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Vielfalt an Nutzungsmöglichkeiten auf 75 m²

Im Dokument Deutscher Bundestag (Seite 83-86)

Quelle: National Association of City Transportation Officials 2016

2

Busse

4

Bäume

8

Tische

50

Fußgänger

22

Fahrräder

18

Personen

32

Personen

50

Personen

100

Personen

22

Personen

4

fahrende Pkw

4–25

Personen

4,5

parkende Pkw

0

Personen Auf einem Streifen von 3 m × 25 m finden Platz ...

Flächenfaktor Automobil

 Das Pkw-Aufkommen hat einen direkten Einfluss auf die Flächeninanspruchnahme. Flächenschonend wirken die Reduzierung der Bemessungsgeschwindigkeit für den Straßenbau sowie die Mischnutzung von Verkehrsräumen. Voraussetzung hierfür ist die stärkere Harmonisierung von Geschwindigkeiten der unterschiedlichen Verkehrsteilnehmer. Eine allgemeine Reduzierung des Verkehrstempos würde die Mischnutzung von Verkehrsräumen unterstützen und ist Voraussetzung für sogenannte Shared Spaces, bei denen alle Verkehrsarten den Straßenraum gleichberechtigt nutzen. Shared Spaces sind barrierefrei und werden von den Kommunen zunehmend als Chance für die Schaffung neuer Aufenthaltsqualitäten in der Stadt erkannt. In der Altstadt von Schönebeck war die Umgestaltung des Marktplatzes unter Bürgerbeteiligung zum Shared Space zugleich Strategie gegen Leerstand und Verödung. Auch in innerstädtischen Wohnquartieren kann die Idee des Shared Space zur Quali-tätssteigerung des Wohnumfelds beitragen, wie beispielsweise in der Maaßen-straße in Berlin-Schöneberg realisiert.

Die Verbreiterung von Gehwegen, Querungshilfen für Fußgänger, separate Radstreifen auf der Fahrbahn, geordnete Parkstreifen, die Anpflanzung von Bäumen und Beeten sowie die Stärkung aufenthaltsbezogener Nutzungen sind stadtgestalterische Maßnahmen, die das rücksichtsvolle Verhalten unter den Verkehrsteilnehmern unterstützen und das Stadtbild offenkundig verbessern.

Die Stadt Kassel hat für entsprechende Umbauten in der Friedrich-Ebert-Straße den Deutschen Verkehrsplanungspreis 2016 „Kommunale Hauptverkehrsstra-ßen planen und gestalten, Stadt- und GemeindestraHauptverkehrsstra-ßen als Aufenthaltsraum zurückgewinnen!“ der Vereinigung für Stadt-, Regional- und Landesplanung (SRL) gewonnen. Die Straßenbahn und der Kfz-Verkehr wurden auf einer Fläche gebündelt, sodass Raum für breitere Gehwege entstanden ist. Ein Mittelstreifen als Querungshilfe für Fußgänger, durchgängige Radverkehrsanlagen und der barrierefreie Neubau mehrerer Tramhaltestellen vervollständigen den Umbau.

Für die Steigerung der Attraktivität der Stuttgarter Innenstadt für Fußgänger setzt die Verwaltung ebenfalls auf den Rückbau von Verkehrsflächen. 14 Haupt-verkehrswege sollen in der Innenstadt aufgewertet werden, zusätzlich sind 16 sogenannte Flanierrouten geplant. Parkplätze entfallen zugunsten der Außen-gastronomie im Zentrum.

Die Unterbringung des ruhenden Verkehrs nimmt viel Fläche in Anspruch.

Derzeit gehen Experten von ca. 2,5 bis 3 Stellplätzen pro Auto aus, die für den motorisierten Individualverkehr vorgesehen werden. Bei ca. 46 Mio. Autos in Deutschland und einer Stellfläche von ca. 12,5 m²/Pkw nehmen bereits bei einem Stellplatz pro Auto alle stehenden Wagen eine Fläche von 575 km² ein – mehr als die Fläche von Köln (405,01 km²). Bei drei Stellplätzen pro Auto beträgt die dafür in Anspruch genommene Fläche 1.725 km², das entspricht ungefähr der doppelten Fläche Berlins. Die Konzentration von ruhendem Verkehr in Parkhäu-sern und Quartiersgaragen ist eine Möglichkeit, die starke Flächeninanspruch-nahme zu reduzieren. Kommunale Parkleitsysteme helfen, eine hohe Auslastung der Parkhäuser zu fördern. Wenn städtische Verkehrsbetriebe gleichzeitig auch Parkhäuser bewirtschaften, wie beispielsweise in Wiesbaden und Osnabrück, wird zudem eine Querfinanzierung des ÖPNV ermöglicht. Eine Steigerung der Kosten für das Parken im öffentlichen Raum gegenüber Parkhausgebühren, wie sie in Dänemark oder den Niederlanden praktiziert wird, unterstützt ebenfalls die gebündelte Unterbringung des ruhenden Verkehrs in Parkhäusern. Dadurch Neue Qualitäten für

Verkehrsräume

Zwei Drittel der befragten Kommunen beschäftigen sich aktuell mit dem Thema

„Barrierefreiheit im öffentlichen Raum“, rund ein Drittel sieht den Um- und Rückbau von Verkehrsräumen als aktuelle Aufgabe an. Vor allem in Städten mit mehr als 100.000 Einwohnern werden Straßenräume umge-baut bzw. zurückgenommen. K18

Anzahl Personen nach Verkehrsmitteln

Eine Figur entspricht tausend Menschen, die durchschnittlich pro Stunde auf einem 3,5 m breiten Verkehrsweg befördert werden können

Quelle: Süddeutsche Zeitung; Movum;

Umweltbundesamt 2016

22.000

Straßenbahn

2.000

Pkw

9.000

Linienbus

14.000

Fahrräder

19.000

Fußgänger

20.000

Reisebus

100.000

Zug

79 Baukulturbericht 2018/19 – Die Fokusthemen

entstehen Chancen, ehemaligen Parkraum anderweitig zu nutzen und das Stadt-bild aufzuwerten. In Hannover werden derzeit ehemals Parkplätze und Freiräume an Klagesmarkt und Steintor durch Teilbebauung für Innenentwicklung und durch Begrünung als Aufenthaltsraum zurückgewonnen und aufgewertet, als Maßnahme des Rückbaus der autogerechten Stadt.

Umweltverbund stärken

 Für eine Stärkung des Umweltverbundes sind die Instandsetzung und Sanierung bestehender Infrastrukturen, aber auch deren Neubau und Anpassung erforderlich. In der Bevölkerung werden vor allem mehr Fahrradwege gewünscht. Über 130 Mio. Euro stellte das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) im Jahr 2017 für die Förderung des Radverkehrs bereit. Die Mittel für den Ausbau von Radwegen wurden von 60 Mio. auf insgesamt 100 Mio. Euro pro Jahr aufgestockt. Für Radschnellwege wurden 2017 zusätzlich 25 Mio. Euro bereitgestellt.

Aktuell sind in den großen Städten Radschnellwege oder Fahrradautobah-nen vermehrt im Gespräch. 2015 wurde der Radschnellweg Ruhr (RS 1) eröffnet, der Mülheim an der Ruhr und Essen verbindet. Auf Radschnellwegen können Radfahrer ohne Ampeln und Kreuzungen schneller ans Ziel kommen, eine Alter-native im Berufsverkehr. Die Deutsche Bahn überlegt, in Kooperation mit den Kommunen künftig Bahnseiten- und Wirtschaftswege neben Gleisen für den Fahrradverkehr zu öffnen. Aktuell gibt es dazu ein Projekt für eine Verbindung zwischen Frankfurt und Darmstadt. Berlin prüft derzeit zwölf mögliche Stre-ckenverläufe für Fahrradschnellstraßen, von denen voraussichtlich in einem ersten Schritt drei realisiert werden. Fahrradstraßen, die dem Radfahrer Vorrang gegenüber dem Auto einräumen, sind dagegen schon weiter verbreitet. Die Stadt Karlsruhe, die 2011 als „Fahrradfreundliche Stadt“ ausgewiesen wurde, hat mittlerweile die zwölfte Fahrradstraße im Stadtgebiet eingeweiht. Andere Städte in Europa sind mit ihren Investitionen in die Verkehrsinfrastruktur bereits zukunftsweisender. In Kopenhagen gibt es in fast jeder wichtigen Straße bei-derseits der Autofahrbahn bis zu vier Meter breite Radwege, an vielen Kreuzun-gen können die Radfahrer eiKreuzun-gene UnterführunKreuzun-gen nutzen. Zusätzlich wurden mehrere Fahrradschnellstraßen realisiert. Radfahrer werden per grüner Welle sowohl im Zentrum der Stadt als auch auf Fahrradschnellstraßen mit Kreuzungs-punkten bevorzugt durchgelassen.

Zu einem leistungsstarken Umweltverbund gehört auch der Ausbau öffent-licher Verkehrsangebote. Bund und Länder haben die Regionalisierungsmittel für den Schienennah- und Regionalverkehr ab 2016 um 600 Mio. Euro auf 8 Mrd.

Euro angehoben. Zur Förderung von Bau und Ausbau kommunaler Vorhaben des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) gewährt der Bund den Ländern bis 2019 im Rahmen des Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetzes (GVFG) pro Jahr 333 Mio. Euro.

Die Stadt München informiert die Öffentlichkeit auf ihrer Internetseite

„Gscheid mobil“ zu den Möglichkeiten, Wege in der Stadt durch eine Kombi nation von öffentlichen Verkehrsmitteln, Carsharing-Fahrzeugen und dem Münchener Mietradsystem bewältigen zu können. Wichtig ist, dass Sharing-Angebote an ausgewählten Standorten und Verkehrsknotenpunkten vorgesehen sind und nicht wahllos über den Stadtraum verteilt werden. Sie haben besonders dann einen Mehrwert, wenn sie gezielt mit ÖPNV-Haltestellen kombiniert werden.

Daher wird in dem Förderprogramm Kommunalrichtlinie des Bundes auch die

Zu wenig Fahrradwege ...

Über die Hälfte der befragten Bevölkerung meint, dass es insgesamt an Fahrradwegen in den Städten mangelt. B3

... und viele davon sanierungsbedürftig

49% der befragten Kommunen meinen, der Sanierungsstau bei Radwegen sei (sehr) hoch. K22

Flächeninanspruchnahme verschiedener Verkehrsmittel

Fläche pro beförderter Person in m² Nach Martin Randelhoff 2018

Tram 20 % besetzt

Stadtbahn 20 % besetzt

Stillstand Bus 20 % besetzt

Bus 40 % besetzt

Pkw (durchschnittlich 1,4 Personen)

Fahrrad

Errichtung von verkehrsmittelübergreifenden Mobilitätsstationen zum Beispiel für Fuß- und Radverkehr, Carsharing und ÖPNV finanziell unterstützt. Seit Ende 2017 erhalten Kommunen auch dann eine Förderung, wenn sie bereits vor Antrag-stellung mit den baulichen Maßnahmen begonnen haben. Die Ausnahmeregelung gilt als Sofortprogramm des Bundes zur Verbesserung der Luftqualität in den Städten.

Die neuen Vernetzungsangebote setzen stark auf eine digitale Koordination des Nutzers. Gute öffentliche Angebote und insbesondere der öffentliche Per-sonennahverkehr müssen aber immer auch für sich genommen leistungsfähig und nutzergerecht funktionieren, denn nicht alle Menschen sind so computerfirm oder -affin, dass sie die technischen Möglichkeiten von Smartphones, Tablets und PCs gänzlich ausschöpfen können, und auch eine älter werdende Bevölke-rung setzt der digitalen Mobilität Grenzen.

Im Dokument Deutscher Bundestag (Seite 83-86)