 abgetragen worden, um hier den Tideeinfluss zu erhöhen und die Entwick-lung von Tideröhricht zu initiieren.

4.9.2 Vegetation/Flora

4.9.2.1 Biotopstruktur und Biotoptypen

Die Vorlandfläche der Luneplate ist geprägt durch einen zentral gelegenen, großen zusammenhän-genden Röhrichtbestand (Einswarder Plate). In östlicher und südwestlicher Richtung dehnt sich der Bestand als mehr oder weniger breiter Streifen entlang der Weser über die gesamte Haupteinheit aus.

Je nach Höhenlage der Flächen sind die Bestände als Röhrichte des Brackwasserwatts (unterhalb MThw) oder der Brackmarsch (oberhalb MThw) ausgebildet. Insgesamt nimmt Röhricht ca. 70 % der Vorlandfläche ein.

Vor allem in der südwestlichen Hälfte der Haupteinheit dominieren (zumeist artenarme) Grünlandflä-chen die Biotopstruktur.

Für die Darstellung mussten Daten unterschiedlichen Alters und Methodik kombiniert werden (s. Karte 7a bis c).

Röhricht Grünland Ruderalfluren Salzwiesen Sonstige Abb. 30: Verteilung der Vegetationsstrukturen in HE 5.

Röhrichte

Der zentrale Bereich der Vorlandflächen (Einswarder Plate) wird dominiert von weitgehend ungestör-ten, naturnahen Röhrichtflächen. Unterhalb der MThw-Linie ist ein schmaler Streifen Röhricht des Brackwasserwatts (KBR) mit Schilf (Phragmites australis) sowie kleinflächig mit Salz-Teichsimse (Schoenoplectus tabernaemontani) und Meer-Strandsimse (Bolboschoenus maritimus) ausgebildet.

Im Bereich Neues Pfand (UE 5.3) ragt das Vorland in die Weser und bildet eine ausgeprägte Uferkan-te von mehreren DezimeUferkan-tern Höhe, die durch die Rhizome der RöhrichUferkan-te befestigt wird. Die sich süd-lich und nördsüd-lich anschließenden Ufer sind dagegen von einem sanften Übergang zum Watt hin ge-prägt. Außerhalb des täglichen Tideeinflusses schließt sich in einem großen zusammenhängenden Bestand Schilf-Röhricht der Brackmarsch (KRP) an. Neben Schilf sind dem Bestand

Acker-Gänsedistel (Sonchus arvensis), Spieß-Melde (Atriplex prostata), Strandsimse (Bolboschoenus mari-timus), Salz-Binse (Juncus gerardii), Erz-Engelwurz (Angelica archangelica), Zaunwinde (Calystegia sepium) und weitere Röhrichtgräser beigemischt.

Mehrere Brackwasser-Marschpriele (KPB) entwässern die mit Brackmarsch-Röhricht bestandenen Flächen. Sie münden in einem Hauptarm, der zu beiden Seiten Anschluss an die Wattflächen hat und sich dort als Wattrinne der Ästuare (KBP) fortsetzt. An den Rändern der naturnahen Marschpriele wachsen vermehrt Halophyten wie Strand-Aster (Aster tripolium), Strand-Wermuth (Artemisia mariti-ma) und Strand-Dreizack (Triglochin palustre).

Südlich des Marschpriels wächst innerhalb des Schilf-Röhricht-Bestands auch großflächig Rohrglanz-gras-Röhricht Mischbestand mit Sonstigem Röhricht (KRP/KRZ).

In Richtung Süden setzt sich das Röhricht (ebenfalls in der Abfolge Röhricht des Brackwasserwatts / Röhricht der Brackmarsch) in einem schmalen Streifen bis zum Tidesperrwerk fort. Hier haben in 2012 im Rahmen von Kompensationsmaßnahmen Abgrabungen stattgefunden. Durch die damit verbunde-ne Erhöhung der Überflutungshäufigkeit soll sich das Röhricht der Brackmarsch (KRP) weiter Rich-tung Deich ausdehnen.

Von Rohrglanzgras (Phalaris arundinacea) dominiertes Röhricht ohne Schilf-Röhricht kommt nur an einer Stelle im Süden der Einswarder Plate vor.

Ruderale und halbruderale Vegetationsstrukturen

Im Norden schließen die Röhrichtbestände der Einswarder Plate ein ehemaliges Spülfeld ein. Es grenzt sich in Richtung des Röhrichts durch eine Verwallung ab und liegt deutlich höher als die nord-westlich benachbarten Flächen. Das hier ausgebildete Schilf-Röhricht der Brackmarsch ist aufgrund der geringeren Überschwemmungshäufigkeit und –dauer stark ruderalisiert.

Im zentralen Bereich des ehemaligen Spülfeldes erhöht sich der Anteil an Arten der halbruderalen Gras- und Staudenflur feuchter Standorte (UHF) auf über 50 % und bildet mit dem Schilfröhricht einen Mischbestand (UHF(KRP)). Auffällige Blühaspekte ergeben sich im Sommer durch Arten wie Pastinak (Pastinaca sativa), Krause Distel, Bärenklau (Heracleum sphondylium), Acker-Kratzdistel (Cirsium

arvense), Beinwell und Wiesenkerbel. Eingestreut finden sich auf der zentralen Fläche des ehemali-gen Spülfeldes Einzelbüsche von Schwarzem Holunder (Sambucus nigra) und Weißdorn (Crataegus spec.).

An der Verwallung, die das ehemalige Spülfeld abgrenzt, lagert sich entlang der außendeichs gelege-nen Böschung vermehrt Treibsel in dicken Packungen ab. Die hier entwickelte lückige Ruderalflur frischer bis feuchter Standorte (URF) wird v.a. aus Beständen von Brennnessel und Keil-Melde (Atri-plex prostata) gebildet.

Die Verwallung ist in die Beweidung des Spülfeldes mit einbezogen und wird als ruderalisiertes, ar-tenarmes Grünland dokumentiert (Intensivgrünland der Marschen / Halbruderale Gras- und Stauden-flur feuchter Standorte (GM/UHF)).

Salzwiesen

In den bewirtschafteten Flächen südlich der Röhrichtbestände der Einswarder Plate sind Salzwiesen der Ästuare (KHF) ausgebildet. Als typische Arten treten Rohr-Schwingel (Festuca arundinacea), Einspelzige Sumpfbinse (Eleocharis uniglumis) und Salz-Binse (Juncus gerardii) in höheren Anteilen und meist in deutlich abgegrenzten Herden auf. Weitere Halphyten wie Strand-Dreizack (Triglochin maritimum) oder Salz-Schuppenmiere (Spergularia salina) kommen nur verstreut und v.a. in Grüppen vor. Vereinzelt kommen in länger überstauten Senken Krähenfußblättrige Laugenblume (Cotula coro-nopifolia; RL 3) und Gewöhnlicher Salzschwaden (Puccinellia distans) vor. Der Knollige Fuchs-schwanz (Alopecurus bulbosus; RL 2) hat sich nach Ansiedlung im Rahmen einer Kompensations-maßnahme auf dem Grünland des Neuen Pfands etabliert.

Magerrasen

Auf dem ehemaligen Spülfeld sind zwei Bereiche besonders hoch mit sehr sandigem, nährstoffarmem Substrat aufgespült. Hier wächst auf kleiner Fläche eine Vielzahl typischer Magerrasen-Arten; darun-ter Hasen- und Feld-Klee (Trifolium arvense, T. campestre), Segge (Carex arenaria), Sand-Quendelkraut (Arenaria serpyllifolia), Hopfenklee (Medicago lupulina), Kanadisches Berufkraut (Erige-ron canadensis), Viersamige Wicke (Vicia tetrasperma) und Kleiner Vogelfuß (Ornithopus perpusillus).

Grünland

Das ösltich des ehemaligen Spülfeldes (UE 5.1) bestehende Grünland wird, da es nur von wenigen Wirtschaftsgräsern bestimmt wird als Intensivgrünland der Marschen (GIM) angesprochen. Mit der Ausbreitung von Schilf (und z.T. Kriechquecke) ging in den letzten Jahren die Anzahl von Arten des mesophilen Grünlands zurück, sodass nach aktuellen Erfassungen das Grünland nordwestlich der Einswarder Plate (Neues Pfand, UE 5.3) als artenarmes Extensivgrünland (GIE) eingestuft wurde.

Die im Unterwuchs verbreiteten Pflanzenarten Strand-Dreizack (Triglochin maritimum) und Salz-Binse (Juncus gerardii) weisen darauf hin, dass auf den Flächen ein Brackwassereinfluss besteht. Auf dem überwiegenden Teil der Flächen ist das Grünland schilfreich ausgeprägt.

Sonstiges mesophiles Grünland (GMZ) findet sich auf der weserparallel verlaufenden Spülfeld-Verwallung. Aufgrund des Vorkommens von Roggen-Gerste (Hordeum secalinum) tendiert das Grün-land zu Mesophilem MarschengrünGrün-land mit Salzeinfluss (GMM). Ein größerer zusammenhängender Bestand mesophilen Grünlands wurde in 2008/2009 unmittelbar nördlich an das Tidesperrwerk an-grenzend kartiert. In 2012 fanden hier Abgrabungen statt, die den Tideeinfluss auf Teilen der Flächen erhöhen soll. Neben der Entwicklung von Brackmarsch-Röhricht wird im Übergang zu Sonstigem me-sophilen Grünland mit der Entwicklung von Mesophilem Marschengrünland mit Salzeinfluss (GMM) gerechnet.

Flutrasen-Bestände kommen im Vorland nur vereinzelt in Entwässerungsmulden und Bodensenken vor.

Gewässer

Neben Marschprielen, die das Vorland entwässern (vgl. Abschnitt Röhrichte) befindet sich als weiteres Gewässer nur ein zeitweise trockenfallender Salzreicher Graben mit Schilf-Röhricht-Saum (FGS/KRP) im Vorland. Die Wasseroberfläche ist weitgehend beschattet; Wasserpflanzen sind auch hier nicht entwickelt.

4.9.2.2 Gesetzlich geschützte Biotope

Biotope, die die Kriterien zu gesetzlich geschützten Biotopen erfüllen, konzentrieren sich v.a. auf den zentralen Röhricht-Bestand der Einswarder Plate und die eingebetteten Salzwiesen (vgl. Karte 8).

Röhrichte ziehen sich ebenfalls am gesamten Uferbereich des Vorlandes entlang.

Im Anhang, Tab. A - 9 sind die gesetzlich geschützten Biotope im Vorland Luneplate aufgeführt.

4.9.2.3 FFH-Lebensraumtypen

Das Vorland Luneplate liegt vollständig im Außendeich und wird daher zu 100 % dem LRT 1130 (Ästuarien) gestellt. Weitere Lebensraumtypen der FFH-Richtlinie sind nicht dokumentiert.

4.9.2.4 Rote-Liste-Arten und Zielarten

In den verschiedenen Erfassungsjahren wurden insgesamt 3 landesweit gefährdete Arten (Gelbe Wiesenraute (Thalictrum flavum), Krähenfußblättrige Laugenblume (Cotula coronopifolia), Wiesen-Kümmel (Carum carvi)) sowie eine Art der Vorwarnliste dokumentiert. Zusätzlich wurden in 2012 bei den Untersuchungen im Bereich der CTIIIa-Kompensationsflächen regionaltypische Halophyten auf-genommen.

Die in 2007 kartierten regionaltypischen Halophyten Milchkraut (Glaux maritima) und Strand-Aster (Aster tripolium) wurden durch Röhricht verdrängt und konnten in der aktuellen Kartierung der Flächen in 2012 nicht bestätigt werden.

Der im Vorland wachsende stark gefährdete Knollige Fuchsschwanz (Alopecurus bulbosus) wurde im Rahmen von Umsiedlungsmaßnahmen im Bereich der Luneplate an mehreren Stellen angesiedelt und konnte sich in den nicht zu extensiv als Grünland genutzten Vorländern etablieren und geringfügig ausbreiten. Bei Nutzungsaufgabe, z.B. an vernässten Grabenrändern, wird die Art schnell durch Schilf verdrängt.

4.9.3 Avifauna 4.9.3.1 Brutvögel

Über die Brutvogelsituation der ursprünglichsten Fläche der Haupteinheit 5, der Einswarder Plate, lassen sich aus den aktuellen Daten eines kleinen Teilraumes (BREMENPORTS 2010b) und mittler-weile veralteten Daten von 1998 aus dem zentralen Bereich der Untereinheit (Untersuchungen als Referenzfläche für die Kompensationsmaßnahme Tegeler Plate für CT III – BREMENPORTS CONSULT 2000) Rückschlüsse auf die Brutvogelsituation ziehen. Demnach ist die Einswarder Plate wie die Tegeler Plate überwiegend von Röhrichtbrütern besiedelt. Das Artenspektrum umfasst etwa zehn Arten. Dazu gehören Rohrweihe, Wasserralle, Bartmeise, Feld- und Rohrschwirl, Schilf-, Sumpf- und Teichrohrsänger, Blaukehlchen und Rohrammer (s.a. Tab. A - 18 im Anh.) Weitere Brutvogelarten anderer Lebensraumgilden wie Wasservögel oder Wiesenbrüter kommen hier kaum vor. Über die aktuelle Dichte oder Gesamtpaarzahl auf der Einswarder Plate lassen sich keine Aussagen machen.

Im Spülfeld am ehemaligen Lunesiel siedelten noch im Jahr 2009 15 Arten, davon zwölf Sperlingsvo-gelarten, mit insgesamt 132 Paaren (s. Tab. A - 18 im Anh. und Karte 9), was einer Gesamtsiedlungs-dichte aller Arten von 24,9 Revieren/10 ha entspricht (BIOCONSULT 2009a). Häufigste Arten waren erwartungsgemäß die Rohrsänger, v.a. der Teichrohrsänger mit 37 Paaren schwerpunktmäßig im tidebeeinflussten Außendeichröhricht. Auch die weiteren Rohrsängerarten Sumpfrohrsänger und Schilfrohrsänger sowie die Rohrammer dominierten die Brutvogelgemeinschaft in dieser Teilfläche.

Weitere, für den Bereich der Tideröhrichte an der Unterweser charakteristische Brutvogelarten wie Blaukelchen, Bartmeise und Feldschwirl waren die nächsthäufigen Arten. Die übrigen Schilfbesiedler Rohrweihe, Wasserralle und Rohrschwirl waren jeweils nur mit einem Revier- bzw. Brutpaar vertreten.

Daneben siedelten im trockneren, mit (Holunder-)Gebüschen durchsetzten Röhricht des Spülfeldes auch ansonsten weit verbreitete Arten der halboffenen, gehölzgeprägten Landschaft wie Rabenkrähe, Fasan, Dorngrasmücke, Fitis und Zaunkönig. Wegen seiner Vorliebe für Rohrsänger als Wirtsvögel ist sehr wahrscheinlich auch der Kuckuck Brutvogel dieser Untereinheit.

Auf der anderen Seite der Einswarder Plate auf den Grünlandflächen des Neuen Pfands (UE 5.3) ist von früheren Erfassungen (BREMENPORTS CONSULT 2006a) bekannt, dass die einzigen Wiesen-brüter in diesem Bereich mit relativ geringen Vorkommen von Feldlerche, Wiesenpieper und Schaf-stelze sind. Potenziell durchaus zu erwartende Wiesenlimikolen fehlen vollständig. In randlichen Röh-richtsäumen und –bereichen siedeln die hier üblichen Röhrichtbrüterarten.

Von dem im Rahmen der Kompensationsmaßnahmen zur Hälfte abgetragenen Spülfeld der UE 5.4 liegen seit Durchführung der Maßnahmen noch keine Brutvogeldaten vor. Anzunehmen sind hier zu-nächst Pionierarten wie Säbelschnäbler und Regenpfeifer, die im Laufe der Zeit mit zunehmender Schilfausbreitung von Röhrichtbrütern abgelöst werden. Diese Entwicklung könnte mit Hilfe von ex-tensiver Weidenutzung zu Gunsten der Brutvögel offener Flächen aufgehalten oder zumindest verzö-gert werden.

4.9.3.2 Gastvögel

Für die Einswarder Plate (UE 5.2) und das Spülfeld am ehemaligen Lunesiel (UE 5.1) werden keine Gastvogeldaten erhoben, da dieser überwiegend von Röhricht bedeckte Bereich nicht von Wasser- und Watvögeln genutzt wird. Eine Ausnahme bildet die Wasserfläche des sogenannten Einswarder Priels, der die Einswarder Plate abgrenzt und regelmäßig von Enten als geschützte Rastfläche bei stürmischen Wetterlagen aufgesucht wird. Vom Neuen Pfand gibt es seit dem Jahr 2003 keine weite-ren aktuellen Gastvogeldaten (s. BREMENPORTS CONSULT 2006a). Demnach sind die Untereinhei-ten 5.3 und 5.4 von eher untergeordneter Bedeutung als Gastvogellebensraum. Die Flächen der UE 5.3 wurden in den letzten Jahren nach Kenntnis des Verfassers vor allem während des Winter-halbjahres bei stark auflaufenden Tiden von Gänsen und Enten (vor allem Weißwangen-, Grau- und Blässgans, Stock-, Pfeif- und Krickente) sowie dem Großen Brachvogel in größeren Zahlen (je Art maximal 100 Ind.) aufgesucht. Seit Vollendung der Kompensationsmaßnahmen in der nördlichen Hälf-te der UE 5.4 werden die bei höheren Tiden entsHälf-tehenden Flachwasserbereiche von verschiedenen Wat- und Wasservogelarten, z.T. mit mehreren Hundert Individuen pro Art genutzt. Häufigste Arten sind Brandgans, Krickente, Säbelschnäbler, Kiebitz, Großer Brachvogel, Lach- und Sturmmöwe. Die Attraktivität dieses neu geschaffenen Gastvogellebensraumes wird allerdings ohne Maßnahmen zur Offenhaltung aufgrund des schnell aufwachsenden Röhrichts in Kürze wieder zurück gehen.

4.9.4 Sonstige Fauna 4.9.4.1 Watt-/Limnofauna

Die letzten Daten zur Makrozoobenthoszönose im Vorland der Luneplate gehen auf eine einmalige Beprobung aus dem Jahr 2002 (HBH 2003) zurück. Erfassungen fanden dabei lediglich an einem

Marschpriel der Einswarder Plate statt. Da in diesem Bereich in den letzten Jahren keine wesentli-chen Strukturveränderungen stattgefunden haben, werden diese Daten trotzdem zur Bestandsbe-schreibung herangezogen, da wenige Daten zur Besiedlung derartiger natürlicher Vorlandhabitate vorliegen.

Unter den nachgewiesenen Arten waren nach Roter Liste des deutschen Wattenmeer- und Nordsee-bereichs (WIESE 1995) drei gefährdete Arten (RL 3) und zwei Arten der Vorwarnliste. Nach Roter Liste Deutschland (TRAUTNER et al. 1997) ist die Laufkäferart Bembidion iricolor zudem als stark gefährdet (RL 2) geführt.

Die Endofauna bestand aus einer von Oligochaeten (Wenigborster) dominierten, artenarmen, aber indivudienreichen Zönose. Neben den Oligochaeten traten Corophium volutator, Assiminea grayana sowie Dipterenlarven auf. Die vagile Epifauna wird von Brackwasserarten dominiert, die aus der We-ser in dieses Prielsystem eindringen.

An den Uferstrukturen traten biotopspezifische Brackwasserarten, an Salz gebundene Laufkäferarten (Bembidion fumigatum, B. aeneum, B. iricolor), eurytope Grünlandarten sowie typische Arten von Röh-richtufern (Demetrias monostigma, D. imperialis, Odacantha melanura) auf.

4.9.5 Bewertung

– Besondere Bedeutung hat der große naturnahe zusammenhängende Röhrichtbestand auf der Einswarder Plate, der sich sowohl nach Südwesten als auch nach Nordosten als (z.T. schma-ler) Saum über die gesamte Uferlinie der Haupteinheit erstreckt. Gemeinsam mit den Salzwie-sen und dem Marschpriel der Einswarder Plate bilden sie einen großen Komplex gesetzlich ge-schützter Biotope.

Die Grünlandlächen im Bereich Neues Pfand gehören zu den wenigen landwirtschaftlich ge-nutzten Flächen im Außendeich. Zum Teil werden die Flächen streifenweise zur regionaltypi-schen Reetgewinnung (Reitmahd) genutzt. In den Grünlandbereichen schreitet die Ausbreitung von Schilf stetig fort; gleichzeitig gehen (im Bereich Neues Pfand, UE 5.3) naturschutzfachlich relevante Gefäßpflanzenarten (bes. halophile Arten) zurück, die auf eine Offenhaltung durch angepasste Grünlandnutzung angewiesen sind.

– BIOCONSULT (2009a) ermittelten für das Spülfeld am ehemaligen Lunesiel (UE 5.1) und die vorgelagerten Röhrichtbereiche nach den Kriterien von WILMS et al. (1997) eine lokale Bedeu-tung als Vogelbrutgebiet (wertgebende Arten s.a. Karte 10).

Insgesamt sind die Röhrichtbereiche der Vorlandflächen der Luneplate sicher als wertvolle Vo-gelbrutgebiete einzustufen mit einem hohen Anteil an gefährdeten und anspruchsvollen Arten in zum Teil hohen Dichten. Dagegen sind die Grünlandbereiche des Neuen Pfands mit den drei Sperlingsvogelarten an Wiesenbrütern (Feldlerche, Wiesenpieper und Schafstelze) in zudem für die Luneplate geringer Paarzahl als wenig bedeutendes Vogelbrutgebiet einzuordnen.

– Aufgrund des Mangels an aktuellen systematisch erhobenen Gastvogeldaten ist eine Bewer-tung nach den Kriterien von KRÜGER et al. (2010) als Gastvogellebensraum nicht möglich. Al-lerdings werden die neu geschaffenen Überschwemmungsflächen der UE 5.4 als wertvolle Rastflächen für Wasser- und Watvogelarten eingeschätzt. Von temporärer Bedeutung für Gän-se, Enten und den Großen Brachvogel sind die Flächen der UE 5.3 während der Wintermonate bei hoch auflaufenden Tiden.

– Aufgrund der durchgehenden Röhrichtstrukturen, die die Einwarder Plate gemeinsam mit der Tegeler Plate entlang der Weser aufweist, kann von einer besonderen Bedeutung gerade für Kleinlebewesen ausgegangen werden. Die Röhrichtbereiche sind hier nahezu ungestört entwi-ckelt und bilden so ein zusammenhängendes Verbundsystem, in dem Austauschbeziehungen zwischen verschiedenen Teilgebieten stattfinden können. Zudem befindet sich hier mit Röhricht,

Priel- und Kleingewässerstrukturen sowie Grünland- und Ruderalflächen ein reiches Mosaik an Vegetationsstrukturen, die Habitate für diverse Artengruppen und Entwicklungsstadien bieten.

Im Dokument Pflege- und Managementplan Luneplate (Seite 91-98)