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2.4. Neospora-Infektionen bei Hunden

2.4.4. Untersuchungen auf Prädispositionen

In verschiedenen Studien wurde versucht, prädisponierende Faktoren für die Seropositivität gegenüber N. caninum bei Hunden zu ermitteln.

TREES et al. (1993) untersuchten 163 Hunde aus Großbritannien, die Patienten des Small Animal Hospitals der Universität von Liverpool waren, mittels IFAT auf Antikörper gegen N. caninum. Sie untersuchten den Zusammenhang zwischen T.-gondii-spezifischen Antikörpern, Geschlecht, Alter, Fütterung sowie der Anwesenheit anderer Hunde im Haushalt und der Neospora-Seropositivität.

RASMUSSEN und JENSEN (1996) führten eine serologische Studie an 98 Hunden in Dänemark durch. Das Serum wurde im IFAT untersucht. Die Besitzer der Hunde machten Angaben zu Rasse, Geschlecht, Alter, jagdlicher Nutzung des Hundes, Anwesenheit anderer Tiere im Haushalt und zur Fütterung des Hundes.

BARBER et al. (1997b) testeten 300 Hunde aus Belgien im IFAT auf N.-caninum-spezifische Antikörper. Einhundert Hunde waren neurologische Patienten der Universität Gent, 100 Hunde kamen aus der Stadt Gent und weitere 100 Hunde kamen aus der Stadt Antwerpen. Sie untersuchten, ob es einen Zusammenhang zwischen Alter, Rasse oder Geschlecht und der Seropositivität gibt.

SAWADA et al. (1998) untersuchten die Seroprävalenz von N. caninum bei japanischen Hunden mittels IFAT. Dazu nahmen sie Blut von 198 Hunden aus städtischen Regionen, 48 Hunden von Milchviehfarmen und 20 Hunden eines Collie-Züchters, bei dem ein Welpe an Neosporose gestorben war.

CHEADLE et al. (1999) ermittelten die Häufigkeit von N.-caninum-Antikörpern mittels IFAT bei 1077 Hunden mit Verdacht auf eine Neospora-Infektion aus 35 Staaten in den USA und drei Provinzen in Kanada. Sie untersuchten, ob es einen Zusammenhang zwischen Geschlecht oder geographischer Region und der Seropositivität gibt.

In den Niederlanden untersuchten WOUDA et al. (1999b) Blut von 152 Hofhunden und von 344 Hunden aus überwiegend städtischen Regionen auf das Vorkommen von Neospora-Antikörpern mittels ELISA. Sie suchten nach Unterschieden in der Seropositivität zwischen diesen Gruppen sowie nach einem Zusammenhang zwischen Geschlecht oder Alter und der Seropositivität.

In Argentinien testeten BASSO et al. (2001b) 320 Hundeseren auf das Vorkommen von Neospora-Antikörpern mittels IFAT. Einhundertsechzig Seren stammten von Hunden aus Tierkliniken in städtischen Regionen, 125 Seren von Hunden, die auf Milchviehfarmen lebten, und 35 Seren von Hunden, die auf Fleischrinderfarmen lebten. Sie untersuchten, ob es einen Unterschied in der Seropositivität zwischen diesen Gruppen gibt und ob sich das Alter der Hunde auf die Höhe der Seropositivität auswirkt.

PATITUCCI et al. (2001) testeten 201 Hundeseren aus verschiedenen Veterinärkliniken und ländlichen Regionen in Chile im IFAT auf Neospora-Antikörper.

Ferner untersuchten sie den Zusammenhang zwischen Fütterung, Geschlecht, Rasse oder Alter und der Seropositivität.

GENNARI et al. (2002) untersuchten in der Stadt São Paulo in Brasilien Seren von 500 Hunden mit Besitzern und 611 wildlebenden Straßenhunden im DAT auf Antikörper gegen N. caninum und verglichen die Seropositivität dieser beiden Gruppen.

38 2 Literaturübersicht

WANHA (2002) prüfte 1770 Hundeseren aus Österreich im IFAT auf das Vorkommen von Neospora-Antikörpern. Diese 1770 Seren stammten insgesamt aus fünf verschiedenen Quellen: 563 Seren stammten aus der Serothek der I. Medizinischen Universitätsklinik für Einhufer und Kleintiere der Veterinärmedizinischen Universität Wien, 664 Seren stammten aus dem Labor INVITRO, 267 Seren stammten von Hundepatienten der Tierklinik Breitensee, 242 Seren stammten von Hundepatienten der Tierklinik Hollabrunn und 34 Seren stammten aus der Bundesanstalt für Veterinärmedizinische Untersuchungen in Graz. In dieser Studie wurde zusätzlich untersucht, ob es einen Zusammenhang zwischen Seropositivität gegenüber N.

caninum und geographischer Region, Quelle des Serums, Geschlecht, Rasse, Alter sowie Seropositivität gegenüber T. gondii gibt.

Aus diesen Studien ergaben sich die nachfolgend beschriebenen Faktoren, die das Auftreten von Infektionen mit N. caninum beim Hund beeinflussen können.

2.4.4.1. Alter

Es gibt Studien, in denen das Vorkommen von Antikörpern gegen N. caninum in keinem Zusammenhang mit dem Alter des Hundes steht (TREES et al. 1993, RASMUSSEN u. JENSEN 1996, PATITUCCI et al. 2001). Andere Autoren gelangten zu dem Ergebnis, dass die Seroprävalenz bei älteren Hunden höher ist als bei jüngeren (BARBER et al. 1997b, SAWADA et al. 1998, WOUDA et al. 1999b, BASSO et al. 2001b, WANHA 2002).

2.4.4.2. Rasse

Viele Autoren fanden keinen Hinweis auf eine Rassenprädisposition (TREES et al.

1996, BARBER et al. 1997b, CHEADLE et al. 1999, WOUDA et al. 1999b, PATITUCCI et al. 2001). Auch WOUDA et al. (1999b) fanden keine offensichtliche Rassenprädisposition, sie erwähnten aber, dass bei den positiven Hofhunden Hunde der Rasse Stabyhond und Mischlinge überrepräsentiert waren. BASSO et al. (2001) verglichen reinrassige Hunde und Mischlingshunde. Sie fanden eine Seroprävalenz von 23,9 % bei den reinrassigen Hunden (n=117) und eine Seroprävalenz von 36,1 % bei den Mischlingshunden (n=36). Dieser Unterschied war nicht signifikant.

In verschiedenen Publikationen sind die Rassen der seropositiven Hunde aufgelistet.

Tab. 2.4. zeigt, welchen Rassen die positiven Hunde in den einzelnen Publikationen angehörten. Sofern in den Publikationen quantitative Angaben gemacht wurden, sind diese mit aufgeführt.

Tab. 2.4. Hunderassen, bei denen Antikörper gegen N. caninum nachgewiesen wurden

Rasse Referenz

Mischling, Border Collie, Boxer, Dalmatiner, Dobermann, English Bullterrier,

Jack-Russell-Terrier, Labrador, Pudel, Deutscher Schäferhund, Yorkshireterrier TREES et al.

(1996) Belgischer Schäferhund (Malinois), Belgischer Schäferhund (Tervueren), Bouvier, Boxer, Collie, Foxterrier, Französische Bulldogge, Deutscher Schäferhund, Deutscher Vorstehhund, Kleiner Münsterländer, Keeshond, Labrador Retriever, Zwergschnauzer, Pekinese, Pudel, Pyrenäenberghund, Bernhardiner, Yorkshireterrier (je 1 Hund)

BARBER et al.

(1997b)

Basset (1/13), Boxer (9/29), Golden Retriever (1/52), Labrador Retriever (8/68),

Pudel (2/19), Springer Spaniel (1/13), Mischlinge (2/81) CHEADLE et al.

(1999) Airdaleterrier (1/8), Amerikanischer Staffordshire-Terrier (1/2), Beagle (2/18),

Berner Sennenhund (3/28), Boxer (2/15), Cairn-Terrier (1/4), Cockerspaniel (2/60), Collie (1/11), Dackel (5/88), Deutsch Kurzhaar (1/9), Deutscher Schäferhund (2/154), Hovawart (2/6), Jagdterrier (1/7), Kleiner Pyrenäenschäferhund (1/2), Kuvasz (1/5), Labrador Retriever (1/22), Leonberger (2/10), Pit-Bullterrier (1/3), Pointer (1/4), Rhodesian Ridgeback (1/3), Rottweiler (1/31), Yorkshireterrier (1/68)

WANHA (2002)

2.4.4.3. Geschlecht

Die meisten Studien konnten keinen Zusammenhang zwischen dem Geschlecht und dem Vorkommen von Neospora-Antikörpern feststellen (TREES et al. 1993, RASMUSSEN u. JENSEN 1996, BARBER et al. 1997b, SAWADA et al. 1998, CHEADLE et al. 1999, PATITUCCI et al. 2001, WANHA 2002). Auch in zwei Übersichtsartikeln wird die Aussage gemacht, dass es unbekannt ist, ob es eine Geschlechtsprädisposition für die Neosporose gibt (DUBEY u. LINDSAY 1996, DUBEY 2003). Nur bei einer Studie von WOUDA et al. (1999b) in den Niederlanden lag die Seroprävalenz bei weiblichen Hunden signifikant höher als bei männlichen Hunden.

2.4.4.4. Fütterung

Einige Studien konnten keinen Zusammenhang zwischen der Seroprävalenz und der Fütterung der Hunde feststellen (TREES et al. 1993, RASMUSSEN u. JENSEN 1996).

Dagegen fanden PATITUCCI et al. (2001) einen deutlichen Unterschied zwischen der Seropositivität von Hunden, denen rohes Fleisch gefüttert wurde, und Hunden, die kein rohes Fleisch erhielten. Es waren 29,5 % der ersten Gruppe und nur 7 % der zweiten Gruppe seropositiv [Odds ratio (OR) = 2,613].

40 2 Literaturübersicht

2.4.4.5. Jagdliche Nutzung

RASMUSSEN und JENSEN (1996) fanden keinen Zusammenhand zwischen dem Vorkommen von Antikörpern und der Verwendung der Hunde zur Jagd.

2.4.4.6. Haltungsbedingungen

In der Studie von TREES et al. (1993) zeigte sich keine Beziehung zwischen dem Vorkommen von Neospora-Antikörpern und der Anwesenheit anderer Hunde im Haushalt. RASMUSSEN und JENSEN (1996) stellten dagegen eine deutlich höhere Seroprävalenz von N. caninum bei Hunden, in deren Haushalt auch Katzen leben, als bei Hunden ohne regulären Katzenkontakt fest. Sie fanden keinen Zusammenhang zwischen der Anwesenheit von Kühen und Schweinen und dem Vorkommen von Antikörpern gegen N. caninum. Andere Studien fanden bei Hunden mit Kontakt zu Rindern eine deutlich höhere Seroprävalenz als bei Hunden aus städtischen Regionen (SAWADA et al. 1998, WOUDA et al. 1999b, BASSO et al.

2001b). PATITUCCI et al. (2001) stellten bei Hunden aus ländlichen Regionen eine N.-caninum-Seroprävalenz von 26 % fest, wohingegen Hunde aus städtischen Regionen eine Seroprävalenz von 12,5 % aufwiesen (OR=2,45). In der Untersuchung von WANHA (2002) lag die Seroprävalenz in Wien signifikant niedriger als in den übrigen Bundesländern Österreichs. GENNARI et al. (2002) fanden eine mit 25 % deutlich höhere Seroprävalenz bei wildlebenden Straßenhunden als bei Hunden mit Besitzern (Seroprävalenz = 10 %). Die Autoren machen keine Aussage zur Signifikanz dieses Ergebnisses.

2.4.4.7. Geographische Region

CHEADLE et al. (1999) ermittelten eine höhere Seroprävalenz bei Hunden aus dem mittleren Westen und den südöstlichen Regionen als bei Hunden aus den übrigen Regionen der USA. Als mögliche Ursachen hierfür nennen sie klimatische Faktoren wie Feuchtigkeit und Temperatur. So zeigten LINDSAY et al. (1999a), dass warme, feuchte Bedingungen, wie sie in den südöstlichen Regionen der USA herrschen, für die Sporulation der Neospora-Oozysten optimal sind.

2.4.4.8. Seropositivität gegenüber T. gondii

Es konnte kein signifikanter Zusammenhang zwischen Neospora- und Toxoplasma-Positivität bei Hunden festgestellt werden (TREES et al. 1993, WANHA 2002).