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4.6 Zusammenfassung

5.1.2 Verbleiben im OK-Bereich

Der Ausgangswert, der gemessen wird, wenn Regler-OK erreicht ist, wird mit η˜kOK bezeichnet. Dieser Wert entspricht aber nicht dem (mittleren) Wert ηkOK, den das reale System ohne Mess- und Prozess-rauschen bei der Eingangsgrößeu1,kOK annehmen würde. In Abbildung 5.3 ist beispielhaft gezeigt, dass auch bei einem relativ guten η˜kOK die tatsächliche mittlere AusgangsgrößeηkOK weit außerhalb des To-leranzbandes liegen kann. Würde man bei diesem Beispiel weitere Fertigteile vermessen, so würde sich zeigen, dass der Großteil der folgenden Teile nicht OK bzw.OKist.

ηkOK ηsoll,min η˜kOK ηsoll ηsoll,max

ηsoll,min=ηsollǫOK ηsoll,max=ηsoll+ǫOK

η f{η˜}r(η)

Abbildung 5.3:Zur Erläuterung vonη˜kOK undηkOK

In der Simulation istηkOK bekannt und so lässt sich bei bekannter Verteilung des Rauschens die Wahr-scheinlichkeitpOKbestimmen, mit der ein weiteres vermessenes FertigteilOKist,

pOK=1−P(ηsoll"OK≤ {η˜k|ηkOK}ωrηsoll+"OK).

Diese Wahrscheinlichkeit entspricht den in Abbildung 5.4 markierten Flächen.

Unter Annahme einer Standardnormalverteilung N(0, 1)für das Rauschen ergibt sich (siehe auch An-hang A.1)

pOK= Φ(ηsoll"OK;ηkOK, 1) + (1−Φ(ηsoll+"OK;ηkOK, 1)) bzw. mit den Regelabweichungen2ausgedrückt

pOK= Φ(−"OK;"kOK, 1) + (1−Φ("OK;"kOK, 1)).

2 Es ist zu unterscheiden zwischen"OK, der maximal zulässigen Regelabweichung, und"kOK, der Regelabweichung bei k=kOK.

5.1 Regelziele 45

ηsoll,min=ηsollǫOK ηsoll,max=ηsoll+ǫOK

ηsoll,min ηkOK ηsoll ηsoll,max η

f{η}˜r(η)

Abbildung 5.4:Zur Erläuterung vonpOK

Der WertηkOK ist nicht deterministisch, sondern stellt eine Realisierung der Zufallsvariablen{ηkOK}rdar.

Entsprechend ist auchpOK nur die Realisierung der Zufallsvariablen{pOK}r.

Für einen gegebenen Testfall und Regler kann die sich ergebende Verteilung für {pOK}r simulativ be-stimmt werden. (Durch die Abbruchbedingung „OK?“ ist der Prozess unabhängig von seinen sonstigen Eigenschaften nicht-linear.) Diese Verteilung kann grafisch dargestellt werden, wie beispielsweise in Ab-bildung 5.5.

0 0,1 0,2 0,3 0,4 0,5 0,6 0,7 0,8 0,9 1 0

0,2 0,4 0,6 0,8 1

pOK F{pOK}r(pOK)

Abbildung 5.5:Beispiel für eine (simulativ bestimmte) Verteilungsfunktion von{pOK}r

In dieser Abbildung ist mit den gestrichelten Linien beispielhaft fürpOK=10 %der WertF{p

OK}r(10 %)≈ 0,93 abgelesen. Dies bedeutet, dass in 93 % der simulierten Einrichtvorgänge nach Erreichen von OK maximal 10 % der Fertigteile der Produktionsphase nicht OK sind. Oder andersherum, dass in 7 % der Simulationen nach Erreichen von OK mehr als 10 % der Fertigteile nicht OK sind. Letztere Aussage wird hier durch die GrößepOK,>10%=7 %ausgedrückt. Allgemein wird hier die Größe

pOK,>x%=P({pOK}ωr >x%) =1−P({pOK}ωrx%) =1−F{p

OK}r(x%) (5.6)

zur Bewertung der Verteilung{pOK}r verwendet.

Aus Abbildung 5.5 kann daneben an der gepunkteten Linie auch abgelesen werden, dass in 80 % der Fälle pOK einen Wert zwischen Null und ca. 4 % annimmt. Diese Größe stellt das 80 %-Quantil dar und wird hier mitqOK,80%bezeichnet. Allgemein ist das QuantilqOK,x%über

P({pOK}ωrqOK,x%) =F{p

OK}r(qOK,x%) =x% (5.7)

definiert [STORM, 2001, S. 46].

Diese beiden Größen pOK,>x% und qOK,x% sind geeignet, die Verteilungsfunktion zu bewerten bzw. um Anforderungen an die Verteilung von{pOK}r zu formulieren. So bedeutet

pOK,>1%! 0,02 ,

dass gefordert wird, dass lediglich nach maximal 2 % der Einrichtvorgänge mehr als 1 %OK-Teile in der Produktionsphase gefertigt werden dürfen. Die Forderung

qOK,99%<! 0,01

drückt aus, dass nach (mindestens) 99 % der Einrichtvorgänge dieOK-Quote der Fertigteile maximal 1 % betragen darf.

Die „Maximalforderung“ nach keinenOK-Teilen kann durchpOK,>0%=!0bzw.qOK,100%=!0ausgedrückt werden.

Festlegung vonkOK

Der „Zeitpunkt“kOKbezeichnet jenen Anlauf, der ohne weiteren Stopp in die Produktionsphase übergeht.

Standardmäßig wird hierbei der Fall betrachtet, dass der Einregelvorgang wie in Abbildung 2.4 gezeigt abläuft.

Wird demnach ein vermessenes Fertigteil als OK bewertet, so muss ein weiterer Anlauf durchgeführt werden, da die Maschine zwischenzeitlich angehalten wurde. Bei diesem Anlauf wird auch wieder eine Korrektur der Stellgröße durch den Regler vorgenommen. Dieser (weitere) Anlauf wird hier standard-mäßig alskOK angesehen.

Allgemeiner könnte aber auch die Fertigung (grundsätzlich, oder zumindest beim letzten Schritt) nicht mehr angehalten werden. Oder es könnten noch bei laufender Maschine Nachführungen der Stellgröße vorgenommen werden.

Bezeichnet man den Schritt, bei dem ein Fertigteil erstmals als OK vermessen wurde, mit kOK, so kann allgemeiner

kOK=kOK+ ∆kOK (5.8)

betrachtet werden.∆kOK ist dabei in der Regel eins, wenn nicht explizit anders bestimmt.

Systematische Grenzen der Regelgüte

Minimal erreichbarespOK

Der Wert fürpOKist minimal, wennηkOK=ηSollbzw."kOK =0ist. Dieser Wert hängt von der OK-Toleranz und dem Rauschen ab. In Abbildung 5.6 ist das minimal erreichbare pOK über der zulässigen Toleranz

"OK aufgetragen. Bei einer Toleranzgrenze von"OK=2wäre ein minimales pOK von 4,5 % zu erreichen, bei"OK=3wärepOK bestenfalls 0,25 %.

Minimal erreichbarespOKunter Rauschen

Das gerade bestimmte pOK,min gibt die absolute untere Grenze an. Durch das Prozessrauschen, das sich durch die Regelung auch auf"k überträgt, wird"kOK aber niemals (sicher) Null sein, so dass dieser Wert nie erreicht werden wird. In diesem Abschnitt werden daher Grenzen angegeben, für die das Rauschen berücksichtigt wird.

Dazu wird zunächst die Frage betrachtet, welche Abweichung |"k|max maximal zulässig ist, um eine bestimmte AusschussquotepOK,maxbei gegebenen"OK nicht zu übertreffen. D. h. es wird

P(|{"˜k}ωr |> "OK)≤! pOK,max

5.1 Regelziele 47

2 3 4 5 0 %

1 % 2 % 3 % 4 % 5 %

ǫOK pOK,min

Abbildung 5.6:Minimal erreichbares pOK

betrachtet. Es gilt hierbei{"˜k}ωr ={|"k|maxnk}ωr , und damit istE{"˜k}r=|"k|max undVar{"˜k}r=1. Geht man von einer Normalverteilung aus, so führt dies auf

1− Φ("OK; |"k|max, 1)−Φ(−"OK; |"k|max, 1)

| {z }

P(|{˜"k}ωr|≤"OK)

! pOK,max, (5.9)

was numerisch nach|"k|maxaufgelöst werden kann.

In Abbildung 5.7 sind die sich ergebenden Kurven für verschiedene Werte von pOK,max dargestellt. Aus diesen lässt sich beispielsweise ablesen, dass bei einer „Schwankungsbreite“ von|"k|max =2und einem pOK,max=2,5 %die Grenze"OKmindestens 4 betragen muss. BeipOK,max=0,1 %liegt diese Grenze schon bei 5.

2 3 4 5 6 7

0 1 2 3 4 5

"OK

|"k|max

pOK,max=35 % pOK,max=2,5 % pOK,max=1,0 % pOK,max=0,1 %

Abbildung 5.7:Maximal zulässige Abweichung|"k|max

Geht man von einer mittelwertfreien Normalverteilung von {"kOK}r aus, so kann leicht das Intervall [−|"|max,x%, |"|max,x%] bestimmt werden, innerhalb dem x% aller Werte "kOK liegen.3 Mit dem Wert

|"|max,x%kann dann aus Abbildung 5.7 bei gegebenem"OK der Wert des QuantilsqOK,x%abgelesen wer-den. Da{"kOK}rim Allgemeinen nicht mittelwertfrei ist, stellt dieser Wert eine untere Grenze für den sich tatsächlich einstellenden Wert dar.

3 |"|max,x%kann durch numerisches Lösen der Gleichung1+2·Φ(|"|max,x%; 0, Var{"kOK}r)x%=0bestimmt werden,

Gl. (A.2).

Als Beispiel wird von"OK=3undVar{"kOK}r=1ausgegangen. Es liegen 99 % der Werte in dem Intervall [−2,58, 2,58]. In Abbildung 5.7 wird |"k|max = 2,6 bei "OK = 3 von der Kurve für pOK,max = 35 % geschnitten. Das bedeutet, dass in 99 % der Einrichtvorgänge ein Wert fürpOKvon maximal 35 % erreicht wird, bzw. dass in 1 % der Fälle der Wert für pOK größer als 35 % ist:qOK,99%≈35 %.

Für das 95 %-, 99 %- und 99,9 %-Quantil sind die erreichbaren Werte über "OK in Abbildung 5.8a aufgetragen.4 Hieraus kann beispielsweise abgelesen werden, dass die Forderung qOK,99%! 2 % bei Var{"kOK}r=1nur erfüllt werden kann, wenn"OK>4,6ist.

3 4 5 6 7

0 % 1 % 2 % 3 % 4 % 5 %

"OK qOK,x%

qOK,95%

qOK,99%

qOK,99,9%

(a)Minimal erreichbare Werte für qOK,x% bei Var{"kOK}r=1

2 3 4 5 6 7

0 % 1 % 2 % 3 % 4 % 5 %

"OK qOK,99%

Var{"kOK}r=1 Var{"kOK}r=0,752 Var{"kOK}r=0,52 Var{"kOK}r=0,252

(b)Minimal erreichbare Werte fürqOK,99%

Abbildung 5.8:Zur Erreichbarkeit vonpOK

Zuletzt ist in Abbildung 5.8b die Abhängigkeit der erreichbaren Werte für qOK,99% von der Varianz Var{"kOK}r dargestellt.5 Hieraus kann z. B. gefolgert werden, dass bei der ForderungqOK,99%!2 %und

"OK=4die Varianz von{"kOK}r maximal0,752betragen darf.

Größen zur Bewertung des Reglers

Die Größen zur Bewertung des Reglers sind in Tabelle 5.1 zusammengefasst. Neben pOK,>x%undqOK,x% sind dort noch der Mittelwert ¯nRS und das Quantil qRS,x% angegeben, welche sich auf die Anzahl der Regelschritte bis Regler-OK beziehen.